Sitzung Ratsversammlung am 12.06.2008

Protokoll:

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Einladung (erschienen am 06.06.2008)
Protokoll (erschienen am 16.10.2008)
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Landeshauptstadt Hannover - 18.60 - Datum 18.09.2008

NIEDERSCHRIFT

21. Sitzung der Ratsversammlung am Donnerstag, 12. Juni 2008,
Rathaus, Ratssaal

Beginn 15.00 Uhr
Ende 18.40 Uhr
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Anwesend:
(verhindert waren)

Oberbürgermeister Weil
Bürgermeister Strauch (SPD) - Ratsvorsitzender
Bürgermeisterin Lange (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Bürgermeisterin Dr. Moennig (CDU)
(Ratsfrau Barth) (CDU)
Ratsherr Bergen (SPD)
Ratsherr Bindert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Beigeordnete Bittner-Wolff (SPD) 16.30 - 18.40 Uhr ab TOP 3
Ratsherr Blickwede (SPD)
Ratsherr Bock (SPD)
Ratsherr Böning (WfH)
Ratsherr Borchers (SPD)
Ratsherr Busse (CDU)
Ratsherr Degenhardt (SPD)
Ratsherr Dette (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
(Ratsherr Ebeling) (CDU)
Ratsfrau Edenhuizen (SPD)
Ratsherr Emmelmann (CDU)
Beigeordneter Engelke (FDP)
Ratsherr Fischer (CDU)
Ratsfrau Fischer (SPD)
Ratsfrau Frank (CDU)
(Ratsherr Garbe) (SPD)
Ratsfrau Handke (CDU)
Ratsherr Hanske (SPD) 17.13 - 18.40 Uhr
Ratsherr Hellmann (CDU)
Ratsherr Hermann (SPD)
(Ratsherr Hexelschneider) (FDP)
Ratsherr Höntsch (DIE LINKE.)
Ratsfrau Ike (CDU)
Beigeordnete Jakob (CDU)
Beigeordnete Kastning (SPD)
Ratsherr Kiaman (CDU)
Ratsherr Kirci (SPD)
Beigeordneter Klie (SPD) 15.45 - 18.40 Uhr ab TOP 3
Ratsfrau Dr. Koch (SPD)
Ratsfrau Kramarek (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ratsherr Krstic (DIE LINKE.)
Beigeordneter Küßner (CDU)
Beigeordneter Lensing (CDU)
Ratsherr List (Gruppe Hannoversche Linke)
Ratsherr Löser (SPD)
Ratsherr Lorenz (CDU)
Ratsfrau Lossin (SPD)
Ratsherr Meyburg (FDP)
Ratsherr Mineur (SPD)
Ratsherr Müller (SPD)
Ratsfrau Nerenberg (SPD)
Ratsfrau Neubauer (CDU)
Ratsherr Nikoleit (Gruppe Hannoversche Linke)
Ratsfrau Pluskota (SPD)
Ratsherr Politze (SPD)
Ratsherr Putzke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ratsherr Rodenberg (SPD)
Beigeordneter Schlieckau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ratsfrau Schlienkamp (SPD)
Ratsherr Scholz (CDU)
Ratsherr Seidel (CDU) 16.00 - 18.40 Uhr ab TOP 3
Ratsfrau Seitz (CDU)
Ratsherr Sommerkamp (CDU)
Ratsfrau Studier (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ratsfrau Tack (SPD) 15.25 - 18.40 Uhr zu TOP 1.3.1
Ratsherr Dr. med. Tilsen (FDP)
Ratsfrau Wagemann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ratsfrau Westphely (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Verwaltung:
Erster Stadtrat Mönninghoff
Stadtbaurat Bodemann
Stadträtin Drevermann
Stadtkämmerer Dr. Hansmann
Stadtrat Walter

Tagesordnung:

1. A N F R A G E N

1.1. der CDU-Fraktion zum Niedersächsischen Förderprogramm "Familie mit Zukunft"
(Drucks. Nr. 1321/2008)

1.2. der Fraktion DIE LINKE. zu Aufenthaltsverboten für Jugendliche in der Innenstadt
(Drucks. Nr. 1331/2008)

1.3. der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

1.3.1. zum Sponsoring an Schulen
(Drucks. Nr. 1397/2008)

1.3.2. zum Auftrag "Aktiv gegen ausbeuterische Kinderarbeit"
(Drucks. Nr. 1399/2008)

1.4. der Fraktion DIE LINKE.

1.4.1. zu einem Gutachten zur Verlagerung von Asbestschlamm nach Lahe
(Drucks. Nr. 1430/2008)

1.4.2. zu Kinderunfällen in der Landeshaupstadt Hannover
(Drucks. Nr. 1431/2008)

1.5. von Ratsherrn Böning zu einer Städtepartnerschaft der Stadt Hannover mit einer israelischen Stadt
(Drucks. Nr. 1400/2008)

2. Anträge zu Neu- und Umbesetzungen in verschiedenen Gremien

2.1. Besetzung der Kommission Sanierung Stöcken
(Drucks. Nr. 1522/2008 mit 0 Anlagen)

2.2. Umbesetzung in der Kommission Sanierung Limmer
(Drucks. Nr. 1567/2008)

3. Antrag zum Lokalen Integrationsplan für die Landeshauptstadt Hannover
(Drucks. Nr. 0094/2008 mit 1 Anlage)

3.1. Lokaler Integrationsplan für die Landeshauptstadt Hannover
(Drucks. Nr. 0094/2008 E1 mit 1 Anlage)

3.2. Änderungsantrag der SPD-Fraktion und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
(Drucks. Nr. 0590/2008)

3.3. Änderungsantrag der CDU-Fraktion
(Drucks. Nr. 0597/2008)

3.4. Änderungsantrag der Gruppe Hannoversche Linke
(Drucks. Nr. 0849/2008)

4. Antrag zum 208. Änderungsverfahren zum Flächennutzungsplan Hannover, Teilbereich 208.2: Lahe / Fachmarktansiedlung "Im Ure" Entwurfs- und Auslegungsbeschluss
(Drucks. Nr. 1207/2008 mit 4 Anlagen)

5. Anträge zu Bebauungsplanangelegenheiten

5.1. Bebauungsplan Nr. 961 7. Änderung - Badenstedt- West-
mit örtlicher Bauvorschrift Vereinfachtes Verfahren
Verzicht auf die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss
(Drucks. Nr. 0915/2008 mit 3 Anlagen)

5.2. Bebauungsplan Nr. 1702 - Henriettenstiftung / Wohnungsbau
Beschluss über Stellungnahmen, Satzungsbeschluss
(Drucks. Nr. 1187/2008 mit 4 Anlagen)

5.3. Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 1683 -Tiergartenstraße/ Kronsberger Straße - Bebauungsplan der Innenentwicklung, Auslegungsbeschluss
(Drucks. Nr. 1063/2008 mit 5 Anlagen)

6. Antrag zu Wegebenennung im Stadtteil Burg Anregung gem. § 55c Abs. 5 NGO des Stadtbezirksrates Herrenhausen-Stöcken
(Drucks. Nr. 1254/2008 mit 2 Anlagen)

7. Einleitungsbeschluss für vorbereitende Untersuchungen gem. § 141 BauGB

7.1. im Stadtteil Mühlenberg,
(Drucks. Nr. 0633/2008 mit 1 Anlagen)

7.2. im Stadtteil Sahlkamp
(Drucks. Nr. 0629/2008 N1 mit 1 Anlagen)

8. Antrag zur Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Benutzung der Obdachlosenunterkünfte in der Landeshauptstadt Hannover Kalkulation 2008/2009
(Drucks. Nr. 0854/2008 mit 1 Anlage)

9. Antrag zur Wahl der Vertrauensperson für den Ausschuss zur Wahl der Schöffen
(Drucks. Nr. 1052/2008 mit 2 Anlagen)

10. Antrag zum Antrag der CDU-Fraktion zur Ermäßigung der Mehrwertsteuer bei Gas- und Strompreisen
(Drucks. Nr. 0571/2008)

11. Antrag zum Antrag der Gruppe Hannoversche Linke die Messe- und Flughafenanteile der Landeshauptstadt Hannover nicht zu privatisieren
(Drucks. Nr. 0687/2008)

12. Antrag zum Dringlichkeitsantrag der Gruppe Hannoversche Linke zu Aktivitäten der Friedensbewegung gegen die Mandatsverlängerung in Afghanistan
(Drucks. Nr. 0853/2008)

13. Antrag der Fraktion DIE LINKE. zu einer Aktuellen Stunde zum Thema "Armut in Hannover: Konsequenzen aus dem Armutsbericht der Bundesregierung"
(Drucks. Nr. 1332/2008)

14. A N T R Ä G E der CDU-Fraktion

14.1. zur Verkehrsertüchtigung von Schulkindern und von Senioren durch die Verkehrswacht Hannover e.V.
(Drucks. Nr. 1405/2008)

14.2. zur Unterstützung der organisierten gemeinschaftlichen Autonutzung durch die Landeshauptstadt Hannover
(Drucks. Nr. 1406/2008)

14.3. zu einem Fahrradleihsystem - Möglichkeiten der Einführung
(Drucks. Nr. 1407/2008)

14.4. zur Förderung von Medienkompetenz und Beratung bei Suchtverhalten am PC
(Drucks. Nr. 1408/2008)

14.5. Antrag der CDU-Fraktion auf Akteneinsicht zu aktuellen Vertragsänderungen und evtl. weiteren Vereinbarungen im Zusammenhang mit dem Strandbad Maschsee
(Drucks. Nr. 1578/2008)

15. Anträge zu Grundstücksangelegenheiten

15.1. Grundstücksverkauf
(Drucks. Nr. 0534/2008 N2 mit 2 Anlagen)

15.2. Angebot zum Ankauf eines Gewerbegrundstücks
(Drucks. Nr. 0667/2008 mit 2 Anlagen)

15.3. Verkauf des bebauten Grundstücks Warstraße 15 a
(Drucks. Nr. 1051/2008 mit 2 Anlagen)

15.4. Verkauf eines Grundstücks in Groß-Buchholz
(Drucks. Nr. 1290/2008 mit 2 Anlagen)

15.5. Verkauf eines Grundstücks in Groß-Buchholz
(Drucks. Nr. 1291/2008 mit 2 Anlagen)

16. Antrag zum Betreibervertrag für die Obdachlosenunterkunft Vinnhorster Weg 73 A
(Drucks. Nr. 0432/2008 mit 1 Anlage)

17. Bericht des Rechnungsprüfungsamtes über die Prüfungen der Jahresabschlüsse 2004 bis 2006 sowie der Abschlussbilanz 2007 des Vereins für Freizeitpädagogik und Jugendhilfe Hannover e. V. in Liquidation
(Informationsdrucks. Nr. 0861/2008 mit 1 Anlage)

Ratsvorsitzender Strauch (SPD) eröffnete die Ratsversammlung, stellte die ordnungsgemäße und fristgerechte Versendung der Einladungen sowie die Beschlussfähigkeit des Rates fest und verwies auf die zur heutigen Sitzung nachgereichten Beratungsunterlagen sowie auf die abzusetzenden Beratungsgegenstände.

Beigeordnete Kastning (SPD) bat, Punkt 2.1 der Tagesordnung – Besetzung der Kommission Sanierung -, Drucks. Nr. 1522/2008, abzusetzen.
Einstimmig beschloss der Rat, die Punkte 15 bis 17 der Tagesordnung im nicht öffentlichen Teil der heutigen Ratsversammlung zu behandeln
und erhob gegen die Tagesordnung im übrigen unter Berücksichtigung der dazu zuvor gemachten Ausführungen keine Bedenken.

TOP 1.
A N F R A G E N

TOP 1.1.
der CDU-Fraktion zum Niedersächsischen Förderprogramm "Familie mit Zukunft"
(Drucks. Nr. 1321/2008)

Stadtrat Walter beantwortete die von Ratsfrau Jakob (CDU) vorgetragene Anfrage aus Drucks. Nr. 1321/2008 im Sinne der nachfolgenden Ausarbeitung.

Frage 1:
Wie hoch ist das Fördervolumen für die Stadt Hannover?

Die jährliche Fördersumme pro ZuwendungsempfängerIn errechnet sich in einer Kommune gemäß den „Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von familienfreundlichen Infrastrukturen und zur Verbesserung des Kinderbetreuungsangebotes insbesondere für unter Dreijährige“ nach der vom Niedersächsischen Landesamt für Statistik ermittelten Anzahl der Geburten pro Jahrgang des Vorjahres. Pro geborenem Kind erhalten die Jugendhilfeträger 257 Euro.

Danach steht der Landeshauptstadt Hannover ein Budget von jährlich rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung.


Frage 2:
In welcher Höhe sind Fördermittel bisher in Anspruch genommen worden?

Insgesamt beläuft sich die bewilligte Fördersumme des Landes für das Antragsjahr 2007/2008 auf 587.402 Millionen Euro. Der Stadt Hannover entstehen dafür Kosten der Gegenfinanzierung in Höhe von 751.784 Euro.


Frage 3:
Welche Maßnahmen und Projekte wurden mit den Mitteln des Landes umgesetzt?

Für das Jahr 2007 hatte die Stadt Hannover folgende Maßnahmen beim Land beantragt:

Ø Sprachförderprogramme in Kindertagesstätten:
Dafür wurden vom Land insgesamt 441.534 Euro bewilligt, die Stadt Hannover wendet dafür Kosten in gleicher Höhe auf.

Ø Schaffung von 50 Tagespflegeplätzen:
Vom Land wurden dafür 76.127 Euro bewilligt, die Stadt Hannover wendet weitere 240.510 Euro – mehr als dreimal soviel – zur Umsetzung auf.

Ø Mitfinanzierung der 160-Stunden-Qualifikation von 150 Tagespflegepersonen nach dem DJI Curriculum (Drucksache Nr. 2209/2007):
Die bewilligte Landesfördersumme beträgt 34.740 Euro, die Stadt Hannover wendet dafür Kosten in gleicher Höhe auf.

Ø Elternbildung in Kindertagesstätten:
Für drei Kindertagesstätten als Familienzentren wurden 35.000 Euro vom Land bewilligt, auch hier wendet die Stadt Hannover Kosten in gleicher Höhe auf.

Aufgrund der Bewilligungen wurde mit der Umsetzung der erläuterten Maßnahmen begonnen. Die zuständigen Ratsgremien (Jugendhilfeausschuss und Verwaltungsausschuss) wurden mit den Informationsdrucksachen 0926/2007 und 2228/2007 hierüber in den Einzelheiten informiert.

Nicht bewilligt wurde vom Land dabei die beantragte

Ø Förderung der Schaffung von rund 280 institutionellen Plätzen für unter Dreijährige (Krippe, Krabbelgruppen):
Bei einem Aufwand von rund 1.151.987 Euro Gesamtkosten betrug dabei die beantragte Landesförderhöhe 511.120 Euro. Dieser Antrag wurde vom Land jedoch negativ beschieden mit der Begründung, dass das vorliegende Förderprogramm das Ziel verfolgt, mit einem zusätzlichen Baustein den Ausbau von Tagesmüttermodellen zu fördern. Eine Förderung von Krabbelgruppen sei anders als beim Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder (KiTaG) nicht möglich.

