Antrag Nr. 1991/2017:
Antrag der Gruppe LINKE & PIRATEN zu Romanes-sprachige Bildungsbeteiligung sowie arabisch-sprachige Bildungslotsin/lotse für die Peter-Ustinov-Oberschule

Inhalt der Drucksache:

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Antrag der Gruppe LINKE & PIRATEN zu Romanes-sprachige Bildungsbeteiligung sowie arabisch-sprachige Bildungslotsin/lotse für die Peter-Ustinov-Oberschule

Antrag

zu beschließen:
1. Die Verwaltung der Landeshauptstadt Hannover möge schnellstmöglich eine Stelle
"Bildungsbegleitung für romanes-sprachige Schüler/innen" mit einem Umfang von mindesten 25 Prozent einer Vollzeitstelle an der Brennpunktschule Peter-Ustinov- Oberschule (Projekt "Leuchtturmschule") einrichten.
2. Die Verwaltung der Landeshauptstadt Hannover möge sehr zeitnah eine feste Stelle, möglichst in Vollzeit, für eine/n interkulturelle/n arabischsprachige/n Bildungslotsin/lotsen (Interkulturelle Assistenz) an der Brennpunktschule Peter-Ustinov- Oberschule (Projekt "Leuchtturmschule") einrichten.

Begründung

Zu 1:
Rund 90 Prozent der Schüler/innen der Peter-Ustinov-Oberschule haben Migrationshintergrund. Jeweils rund 50 Schüler/innen sind arabisch-sprachig oder bulgarisch-sprachig, jeweils über 30 sind rumänisch-sprachig oder romanes-sprachig.
Ein großer Teil der rumänisch-und bulgarisch-sprachigen sowie der griechisch-stämmigen Schüler/innen gehören der Ethnie der Roma an, darunter aktuell 15 nicht alphabetisierte Heranwachsende.

Familien mit beschriebenem ethnischen Hintergrund können vielfach nur mit Hilfe der oben genannten Personalstellen hinreichend über das deutsche Bildungssystem informiert und so ein Schulbesuch erst ermöglicht bzw. erleichtert werden. Wie ihre Eltern verstehen Kinder und Jugendliche das Duale System meist nicht und kommen dementsprechend beim Übergang von der Schule in den Beruf unter die Räder. Dieser eklatante Miss-Stand kann durch die o.g. Stellen geändert werden.

Zu 2:
Eine bis Anfang 2017 mit Mitteln der Landeshauptstadt Hannover finanzierte Teilzeit-Bildungslotsin mit 15 Wochenstunden an der Peter-Ustinov-Oberschule hat innerhalb von drei Jahren im arabisch-sprachigen Bereich hervorragende Arbeit geleistet. Auch dadurch wurde möglich, arabische Eltern(paare) in den Schulalltag einzubinden, was als modellhaft anzusehen ist.
Mit dem Wegfall der Bildungslotsin hat der Schulabsentismus in der Gruppe der arabisch-sprachigen Schüler/innen massiv zugenommen. Die Übergänge zwischen Schule und Beruf sind aktuell kaum noch gelungen, weil eine Kommunikation zwischen Eltern und Schule beinahe nicht mehr stattfindet. Eltern und Schüler/innen fehlt eine muttersprachliche Anlaufstelle. Ein Verständnis für die Abläufe fehlt insbesondere, weil die Eltern meist kaum Deutsch verstehen.
Dieses Defizit konnte zuvor durch die Bildungslotsin fast vollständig aufgelöst werden, obwohl die Teilzeit-Stundenzahl keineswegs als ausreichend anzusehen ist. Die bisherige Bildungslotsin hatte z.B. aus eigenem Antrieb auch Hausbesuche vorgenommen. Verständnis und Akzeptanz für das heutige Schulsystem (mit all seinen Möglichkeiten sowie Formalitäten) wurden dadurch erfolgreich befördert. Viele auf Missverständnissen beruhende Konflikte konnten von vornherein entschärft bzw. gelöst werden. Die Eltern der Schüler/innen haben die aus ihrem kulturellen Sprachfeld kommende Lotsin mit Vertrauen und Gastfreundschaft empfangen.

Bruno Adam Wolf
stellv. Vorsitzender