Drucksache Nr. 1724/2005:
Straßenumbenennung im Stadtteil Groß-Buchholz

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverBeschlussdrucksache-ZeichenBeschlussdrucksache
In den Stadtbezirksrat Buchholz-Kleefeld zur Anhörung
In den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss
In den Verwaltungsausschuss
In die Ratsversammlung
 
Nr.
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1724/2005
1
 

Straßenumbenennung im Stadtteil Groß-Buchholz

Antrag,

folgende Straßenumbenennung zu beschließen:

Die Alexis-Carrel-Straße, welche von der Karl-Wiechert-Allee abzweigt und in Richtung Süden zur Feodor-Lynen-Straße führt, wird umbenannt in Rudolf-Pichlmayr-Straße.

Kartenübersicht siehe Anlage

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Aufgrund der jetzt bekannt gewordenen Vergangenheit von Alexis Carrel soll mit dieser Drucksache die Umbenennung der Alexis-Carrel-Straße in Rudolf-Pichlmayr-Straße erfolgen. Mit der Benennung sollen an die Verdienste von Rudolf Pichlmayr, der sich als international anerkannter Transplantationsmediziner der Medizinischen Hochschule Hannover und als hervorragender Wissenschaftler um die Landeshauptstadt Hannover und das Land Niedersachsen in hohem Maße verdient gemacht hat, erinnert werden.

Kostentabelle

Darstellung der zu erwartenden finanziellen Auswirkungen:
Investitionenin €bei der Hsh-Stelle
(im Budget Nr.)/
Wipl-Position
Verwaltungs-
haushalt;
auchInvestitions-
folgekosten
in € p.a.bei der Hsh-Stelle
(im Budget Nr.)/
Wipl-Position
EinnahmenEinnahmen
Finanzierungsanteile von Dritten0,00 €Betriebseinnahmen0,00 €
sonstige Einnahmen0,00 €Finanzeinnahmen von Dritten0,00 €
Einnahmen insgesamt0,00 € Einnahmen insgesamt0,00 € 
AusgabenAusgaben
Erwerbsaufwand0,00 €Personalausgaben2.175,00 €
Hoch-, Tiefbau bzw. Sanierung0,00 €Sachausgaben625,00 €
Einrichtungsaufwand0,00 €Zuwendungen0,00 €
Investitionszuschuss an Dritte0,00 €Kalkulatorische Kosten0,00 €
Ausgaben insgesamt0,00 € Ausgaben insgesamt2.800,00 € 
Finanzierungssaldo0,00 € Überschuss / Zuschuss-2.800,00 € 
Die Kosten für Straßenbenennungen sind als Durchschnittswerte zu betrachten.

Begründung des Antrages

Die Alexis-Carrel-Straße wurde mit Ratsbeschluss vom 17.01.1991, nach dem französisch-amerikanischen Chirurgen Dr. Alexis Carrel, geboren am 28. Juni 1873 in Sainte Foy-Les-Lyon, Frankreich, verstorben am 05. November 1944 in Paris, Frankreich, benannt. Er erhielt 1912 den Nobelpreis für Medizin als Anerkennung seiner Arbeiten über die Gefäßnaht sowie über Gefäß- und Organtransplantationen.

Wie erst jetzt bekannt geworden ist, weisen die Arbeiten von Alexis Carrel auch eine rassistische Vergangenheit auf. 1935 legte er in einem weltweit verbreiteten populärwissenschaftlichen Buch unter anderem dar, wie die "Vermehrung von Minderwertigen und Geisteskranken" zu verhindern sei und Schwerkriminelle in Anstalten zu töten seien, in denen "es die dazu geeigneten Gase gibt". Vor diesem Hintergrund wird die Benennung nach Dr. Carrel in der Öffentlichkeit stark in Frage gestellt. Angesichts der neuen Erkenntnisse wird daher vorgeschlagen der Forderung nach einer Umbenennung nachzukommen.

Auch die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) sowie das International Neuroscience Institut (INI) unterstützen als betroffene Anlieger die Umbenennung der Alexis-Carrel-Straße in Rudolf-Pichlmayr-Straße.

Prof. Dr. Rudolf Pichlmayr, geboren am 16. Mai 1932 in München, verstorben am
29. August 1997 in Acapulco, Mexiko, war als weltweit anerkannter Transplantationschirurg lange Jahre an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) tätig. Nach seinem Studium der Chirurgie von 1951 bis 1956 begann er bei der folgenden Ausbildung an der Chirurgischen Klinik der Universität München sich mit der Transplantationschirurgie zu beschäftigen. 1968 kam er an die Medizinische Hochschule Hannover und übernahm 1969 die Leitung der Abteilung für spezielle Chirurgie und Transplantationswesen. 1973 wurde er zum Ordinarius auf dem neu eingerichteten Lehrstuhl für Abdominal- und Transplantationschirurgie an der MHH berufen. Prof. Pichlmayr gehörte zu den Ersten, die eine Leber-Teiltransplantation durchführten, womit es gelang mit einer Spenderleber zwei Leben zu retten. Neben der klinischen Arbeit war Rudolf Pichlmayr auch in der Forschung erfolgreich. So entwickelte er viele neue operative Verfahren, die heute als weltweiter Standard gelten. Zur körperlichen und psychischen Rehabilitation von jungen Patienten nach Organtransplantationen gründete er gemeinsam mit seiner Frau die "Stiftung Rehabilitation nach Organtransplantation". Auch das 1997 verabschiedete Tranplantationsgesetz ist durch ihn geprägt. Prof. Pichlmayr veröffentlichte viele Publikationen in hochrangigen Zeitschriften und hielt Vorträge bei bedeutenden nationalen und internationalen Kongressen. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen wurde Rudolf Pichlmayr zum "Mediziner des Jahres 1990" gewählt und erhielt die Ehren- und Verdienstmedaillen des Landes Niedersachsen, das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland sowie Ehrenmitgliedschaften in englischen und amerikanischen Chirurgenverbänden. 1997 ist Rudolf Pichlmayr während seines Aufenthaltes beim Weltkongress für Chirurgie durch einen Badeunfall gestorben.

Quellen: Die Zeit-Zeitlaeufte: Die seltsamen Lehren des Doktor Carrel; Artikel der Hannoverschen allgemeinen Zeitung sowie der Neuen Presse vom 01.09. und 02 09.1997; Pichlmayr, Rudolf - Onmeda: Medizin und Gesundheit.
62 .14 (alt) = 61.21 (neu)
Hannover / 02.09.2005