Diese Ablehnung ist insofern verwunderlich, als zum einen die Beantragung der geforderten Bedarfsberücksichtigung in der Stadt Hannover entspricht und zum anderen die – mehrfach verzögerten – Förderrichtlinien des Ministeriums eine Berücksichtigung zunächst möglich erschienen ließen. Nachdem die Förderung von Krippenplätzen aber dennoch abgelehnt wurde, sind ab 2008 zusätzlich beantragt worden:

· 50 zusätzliche Tagespflegeplätze und Weiterführung der 50 Tagespflegeplätze aus dem Antragsjahr 2007/ 2008;
· eine Koordinationsstelle Elternbildung- und beratung;
· zum Thema: Elternbildung / sechs Kitas als Familienzentren und Weiterführung der Elternbildung / drei Kitas als
Familienzentren aus dem Antrag 2007/ 2008;
· Weiterführung der Sprachförderprogramme;
· Erprobung von zwölf Stunden Öffnungszeiten modellhaft in zwei Kitas;
· ein Modell Randzeitenbetreuung Kita/Tagepflege mit rund 100 Plätzen;
· Qualifizierung von weiteren 150 Tagespflegepersonen (160 Stunden nach DJI Curriculum);
· Einrichtung eines Familienservicebüros mit der Kinderbetreuungsbörse connedata;
· Fortbildungsoffensive für ErzieherInnen und Tagespflegepersonen

Mit diesen Teilprojekten werden für die Laufzeit 2008/2009 Landesmittel in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro beantragt. Die Stadt Hannover muss zur Umsetzung der Maßnahmen Mittel in Höhe von 1,7 Millionen Euro aufbringen.

Der Jugendhilfeausschuss wird über die entsprechenden Antragstellungen und die Bewilligungen des Landes zu gegebener Zeit umfassend und in bewährter Weise informiert.


TOP 1.2.
der Fraktion DIE LINKE. zu Aufenthaltsverboten für Jugendliche in der Innenstadt
(Drucks. Nr. 1331/2008)

Stadtkämmerer Dr. Hansmann beantwortete die von Ratsherr Höntsch (DIE LINKE.) vorgetragene Anfrage aus Drucks. Nr. 1331/2008 im Sinne der nachfolgenden Ausarbeitung.

Frage 1:
Wurde die Stadt vorher von der Polizei offiziell über die beabsichtigten Maßnahmen informiert?

Der Polizeipräsident hat Herrn Dr. Hansmann zum 07.05 eingeladen, um ihn über die beabsichtigten Maßnahmen zu informieren. Außerdem hat die Polizeidirektion Mitte im letzten KKP am 20.05. zu dem Thema ausführlich berichtet.
Frage 2:
Halten Sie es nicht für problematisch, dass die staatsbürgerlichen Rechte der betroffenen Personen im Sinne des Artikels 11 des Grundgesetzes, „Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet“, durch willkürliche Polizeimaßnahmen eingeschränkt werden?

Die Polizeimaßnahmen sind aus Sicht der Verwaltung nicht als willkürlich einzustufen.

Frage 3:
Halten Sie Aufenthaltsverbote für das richtige Mittel, um mögliche Gewalt zu vermeiden, oder wird dieses Problem damit nicht nur an andere Orte verlagert?

Nach Aussagen der Polizei werden die Maßnahmen zu gegebener Zeit evaluiert. Es wird jedoch nicht erwartet, dass Problemfälle an andere Orte verlagert werden.

Ratsherr Kristic (DIE LINKE.) fragte, ob es Untersuchungen darüber gebe, wie sich Aufenthaltsverbote auf das Verhalten Jugendlicher insgesamt auswirkten.

Stadtkämmerer Dr. Hansmann antwortete, es wäre zu früh, dazu bereits heute Aussagen zu treffen. Die Polizei habe zugesagt, im KKP entsprechend zu berichten.

Ratsherr Kristic (DIE LINKE.) fragte, ob dieses Modell vorher an anderer Stelle bereits einmal ausprobiert worden sei.

Stadtkämmerer Dr. Hansmann antwortete, hier habe man es mit einer Maßnahme der Polizei zu tun, von der die Stadt informiert worden sei. Man habe es mit Gewalttätern zu tun, die die Polizei in den Griff bekommen wolle. Mittlerweile seien 7 Aufenthaltsverbote verfügt worden.

Oberbürgermeister Weil ergänzte, aus Sicht der Polizei habe man es hier keineswegs mit einem neuen Instrument zu tun; vielmehr sei es bei Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz bereits eingesetzt worden und habe sich bewährt.

Beigeordneter Engelke (FDP) fragte, ob es zutreffe, dass die Fragestellerin lediglich auf einen Teil des Artikel 11 des Grundgesetzes abhebe, während sie Abs. 2 dieses Grundgesetzartikels unberücksichtigt lasse und dass das Handeln der Polizei § 17 Abs. 4 SOG entspreche.

Stadtkämmerer Dr. Hansmann bejahte diese Fragen.

Ratsfrau Fischer (SPD) fragte, ob es zutreffe, dass die Darstellung der Polizei im KKP von allen Anwesenden anerkennend zur Kenntnis genommen worden sei und dass in diesem Gremium keinerlei Anhaltspunkte dafür zu erkennen gewesen seien, dass die Polizei nicht nach Recht und Gesetz handele.

Stadtkämmerer Dr. Hansmann bejahte diese Fragen.

Ratsherr Böning (WfH) fragte, ob die bislang ausgesprochenen Aufenthaltsverbote in Alkoholmissbrauch begründet lägen und ob die Betroffenen sich außerhalb der Wochenenden in den Innenstadt aufhalten dürften.

Stadtkämmerer Dr. Hansmann antwortete, hier gehe es nicht um Alkoholmissbrauch sondern um gravierenderes wie Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoß gegen das Waffengesetz usw.. Das häufig auch Alkoholmissbrauch im Spiel sei, sei unbestritten. Da sich die Probleme weit überwiegend in den Nächten vom Freitag zum Samstag und von Samstag zu Sonntag häuften, werde für diese Zeit ein Aufenthaltsverbot ausgesprochen.

Ratsherr List (Hannoversche Linke) fragte, ob die Verwaltung die rechtlichen Voraussetzungen für das Vorgehen der Polizei für gegeben halte und ob sie sich an die Punkerkartei erinnern könne, die dazu geführt habe, dass der damalige Oberbürgermeister in einem Rechtsstreit unterlegen sei.

Stadtkämmerer Dr. Hansmann antwortete, nach Auffassung der Verwaltung seien die rechtlichen Voraussetzungen für das Handeln der Verwaltung zweifelsfrei gegeben.


TOP 1.3.
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

TOP 1.3.1.
zum Sponsoring an Schulen
(Drucks. Nr. 1397/2008)

Stadträtin Drevermann beantwortete die von Ratsfrau Kramarek (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) vorgetragene Anfrage aus Drucks. Nr. 1397/2008 im Sinne der nachfolgenden Ausarbeitung.

Frage 1
Wie viele Sponsoren – Projekte und welche Formen (finanziell, sachlich und personell) gibt es an Hannovers Schulen?

Der Verwaltung liegen derzeit keine Meldungen über Sponsoringleistungen von Schulen vor. Dies ist auch mit den routinemäßigen Meldungen an das Rechnungsprüfungsamt mitgeteilt worden.

Gelegentlich gibt es Nachfragen von Schulen, die Angebote daraufhin prüfen wollen, ob es sich um Sponsoring handelt oder um Spenden. Bislang war nur das Letztere der Fall. Eine zahlenmäßige Erfassung dieser Nachfragen gibt es nicht.

Vom Rechnungsprüfungsamt wurde im vergangenen Jahr festgestellt, dass einzelne Homepages der Schulen wegen verschiedener Links zu Firmen den Eindruck erweckten, dass Sponsoring in Anspruch genommen worden sei. Diese Schulen sind angesprochen worden und haben die Links entfernt.


Frage 2
Gibt es in der Verwaltung ein Verfahren zum Schulsponsoring und wer verwaltet in diesem Zusammenhang die Mittel (z.B. Verwaltung, Schulleitung, Förderverein)?

Die Schulen sind mit einem Rundschreiben im Jahr 2005 informiert worden, dass Klärungen mit dem Fachbereich Bibliothek und Schule erfolgen müssen, sofern Sponsoringleistungen angeboten werden. Für die Abwicklung wäre die Schule (Schulleitung oder Förderverein) selbst verantwortlich.


Frage 3
Gibt es über die Grundsätze des niedersächsischen Schulgesetzes hinaus zum Sponsoring Regeln, die für die Schulen in Hannover und die Verwaltung gelten?

Sofern von den Schulen eine Sponsoringleistung angenommen werden sollte, finden neben den Regelungen des Nds. Schulgesetzes auch die Richtlinien zum Sponsoring in der Stadt Hannover Anwendung. Dieser Hinweis war ebenfalls im Rundschreiben gegeben worden.


TOP 1.3.2.
zum Auftrag "Aktiv gegen ausbeuterische Kinderarbeit"
(Drucks. Nr. 1399/2008)

Oberbürgermeister Weil beantwortete die von Ratsfrau Westphely (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) vorgetragene Anfrage aus Drucks. Nr. 1399/2008 im Sinne der nachfolgenden Ausarbeitung.

Frage 1:
Wie erfolgt die Umsetzung dieses Antrages in Bezug auf Vergabe, Beschaffung und Ausschreibungen innerhalb der Stadtverwaltung, welche Zertifikate und Siegel werden dabei genutzt?

Mit dem Rundschreiben des Oberbürgermeisters einschließlich der Veröffentlichungen im städtischen Intranet, in dem umfassend über das Thema „Aktiv gegen Kinderarbeit!“ informiert wurde, sind alle Fachbereiche und Betriebe der Landeshauptstadt Hannover angewiesen worden, diesen Beschluss des Verwaltungsausschusses umzusetzen.

Das Rundschreiben enthielt folgende Handlungsanweisungen bzw. Vorgaben:

- Aufträge sollen nur noch an Unternehmen vergeben werden, die ihre Produkte nachweislich frei von ausbeuterischer Kinderarbeit herstellen bzw. herstellen lassen.
- Betroffen sind folgende Produkte aus Asien, Afrika und Lateinamerika: Wohn- und Kleidungstextilien, Spielwaren, Bälle, Natursteine, Billigprodukte aus Holz, verschiedene Agrar- und Fischereiprodukte, Feuerwerkskörper sowie elektronische Produkte.
- Es ist darauf zu achten, dass entsprechende Produkte aus diesen Herkunftsländern mit einem anerkannten Siegel oder von anerkannten Importorganisationen des Fairen Handels nachweislich ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt werden. In dem Rundschreiben wurden dazu das Rugmark-Siegel für Teppiche ohne Kinderarbeit, das TransFair-Siegel für Orangensaft, Tee, Kaffee und Kakao, das FLP-Siegel für Blumen genannt. Anerkannte Importorganisationen sind die gepa, El Puente und Dritte-Welt-Partner Ravensburg.
- Bei Produkten ohne Siegel müssen die anbietenden Unternehmen Eigenerklärungen über die Selbstverpflichtung der entsprechenden Regeln abgeben.

Frage 2:
Wie bemüht sich die Stadtverwaltung im Zuge ihrer Beteiligungen und Eigenbetriebe um entsprechende Aktivitäten gegen ausbeuterische Kinderarbeit?

Rundschreiben des Oberbürgermeisters enthalten verpflichtende Anweisungen und sind gerichtet an alle Fachbereiche und Betriebe der Landeshauptstadt Hannover, darunter auch die Eigenbetriebe. Die Eigengesellschaften der LHH erhalten die Rundschreiben zur Kenntnis und wurden damit ebenso über das Thema „Aktiv gegen Kinderarbeit!“ im Sinne des VA-Beschlusses umfassend informiert.

Eine stärkere und rechtsfestere Beachtung von sozialen Kriterien im nationalen öffentlichen Vergaberecht, wie z.B. die Nichtberücksichtigung von Produkten aus ausbeuterischer Kinderarbeit, ist in einem vorliegenden Entwurf des Gesetzes zur Modernisierung des Vergaberechts vorgesehen. Dieser Entwurf soll voraussichtlich noch in 2008 durch den Bundestag mit Zustimmung des Bundesrats beschlossen werden. Nach Beschlussfassung sehen dann nationale Rechtsvorschriften erstmals vor, dass sozial Belange als Auswahlkriterium vorgesehen werden können. Bisher wurde insbesondere die Beachtung von sozialen Belangen im Vergabewesen als so genannte „vergabefremde Kriterien“ angesehen. Die LHH hat ausdrücklich schriftlich gegenüber dem Deutschen Städtetag für eine zusammenfassende Stellungnahme gegenüber dem Gesetzgeber diese Erweiterung des nationalen Vergaberechts begrüßt.

Die Verwaltung wird ein entsprechendes Rundschreiben des Oberbürgermeisters vorbereiten, um nach dem Inkrafttreten dieses aktuellen Gesetzes zur Modernisierung des Vergaberechts den Fachbereichen und Betrieben sowie auch informell den Eigengesellschaften der LHH die notwendigen Handlungsanweisungen für eine stärkere Beachtung der sozialen Belange im Vergabewesen zu vermitteln.


Frage 3:
Welche Einflussmöglichkeiten gegenüber Dritten sieht die Stadtverwaltung, diese gegen die Verwendung von Produkten aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu binden oder zu sensibilisieren?

Die Verwaltung fügt allen entsprechenden Ausschreibungsunterlagen zusätzlich ein Informationsblatt für die BewerberInnen bzw. den an den Auftragsvergaben interessierten Unternehmen bei. Mit dieser Anlage erhalten die Unternehmen erste Informationen über das Anliegen vieler öffentlicher Auftraggeber wie z.B. der LHH, keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu verwenden. Hervorgehoben wird insbesondere, dass Angebote über einschlägige Produkte nur dann Berücksichtigung finden, wenn entsprechende Zertifikate oder Eigenerklärungen beigefügt werden. Diese Position der öffentlichen Auftraggeber wird künftig durch einen Beschluss über das im Entwurf vorliegende Gesetz zur Modernisierung des Vergaberechtes erheblich gestärkt werden. Die Verwaltung nimmt auch Möglichkeiten im interkommunalen Erfahrungsaustausch wahr, um unter den öffentlichen Auftraggebern für dieses Anliegen zu werben.


TOP 1.4.
der Fraktion DIE LINKE.

TOP 1.4.1.
zu einem Gutachten zur Verlagerung von Asbestschlamm nach Lahe
(Drucks. Nr. 1430/2008)

Erster Stadtrat Mönninghoff beantwortete die von Ratsherrn Höntsch (DIE LINKE.) vorgetragene Anfrage aus Drucks. Nr. 1430/2008 im Sinne der nachfolgenden Ausarbeitung.

Frage 1:
Wann liegt das Gutachten vor?

Das Gutachten wird voraussichtlich im Juli dieses Jahres vorliegen, wenn die Planfeststellungsunterlagen der Region vollständig sind.


Frage 2:
Wird die LHH dem Beispiel der Gemeinde Isernhagen folgen und als Trägerin öffentlicher Belange ihre Bedenken gegenüber dem Transport und der Ablagerung des Asbestschlammes geltend machen?

Ob und welche Bedenken geltend gemacht werden, soll erst nach Vorliegen des Gutachtens entschieden werden.

Ratsherr List (Hannoversche Linke) fragte, wie viele LKW-Ladungen dieses Projekt schätzungsweise umfassen werde und unter welchen Sicherheitsbestimmungen die Beladung der LKW erfolgen solle.

Erster Stadtrat Mönninghoff antwortete, die hier nachgefragten Details seien ihm ad hoc nicht bekannt. Er rege an, dazu im Ausschuss für Umweltschutz und Grünflächen vorzutragen.


TOP 1.4.2.
zu Kinderunfällen in der Landeshaupstadt Hannover
(Drucks. Nr. 1431/2008)

Stadtbaurat Bodemann beantwortete die von Ratsherrn Kristic (DIE LINKE.) vorgetragene Anfrage aus Drucks. Nr. 1431/2008 im Sinne der nachfolgenden Ausarbeitung.

