Informationsdrucksache Nr. 1735/2013:
Auswertung der Projekte Aufsuchende Elternarbeit - Begrüßungsbesuche-, Elterntreff und GemeinsamWachsen Gruppen

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Jugendhilfeausschuss
In den Verwaltungsausschuss
An die Stadtbezirksräte 01 - 13 (zur Kenntnis)
 
Nr.
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1735/2013
2
 

Auswertung der Projekte Aufsuchende Elternarbeit - Begrüßungsbesuche-, Elterntreff und GemeinsamWachsen Gruppen

Die gemeinsame Auswertung erfolgte unter Berücksichtigung der Sozialraumdaten der jeweiligen Standorte der Projekte. Die Ergebnisse beziehen sich im Wesentlichen auf die Erkenntnisse der Fachkräfte, die die Projekte begleitet haben, auf speziell für diese Projekte entwickelte Fragebögen und auf Interviews, die mit Eltern und Fachkräften durchgeführt wurden.

Umsetzungsstand der einzelnen Projekte
Aufsuchende Elternarbeit „Begrüßungsbesuche“
Entsprechend dem HA 2351/2011/Änderungsantrag 0312/2012 hat die Verwaltung die „Begrüßungsbesuche“ auf das gesamte Stadtgebiet der Landeshauptstadt Hannover ausgeweitet. Der Start der stadtweiten Ausdehnung erfolgte nach der Bewilligung von Landesmitteln („Zuwendungen zur Förderung von Familien unterstützenden Maßnahmen und Frühen Hilfen“) im Jahr 2012.

Elterntreffs
Im Rahmen bestehender Ressourcen und nach der Bewilligung von Landesmitteln (s.o.) wurde am Standort Vahrenheide Ost ein Elterntreff in Trägerschaft der Nachbarschaftsinitiative Vahrenheide (DS 1813/2012) aufgebaut.
Der zweite Elterntreff ist für Herbst 2013 im Mikrobezirk List Nord Ost geplant (DS 1582/2013). Die Planung des zweiten Standorts für einen Elterntreff erfolgte auf der Grundlage von Erkenntnissen des Familienmonitorings, der vorhandenen Sozialdaten und der Infrastrukturdaten des Standortes (DS 0810/2013).

GemeinsamWachsen Gruppen (GWG)
Der Drucksache 1423/2011 entsprechend, hat die Verwaltung mit den GemeinsamWachsen Gruppen in den Modellbezirken der aufsuchenden Elternarbeit (Nordstadt, Kirchrode-Bemerode-Wülferode, und Döhren-Wülfel) sowie in Stadtgebieten mit besonderem Handlungsbedarf (Soziale Stadtgebiete), an acht Standorten ein spezifisches Angebot für Eltern mit Kleinstkindern in Familienzentren aufgebaut.
Projektziele
1. Erreichung besonderer Zielgruppen
Z. B. Mütter und Väter mit Migrationshintergrund und alleinerziehende
Eltern mit Kindern unter 3 Jahren (Projektziel für Elterntreff und GWG)
2. Akzeptanz der Angebote
- Anzahl der TeilnehmerInnen,
- Kontinuität der Teilnahme am Angebot (Projektziel für Elterntreff und GWG)

Die Auswertung erfolgte im Hinblick auf die Erreichung dieser gemeinsamen Projektziele.

Ergebnisse
Die beschriebenen zielgruppenspezifischen und niedrigschwelligen Maßnahmen bzw. Elternbildungsangebote der ausgewerteten Projekte sprechen Mütter und Väter in sehr unterschiedlichen Lebensphasen und Lebensformen an. In der Betrachtung der jeweiligen Standorte hat sich die Grundannahme bestätigt, dass die unterschiedlichen Konzepte entsprechend dem Standort die gewünschten Zielgruppen gut erreichen.

Aufsuchende Elternarbeit „Begrüßungsbesuche“
Seit dem 1.7.2012 heißt die Landeshauptstadt Hannover alle Neugeborenen mit einem Brief des Oberbürgermeisters herzlich willkommen. Für Familien mit neugeborenen Kindern wurde ein Willkommenspaket mit vielen Informationen und Angeboten zusammengestellt. Auf Wunsch wird das Paket bei einem persönlichen Besuch durch eine der vier Hannoverschen Familienbildungsstätten (Trägerschaft der AWO, DRK, Evangelische und Katholische Kirche) den Familien überreicht.
Mit dem Konzept „Willkommen Baby“ wurden insgesamt 35,5 % der jungen Familien stadtweit erreicht. Von diesen Familien hatten 40,5% einen Migrationshintergrund, 20,4 % der Familien erhielten Transferleistungen und 11% waren Alleinerziehende.
Die Begrüßungsarbeit erreicht eher bildungsorientierte Eltern, hingegen werden Familien in Gebieten mit besonderem sozialem Handlungsbedarf durch dieses Zugangskonzept noch nicht zufriedenstellend erreicht. Übereinstimmend werden von allen Besuchskräften der Familienbildungsstätten die positiven Rückmeldungen der besuchten Familien erwähnt. Die Familien erleben den Besuch als wertschätzend und hilfreich bezüglich der umfänglichen und wichtigen Informationen die sie erhalten.
Ausführliche Ergebnisse und eine detaillierte Auswertung sind dem Bericht Elternbildung Teil I zu entnehmen. (Anlage 1)

