Informationsdrucksache Nr. 2632/2012:
Jugendliche im öffentlichen Raum

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".
Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Jugendhilfeausschuss
In den Verwaltungsausschuss
 
Nr.
Anzahl der Anlagen
Zu TOP
 
2632/2012
2 Broschüren
 

Jugendliche im öffentlichen Raum

Mit dieser Drucksache informiert der Fachbereich Jugend und Familie zu den Aktivitäten zum Thema Jugendliche im öffentlichen Raum.

Vorbemerkung:

Erste wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zum Thema „Jugendliche in öffentlichen Räumen der Stadt“ wurden für Hannover im Rahmen eines Forschungsprojektes von einem interdisziplinären Team an der Leibniz Universität Hannover Studio Urbane Landschaften im Auftrag der Wüstenrot Stiftung bereits in den Jahren 2005 bis 2007 erarbeitet. An der Erarbeitung waren mehrere Fachbereiche der Stadt Hannover beteiligt. In der Publikation „Stadtsurfer, Quartiersfans & CO – Stadtkonstruktionen Jugendlicher und das Netz urbaner öffentlicher Räume“ sind die Ergebnisse zusammen gefasst. In der Folge wurde an der Thematik wie eine gesamtstädtische Strategie zur Beteiligung und Teilhabe von Jugendlichen an der Stadtgestaltung organisiert werden kann, weiter gearbeitet. Kerngedanke dabei ist die organisatorisch – gestalterische Verschränkung von öffentlich nutzbarem Raum, öffentlicher Infrastruktur, jugendbezogenen Einrichtungen und Projekten.

Bisherige Aktivitäten:

In 2009 wurden die Fachbereiche Bibliothek und Schule, Bildung und Qualifizierung, Sport und Eventmanagement, Planen und Stadtentwicklung, Umwelt und Stadtgrün sowie das Studio Urbane Landschaften mit Frau Professorin Hille von Seggern eingeladen, um gemeinsam an einer Planungsstrategie zu arbeiten, wie eine jugendgerechte Stadtentwicklung in Hannover aussehen kann.






Als erstes modellhaftes Projekt einer gesamtstädtischen Strategie, Jugendliche an der Stadtgestaltung zu beteiligen, wurde das“ Ringlinienprojekt 100/200“ entwickelt. Mit dem Projekt sollte eine fachübergreifende und praxisnahe Zusammenarbeit und Verständigung über das Thema Jugendliche, Infrastrukturen und Stadtentwicklung erfolgen. Das Projekt setzte an der Buslinie 100/200 an, die ringförmig um den Innenstadtbereich Hannovers herumführt und dabei mehrere Stadtteile verbindet. Diese ist eine in der Stadt für Jugendliche wichtige Infrastruktur. Unterschiedliche Bewegungsarten der Jugendlichen mit ihren räumlich diversen Handlungsorten wurden miteinander verknüpft. Die Jugendlichen setzten gestalterische Impulse im gemeinsam mit Erwachsenen genutzten und erlebten öffentlichen Raum.

In 2010 hat sich der Fachbereich Jugend und Familie an einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) beteiligt und um Mittel aus dem Aktionsfonds „Jugend bewegt Stadt“ beworben. Im Rahmen des experimentellen Wohnungs- und Städtebaus des Bundes wurden Modellstädte gesucht, in denen Jugendliche über die Einrichtung von Aktionsfonds auf innovative Art und Weise in die Gestaltung ihres Stadtquartiers einbezogen werden und eigene Mikroprojekte realisieren können. Das Ringlinienprojekt wurde ausgewählt und mit Bundesmitteln in Höhe von 25.000 € konnten diverse Mikroprojekte Jugendlicher umgesetzt werden. Für die jeweiligen Projekte wurden Beträge zwischen 300 und 2.500 € bereit gestellt. 14 Projekte sind von einer Jury ausgewählt worden. Mit der Durchführung des Ringlinientages im Oktober 2011 wurden alle Projekte vorgestellt.

Einen Überblick über alle Teilnehmenden am Bundesprojekt „ Jugend bewegt Stadt“ gibt die Publikation „Jugendfonds als Instrument der Stadtentwicklung“ des BMVBS unter
www.bmvbs.de/cae/servlet/contentblob/84296/publicationFile/57633/jugendfonds-als-instrument-der-stadtentwicklung.pdf.



In 2011 wurden von den Jugendlichen entwickelte Projekte auch in das städtische „Freiraum“ Programm aufgenommen. So wurde z.B. eine Sondernutzungsfläche für mobile Elemente der BMX- und Skatesportler eingerichtet. Der Jugendtreff der Bethlehemgemeinde hat die Patenschaft übernommen. Mit weiteren Trendsportlern wie Inlineskatern, Jump and Shuffle Tänzern usw. wurde an der Umsetzung von Projekten gearbeitet.