Die Verwaltung hat vor dem Hintergrund der Daten aus dem „Kinderunfallatlas“ der Bundesanstalt für Straßenwesen unter Federführung des Fachbereiches Tiefbau eine Arbeits-gruppe – bestehend aus Vertretern der Fachbereiche Tiefbau, Bibliothek und Schule, der Polizei und der Unfallforschung der Medizinischen Hochschule Hannover – gebildet, die sich schwerpunktmäßig mit der Präventionsarbeit zur Vermeidung von Unfällen mit Kindern befasst. Grundlage soll ein Gutachten für die Ermittlung der Ursachen von Verkehrsunfällen mit Kindern in Hannover und gegebenenfalls die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit sein, das in Kürze in Auftrag gegeben werden soll.


Frage 1:
Wird sich der nächste auf den Ratsbeschluss DS 1732/2002 bezogenen Bericht schwerpunktmäßig mit der Verkehrssicherheit von Kindern im Straßenverkehr Hannover beschäftigen?

Ja


Frage 2:
Sind vorab Ergebnisse berichtbar und wenn ja, können unfallpräventive Maßnahmen aus diesen abgeleitet werden, die unverzüglich umgesetzt werden können?

Die Verwaltung wird umfangreiche grundsätzliche Untersuchungen anstellen, um Ursachen für Unfälle mit Kindern im Straßenverkehr zu ermitteln.

Unabhängig davon war die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der Polizei auch in der Vergangenheit präventiv tätig. Es wird in diesem Zusammenhang auf die umfangreiche Darstellung der Maßnahmen zur Unfallprävention – Schwerpunkt Schulwegsicherung – im „Bericht über das Unfallgeschehen und Maßnahmen zur Unfallprävention in der Landeshauptstadt Hannover, 2003 bis 2006“ (DS Nr. 2557/2007) verwiesen.

Die Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen werden natürlich vorrangig umgesetzt.


Frage 3:
Befindet es die Verwaltung für positiv, eine AG Schulwegsicherheit zu gründen unter Teilnahme vom Fachbereich Tiefbau, Polizei, Stadtelternrat und Verkehrswacht, wie sie in Leipzig schon seit 1991 existiert?

Nein. Das Thema Schulwegsicherheit ist fester Bestandteil der übergreifenden Unfallpräventionsarbeit, die vorrangig von der Unfallkommission und weiteren Arbeitsgruppen geleistet wird. Eine Herauslösung dieses Teilbereiches aus dem Gesamtumfeld ist nicht sinnvoll.

Die Schulen werden intensiv in die Präventionsarbeit zur Vermeidung von Schulwegunfällen eingebunden. Es werden z.B. derzeit – unter Beteiligung der Schulen – für alle Grundschulen im Stadtgebiet Schulwegpläne erstellt.


TOP 1.5.
von Ratsherrn Böning zu einer Städtepartnerschaft der Stadt Hannover mit einer israelischen Stadt
(Drucks. Nr. 1400/2008)

Stadträtin Drevermann beantwortete die von Ratsherrn Böning (WfH) vorgetragene Anfrage aus Drucks. Nr. 1400/2008 im Sinne der nachfolgenden Ausarbeitung.

Im Jahr 1999 hat es bereits Überlegungen des damaligen Oberbürgermeisters Herbert Schmalstieg zu einer Städtepartnerschaft mit einer israelischen Stadt gegeben.

Das Kulturdezernat ist damals gebeten worden, die Voraussetzungen dafür zu prüfen und es hatte sich mit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tel Aviv in Verbindung gesetzt. Mit dem dortigen Leiter, Dr. Winfried Veit, wurde der Wunsch der Stadt Hannover ausführlich besprochen und führte zu folgendem Ergebnis:

· Die Wünsche deutscher Städte nach einer Partnerschaft mit einer israelischen Stadt waren bereits damals nicht zu befriedigen. Alle größeren Städte Israels haben bereits Partnerstädte in Deutschland, zum Teil sogar mehrere. Er hielt dadurch die israelischen Städte für völlig überfordert, weiteren Wünschen aus Deutschland nachzukommen.

· Das Dezernat hatte mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Kontakt aufgenommen; auch dieser Kontakt hat nicht zum Erfolg geführt.

· Eine aktuelle Nachfrage beim Rat der Gemeinden und Regionen Europas hat ergeben, dass seit mehreren Jahren von israelischer Seite aus keine neuen Partnerschaftswünsche mehr eingegangen sind.

Ratsfrau Dr. Koch (SPD) fragte, ob es zutreffe, dass die Region Hannover eine Partnerschaft zu einer mittelgroßen israelischen Stadt unterhalte.

Stadträtin Drevermann antwortete, die Region Hannover unterhalte eine Partnerschaft mit einem israelischen Landkreis.


TOP 2.
Anträge zu Neu- und Umbesetzungen in verschiedenen Gremien

TOP 2.1.
Besetzung der Kommission Sanierung Stöcken
(Drucks. Nr. 1522/2008 mit 0 Anlagen) - abgesetzt

TOP 2.2.
Umbesetzung in der Kommission Sanierung Limmer
(Drucks. Nr. 1567/2008)
Einstimmig stellte der Rat die Umbesetzung in der Kommission Sanierung Limmer nach dem Wortlaut des Antrages aus Drucks. Nr. 1567/2008 fest.

Die übrige Besetzung der Sanierungskommission Limmer bleibt davon unberührt.


TOP 3.
Antrag zum Lokalen Integrationsplan für die Landeshauptstadt Hannover
(Drucks. Nr. 0094/2008 mit 1 Anlage)

Ratsherr Kirci (SPD) trug vor, Deutschland sei ein Einwanderungsland – Hannover eine Einwanderungsstadt. Es habe viel Zeit vergehen müssen, bis diese Tatsache allgemeiner politischer Konsens geworden sei. Seit je her bedeute für die SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Integration mehr als tolerante Duldung oder einseitige Anpassung. Integrationsarbeit sei politische Auseinandersetzung mit allen Menschen auf Augenhöhe. Mit der Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes im Jahr 2005 sei Deutschland offiziell zum Einwanderungsland geworden. Der im vergangenen Jahr beschlossene nationale Integrationsplan stelle die Integrationsinitiativen des Bundes, der Länder und der Kommunen erstmals auf eine gemeinsame Grundlage. Als Kommune habe Hannover nur begrenzte Möglichkeiten, die Integration unterschiedlicher Kulturen voranzutreiben. Man habe jedoch nach Schaffung der Grundlagen auf Bundesebene die gegebenen


Möglichkeiten genutzt. Von dem Bekenntnis, das Deutschland ein Einwanderungsland sei und von der Entwicklung des nationalen Integrationsplanes bis zur Vorlage des Lokalen Integrationsplanes in Hannover habe ein langer Weg zurückgelegt werden müssen. Der von der Sozialverwaltung in diesem Jahr vorgelegte Sozialbericht zeige, wie wichtig die Erarbeitung eines Lokalen Integrationsplanes in Hannover sei. Ca. 24 % der hannoverschen Bevölkerung und 39,6 % der Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt hätten einen Migrationshintergrund. In Hannover lebten über 170 verschiedene Nationen. Diese Zahlen zeigten, dass Integration vor Ort stattfinden müsse. Integrationspolitik in der Kommune erfordere konkrete strukturelle Handlungsansätze in den einzelnen Politikfeldern. Der vorgelegte lokale Integrationsplan zeuge von der hohen Bedeutung, die der Integrationspolitik für Hannover zukomme. Der Oberbürgermeister habe dem mit der Einberufung des Lokalen Integrationsrates und der Erarbeitung des Verwaltungsentwurfes zum Lokalen Integrationsplan Rechnung getragen. Erfolge in der Integrationspolitik seien entscheidend für die Zukunft einer Stadt. Integrationspolitik sei Gesellschaftspolitik, sei doch Integration keine Einbahnstraße, sondern ein gesellschaftlicher Prozess, in den die Glieder einer Gesellschaft eingebunden und ihnen gleiche Chancen und Rechte zugebilligt werden müssen. Es gehe weder um Anpassung noch um Unterordnung. Mit der Einberufung des Lokalen Integrationsrates sei ein Diskussionsprozess zur Lokalen Integrationspolitik in Gang gesetzt worden, den es in dieser Breite in Hannover bislang nicht gegeben habe. Man habe einen vorbildlich partnerschaftlichen Prozess zwischen Deutschen und nicht Deutschen initiiert. Hier sei auf Augenhöhe engagiert um den Lokalen Integrationsplan gerungen worden. Integration sei von der Chef- zur Stadtsache erklärt worden. Von den Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sei das Thema Integration zu einem Schwerpunktthema der Kommunalpolitik gemacht worden. Beim Lokalen Integrationsplan gehe es intern um gemeinsame Gestaltung der Stadtgesellschaft. Kulturelle Vielfalt sei eine Bereichung der Gesellschaft. Bereits im Haushaltsplan 2008 seien von Rot-Grün wichtige Weichenstellungen in der Integrationspolitik vorgenommen worden. Der heutige Beschluss zum Lokalen Integrationsplan könne nicht das Ende, sondern müsse vielmehr der Beginn eines neuen Integrationskonzeptes der Stadt sein. Jetzt gelte es, ein Handlungskonzept zu beschließen, dass unter dem Leitsatz „Vielfalt fördern, Zusammenhalt stärken“ stehe. Er begrüße den von der Verwaltung vorgelegten Entwurf zum Lokalen Integrationsplan. Die Ratsmehrheit habe es daher nicht als ihre Aufgabe angesehen, nach einem langen und intensiven Diskussionsprozess den Verwaltungsentwurf noch einmal umzuschreiben. Eine solche Vorgehensweise würde den gesamten Verfahrensprozess auf den Kopf stellen und das Engagement vieler Beteiligter brüskieren. Mit dem von der Ratsmehrheit vorgelegten Änderungsantrag gehe es lediglich darum, den dort genannten Gruppen besondere Bedeutung beizumessen. Mit den interessierten Eltern aus den Rucksackprojekten I und II sollten die Kompetenzen der Eltern aus dem bisherigen Programm auch für die Arbeit in den Stadtteilen genutzt werden. Es gelte, hier anzusetzen, um eine partnerschaftliche Kooperation auf Augenhöhe in den Stadtteilen zu erreichen. Die Zahl der alten Menschen mit Migrationshintergrund wachse von Jahr zu Jahr. Nach dem hannoverschen Sozialbericht 2008 sei ihr Anteil inzwischen auf 11,1 % gestiegen. Diese permanente Entwicklung stelle neue Anforderungen an das Altenhilfesystem. Dem trage der Änderungsantrag der Ratsmehrheit Rechnung. Ziel des Lokalen Integrationsplanes müsse es auch sein, Menschen mit Migrationshintergrund und Behinderung besser in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. In diesem Bereich gebe es bislang zu wenig Aktivitäten. Auch dem trage der vorgelegte Änderungsantrag Rechnung. Die soziale Situation sei eine wesentliche Ursache für viele Probleme, die heute insbesondere im Zusammenhang mit Jugendlichen zur Diskussion stünden. Auch dieses Problems nehme sich der Änderungsantrag an. Es sei zwingend erforderlich, deutlich mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund auszubilden, und zwar schwerpunktmäßig. Hier sei auch die Stadt Hannover als Arbeitgeber gefordert. Zum demokratischen Fundament einer Stadtgesellschaft gehöre ein Wahlrecht für

Menschen, die der Stadtgesellschaft angehörten, und zwar unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft. Dem werde bislang nicht ausreichend Rechnung getragen. Die Stadt aber könne daran nichts ändern. Es gehe nicht an, die Betroffenen zwar Steuern zahlen zu lassen, sie aber von der politischen Gestaltung der Gesellschaft auszugrenzen. Auf Bundesebene müsse daher endlich die Einführung des Kommunalwahlrechts für Ausländer beschlossen werden. Der lokale Integrationsplan setze verbindliche Leitlinien für die Integrationspolitik. Man lege verbindliche Handlungsfelder und –ziele fest. Mit dem Integrationsmonitoring und –controlling werde ein Indikatorensystem festgelegt, mit dem der Integrationsprozess kritisch begleitet werden solle.

Ratsherr List (Hannoversche Linke) sagte, unter Berücksichtigung des von seinem Vorredner Dargestellten müsse dem Änderungsantrag seiner Gruppe aus Drucks. Nr. 849/2008 zugestimmt werden, da er die von Ratsherrn Kirci artikulierten Forderungen und Voraussetzungen unterstütze. Werde dem Antrag seiner Gruppe gefolgt, bleibe der Lokale Integrationsplan eine Sammlung von Handlungsanweisungen, die ohne Substanz bleiben müssten, da sie nur z.T. finanziell abgesichert seien. Verkannt werden dürfe nicht, dass die Lokalen Integrationsbeiräte von oben bestimmt werden sollten. Mit einer freien und demokratischen Wahlentscheidung habe das nichts zu tun.

Ratsherr Meyburg (FDP) betonte, er gratuliere der Verwaltung zur Vorlage dieses Integrationsplanes. Dieser Plan enthalte die wichtigsten Handlungsansätze, die eine moderne Stadt für ihre Integrationspolitik benötige. Durch die Einrichtung des Lokalen Integrationsrates sei es hervorragend gelungen, den Entwicklungsprozess in die Öffentlichkeit zu transportieren.
Wenn dem Oberbürgermeister der lokale Integrationsplan so wichtig sei, wie immer öffentlich von ihm dargestellt werde, müsse der Verwaltungschef sich fragen lassen, warum ihm die Ratsgremien so egal seien. Obwohl der Oberbürgermeister oder der zuständige Beamte auf Zeit nach der Geschäftsordnung an allen Sitzungen teilzunehmen habe, habe der Oberbürgermeister mit Ausnahme der Konstituierenden Sitzung an keiner Ausschusssitzung teilgenommen. Diese Respektlosigkeit den Ratsgremien gegenüber dürfe man dem Verwaltungschef nicht durchgehen lassen. Offensichtlich bestehe nur an der öffentlichen Darstellung ein Interesse, sei doch nicht anders zu erklären, dass die Verwaltung in ihrem Entwurf ihres Haushaltsplanes 2008 keinen Ansatz für die Umsetzung des Lokalen Integrationsplanes vorgesehen habe.
Zuwanderer zu integrieren bedeute, die Gesellschaft von morgen zu gestalten. Die Globalisierung sei eine Tatsache. Der demografische Wandel wirke sich längst auf das tägliche Leben aus. Von den Liberalen sei Integration schon immer als Chance und nicht als Bürde begriffen worden. Dennoch müsse man alle Anstrengungen unternehmen, um die Potenziale aller hier Lebenden optimal zu erschließen. Migrationspolitik könne nicht Sache weniger sein, sondern stelle eine Aufgabe für die gesamte Stadt dar. Ohne die Bereitschaft von Zuwanderern und Einheimischen, aufeinander zuzugehen, könnten auch noch so gut gemeinte Maßnahmen keinen Erfolg zeigten. Jeder sei gefordert, sich einzubringen, da nur Menschen integrieren. Seine Fraktion stimme dem Verwaltungsentwurf zum Lokalen Integrationsplan zu, wenn sie auch nicht in allen Punkten einverstanden sei. Da aber dieser Plan kein staatisches Konzept, sondern eine Ansammlung von Handlungsanweisungen sei, sei die FDP-Fraktion mit der großen Linie einverstanden. Die umstrittenen Projekte – wie z.B. die Einrichtung der Integrationsräte in den Stadtbezirksräten – müssten die Ratsgremien in einer gesonderten Drucksache durchlaufen. Die vorgelegten Änderungsanträge werde seine Fraktion ablehnen, hätten doch alle Fraktionen im Lokalen Integrationsrat die Möglichkeit gehabt, Änderungs- bzw. Ergänzungswünsche einzubringen. Darüber hinaus enthielten die Änderungsanträge nach Auffassung der FDP-Fraktion nichts



Neues. Die dort geforderten Dinge könnten sich nicht nur auf Migranten beziehen; vielmehr seien davon alle Bevölkerungsgruppen berührt. Er vermöge nicht zu erkennen, inwieweit die Partnerschaft mit einer türkischen Großstadt die Migrationsarbeit voranbringen könne.