Elterntreffs
Der erste Elterntreff in Vahrenheide Ost ist im September 2012 eröffnet worden (DS 1813/2012). Er ist für Eltern eine wohnortnahe Einrichtung im Sozialraum. Eine Sozialpädagogin, die Ansprechpartnerin für Mütter und Väter vor Ort ist, koordiniert und entwickelt alltagstaugliche Angebote mit und für Familien. In sechs Monaten hat sich der Elterntreff als wichtige Anlaufstelle und Treffpunkt für Eltern in Vahrenheide Ost etabliert.
Der Elterntreff wird täglich im offenen Bereich von ca. 27 Müttern und Vätern aufgesucht, davon beziehen etwa 56% Transferleistungen, 78% der Besucher haben einen Migrationshintergrund. Die Kinder der Familien sind in der Regel unter 3 Jahren. Der Elterntreff bietet u.a. einen Elterngesprächskreis zu Erziehungsthemen an. An diesem Angebot nehmen regelmäßig 12 Mütter mit Migrationshintergrund teil, deren Kinder von 3 Monaten bis 3 Jahren alt sind.

Elterntreffs sind insbesondere ein Angebot für Mikrobezirke in Gebieten mit besonderem sozialem Handlungsbedarf, wo Eltern kein wohnortnahes Familienzentrum mit Angeboten zur Verfügung steht. Der offene Treffpunkt für Eltern mit Kindern spricht insbesondere Mütter und Väter mit Migrationshintergrund an, die noch keine feste Betreuung für ihre Kinder wünschen. Die Grundannahme, dass mit dem niedrigschwelligen Zugangskonzept die Zielgruppen erreicht werden können, hat sich bestätigt.
Die detaillierte Auswertung ist dem Bericht Elternbildung Teil II zu entnehmen. (Anlage 1)

GemeinsamWachsen Gruppen
Das Programm GemeinsamWachsen Gruppen (GWG) wird in acht Familienzentren (FZ) in Hannover seit September 2011 durchgeführt (DS 1583/2010). Bereits seit Januar 2011 gab es eine intensive Vorbereitungsphase mit allen beteiligten Einrichtungen. Das Konzept der GWG ist ein sehr niedrigschwelliges, offenes und unverbindliches Angebot, insbesondere für Mütter und Väter, die ihren Familienalltag flexibel gestalten. In stadtteiloffenen Eltern-Kind-Gruppen werden Eltern mit Migrationshintergrund und aus bildungsfernen Schichten erreicht, die noch nicht in die Kita kommen, aber in loser Form Kontakt wollen. Das Angebot der GWG ermutigt Eltern zu einer bewussteren Elternschaft. Sie finden Unterstützung die Beziehung zu ihrem Kind besser zu verstehen und die Bildungsprozesse ihrer Kinder bewusster zu erleben und zu begleiten.
Ein Zwischenbericht der Evaluation wurde im Mai 2012 vorgelegt (DS1967/2012).

Der nun vorgelegte Abschlussbericht (Anlage 2) ergänzt den Zwischenbericht mit folgenden Inhalten:

· Weiterentwicklung des Programms seit Mai 2012
· Auswertung der Fragebögen und Teilnahmelisten der Eltern, Auswertung der Gruppendiskussionen
· Ergebnisse der Experten- und Expertinnen Befragung
· Empfehlungen
Insgesamt wurde das Angebot im Untersuchungszeitraum von September 2011 bis März 2013 von 384 Eltern und Kindern besucht. Ein Viertel aller teilnehmenden Eltern nahmen an mehr als 50 % von allen möglichen Treffen teil.
Zur Einrichtung weiterer 10 GWG zum 1. August 2013 wurden in den Haushalt 2013 zusätzlich 100.000 € eingestellt.
Die detaillierte Auswertung ist dem Abschlussbericht der Evaluation des Programms GemeinsamWachsen-Gruppen“ zu entnehmen. (Anlage 2)