Ebenfalls in 2011 wurden die Planungen für weitere Aktivitäten fortgeführt. Ein Ergebnis ist die am 10.03.2012 durchgeführte Veranstaltung „ Jugend bewegt Stadt-Parkhaus-Jam“ (Anlage 1). In Kooperation mit der union-boden gmbh, die das Parkhaus am Raschplatz zur Verfügung stellte, wurde mit Skatern, BMX- und ParkoursportlerInnen, Inlinern und anderen ein Programm entwickelt, an dem 1200 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene teilnahmen. Bands, DJs und Aktionen des Jugendschutzes zur Alkoholprävention ergänzten das Programm. Verschiedenste Trendsportarten konnten erlebt werden. Die Jugendlichen hatten selbst die Verantwortung für die Durchführung übernommen. Unterstützt wurden sie von Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung und der union-boden gmbh. Die friedliche und unfallfreie Veranstaltung war ein großer Erfolg. Im Oktober 2012 wurde die Veranstaltung mit dem Sonderpreis der TUI-Stiftung für ausgezeichnete Jugendprojekte geehrt.

Über den hannoverschen Ansatz wurde auf folgenden Veranstaltungen berichtet:


- Transferveranstaltung Freiraumentwicklung im Stadtumbau der Bundestransferstelle Stadtumbau Ost, Stadtumbau West im BMVBS am 1. und 2. September 2011 in Leipzig
- Teilnahme in der Kinderkommission des Deutschen Bundestages zum Thema „Mehr altersgerechte freie Aktionsflächen“ am 21.03.2012 im Bundestag Berlin
- Jugend macht Stadt! Regionalkonferenz zur Jugendbeteiligung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration am 11.06.2012 in Hannover
- Internationaler Kongress "Städtische Energien" des BMVBS am 11.10-12.10.2012 in Berlin
- Die TU Berlin, Institut für Stadt und Regionalplanung, ist an einer vertieften Betrachtung des Projektes "Jugend bewegt Stadt" in Hannover interessiert, um Erfolgsfaktoren und Hemmnisse vertieft zu betrachten. Dazu hat im September 2012 ein Workshop mit den Beteiligten in Hannover stattgefunden.

Konzeptionelle Weiterentwicklung:

Um die gemeinsame fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit zu stärken und eine integrierte Stadtentwicklungsstrategie für Jugendliche in Hannover zu entwickeln, wurde eine Konzeptstudie für Hannover entwickelt. Die Konzeptstudie „Das Plus entwickeln“ (Anlage 2) zielt darauf ab, aus der Vernetzung der vielen laufenden und geplanten jugendbezogenen Aktivitäten und Angebote ein „Plus“, einen Mehrwert für die Freizeit- Lern- und Bildungsmöglichkeiten für Jugendliche zu generieren und Jugendliche verstärkt als Impulsgeber der Entwicklung des urbanen Raums einzubeziehen und zu beteiligen.

In einem gemeinsamen fachbereichsübergreifenden Workshop mit dem Studio Urbane Landschaften wurde das weitere Vorgehen für die Erweiterung der Beteiligung Jugendlicher an der Stadtgestaltung geplant. Es wurden konkrete Kooperationsprojekte entwickelt:

  • Der Aktionsfonds Plus ist ein kommunales Beratungsangebot um Jugendliche zu befähigen, ihre Ideen und Bedürfnisse im öffentlichen Raum zu planen und umzusetzen. Die Fachbereiche entwickeln dazu einen Leitfaden für die Durchführung von temporären Projekten.
  • Vereine 2.0 setzt dort an, wo Vereine und Trendsportler zusammengebracht werden können, d.h. Vereine öffnen sich für neue Inhalte und Jugendliche bekommen die Möglichkeit, Flächen und Ressourcen zu nutzen. Dies kann durch Aktionen wie einem Tag der offenen Vereine oder einer begleiteten Zusammenarbeit von Vereinen und Trendsportler-/innen auf Probe erfolgen.
  • Der Ansatz Freiraum Bewegung Schule beschäftigt sich mit den durch den Ausbau von Ganztagsschule wegfallenden Spiel und Bewegungsflächen und der Notwendigkeit, auch weiterhin frei zugängliche Bewegungsmöglichkeiten vorzuhalten.









Weitere Schritte:

Die oben beschriebenen Modellvorhaben werden weiter verfolgt. An einer integrierten Stadtentwicklungsstrategie - mit dem Ziel, Jugendliche als Impulsgeber der Entwicklung des urbanen Raums einzubeziehen und sie zu beteiligen - wird weiter gearbeitet.

Bei der Konzepterstellung für stadtweite Angebote im Rahmen der Neuorganisation der Kinder- und Jugendarbeit Hannovers finden die "Jugend bewegt Stadt" Projekte Berücksichtigung.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die unterschiedlichen Lebenslagen und Bedürfnisse von Mädchen und Jungen werden spezifisch aufgegriffen und die Projektplanung entsprechend bedarfsorientiert vorgenommen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Mädchen und Jungen gerecht zu werden. Es findet eine besondere Ansprache in Schrift, Wort und Methoden Verwendung, die eine Ausgrenzung des jeweils anderen Geschlechts vermeidet. Hierzu gehört es, Eigenständigkeit und unterschiedliche Ausdrucksweisen zu beachten, aufzugreifen und zu fördern.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

51.5 
Hannover / 20.11.2012