Ratsfrau Handke (CDU) äußerte, sie danke dem Lokalen Integrationsrat für die in den vergangenen Monaten geleistete gute Arbeit. Das jetzt Vorliegende sei von großer Tragweite, wenn es umgesetzt werde. Persönlich aber sei sie über das jetzt Vorliegende sehr enttäuscht. So habe es der Oberbürgermeister nicht für nötig erachtet, bei der Abstimmung über die jetzt zur Diskussion stehenden Drucksachen im Migrationsausschuss anwesend zu sein. Das zeige, wie ernst der Oberbürgermeister diese Angelegenheit nehme. Die Verwaltung habe drei Entwürfe zur Diskussion gestellt. Festzuhalten bleibe jedoch, dass man sich eine fundiertere Begleitung gewünscht hätte. Besonders bedauerlich sei, dass der jetzt zur Diskussion stehende Lokale Integrationsplan einzig und allein einen Rot-Grünen Stempel trage. Ihre Fraktion habe sehr detailliert die Frage diskutiert, wie sie mit dem Lokalen Integrationsplan umgehen solle. Dabei sei sie zu dem Ergebnis gekommen, diesen in der vorliegenden Fassung abzulehnen. Ursprünglich sei beabsichtigt gewesen, einen gemeinsamen Entwurf zu erarbeiten. Das jetzt hier Vorliegende trage dem in keiner Weise Rechnung, finde sich doch insbesondere die CDU-Fraktion in diesem Entwurf nicht wieder. Im Januar habe ihre Fraktion zu diesem Thema einen Workshop veranstaltet, weil es ihr darum zu tun gewesen sei, in umfangreicherem Maße Vereine und Verbände ins Boot zu holen. Das sei auch gelungen. Aus dem Workshop heraus habe ihre Fraktion viele gute neue Ideen und Handlungsansätze eingebracht. Sie habe 48 neue Konkretisierungen ausgearbeitet, weil der ursprüngliche Entwurf nach Auffassung der Betroffenen zu wenig konkret gewesen sei. Die Betroffenen seien an verpflichtenden Erklärungen interessiert gewesen. Offensichtlich sei die Ratsmehrheit daran interessiert, nur ihre eigenen Vorstellungen zu realisieren. Die Chance, etwas Gemeinsames umsetzen zu können, sei verpasst worden. Sie könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass von vornherein nie beabsichtigt gewesen sei, andere Parteien an der Erarbeitung des Lokalen Integrationsplanes zu beteiligen.
Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe sei die Sprache. Auch habe ihre Fraktion ein Umsetzungs- und Controllingverfahren gefordert, um steuernd eingreifen zu können. Die Ratsmehrheit votiere jetzt Monitoring. Sie vermöge nicht zu erkennen, wie der Haushalt für das Jahr 2010 in diesem Bereich gestaltet werden solle, wenn der erste Umsetzungsbericht noch nicht vorliege.
Nach ihrer Kenntnis seien viele Mitglieder des Integrationsbeirates von der Arbeitsweise der Ratsmehrheit sehr enttäuscht. Dabei seien Dinge angesprochen worden, die die CDU-Fraktion in ihren Anträgen habe durchsetzen wollen. Beispielhaft verweise sie auf die Forderung, nach Möglichkeit auf Amtsdeutsch zu Gunsten einer einfacheren Sprache zu verzichten. Die Ratsmehrheit fordere die Landeshauptstadt Hannover als Arbeitsgeberin auf, Jugendliche mit Migrationshintergrund besser in ihre Ausbildungsmaßnahmen einzubinden. Dabei müsse man feststellen, dass es bei der Stadt Hannover einen Einstellungsstopp gebe. Ihre Fraktion werde den jetzt anlaufenden Prozess und die Umsetzung des Lokalen Integrationsplanes sehr detailliert begleiten und beobachten, was in der Stadtgesellschaft geschehe.

Bürgermeisterin Lange (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) betonte, sie begrüße es, dass aus der ehemaligen Chefsache mittlerweile eine Ratssache geworden sei. Wenn Sprache auch ein wichtiger Bestandteil von Integration sei, sei doch das Erlernen der deutschen Sprache allein nicht Integration; vielmehr gebe es sehr viele weitere Potenziale. Es stelle eine phantastische Leistung dar, dass der Integrationsplan in relativ kurzer Zeit dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt worden sei. Darauf sei sie stolz. Die von ihrer Vorrednerin vorgetragenen Bedenken könne sie nicht teilen. So ziehe sich das Thema Sprache wie ein


roter Faden durch den Plan. Es sei ein Ergebnis Rot-Grüner Politik, dass die CDU endlich Deutschland als Einwanderungsland anerkenne. Jetzt gelte es, dieses Werk umzusetzen, und zwar auch unter Mitwirkung der Integrationsbeiräte, die aufgerufen seien, vor Ort aktiv zu werden. Ihres Erachtens sei man auf einem guten Weg, Hannover die Integrationsstadt Nummer Eins in Deutschland werden zu lassen.

Ratsherr Kirci (SPD) äußerte, im April v.J. sei der Lokale Integrationsrat installiert worden. Zwischenzeitlich sei er zu sieben Sitzungen zusammengekommen. Jede dieser Sitzungen sei vom Oberbürgermeister persönlich geleitet worden. Darüber hinaus habe es eine Veranstaltung gegeben, an der über 400 Personen teilgenommen hätten. Die dort entwickelten Ideen seien in den Lokalen Integrationsplan eingeflossen. Die Verwaltung habe sich die Mühe gemacht, sämtliche Vorschläge in einer Broschüre zusammenzufassen. Er könne sich nicht daran erinnern, dass diese Broschüre auch nur einen Beitrag der CDU-Fraktion enthalten hätte. Kurz vor der Sitzung des Migrationsausschusses, in der über den Integrationsplan habe abgestimmt werden sollen, habe die CDU-Fraktion zu diesem Thema einen Workshop durchgeführt. Ihren umfangreichen Änderungsantrag habe die CDU-Fraktion wenige Stunden vor der Sitzung eingereicht. Daraufhin hätten sich die Mehrheitsfraktionen bereiterklärt, in dieser Sitzung über den Integrationsplan nicht zu beschließen. Die CDU-Fraktion habe es nicht als nötig erachtet, mit den Mehrheitsfraktionen Kontakt aufzunehmen. Kooperationsbereitschaft sehe anders aus. Es sei abenteuerlich wenn sich die CDU-Fraktion als Vorreiter in Hannover aufspiele. Vorreiter in diesem Bereich sei Rot-Grün.

Ratsherr Borchers (SPD) sagte, von den Fraktionen von FDP und CDU werde bewusst der Versuch unternommen, sowohl die Arbeit am Lokalen Integrationsplan als auch den Plan an sich zu diskreditieren. Das zeige, dass von diesen beiden Fraktionen die Arbeit der vielen Aktiven in diesem Bereich in keiner Weise gewürdigt werde. Wenn hier dargestellt worden sei, dass die im Lokalen Integrationsplan enthaltenen Maßnahmen finanziell in keiner Weise angesichert seien, müsse er, Sprecher, daran erinnern, dass Hannover seit vielen Jahren sehr viel Geld für das Thema Integration zur Verfügung gestellt habe. Beispielhaft erinnere er an die Sprachförderung. Hier habe die Stadt die durch die Landesregierung vorgenommenen Kürzungen kompensiert und zum Teil noch aufgestockt. Weiter erinnere er an die Arbeit in den städtischen Alten- und Pflegezentren, in denen bewusst eine kontursensible Pflege praktiziert werde. Das Nachholen von Hauptschulabschlüssen werde im Haushaltsplan der Volkshochschule mit erheblichen Mitteln gefördert. Es könne also nicht die Rede davon sein, dass erst jetzt in Hannover Integrationspolitik praktiziert werde.

Ratsfrau Handke (CDU) sagte, sie habe lediglich darauf abgehoben, dass der Oberbürgermeister nicht anwesend gewesen sei, als über den Lokalen Integrationsplan im Migrationsausschuss abgestimmt worden sei. An den Sitzungen des Lokalen Integrationsrates habe der Oberbürgermeister sehr wohl teilgenommen und habe sich die Fragen der CDU-Fraktion nach fehlenden Finanzmitteln gefallen lassen müssen. Schon das Grundsatzprogramm der CDU weise Passagen zur Integrationspolitik auf. Hannover sei integrationspolitisch keineswegs Vorreiter, wie ein Blick nach Hamburg zeige.
Erst im Januar d.J. sei allen Ratsmitgliedern der Lokale Integrationsplan zugeleitet worden. Erst danach sei es möglich gewesen, in die Diskussion einzutreten. Ihre Änderungsanträge habe die CDU-Fraktion in Zusammenarbeit mit Migranten und Migrationsverbänden erarbeitet.
Da von der Ratsmehrheit alles abgelehnt werde, was von der CDU-Fraktion eingebracht worden sei, wäre es wenig sinnvoll gewesen, in diesem Zusammenhang auf die Ratsmehrheit zuzugehen.

Ratsherr Fischer (CDU) sagte, in Deutschland wäre über Einwanderungs- und Ausländerpolitik nicht diskutiert worden, wenn nicht die gute Wirtschaftspolitik der CDU die Voraussetzungen dafür geschaffen hätte, dass Ausländer als fremde Arbeiter hätten nach Deutschland kommen können, um hier ihren Lebensunterhalt zu arbeiten. Bürgermeisterin Lange habe darauf abgehoben, dass der Sprache zwar eine große Bedeutung zukomme, dass sie aber nicht das allein ausschlaggebende Kriterium sei. In diesem Zusammenhang erinnere er sich sehr wohl daran, dass vor vielen Jahren während einer Diskussion ein türkischer Zuhörer darum gebeten habe, den anwesenden Kommunalpolitikern seine Aussagen durch einen Dolmetscher übersetzen zu lassen. Wenn man das Kommunalwahlrecht für Ausländer fordere, müsse die Frage erlaubt sein, worüber Ausländer abstimmen sollten, wenn sie sprachlich nicht nachvollziehen könnten, welche Alternativen gegeben seien. Fragen müsse man sich, wie sich Ausländer in die Gesellschaft eingliedern sollten, wenn es ihnen aufgrund der Sprachbarrieren nicht möglich sei, die Gesellschaft zu verstehen. Er könne sich sehr gut daran erinnern, dass vor vielen Jahren mit Unterstützung der SPD und des damaligen Oberbürgermeisters Schmalstieg von Türken die Gründung einer eigenen türkischen Fußballmannschaft gefordert worden sei, weil dort in keiner Weise die Bereitschaft vorhanden gewesen sei, sich in bestehende deutsche Sportvereine zu integrieren. Wenn man ein verständnisvolles Zusammenleben zwischen Deutschen und denen, die von außerhalb nach Deutschland kämen, wolle, gehöre dazu die gegenseitige Rücksichtnahme und Anerkennung; in erster Linie gehe es darum, dass sich die anderen Menschen in die deutsche Gesellschaft eingliederten. Das bedeute selbstverständlich nicht, dass man auch deren Kultur anerkenne.

Oberbürgermeister Weil führte aus, hier werde über ein Thema diskutiert, das für die Zukunft dieser Stadt und der Gesellschaft von allergrößter Bedeutung sei. Ein Viertel der hannoverschen Bevölkerung und 40 % der Kinder und Jugendlichen in Hannover hätten einen Migrationshintergrund. Es gehe also in der jetzt geführten Diskussion um nichts weniger als um die Zukunft der gesamten Stadt, und zwar in einer Art, die sich bemühe, dass gesamte Spektrum der kommunalen Politik und des städtischen Lebens abzubilden und Integration zum ersten Mal nicht als Politik für Ausländer, sondern vielmehr als eine Querschnittssaufgabe zu betrachten, von der die Mehrheitsgesellschaft ebenso wie die Migrantinnen und Migranten gleichermaßen profitierten. Das alles vor dem Hintergrund, dass man sich sagen lassen müsse, jahrzehntelang geschlafen zu haben. Integration sei in Deutschland sowohl auf der staatlichen als auch auf der kommunalen Ebene viel zu lange als Randthema betrachtet worden. Erst im Jahr 2005 habe der Gesetzgeber erstmalig das Wort „Integration“ in das Bundesgesetzblatt aufgenommen. Leider habe man wertvolle Zeit nicht genutzt, so dass es heute von besonderer Bedeutung sei, die richtigen Schwerpunkte zu setzen und sich zu bemühen, der Breite dieses Themas gerecht zu werden. Aus vielen Gesprächen mit Migrantinnen und Migranten wisse man, dass man heute weiter wäre, wenn es beim Staatsangehörigkeitsrecht in Deutschland ein ähnliches Verständnis gäbe wie in vielen Nachbarländern und wenn man nicht darauf beharrte, dass eine doppelte Staatsangehörigkeit nur in absoluten Ausnahmefällen in Frage komme. Dass das die Integration erschwere, spüre man allendhalben. Selbstverständlich wäre man auch weiter, wenn es in Deutschland kein Bildungssystem gäbe, über das es in internationalen Studien immer wieder heiße, dass es kein Bildungssystem einer entwickelten Nation gebe, in dem so sehr danach gefragt werde, aus welchem Elternhaus ein Kind komme. Mit dem Lokalen Integrationsplan sei versucht worden, eine systematisch angelegte Politik und einen Neustart in den Beziehungen zwischen den Vertreterinnen und Vertretern der Mehrheitsgesellschaft und den Repräsentanten der Migrantenorganisationen zu schaffen. Die Bedeutung des Lokalen Integrationsrates liege in erster Linie nicht in den gezeitigten Ergebnissen, sondern viel mehr in seiner Funktion des Beginns einer dauerhaften gemeinsamen Diskussion über gemeinsame entscheidende Themen. Das sei letztendlich


wichtig und nicht die Beantwortung der Frage, ob jeder Satz, jedes Satzzeichen richtig gesetzt sei. Es gehe um die Frage, ob man in der Grundrichtung des Lokalen Integrationsplanes übereinstimme. Insoweit vermöge er nicht zu erkennen, wo in diesem Rat der große Dissens liege. Vielmehr habe er den Eindruck, dass man sich eigentlich einig sei. Er appelliere an alle Ratsmitglieder, den durchaus existierenden Konsens nicht kleiner zu machen. Es wäre seines Erachtens eine richtiges Signal an alle Betroffenen, wenn man darstellte, dass der Rat sich durchaus einig sei und dass es jetzt gelte, auf dem vorgezeichneten Weg zu gestalten.