Fazit im Fachbereich Jugend und Familie für die weitere Arbeit
Die Angebote nehmen je nach Bedarf und Lebensphase von Eltern einen wichtigen Stellenwert für sie ein. Die Rückmeldungen der Eltern über Interviews, Fragebögen oder Gespräche, sind grundsätzlich sehr positiv. Sie fühlen sich in ihrer Rolle und mit der Aufgabe als Eltern durch die Angebote der Landeshauptstadt Hannover wertgeschätzt, unterstützt und gestärkt. Alle Angebote werden verstärkt nachgefragt und von Eltern der spezifischen Zielgruppen (Mütter und Väter mit Migrationshintergrund, Familien mit Kindern unter 3 Jahren, Alleinerziehende) angenommen.
Die Angebote bieten Eltern über den Begrüßungsbesuch wichtige Informationen und eine erste Kontaktaufnahme zu institutioneller Bildung. In der nächsten Familienphase können Eltern durch die offenen Angebote des Elterntreffs und der GWG weitere erste Schritte in Richtung institutioneller Bildung und Beratung kostenfrei und niedrigschwellig unternehmen.

Um die guten Ergebnisse zu verbessern und zu verstetigen, wurden gemeinsam mit den Familienbildungsstätten und den Akteuren der Elternbildungsangebote für die unterschiedlichen Konzepte nachfolgende Veränderungen erarbeitet.

Begrüßungsarbeit
Anknüpfend an die Erfahrungen und Erkenntnisse der bisherigen Begrüßungsarbeit wird angestrebt, das Konzept in Zusammenarbeit mit den Familienbildungsstätten zu überarbeiten mit den Zielen:
· auch Familien in prekären Lebenslagen besser zu erreichen
· Stärkung der sozialräumlichen Zugänge (Kooperation mit Einrichtungen vor Ort)
· neue Wege bei der Übergabe der Begrüßungspakete, insbesondere für Alleinerziehende
· Bewerbung des Projektes in bestimmten Sozialräumen, z.B. in Familienzentren
· Öffentliche Werbung (z.B. üstra Werbung, Trailer, Aushänge)

Elterntreffs
Dieses Angebot stellt eine gute Alternative zu Familienzentren dar. Folgende Kriterien sollen bei der Identifizierung zusätzlicher Standorte für Elterntreffs weiterhin Berücksichtigung finden:
· Sozialraumanalyse des potentiellen Gebietes, die die Ermittlung von Sozialdaten und der Infrastruktur vorhandener Einrichtungen beinhaltet
· schon vorhandene, Wohnort nahe Einrichtungen im Sozialraum sind für einen Elterntreff besonders geeignet.

GemeinsamWachsen Gruppen
Für die Weiterentwicklung des Angebotes in zukünftig 18 Gruppen sind gemeinsam mit den Fachkräften aus den GWG u.a. folgende weiteren Handlungsschritte geplant:
· vor Ort und in Absprache mit den GWG in räumlicher Nähe soll ermittelt werden, welche Bedarfe Familien haben
· strukturierende Vorgaben wie Begrenzung der TeilnehmerInnenzahl, verbindliche Teilnahme am Kurs und zeitliche Begrenzung eines Kurses können erprobt werden, soweit es dem Bedarf von Eltern entspricht.
· Einsatz von Honorarkräften, Semiprofessionalität fördern und damit Entlastung der Fachkräfte für Vor- und Nachbereitung der Treffen.

Der niedrigschwellige Zugang zu den GWG soll als wesentliches Qualitätsmerkmal des Angebots beibehalten werden.

Die bisher gewonnenen Erkenntnisse werden in die Arbeit einfließen. Weiterhin werden die Ergebnisse der Repräsentativerhebung, der Familienkonferenzen und der geplanten Onlinebefragung konzeptionell eingearbeitet.
Gemäß des Auftrages aus § 1 Abs. 3 Nr. 4 SGB VIII können auf Basis der beteiligungsorientierten Ergebnisse weitere konzeptionelle Bausteine entwickelt werden, die dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.

Wir haben die Organisationsstrukturen im Fachbereich Jugend und Familie entsprechend angepasst und werden künftig die Themenfelder Familienpolitik und Jugendhilfeplanung in einer gemeinsamen Organisationseinheit bündeln und die Inhalte noch weiter miteinander verzahnen. Entsprechend wird auch das Sachgebiet Elternbildung organisatorisch eingebunden, mit dem Ziel, die Aktivitäten und Unterstützungsangebote im Hinblick auf Kinder, Jugendliche und Familien noch nachhaltiger zu entwickeln und zu gestalten.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Bei der Umsetzung der Konzepte werden die Belange von Mädchen und Jungen und Müttern und Vätern berücksichtigt.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

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Hannover / 19.08.2013