Ratsherr Scholz (CDU) bemerkte, Ratsherr Kirci habe ein Eindruck zu erwecken versucht, dass die CDU das Thema Integration erst jetzt entdeckt habe. In diesem Zusammenhang erinnere er an die Arbeitsweise des Migrationsausschusses in der Vergangenheit. Die CDU-Fraktion habe immer wieder versucht, zusammen mit den Bürgervertretern Themen im Ausschuss zu diskutieren. Es sei aber nicht gelungen, diese Themen auf die Tagesordnung des Ausschusses zu setzen. So sei Integrationspolitik von der Ratsmehrheit gestaltet worden. Der Kreisverband Hannover-Stadt der CDU habe seit längerem einen Arbeitskreis Migration. Es sei legitim, dass man sich mit diesem Arbeitskreis und anderen Menschen in der Stadtgesellschaft, die von diesem Thema betroffen seien, zusammensetze, um den Entwurf des Lokalen Integrationsplans zu beraten. Dabei habe man entdeckt, dass viele Handlungsfelder zwar beschrieben worden seien, der Plan für eine konkrete Umsetzung aber keine Hinweise enthalte. In der Sache liege man nicht sehr weit auseinander; seine Fraktion habe den Lokalen Integrationsplan lediglich dort ergänzt, wo sie Defizite erkannt habe. Wenn Ratsherr Kirci hier behaupte, dass die Sozialdemokraten zusammen mit den Grünen Vorreiter in der Integrationspolitik seien, müsse er sich fragen lassen, was auf diesem Feld in den letzten 20 Jahren geschehen sei.
Wenn man einen Konsens finden wolle, könne dazu auch gehören, dass man evtl. eine ganz andere Bearbeitungsform für einen Lokalen Integrationsplan finde. Die Ratsmehrheit aber habe die Vorstellungen der CDU-Fraktion nicht akzeptiert, sondern wolle im Wesentlichen dem vom Oberbürgermeister Vorgelegten zustimmen. Seine Fraktion hätte einen anderen Integrationsplan.

Ratsherr Lorenz (CDU) betonte, der Oberbürgermeister habe zu Recht in dieser Diskussion einen Konsens eingefordert. Konsens sei aber nicht das alte Verfahren, dass die Mehrheitsfraktionen etwas entschieden, dem sich die anderen Fraktionen anzuschließen hätten. Anträge anderer Fraktionen würden abgelehnt. Wenn man hier einen Konsens finden wolle, müsse man auch mit den betroffenen Menschen sprechen und ihre Gedanken aufnehmen. Es reiche seines Erachtens nicht aus, lediglich das Gespräch mit den Migrantenorganisationen zu suchen, sei er doch nicht davon überzeugt, dass diese immer die Auffassung der betroffenen Menschen repräsentierten. Wenn dann Gedanken von allen im Rat vertretenen Gruppierungen eingebracht würden, gehöre es zur Konsensfindung, anzuerkennen, dass auch diese Gedanken zum großen Teil gut seien. Bei der Diskussion gerade dieses Punktes habe er gehofft, dass es der Ratsmehrheit gelingen werde, einmal über ihren Schatten zu springen. Diese Hoffnung habe sich leider nicht erfüllt.
Vor einiger Zeit sei in Vahrenwald über die künftige Gestaltung einer bereits existierenden Moschee diskutiert worden. In diesem Zusammenhang sei vor Ort von allen Lokalpolitikern das Gespräch mit den Betroffenen geführt worden, bis sich der migrationspolitische Sprecher der SPD-Fraktion eingeschaltet und erklärt habe, dass die Bezirksbürgermeisterin zu einem Runden Tisch einladen solle und dass das bisher Veranstaltete ausgesprochen schädlich bis diskriminierend sei. Mit diesem Verhalten habe der migrationspolitische Sprecher der SPD-Fraktion es geschafft, die Bezirksbürgermeisterin zu diskreditieren, die in dieser Frage nunmehr von niemandem vor Ort ernst genommen werde. Auch habe er es geschafft, Menschengruppen in diesem Stadtteil gegeneinander aufzubringen. Es habe


vieler Gespräche bedurft, bis sich das Klima wieder einigermaßen normalisiert habe. Man sei stolz, in der Stadt zu leben, in der es kulturelle Vielfalt gebe und in der man mit Menschen aus vielen Nationen friedlich zusammenleben dürfe. Es appelliere an alle, die zu dieser Angelegenheit in den Rat eingebrachten vielen guten Gedanken gemeinsam zu beschließen.

Ratsherr Busse (CDU) sagte, über 100 Seiten Integrationsplan garantiere noch keinen Erfolg; vielmehr müsse sich ein Erfolg an der Umsetzung dieses Planes messen lassen. Genau hier sehe seine Fraktion Probleme. Wie wichtig die deutsche Sprache sei, sei im Integrationsrat unumstritten gewesen. Das habe seinen Niederschlag im Integrationsplan gefunden. Wenn dem aber nicht entsprochen werde und alle Drucksachen mehrsprachig publiziert würden, gebe es keine Veranlassung, deutsch zu lernen.
In den letzten 20 Jahren habe die Gesellschaft insgesamt beim Thema Integration versagt. Andernfalls wäre es heute ohne Bedeutung, woher jemand komme. Ein halbes Jahrhundert sei für diese Politik, die in vollem Umfang ein Misserfolg gewesen sei, die SPD verantwortlich gewesen. Er betrachte es als Heuchelei, wenn sich gerade diese Partei als Vorreiter der Integrationspolitik bezeichne.

Bürgermeisterin Lange (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) betonte, sie sei entsetzt darüber, dass Ratsherr Busse nicht bereit sei, 60 Jahre SPD-Politik und 20 Jahre GRÜNE-Politik als Vorreiter anzuerkennen für Integration, Migration und Zuwanderung. Selbstverständlich wirke die große Politik in die Stadtpolitik hinein. Die Bremser in diesem Bereich seien immer bei der CDU auszumachen gewesen. Durch ihre Beteiligung an Einbürgerungszeremonieren wisse sie, dass die Betroffenen durchaus die Einbürgerung wollten. Die Hürde aber bilde insoweit die nicht vorhandene Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft. Der Beschlussdrucksache der Verwaltung könne man durchaus zustimmen. Es gehe jetzt darum, die Zukunft zu gestalten. Viele Initiativen werteten das hier zur Diskussion stehende als Aufbruch. Sie wünsche dem sozialen Integrationsplan viel Erfolg.

Ratsfrau Jakob (CDU) sagte, es gebe einen nationalen Integrationsplan, an dem auch die Länder und die Kommunen beteiligt gewesen seien. Dieser Plan beinhalte Selbstverpflichtungen. Auch Hannover habe sich damit verpflichtet, bestimmte Dinge im Bereich der Integration auf den Weg zu bringen. Wenn die Stadt Hannover – wie viele andere Städte auch – einen Lokalen Integrationsplan erarbeite, müsse es möglich sein, daran alle Gruppen und Parteien zu beteiligen. Das aber habe die Ratsmehrheit nie gewollt. Das werde auch daran deutlich, dass von der Ratsmehrheit gefordert werde, die Ausgabe von Gutscheinen an Asylbewerber abzuschaffen. Als die SPD im Land noch über die Mehrheit verfügt habe, habe sie derartige Anträge der Grünen im Landtag regelmäßig abgelehnt.

Ratsfrau Wagemann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) erklärt, als Kinder- und Jugendpolitikerin habe sie weder im Migrationsausschuss noch im Integrationsrat mitgearbeitet; vielmehr habe sie sich auf dem Hintergrund der Verwaltungsentwürfe in den Arbeitsgemeinschaften beteilt, in denen dieses Thema fachbereichübergreifend bearbeitet worden sei. Selbstverständlich habe sich sie auch beteiligt an dem großen Dialog während der Tagung im Rathaus. Diese Veranstaltung sei fachlich außerordentlich interessant gewesen. Sie bedauere es, dass sich die CDU-Fraktion diesem sehr offenen gesellschaftlichen Dialog nicht anschließen könne. Die CDU-Fraktion wende sich dagegen, die unselige Wertgutscheinvergabe abzuschaffen. Weiter spreche sie sich in ihrem Änderungsantrag dagegen aus, dass das kommunale Wahlrecht eingefordert werde. Ihres Erachtens sollte man sehr bemüht darum sein, wertschätzend miteinander umzugehen und nicht von oben



nach unten miteinander zu kommunizieren. Selbstverständlich sei Sprache wichtig. Man müsse aber auch mit den Menschen kommunizieren und zusammenarbeiten, die die deutsche Sprache noch nicht perfekt beherrschten.

Ratsfrau Handke (CDU) sagte, sie vermöge weder kurz- noch mittel-, noch langfristig Schwerpunkte und Ziele des Lokalen Integrationsplans erkennen.
In dem Änderungsantrag der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN werde gefordert, dass Hannover im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten die Initiative ergreife, ein Konzept für einen Aufbaustudiengang zu entwickeln, mit dem im Ausland erworbene Abschlüsse anerkannt werden könnten. Das wäre Sache des Kultusministeriums. Darüber hinaus müsse man sich fragen, ob in diesem einen Aufbaustudiengang alle Fachrichtungen zusammengewürfelt werden sollten. Ihres Erachtens seien behinderte Menschen mit Migrationshintergrund ein Personenkreis, die auch im Lokalen Integrationsplan in ein eigenes Feld gehörten.

Ratsfrau Kramarek (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) erklärte, sie sei erschüttert darüber feststellen zu müssen, wie hier im Rat zugunsten der eigenen Darstellung Sachverhalte in ihr Gegenteil verkehrt würden. Sie könne sich des Eindruck nicht erwehren, dass die Mitglieder der CDU-Fraktion die didaktische Vorgehensweise bei der Erstellung des Lokalen Integrationsplanes nicht verinnerlicht habe, so dass nicht möglich gewesen sei, die den Plan zugrunde liegenden Gedanken in der CDU-Fraktion darzustellen.

Ratsherr Höntsch (DIE LINKE.) betonte, seine Fraktion werde dem Lokalen Integrationsplan zustimmen, wenn sie sich manches auch anders gewünscht hätte. Nach Auffassung seiner Fraktion sollte die Einbürgerung nicht krönender Abschluss eines langwierigen Prozesses, sondern vielmehr der Beginn einer erfolgreichen Integration sein.
Mit 42 gegen 19 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung beschloss der Rat den der Drucks. Nr. 94/2008 als Anlage beigefügte „Lokalen Integrationsplan für die Landeshauptstadt Hannover unter Einbeziehung der 1. Ergänzung mit Anlage zu Drucks. Nr. 94/2008 und unter Berücksichtigung des Änderungsantrages der SPD-Fraktion und Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aus Drucks. Nr. 590/2008.


TOP 3.1.
Lokaler Integrationsplan für die Landeshauptstadt Hannover
(Drucks. Nr. 0094/2008 E1 mit 1 Anlage)
Mit 42 gegen 19 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung beschloss der Rat die 1. Ergänzung mit Anlage zu Drucks. Nr. 94/2008.


TOP 3.2.
Änderungsantrag der SPD-Fraktion und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
(Drucks. Nr. 0590/2008)
Mit 39 gegen 22 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung beschloss der Rat den Änderungsantrages der SPD-Fraktion und Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu Drucks. Nr. 94/2008 aus Drucks. Nr. 590/2008.

TOP 3.3.
Änderungsantrag der CDU-Fraktion
(Drucks. Nr. 0597/2008)
Mit 42 gegen 18 Stimmen lehnte der Rat den Änderungsantrag der CDU-Fraktion zu Drucks. Nr. 94/2008 aus Drucks. Nr. 597/2008 ab.

TOP 3.4.
Änderungsantrag der Gruppe Hannoversche Linke
(Drucks. Nr. 0849/2008)
Gegent 4 Stimmen lehnte der Rat den Änderungsantrag der Gruppe Hannoversche Linke zu Drucks. Nr. 94 /2008 aus Drucks. Nr. 849/2008 ab.

TOP 13.
Antrag der Fraktion DIE LINKE. zu einer Aktuellen Stunde zum Thema "Armut in Hannover: Konsequenzen aus dem Armutsbericht der Bundesregierung"
(Drucks. Nr. 1332/2008)

Ratsherr Höntsch (DIE LINKE.) führte aus, aufgrund der neuesten Berichte zur Armut in Hannover und darüber hinaus habe seine Fraktion die jetzige Aktuelle Stunde beantragt. Nach den Berichten seien ca. 1.000 Menschen in Hannover als relativ arm zu betrachten. Nahezu 22.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren seien auf Transferleistungen des Staates zur Sicherung des Lebensunterhaltes angewiesen. Ein Fünftel aller erwachsenen Hannoveraner sei gezwungen, am unteren Rand der Rand der Gesellschaft zu leben. Bei vielen Kindern reiche es nicht einmal zur normalen Schulausrüstung. Das sei ein Armutszeugnis für die Politik in diesem reichen Lande. Sozialpolitik dürfe kein Beiprodukt der Kommunalpolitik sein; vielmehr sei kommunale Daseinsfürsorge der Kern, um den sich kommunalpolitisches Handeln zu drehen habe. Der Sozialstaat sei kein Belast, sondern unverzichtbare Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg der Bundesrepublik und von enormer Bedeutung für den Zusammenhalt der Gesellschaft, habe der Präsident des Sozialverbandes in der Presse festgestellt. Wenn man alle im Rat zu fassenden Beschlüsse unter das Primat der Wirtschaftlichkeit stelle, könne das Kaufmannkreise zwar zum Jubeln bringen; kommunale Sozialpolitik lasse sich so allerdings nicht verwirklichen. Das Wohl der Benachteiligten in der Stadtgesellschaft sollte Maßstab sein und nicht die Rendite der Reichen. Der Zeitung sei zu entnehmen, dass die Caritas inzwischen Ranzen mit Schulmaterial an die Kinder verteile, weil die Sozialleistungen in der Regel dafür nicht ausreichten. Die Kirchen und auch die Gewerkschaften hätten das akute Problem für die Zukunft dieser Kinder in der Gesellschaft längst erkannt. Bereits Ende v.J. habe seine Fraktion die Einrichtung eines Schulmittelfonds beantragt, der von der Ratsmehrheit abgelehnt worden sei. Bei Strom und Gas habe seine Fraktion Sozialtarife beantragt. Auch das sei von der Ratsmehrheit abgelehnt worden, wohl wissend, dass der sozialdemokratische Umweltminister Sozialtarife fordere. Sozialtarife seien nach Aussagen der Sozialdemokraten nicht Aufgabe von enercity, einem kommunal geführten Unternehmen, bei dem die Kommunalpolitik mit 75 % in der Eignerversammlung sitze. Die Stadtwerke machten satte Gewinne – die Ratsmehrheit - lehne Sozialtarife ab. Die Antwort von Rot-Grün auf die zunehmende Armut in dieser Stadt sei Energieberatung für Migranten. Verkauft werden solle das von Rot-Grün als erfolgreiches Beschäftigungsmodell. Abgelehnt worden sei im Rat auch der Antrag seiner Fraktion, Stromabschaltungen zu verbieten und



endlich für eine Regelung zu sorgen, die in anderen Ländern der EU seit langem geltende Praxis sei. In diesem Zusammenhang werde von Rot-Grün auf das angeblich vorbildliche Handeln von enercitiy und die pädagogische Sinnhaftigkeit von Stromabschaltungen hingewiesen. Erst vorgestern habe die HAZ über eine asthmakranke Frau, die auf ein elektrisches Inhalationsgerät angewiesen sei, berichtet, der der Strom abgestellt worden sei, weil sie mit 280 € in Zahlungsrückstand geraten sei. So würden die Stadtwerke ihrem sozialen Auftrag nicht gerecht. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Ramsauer bringe seine Meinung zu Sozialtarifen in der Presse auf den Punkt und erkläre: „Diese Idee der Sozialtarife entspricht einem zutiefst staatsinterventionistischem Denken, das Grundlage von totalitären Staaten wie der DDR war.“ Etwas für sozial Benachteiligte tun zu wollen, werde mit der antikommunistischen Keule behandelt. Dieses Raumsauer-Zitat gelte aber weder ihm, Sprecher, noch seiner Fraktion; es gelte vielmehr den Herren Gabriel und Jüttner, die in berechtigter Sorge um die SPD und in Anerkenntnis der verheerenden Folgen der Agenda 2010 begännen, vernünftige sozialpolitische Forderungen aufzustellen. Die SPD-Ratsfraktion müsse sich fragen lassen, wann sich diese Erkenntnis auch bei ihr durchsetze. Die Menschen in Hannover begännen, sich von der Kommunalpolitik abzuwenden, wie die schlechte Beteiligung an den Kommunalwahlen zeige. Das Ergebnis der Kommunalwahlen in Sachsen sollte auch Mahnung für Niedersachsen sein.

Bürgermeister Strauch (SPD) betonte, er habe sich gefragt, wie den wirklich Betroffenen hier im Rat eine Stimme gegeben werden könne. Er danke denjenigen, die ihm dabei geholfen hätten, seine Rede zu schreiben. Dabei handele es sich um Asphalt-Verkäufer, Bewohner des Karl-Lämmermann-Hauses, Menschen mit Suchtproblemen und Herrn Pastor Viola von der Stadtmission. Von allen sei zunächst darum gebeten worden, dieses Thema und die davon betroffenen Menschen in den Reden mit Würde und Respekt zu behandeln.
Oft ähnelten sich die Lebensgeschichten des Einzelnen. Natürlich gehe es immer um Einkommensteilhabe, Kommunikations- und Bildungsarmut. Häufig seien es ganze Familien, die durchweg ihre Kinder von der Armut in die Armut entließen. Armut werde vor- und weitergelebt. Viele kämen zwar sehr schnell in die Schuldenfalle, aber kaum wieder aus ihr heraus. Sowohl ein Wohnungswechsel als auch ein Bildungsaufstieg scheine kaum möglich zu sein. Es gebe sehr viele individuelle Dinge, die aufzeigten, was Armut im Einzelnen bedeute. Von Betroffenen werde nicht in erster Linie die Auffassung vertreten, dass der Staat an allem schuld sei; vielmehr seien Sucht- und Spielprobleme, Trennung vom Partner ursächlich für Armut. Selbstverständlich gebe es auch Organisationsmängel im Bereich des Hilfesystems. Anerkannt würden aber durchaus die Leistungen des Staates und der Stadt und die vorgehaltenen Hilfs- und Beratungsangebote. Auch werde die Möglichkeit geschätzt, günstig Dinge zu kaufen. Die Artikel im Supermarkt seien kaum noch bezahlbar. Für ein Baby müsse das meiste Geld angewendet werden für Baby-Nahrung, Windeln und ähnliches.
Bei den älteren Armen gehe es weniger um Geld; vielmehr gebe es dort das Problem der Bekümmerungsarmut. Von Betroffenen werde jungen Menschen empfohlen, eine Ausbildung zu machen und nie aufzuhören zu lernen, die Finger von Alkohol und Drogen zu lassen, das Spiel zu meiden und Schulden zu vermeiden, wenn sie nicht in die hier angesprochene Situation kommen wollten bzw. aus ihr heraus kommen wollten.

Beigeordneter Lensing (CDU) erklärte, hier sei eine globale Betrachtungsweise sinnvoll, tangiere die Armutsbericht doch nicht nur Hannover, sondern Deutschland. Deutschland sei ein reiches Land, in dem man in großem Wohlstand lebe. Der Entwurf des 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung habe für alle mahnenden Erkenntnisse gezeitigt. Demnach sei jeder 8. Deutsche arm. Seit neuestem Sozialbericht der Stadt Hannover lebten hier ca. 98.000 Menschen in so genannter relativer Armut. Das Erschreckende sei, dass



davon allein 18.000 Kinder betroffen seien. Hier gelte es, Aktivitäten zu entwickeln. Fragen müsse man sich, ob diese Erkenntnisse wirklich so neu seien oder ob einem aufmerksamen Menschen nicht längst bekannt gewesen sei, dass die Dinge mehr oder weniger aus dem Ruder liefen. Wenn sich auch der Armutsbericht auf das Jahr 2005 beziehe, seien doch die Zeitungen voll von besorgniserregenden Berichten. Die privaten Verschuldungsraten und die Insolvenzen stiegen dramatisch an. Die Zahl der Mittagstische und Tafeln steige und mit ihnen die Anzahl der Menschen, die zwingend auf sie angewiesen seien. Viele junge Menschen hätten ein starkes Gefühl der Perspektivlosigkeit. Perspektivlosigkeit aber dürfte es in diesem Land eigentlich gar nicht geben. Perspektivlosigkeit drücke sich häufig in einem ebenso sinnlosen wie gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum aus. Diskussionen über Sozialtickets oder Familienpässe seien angesagt. Trotz Arbeit seien immer mehr Menschen auf Transferleistungen angewiesen, weil sie von ihrem Verdienst kaum noch leben könnten. Die Rede sei vom Schwund der Mittelschicht. Unter deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gehe das Gespenst Hartz IV um. Immer wieder werde die Frage gestellt, was dann passiere. Die bereits Betroffenen hätten bereits hinter sich, wovor sich andere fürchteten. Arbeitslosigkeit ziehe häufig einen sozialen Abstieg nach sich. Dabei müsse man berücksichtigen, dass nicht nur der einzelne, sondern auch immer mehr Familien und Freunde betroffen seien. Besonders schlimm sei das für die Kinder und Enkelkinder, machten sie doch sehr früh in ihrem Leben die zutiefst negative Erfahrung der Ausgrenzung. Auch mit diesem Problem müsse man sich täglich auseinandersetzen. Häufig hätten die Kinder direkt vor Augen, was sich zwar andere, nicht aber sie leisten könnten. Die damit verbundene Ungerechtigkeit dürfe man nicht zulassen. Das wirksamste Mittel gegen Armut sei nach wie vor Beschäftigung. Die Menschen brauchten dringend Arbeit. Die Politik müsse für eine aktive Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik sorgen und die Abgabenlast insbesondere für die Mittelschicht erträglich gestalten. Nur dann lasse sich der soziale Ausgleich wieder herstellen. Es gehe nicht an, die Abgaben ständig zu steigern, die Netto-Löhne aber ständig zu reduzieren. Diejenigen, die heute auf Transferleistungen angewiesen seien, müssten eine solide finanzielle Unterstützung erfahren. Das SGB II sei dazu kaum geeignet. Schon seit langem forderten Experten und Wohlfahrtsverbände, die SGB II-Regelsätze zu erhöhen. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. Einem 10jährigen Kind stehe für das tägliche Frühstück, Mittag- und Abendessen lediglich 2,55 € zur Verfügung. Das sei ein Skandal. Auf Bundesebene setze er sich seit langem dafür ein, dass diese Missstände endlich aufhörten. Aber auch auf kommunalpolitischer Ebene müsse hier etwas getan werden. Die von ihm dargestellte materielle Armut könne man nur bedingt ändern. Das Augenmerk müsse man daher auf die Verbesserung der Teilhabe- und Bildungsmöglichkeiten richten, und zwar für Erwachsene und Kinder gleichermaßen.

Ratsfrau Studier (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) merkte an, die Bezeichnung „sozial schwach“ sei ihres Erachtens wenig angebracht, werde so doch auch soziale Inkompetenz zum Ausdruck gebracht. In Anbetracht ihrer finanziellen Situation schafften arme Menschen aber äußerst viel.
Arme Menschen seien Personen, die in ihren Wahlmöglichkeiten stark eingeschränkt seien. Wer arm sei, erfahre Einschränkungen in allen zentralen Lebensbereichen. Die Ausmaße der Armut könne man zum einen statistisch erfassen, zum anderen aber auch tagtäglich in den Zeitungen nachlesen. So würden neu gegründete Tafeln überrannt – das Sozialkaufhaus Fairkauf“ sei eine Erfolgsstory. In bürgerlichen Projekten wie auch bei den Freien Wohlfahrtsverbänden gebe es ein steigendes Engagement für arme Kinder und Erwachsene. Wenn es diese Angebote an arme Menschen auch gebe, beklagten doch viele Vertreter der Wohlfahrtsverbände, dass die Ausgabe von Almosen (Speisen, Kleidung) überaus notwendig sei, wenn auch an sich der falsche Ansatz sei. Menschenwürdiger wäre es, wenn die Betroffenen genug Geld hätten, um normal am Leben teilnehmen zu können



und nicht gezwungenermaßen Schnäppchenjäger und Schlangesteher sein müssten. Auf die finanziellen Aspekte von Armut könne man in Hannover kaum Einfluss nehmen. Die Einkommenssituation von Hartz-IV-Empfängern, Langzeitarbeitslosen, Geringverdiener/-innen und armen Rentner/-innen könne man auf kommunaler Ebene kaum verbessern, würden doch die Regelsätze, die Renten- und Sozialpolitik in Berlin bestimmt. Kommunalpolitiker könnten nur appellieren, die Höhe der Regelsätze zu überprüfen. Auch in der Gesundheitspolitik seien die Spielräume für Kommunalpolitiker gering. Das Land Niedersachsen fahre die finanzielle Förderung der sozialen Beratungen seit Jahr zurück, ohne dass das große Aufmerksamkeit gefunden hätte. Das Land prüfe sehr genau, was kommunal zu finanzieren wäre, so dass die Zuständigkeit des infrage kommenden Ministeriums nicht mehr gegeben sei. Die Ratspolitikerinnen müssen entscheiden, ob sie die Finanzierung der so entstehenden Lücken übernehmen und den Rückzug des Landes aus der Sozialpolitik für die Betroffenen erträglicher gestalten wollten. Das belaste die kommunalen Haushalte. Im aktuellen Armutsbericht der Bundesregierung werde darauf abgehoben, dass der beste Schutz gegen Armut Arbeit sei. Dafür habe man in Hannover und der Region gemeinsame gute Projekte in Form von Maßnahmen zur Qualifizierung und zur Beschäftigungsförderung geschaffen. Beispielhaft verweise sie auf das Pro-Aktiv-Center und das Projekt SINA. Durch die Richtlinien zur Förderung für berufliche Ausbildung im Non-Profit-Sektor schaffe die Stadt für viele Jugendliche Ausbildungsplätze. Von Hannover-Impuls seien seit 2003 933 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Neben den Bemühungen, Armut durch Arbeitslosigkeit zu verhindern, bleibe die Linderung von Teilhabearmut. Dafür müssten die Mittel zur Verfügung stehen; die Teilhabe müsse kommunal organisiert werden. Für die Bereiche Bildung, Kultur und Freizeit bedeute das, dass die Kommunen ihre Dienstleistungen auf die Teilhabefähigkeit überprüfen müssen. Da Armut auch bedeute, von Kultur und Bildung abgehängt zu sein, sei die Kommune hier in der Pflicht. In ganz Deutschland sei nicht klar, welche Ressourcen für Armut zuständig seien. Sinnvoll wäre es daher, wenn es in der Kommune federführende Stellen gäbe, die sich mit den Strategien zur Armutsbekämpfung befassten. In diesem Zusammenhang fordere der VDK-Präsident die Einsetzung von Armutsbeauftragten. Armut müsse aber auch differenziert betrachtet werden. So sei der Presse zu entnehmen, dass berufstätige Frauen in Deutschland deutlich weniger verdienten als ihre Kollegen. Das zeige, dass es für Frauen andere Strategien geben müsse.

Ratsherr Meyburg (FDP) betonte, er bedanke sich bei der Antragstellerin für diese Aktuelle Stunde, wenn er auch nicht glaube, dass sie geeignet sei, die Diskussion in Hannover voranzubringen, da die Ursachen für die zunehmende Armut überwiegend in Berlin zu suchen seien. Die Liberalen wollten die Gelegenheit nutzen, ihre Unzufriedenheit mit der deutschen Sozialpolitik zum Ausdruck zu bringen. Insbesondere im Bereich der Kinderarmut sei in den letzten Jahren ein nicht unerheblicher Anstieg zu verzeichnen gewesen. Nach Aussagen des Kinderschutzbundes lebten 2,4 Mio. Kinder in 1,4 Mio. Haushalten in Armut. Diese Haushalte verfügten über weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens. Jedes 6. Kind lebe in Deutschland in Armut. In Hannover erhielten mittlerweile 22.000 Kinder Transferleistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Jedes arme Kind in Hannover sei eines zu viel. Wenn es dabei auch nicht immer nur um materielle Armut gehe, bringe dieser Umstand doch auch andere Tatsachen mit sich. So litten diese Kinder unter größerem emotionalem Stress und unter geringeren Bildungschancen. Sie hätten insgesamt schlechtere Teilhabechancen in der Gesellschaft. Das dürfe nicht sein, bildeten doch alle Kinder die Zukunft dieses Landes. Kinder und Jugendlich seien arm, weil die Familien, in denen sie lebten, arm seien. Kinder von Alleinerziehenden wiesen ein besonders hohes Armutsrisiko auf. Gleiches gelte für Arbeitslose und Familien mit Migrationshintergrund. Besonders erschreckend sei der Umstand, dass viele Familien von Armut betroffen seien, bei denen nur ein Elternteil arbeite. Diese Familien hätten früher die Mittelschicht gebildet.


Es sei erschreckend, feststellen zu müssen, dass immer mehr Familien der Mittelschicht der soziale Abstieg drohe. Dieser Zustand müsse dringend behoben werden, wenn die soziale Schieflage sich nicht noch weiter verstärken solle.
Fragen müsse man sich, welche Antworten die Bundesregierung in den letzten Jahren auf diese Problematik gegeben habe. Seit 1998 seien die Sozialausgaben um 100 Mrd. € gesteigert worden. Der Anteil der Sozialaufgaben sei von 39 % auf nahezu 50 % gewachsen. Dennoch habe sich die Kinderarmut deutlich erhöht. Seines Erachtens benötige man ein Umdenken in der Politik. Es habe sich gezeigt, dass es nicht immer hilfreich sei, dem einen etwas wegzunehmen, um es dem anderen zu geben. Schon Abraham Lincoln habe erkannt, dass man den Armen nicht helfen könne, in dem man die Reichen vernichte. Man müsse dafür sorgen, dass in Deutschland endlich Chancengleichheit hergestellt werde. Frühkindliche Bildung sei ein Schlüssel zum Erfolg, wenn die soziale Lage der Eltern nicht über den Bildungsweg der Kinder entscheiden solle. Dazu müsse die Kinderbetreuung ausgebaut werden. Familien, in denen beide Elternteile arbeiteten, seien z.Z. die einzigen Aufsteiger in dieser Gesellschaft. Daher müsse hier mehr getan werden. Hannover habe zwar bereits große Anstrengungen unternommen, diese reichten aber noch nicht aus. Diese Ausgaben würden von den Liberalen uneingeschränkt mitgetragen. Die Steuererhöhungen der letzten beiden Bundesregierungen hätten die Armutssituation deutlich verschärft. Die Mehrwertsteuererhöhungen haben die Familien voll getroffen. Gleiches gelte für die Pendlerpauschale. Von den steigenden Energiekosten profitiere der Staat durch die Ökosteuer immens. All das gehe zu Lasten der Familien. Man brauche eine deutliche Senkung der Steuer- und Abgabenbelastungen. Niedrigere Steuersätze, ein höheres Kindergeld und eine verbesserte steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten seien neben der Einführung eines Bürgergeldes Punkte, die Familien zugute kämen. Der Armut könne man nur entkommen, wenn man Arbeit habe. Daher müsse die Schaffung von Arbeitsplätzen oberste Priorität genießen.

Ratsherr Böning (WfH) sagte, die in Hannover zur Armut vorliegenden Zahlen seien äußerst bedrückend. Laut Sozialbericht seien nahezu 100.000 Menschen als nahezu arm zu bezeichnen. Selbstverständlich wolle die WfH, dass in Hannover bedürftige Menschen Unterstützung erführen. Denen die sich wirklich nicht mehr selbst helfen könnten, solle geholfen werden. Im Übrigen müsse Hilfe zur Selbsthilfe Priorität genießen. Dazu gehörten u.a. flexiblere Kinderbetreuungszeiten. Viele der als arm geltenden Familien seien wirklich arm. Allerdings gebe es in der sogenannten Unterschicht erstaunlich viele, deren Schicksal ein gewisses Schütteln auslöse. Bezeichnend sei insoweit ein Fernsehbericht über Armut im Roderbruch. Dabei seien einige von Hartz IV lebende Familien eine Zeit lang vom Fernsehen begleitet worden. Bei fast jedem Interview mit jedem erwachsenen Familienmitglied sei massiv geraucht worden. Alle gefilmten armen Familien hätte die neueste Unterhaltungselektronik in ihren Wohnungen gehabt. Auch beim Einkaufen seien die Familien gefilmt worden. Statt gleichwertiger No-Name-Produkte seien nahezu ausnahmslos teure Markenartikel in den Einkaufskörben gelandet. Wenn solche Leute dann im Fernsehen am jammern darüber seien, dass sie kein Geld für das Pausenbrot ihres Kindes hätten, fehle ihm dafür jedes Verständnis. Er wolle nicht, dass ein Kind in der Schule nur deshalb hungern müsse, weil die Mutter das Kindergeld für Zigaretten und andere Dinge verprasse. Wer Geld für die neueste Unterhaltungselektronik und massiven Zigarettenkonsum habe, der habe auch das Geld für das Essen und das Schulmaterial. Auch müsse in diesem Zusammenhang die Frage erlaubt sein, ob man es hier nur mit Einzelfällen oder mit einem weiter verbreiteten Verhalten zu tun habe. Wenn man über Armut spreche, müsse auch das Problem der explosionsartig steigenden Privatinsolvenzen angesprochen werden. Die Chance, durch Anmelden der Privatinsolvenz nach 7 Jahren schuldenfrei zu sein, werde von einigen offensichtlich als eine Art Freifahrtschein angesehen. Sie bestellten hemmungslos bei Versandhäusern oder Mobilfunkanbietern auf


Pump und meldeten zu gegebener Zeit Privatinsolvenz an. Nach 7 Jahren seien sie schuldenfrei – die Dummen seien die Gläubiger. Insgesamt aber sei das Problem der zunehmenden Armut – der auseinander gehenden Schere zwischen arm und reich – ein sehr ernstes. Eine gute Möglichkeit für die Kommunalpolitik bedürftige Menschen zu unterstützen, sei für die WfH die Ausgabe von zweckgebundenen Gutscheinen. Die Gutscheine hätten den großen Vorteil, nicht zweckentfremdet ausgegeben werden zu können, während Geld sehr schnell statt zum Schulheft zu Zigaretten werden. Auch der Vorschlag, in Kindertagesstätten und Schulen kostenlos Essen auszugeben, sei gut. Insbesondere in Kitas würden Kinder abgemeldet, weil sich die Eltern angeblich die 30 € Essengeld nicht leisten könnten. Die der Kommunalpolitik gegebenen Möglichkeiten seien kaum geeignet, etwas an der Gesamtsituation zu ändern. Über die Bekämpfung von Armut sei auf Bundesebene zu diskutieren.

Ratsherr List (Hannoversche Linke) bemerkte, dass von seinem Vorredner Gesagte sein eine Diskriminierung und Beleidigung für viele arme Menschen und Sozialhilfeempfänger und eine unglaubliche Entgleisung und bösartige Verletzung der betroffenen Menschen gewesen.
In den meisten der vorangegangenen Wortbeiträge sei die Armut der Menschen in der BRD drastisch dargestellt worden. Brauchbare Anregungen für Problemlösungen seien den bisherigen Wortbeiträgen aber kaum zu entnehmen gewesen. In der wohlhabenden BRD müssten mindestens 13 % der Bundesbürgerinnen und Bundbürger mit weniger als 781 € monatlich auskommen. 26 % aller Bürgerinnen und Bürger wären ohne Transferleistungen direkt und unmittelbar von Armut betroffen. In Hannover sehe es nicht besser, sondern eher trostloser aus. Hier sei jeder Fünfte arm. 19,4 % aller Hannoveranerinnen und Hannoveraner lebten unter der regionalen Armutsgrenze von 613 € monatlich. Für die nähere Zukunft sei keine Besserung zu erwarten. Die Preise für Grundnahrungsmittel stiegen weiter rasant. Die Verwaltung und die Ratsmehrheit weigere sich weiterhin, Einfluss auf die Stadtwerke zu nehmen, um für Geringverdiener einen Sozialtarif zu installieren. Auf Bundesebene halte die SPD ein solches Instrument für dringend geboten. Die Forderung der Hannoverschen Linken, das Essengeld in Kitas abzuschaffen oder Beihilfen bei der Einschulung für einkommensschwache Familien zu gewähren, seien aus Fraktionsinteresse heraus abgelehnt worden. In Hannover seien 21.799 Kinder und Jugendliche von Transferleistungen abhängig. Um etwas gegen die Kinderarmut und die Stigmatisierung armer Kinder zu tun, biete die Caritas und die Diakonie eine Schülererstausstattung an. Hier habe man es vorrangig mit einer staatlichen und kommunalen Aufgabe zu tun, die es umgehend wahrzunehmen gelte. Seine Gruppe habe in den letzten Haushaltsplanberatungen den Antrag auf Übernahme der Kosten für Klassenfahrten gestellt. Auch sei die Übernahme der Mietkosten für Schulbücher gefordert worden. Darüber hinaus habe seine Gruppe die Abschaffung des Essengeldes in Kitas und die Gewährung von Beihilfen zur Einschulung für Kinder aus sozialschwachen Familien gefordert. Zu diesen dringenden sozialen Forderungen müssten sich eigentlich alle Ratsfraktionen bekennen, um die Folgen der Armut einwenig abzumildern. Diese unabwendbaren Forderungen müssten dringend eingelöst werden. Nur so würden die betroffenen Menschen wieder mit Würde und Respekt behandelt.

Stadtrat Walter sagte, die bisherige Debatte habe gezeigt, dass es hier im Rat keinen Mangel an Einsicht hinsichtlich des Problems und des Ausmaßes von Armut gebe. Keinen Mangel gebe es auch an guten und qualitativ hochwertigen Sozialberichterstattungen und Analysen. Es gebe in diesem Lande durchaus einen Mangel an wirkungsvollen und durchgesetzten Konzepten gegen die Armut und zur Armutsbekämpfung. Wenn das nicht Fall wäre, gäbe es keine zunehmende Bedrohung durch Armut für immer mehr Kreise von Menschen. Dass man es hier nicht mit einer in Soziologenzirkeln geführten Debatte zu tun


habe, habe zuletzt die sehr eindrucksvolle Rede des Bundespräsidenten auf dem Katholikentag in Osnabrück gezeigt, in der er insbesondere beklagt habe, dass sich die Schere zwischen arm und reich nicht schließe, sondern immer weiter auseinander gehe. Hier habe man es mit einem der wichtigsten gesellschaftlichen Probleme dieses Landes zu tun, dass auf den verschiedenen Ebenen diskutiert werden müsse. Man habe es hier nicht mit einem hausgemachten Problem der Landeshauptstadt Hannover zu tun. In der Diskussion dieses Problems müsse aber die Stadt ihr Licht nicht unnötig unter den Scheffel stellen. Die Stadt Hannover wisse um ihre soziale Verantwortung und nehme sie auch wahr. Jeder 3. Euro des Haushaltes (mehr als 550 Mio. €) stehe in einem Zusammenhang mit der sozialen Sicherung in dieser Stadt. Insoweit verweise er auf die den Haushaltsplan zu entnehmenden Zahlen. Das zeige, dass die Landeshauptstadt Hannover ihre kommunale Verantwortung zur Armutsbekämpfung wahrnehme. Wünschenswert wäre es, wenn alle Ebenen in diesem Land in gleicher Intensität ihrer Verantwortung nachkämen.

Ratsherr Kristic (DIE LINKE.) sagte, die Wahrheit zu diesem Punkt liege seines Erachtens irgendwo in der Mitte zwischen den vom Ratsvorsitzenden angesprochenen persönlichen Berichten und den von seinem Vorredner hier vorgetragenen Zahlen. Weder das eine noch das andere sei seines Erachtens repräsentativ für die hinter diesem Problem stehenden Schicksale. Wenn die Stadt Hannover auch kein Ursachenträger dieses Problems sei, habe sie doch Möglichkeiten des Steuerns. Es gelte, Konzepte zu entwickeln, wie das Problem Armut in Hannover bekämpft werde und wie die Stadt dazu beitragen könne. Wenn die Stadt an den Hartz IV Regelungen auch nicht viel ändern könne, müsse man sich doch darum kümmern. Ein Instrument könne der Sozialpass sein. Die Teilhabearmut könne durch gezielte Hilfen über den Sozialpass gelindert werden. Dazu dürfe dieses Instrument nicht zu einem Rabatt-Angebot verkommen. Der Sozialpass müsste Kostenbefreiungen und deutliche Ermäßigungen enthalten. Es reiche nicht aus, die vorhandenen Ermäßigungen zu bündeln; vielmehr bedürfe es einer konkreten Hilfestellung der Stadt und der Region für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Wenn über den Hartz IV Satz einen Betroffenen 12 € monatlich zur Mobilität zugestanden werde, könne man von diesem Menschen nicht erwarten, dass es sich ein Sozialticket für 30 € kaufe. Der Pass dürfe kein alleiniges Projekt der Stadt sein; vielmehr gelte es, die Region und das Land ins Boot zu holen und deren kulturelle Angebote zu integrieren. Die Integration eines Sozialtickets, das für Betroffene erschwinglich sei, könne zum Erfolg des Sozialpasses beitragen, wenn es gelinge, private Anbieter als Unterstützer zu gewinnen. Der Sozialpass müsse sei gestaltet werden, das er seinen Namen auch verdiene.
Eine Stadt müsse für ihre Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernehmen, und war auch dann, wenn das Geld koste. Haushaltskonsolidierung dürfe kein Selbstzweck sein; vielmehr müsse sie dafür stehen, dass eine Stadt ihre Handlungsfähigkeit erhalte, die sie entsprechend nutzen müsse. Andernfalls wäre Haushaltskonsolidierung ein absurdes Unterfangen.
Rot-Grün habe beantragt, Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger im Energiebereich zu beraten. In einer Pressemitteilung erkläre Ratsfrau Studier, dass über dieses Programm die Betroffenen ermutigt werden sollten, in energiesparende Techniken zu investieren. Fragen müsse man sich, wieweit der Respekt gegenüber diesen Menschen verkommen sei, wenn man von ihnen erwarte, aus 3,68 € monatlich die Investition in eine energiesparende Waschmaschine zu finanzieren. Hier wären Sozialtarife angebracht. Seine Fraktion meine keineswegs, das Soziale für sich gepachtet zu haben, wenn die anderen Fraktionen darstellten, wo ihre soziale Verantwortung liege.

Ratsfrau Tack (SPD) äußerte, Kinderarmut sei die größte Herausforderung, vor der man stehe, wenn man kommunalpolitische Verantwortung übernehmen wolle. In erster Linie sei hier die Bundesebene gefragt. Dabei gelte es, Mindestlöhne, Beschäftigungsförderung und


die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze im Auge zu haben. Kein Kind dürfe wegen zu niedriger Regelsätze an Teilhabe gehindert werden. Die Familien in die Lage zu versetzen, ihren Kindern eine sinnvolle Schulausstattung zur Verfügung zu stellen, sei an sich keine kommunale Aufgabe. Vielmehr müsse es auf Bundesebene einen Schulmittelfonds für Kinder geben von Eltern, die Hartz-IV-Empfänger seien. Kombiniert werden müsse das Ganze mit der Wiedereinführung der Lernmittelfreiheit.
Zur Bekämpfung insbesondere der Kinderarmut bedürfe es eines zugänglicheren Bildungsangebotes. Bildung sei mehr als die Schaffung von Kindertagesstättenplätzen. Die reine Schaffung von Plätzen bedinge nicht automatisch eine höhere Bildung. PISA zeige, dass nicht die bloße Anwesenheit in einer Schule ein höheres Bildungsniveau mit sich bringe; vielmehr müsse die Frage gestellt werden, was in den Einrichtungen geschehe und welche individuelle Förderung den Kindern zuteil werde. Dieser Herausforderung müsse man sich stellen, und zwar in erster Linie das Land. Die Bertelsmannstiftung habe aufgezeigt, dass man insoweit in Niedersachsen sehr schlecht aufgestellt sei. Bildung habe auch etwas damit zu tun, dass man individuell und lernfähig mit den Kindern arbeiten könne. Dafür müsse man kämpfen, wenn die Verantwortung dafür auch mehr beim Land als bei der Stadt liege.
Die sich auch in Hannover gebildeten Tafeln beschrieben ihren Erachtens einen Zustand, der sich auch über Bildung ad absurdum führen müsse. Man brauche Ganztagsschulen mit individueller schulischer Förderung von Kindern, in denen die Essenversorgung integraler Bestandteil des Tagesablaufs sein müsse. Solange es diese Einrichtungen flächendeckend gebe, könnten hier und da durchaus Bedarfe entstehen, die abgedeckt werden müssten.

Ratsfrau Ike (CDU) äußerte, die Aktivitäten gegen Armut müssten darauf abzielen, Teilhabegerechtigkeit zu erhöhen. Armut bedeute mehr als nur wenig Geld zu haben. Man müsse konsequent in Bildungs- und Jugendarbeit investieren. Aus ihrer Sicht könne man auf kommunaler Ebene mit einem klugen Mix aus verschiedenen Maßnahmen viel erreichen. Einiges werde in Hannover bereits mit gutem Erfolg realisiert. Darüber hinaus gelte es, Qualifizierungs- und Weiterungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose auszubauen. Hier müsse man noch stärker als bisher die Bemühungen darauf ausrichten, die Betroffenen durch Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen neu in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Oberstes Ziel müsse es sein, die Menschen in die Lage zu versetzen, ihren Unterhalt eigenständig zu verdienen und ihre Familien zu ernähren und nicht von Transferleistungen leben zu müssen. Den Betroffenen müsse ein ordentlich bezahlter Arbeitsplatz angeboten werden. Wer das Gefühl habe, gebraucht zu werden, sei auch bereit, der Gesellschaft auch etwas zurückzugeben.
Kindertagesstätten müssten konsequent zu Familienzentren entwickelt werden. Erwachsenen und Kindern solle im Kampf gegen Armut Hilfe aus einer Hand gewährt werden. Dazu seien Familienzentren sehr geeignet.
Frühförderung für die Kleinen und Beratungsangebote für die Familien sollten installiert werden, um gezielt gegen Teilhabearmut wirken zu können. Der vorgelegte Sozialbericht bescheinige Hannover einen Anteil von 54,7 % an Singlehaushalten. Das zeige, dass für viele Menschen die herkömmliche Familienform nicht mehr gelebt werde. Die CDU-Fraktion sehe nach wie vor in der traditionellen Familie das optimale Lebensmodell. Familien böten immer noch den sichersten Schutz in Lebensfragen und bei der finanziellen Absicherung. Wo das Familiengefüge nicht mehr gelebt werde, böten Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser optimale Hilfsmöglichkeiten.
Alleinerziehende seien von Armut besonders betroffen. Neben der absolut notwendigen finanziellen Unterstützung müsse man darauf achten, dass Ein-Eltern-Familien erwerbstätig sein könnten. Grundlage dafür sei, dass sie ihre Kinder während der Arbeitszeit in guten Händen wüssten. Der bedarfgerechte Ausbau der Kinderbetreuung müsse daher weitergeführt werden.


Wer in armen Familien aufwachse, bleibe häufig auch in seinem eigenen Leben arm. Kinder lebten in Armut, wenn ihre Eltern keine Arbeit hätten. Die von der rot-grünen Ratsmehrheit durchgesetzten Kürzungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit seien ein Fehler gewesen. Die Öffnungszeiten seien dadurch mit der Folge reduziert worden, dass junge Menschen vermehrt auf der Straße stünden, und zwar mit all den damit verbundenen negativen Konsequenzen. Diese Einsparungen hätten wieder einmal finanzschwache und bildungsferne Familien, Alleinerziehende und Kinder aus Migrantenfamilien getroffen. Nach wie vor votiere ihre Fraktion gegen die Einführung des Essengeldes in Kindertagesstätten, da diese Maßnahme aus familien- und sozialpolitischer Sicht unverantwortlich sei.

Ratsfrau Wagemann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) äußerte, vor Ort könne man zu diesem Thema kaum reagieren. Die wesentliche Verantwortlich liege beim Bund, beim Land und auf europäischer Ebene. Die Städte müssten mehr Einfluss bekommen aus das, was auf den anderen Ebenen geschehe, verenge sich doch insbesondere in den Kommunen das, was auf den anderen Ebenen geschehen. Es müsse kommunalpolitisches Interesse sein, mehr Einfluss auf die anderen Ebenen nehmen zu können.
An sich müsste auch im Rat viel mehr mit Frauen über Frauen und Frauenpolitik gemacht werden. Frauen verdienten deutlich weniger Geld als Männer. Frauen entschieden sich für bestimmte Berufe und für Teilzeitarbeit, obwohl in diesen Bereichen wenig Geld verdient werde. Mittlerweile gebe es viele Frauen, die sich nicht mehr dementsprechend entschieden. Aus diesem Grunde gebe es weniger Kinder in Deutschland. Immer mehr Frauen verließen Deutschland, weil sie in anderen Ländern bessere Rahmenbedingungen vorfinden. Man könne viel für die Kinder in dieser Stadt tun; man werde aber immer nur die Hälfte erreichen, wenn es nicht gelinge, die Eltern mitzunehmen. In der Regel handele es sich dabei um Frauen. Wenn sich ein Paar für ein Kind entscheide, habe es eine 25 %ige Sicherheit, arm zu werden. Wenn eine Frau ihr Kind allein erziehe, habe sie eine große Chance sehr arm zu werden. Diese Situation werde in vielen Fällen von Frauen in dieser Stadt gemeistert. Einige gelinge es, ihre Kinder trotzdem zu fördern und ihnen Bildung angedeihen zu lassen. Frauen und Kinder seien eine Garantie dafür, dass sich dieses Thema nicht so vererbe, wie es sich bislang vererbt habe. In Hannover habe man bereits viel geleistet (Hebammen, Familienzentren, Rucksackmütter, Stadtteilmütter). Man werde aber noch mehr in die Bildung investieren müssen. Evtl. werde das auch muttersprachlich zu geschehen haben, damit man die Frauen vor Ort erreiche, wo sie stünden. Dieses Handeln sei auch ökonomisch sinnvoll. In einer Studie der Bertelsmannstiftung werde deutlich, dass sich Kinderbetreuung im Bereich der unter Dreijährigen deutlich auswirke auf Bildungsqualität und die Möglichkeiten, den gymnasialen Abschluss zu schaffen.


TOP 4.
Antrag zum 208. Änderungsverfahren zum Flächennutzungsplan Hannover, Teilbereich 208.2: Lahe / Fachmarktansiedlung "Im Ure" Entwurfs- und Auslegungsbeschluss
(Drucks. Nr. 1207/2008 mit 4 Anlagen)
Einstimmig stimmte der Rat dem Entwurf der 208. Änderung des Flächennutzungsplanes, Teilbereich 208.2, sowie dessen Begründung zu (Anlage 4 zu dieser Drucksache) und beschloss die öffentliche Auslegung gemäß § 3 Abs. 2 BauGB.


TOP 5.
Anträge zu Bebauungsplanangelegenheiten

TOP 5.1.
Bebauungsplan Nr. 961 7. Änderung - Badenstedt- West-
mit örtlicher Bauvorschrift Vereinfachtes Verfahren
Verzicht auf die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss

(Drucks. Nr. 0915/2008 mit 3 Anlagen)
Einstimmig beschloss der Rat die in der Drucks. Nr. 915/2008 mit 3 Anlagen (Bebauungsplan Nr. 961, 7.Änderung) enthaltene Bebauungsplanangelegenheit.

TOP 5.2.
Bebauungsplan Nr. 1702 - Henriettenstiftung / Wohnungsbau
Beschluss über Stellungnahmen, Satzungsbeschluss

(Drucks. Nr. 1187/2008 mit 4 Anlagen)
Einstimmig beschloss der Rat die in der Drucks. Nr. 1187/2008 mit 4 Anlagen (Bebauungsplan Nr.1702) enthaltene Bebauungsplanangelegenheit.

TOP 5.3.
Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 1683 -Tiergartenstraße/ Kronsberger Straße-
Bebauungsplan der Innenentwicklung, Auslegungsbeschluss

(Drucks. Nr. 1063/2008 mit 5 Anlagen)
Einstimmig beschloss der Rat die in der Drucks. Nr. 1063/2008 mit 5 Anlagen (Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 1683) enthaltene Bebauungsplanangelegenheit.

TOP 6.
Antrag zu Wegebenennung im Stadtteil Burg Anregung gem. § 55c Abs. 5 NGO des Stadtbezirksrates Herrenhausen-Stöcken
(Drucks. Nr. 1254/2008 mit 2 Anlagen)
Einstimmig beschloss der Rat:
Der Anregung des Stadtbezirksrates Herrenhausen-Stöcken wird gefolgt.
Die Wegeverbindung, welche vom Vinnhorster Weg in östliche Richtung abgeht und bis zum Burgweg führt, erhält den Namen Lotte-Burghardt-Weg.


TOP 7.
Einleitungsbeschluss für vorbereitende Untersuchungen gem. § 141 BauGB

TOP 7.1.
im Stadtteil Mühlenberg,
(Drucks. Nr. 0633/2008 mit 1 Anlagen)
Einstimmig beschloss der Rat, vorbereitende Untersuchungen gem. § 141 Baugesetzbuch für den in der Anlage zu Drucks. Nr. 633/2008 gekennzeichneten Bereich im Stadtteil Mühlenberg durchzuführen und die grundsätzliche Bereitschaft zu erklären, im Falle der Aufnahme in ein Städtebauförderprogramm die Gegenfinanzierung der gewährten Fördermittel sicherzustellen.


TOP 7.2.
im Stadtteil Sahlkamp
(Drucks. Nr. 0629/2008 N1 mit 1 Anlagen)
Einstimmig beschloss der Rat, vorbereitende Untersuchungen gem. § 141 Baugesetzbuch für den in der Anlage zu Drucks. Nr. 629/2008 gekennzeichneten Bereich im Stadtteil Sahlkamp durchzuführen und die grundsätzliche Bereitschaft zu erklären, im Falle der Aufnahme in ein Städtebauförderprogramm die Gegenfinanzierung der gewährten Fördermittel sicherzustellen.


TOP 8.
Antrag zur Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Benutzung der Obdachlosenunterkünfte in der Landeshauptstadt Hannover Kalkulation 2008/2009
(Drucks. Nr. 0854/2008 mit 1 Anlage)
Einstimmig nahm der Rat die vorgelegte Kalkulation zustimmend zur Kenntnis und beschloss die Beibehaltung der zurzeit gültigen Gebührensätze der ”Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Benutzung der Obdachlosenunterkünfte in der Landeshauptstadt Hannover”.


TOP 9.
Antrag zur Wahl der Vertrauensperson für den Ausschuss zur Wahl der Schöffen
(Drucks. Nr. 1052/2008 mit 2 Anlagen)
Mit 60 Stimmen (die erforderliche 2/3 Mehrheit von 40 Stimmen war erreicht) wählte der Rat die im Antrag der Drucks. Nr. 1052/2008 genannten Personen als Vertrauenspersonen für den beim Amtsgericht Hannover zu bildenden Ausschuss zur Wahl der Schöffen.

TOP 10.
Antrag zum Antrag der CDU-Fraktion
zur Ermäßigung der Mehrwertsteuer bei Gas- und Strompreisen
(Drucks. Nr. 0571/2008)

Beigeordneter Küßner (CDU) sagte, wer die heutige Ratsversammlung aufmerksam verfolgt habe, erkenne, dass man hier die Möglichkeit habe, sich effektiv zu betätigen und dem Bund zu signalisieren, dass man die Mehrwertsteuer auf Gas- und Strompreise gesenkt haben wolle. Auf Kunstgegenstände und Münzen werde eine Mehrwertsteuer von 7 % erhoben, während die Schulsachen für Kinder mit 19 % zu Buche schlügen. Das gelte auch für Gas und Strom. Gas und Strom benötigten die Abnehmer zum täglichen Leben. Er gehe davon aus, dass sich auf Bundesebene SPD und CDU darauf verständigten, die Mehrwertsteuer in diesem Bereich zu senken. Er bitte den Rat, heute durch eine entsprechende Beschlussfassung ein Zeichen zu geben.

Ratsherr Borchers (SPD) sagte, seine Fraktion habe durchaus Verständnis dafür, dass man sich über den drastischen Preisanstieg bei Gas und Strom Sorgen mache. Insbesondere einkommensschwache Haushalte würden von diesen Kostensteigerungen getroffen. Es sei durchaus angemessen, darüber zu diskutieren, welcher Handlungsbedarf bestehe und ob man auf kommunaler Ebene Konkretes bewirken könne. Bei dem von der CDU-Fraktion hier Beantragten handele es sich seines Erachtens aber um einen äußerst populistischen Versuch, Stimmungen auszunutzen. Werde die Mehrwertsteuer antragsgemäß reduziert, bedeute das eine Mindereinnahme in Höhe von 9 Mrd. €. Durch das von der CDU-Fraktion Beantragte würden alle – und nicht nur arme – subventioniert. Auch bei einkommensschwachen Haushalten seien Energie-Einsparpotientiale durchaus gegeben.

Ratsherr Kristic (DIE LINKE.) äußerste, seine Fraktion werde diesen Antrag ablehnen, sei doch schlechterdings nicht möglich, über die Entlastung von Energieverbrauchern Sozialpolitik zu betreiben. Seine Fraktion sei daran interessiert, die von diesem Antrag betroffenen Einnahmen für soziale Projekte zu nutzen.

Ratsherr Müller (SPD) sagte, offensichtlich meine die CDU-Fraktion, über die Steuerpolitik Preispolitik betreiben zu können. Dass aber sei mitnichten der Fall.

Ratsfrau Dr. Koch (SPD) sagte, die Bundesregierung habe eine Novelle des Wohngeldgesetzes beschlossen. Erstmals sollten bei der Berechnung des Wohngeldes die Energiekosten mit berechnet werden. Da der Bundesrat dieser Gesetzesänderung nicht zugestimmt habe, befinde sich dieser Punkt im Vermittlungsausschuss.
Mit 39 gegen 19 Stimmen lehnte der Rat den Antrag der CDU-Fraktion zur Ermäßigung der Mehrwertsteuer bei Gas- und Strompreisen aus Drucks. Nr. 571/2008 ab.


TOP 11.
Antrag zum Antrag der Gruppe Hannoversche Linke die Messe- und Flughafenanteile der Landeshauptstadt Hannover nicht zu privatisieren
(Drucks. Nr. 0687/2008)

Beigeordnete Kastning (SPD) erklärte, das von der Gruppe Hannoversche Linke hier Angesprochene sei bereits Thema der Koalitionsverhandlungen auf Landesebene gewesen. Ihre Fraktion habe dazu bereits damals Positionbezogen und erklärt, dass es nicht


verantwortungsvoll wäre, sich entsprechend zu verhalten. Nach Auffassung ihrer Fraktion komme allen städtischen Beteiligungen eine wichtige Funktion für die Stadt zu. Es gelte, die Beteiligungen zu begleiten und sinnvoll nach vorn zu entwickeln.

Beigeordneter Lensing (CDU) betonte, seine Fraktion habe immer dafür plädiert, die Messe- und Flughafenanteile zu behalten.

Ratsherr List (Hannoversche Linke) zog unter Bezugnahme auf das zu diesem Punkt hier Gesagte den Antrag seiner Gruppe aus Drucks. Nr. 687/2008 zurück.


TOP 12.
Antrag zum Dringlichkeitsantrag der Gruppe Hannoversche Linke zu Aktivitäten der Friedensbewegung gegen die Mandatsverlängerung in Afghanistan
(Drucks. Nr. 0853/2008)

Ratsherr List (Hannoversche Linke) sagte, lehne der Rat den Antrag seiner Gruppe ab, geschehe das gegen den Willen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger; entspreche er ihm aber, trage er den Mehrheitswillen Rechnung.

Ratsherr Lorenz (CDU) äußerte, dieser Antrag stelle eine Diskriminierung junger Männer und Frauen dar, die im Auftrag eines demokratisch legitimierten Instruments ihre Pflicht erfüllten.
Gegen 3 Stimmen lehnte der Rat Ziffer 1 des Antrages der Gruppe Hannoversche Linke zu Aktivitäten der Friedensbewegung gegen die Mandatsverlängerung der Kriegsführung in Afghanistan aus Drucks. Nr. 853/2008 ab.

Gegen 1 Stimmte lehnte der Rat Ziffer 2 des Antrages der Gruppe Hannoversche Linke zu Aktivitäten der Friedensbewegung gegen die Mandatsverlängerung der Kriegsführung in Afghanistan aus Drucks. Nr. 853/2008 ab.

TOP 14.
A N T R Ä G E der CDU-Fraktion

TOP 14.1.
zur Verkehrsertüchtigung von Schulkindern und von Senioren durch die Verkehrswacht Hannover e.V.
(Drucks. Nr. 1405/2008)
In den Schulausschuss!
In den Sozialausschuss!
In den Verwaltungsausschuss!


TOP 14.2.
zur Unterstützung der organisierten gemeinschaftlichen Autonutzung durch die Landeshauptstadt Hannover
(Drucks. Nr. 1406/2008)
In den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss!
In den Verwaltungsausschuss!

TOP 14.3.
zu einem Fahrradleihsystem - Möglichkeiten der Einführung
(Drucks. Nr. 1407/2008)
In den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss!
In den Verwaltungsausschuss!


TOP 14.4.
zur Förderung von Medienkompetenz und Beratung bei Suchtverhalten am PC
(Drucks. Nr. 1408/2008)
In den Jugendhilfeausschuss!
In den Verwaltungsausschuss!

TOP 14.5.
Antrag der CDU-Fraktion auf Akteneinsicht zu aktuellen Vertragsänderungen und evtl. weiteren Vereinbarungen im Zusammenhang mit dem Strandbad Maschsee
(Drucks. Nr. 1578/2008)
Die Ratsmitglieder Hermann, Hanske, Küßner, Emmelmann, Dette, Bindert, Engelke, List, Höntsch und Böning erhalten Akteneinsicht zu aktuellen Vertragsänderungen und evtl. weiteren Vereinbarungen im Zusammenhang mit dem Strandbad Maschsee.


Ratsvorsitzender Strauch (SPD) schloss daraufhin den öffentichen Teil der heutigen Ratsversammlung.




Für die Niederschrift:


S t r a u c h W e i l gez. L i n d n e r


Ratsvorsitzender Oberbürgermeister Schriftführer