Drucksache Nr. 15-1901/2020 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage Umsetzung Solarradweg
Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Limmer am 16.09.2020
TOP 7.5.1.

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverDrucksachen-Zeichen
An den Stadtbezirksrat Linden-Limmer (zur Kenntnis)
 
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15-1901/2020 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage Umsetzung Solarradweg
Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Limmer am 16.09.2020
TOP 7.5.1.

Mit Änderung 15-0263-2018 [1] zum Antrag 15-0145/2018 [2] beschloss der Bezirksrat am
31.01.2018 den (teilweisen) Ausbau des Radweges auf dem Walter-Wülfing-Ufer als SolarradwegTeststrecke. Nach Aussagen der Verwaltung aus dem September 2018 sollte dies bis Ende 2019 durchgeführt sein.

Ich frage die Verwaltung:

1. Wann ist mit einem tatsächlichen Ausbau in der beschlossenen Form zu rechnen?

2. Warum ist der Ausbau bislang noch nicht erfolgt?

[1] https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/15-0263-2018


[2] https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/0145-2018

Antwort der Verwaltung


zu 1.)
Mit einem Ausbau des Radwegs Walter-Wülfing-Ufer als Solarradweg ist nicht zu rechnen.

zu 2.)
Der Ausbau ist bislang aus folgenden Gründen nicht erfolgt:
- Ein Ausbau in Solarbauweise als spezielle Sonderbauweise – hier als erstes Pilotprojekt für die Landeshauptstadt Hannover - entspricht nicht dem Konzept des Sonderprogramms, Verkehrsflächen kostengünstig und möglichst kurzer Umsetzungsdauer auszuführen.

- Vor allem aber ist die Solarbauweise noch nicht ausgereift. Nach Recherchen sind sowohl bei der holländischen als auch bei der nordrhein-westfälischen Teststrecke bereits nach kurzer Liegedauer Mängel aufgetreten. Der Solarradweg in Erftstadt wurde erst Ende 2018 als Teststrecke ausgebaut und eröffnet aber bereits nach einigen Monaten wegen eines Schwelbrandes Anfang 2019 wieder vom Netz genommen. Die Verwaltung der Stadt Erftstadt informiert seit 28.1.2020 auf ihrer Internetseite darüber, dass wegen anlagentechnischer Mängel bis heute keine Übernahme durch die Verwaltung stattgefunden hat, der Vertrag mit der Herstellerfirma mittlerweile gekündigt wurde und gegen die Herstellerfirma Klage beim Landgericht Köln eingereicht wurde. Bis zum Abschluss des Klageverfahrens wurde der Radweg nunmehr mit PVC-Bodenmatten ausgelegt. Mit den Matten wird der Zustand gesichert (Beweissicherung für das Klageverfahren) und zumindest eine Begehbarkeit ermöglicht. Radfahrende können die Verkehrsfläche bis heute nicht nutzen.


Andere Testprojekte in Frankreich und den USA sind nach einem Bericht in der NZZ vom 28.10.2019 ebenfalls nicht erfolgreich umgesetzt:

„Die Schwierigkeiten in Deutschland sind kein Einzelfall. In Frankreich hat eine 2016 eröffnete Solarstrasse die Erwartungen ebenfalls nicht erfüllt. Laut Medienberichten erzeugt die in Tourouvre in der Normandie gelegene Strecke deutlich weniger Strom als erhofft. Auch zeigten sich an der Oberfläche bereits deutliche Verschleisserscheinungen. Die französische Tageszeitung «Le Monde» spricht von einem «Fiasko».

Still ist es auch um die «Solar Roadways» in den USA geworden. Ein Ehepaar aus der Kleinstadt Sandpoint im Gliedstaat Idaho entwickelt seit mehreren Jahren einen Prototyp, der sowohl für Fusswege als auch für den Autoverkehr geeignet sein soll. Durch ein gut gemachtes Werbevideo schaffte es das Duo, über 2,2 Millionen Dollar per Crowdfunding zu sammeln. Später folgten Zuschüsse des Verkehrsministeriums in Höhe von mehreren hunderttausend Dollar.

Doch die angekündigte Serienproduktion ist bis heute ausgeblieben. Auf einem Platz in der Innenstadt von Sandpoint sollten 30 Photovoltaik-Module eigentlich längst Strom erzeugen. Die Webcam der Stadt zeigt jedoch lediglich eine abgesperrte Stelle mit der Aufschrift «Coming soon» (kommt bald). Auf Nachfragen der NZZ antwortete die Firma nicht. Auch die Stadtverwaltung von Sandpoint hält sich bedeckt.“

Aufgrund dieser bisherigen Erfahrungen lehnt die Verwaltung den Bau eines Solarradwegs ab.


- Die Lage des Radwegs ist bezüglich der Gewinnung von Solarenergie nicht optimal, da die Flächen größtenteils durch die Bäume bzw. durch deren Laub verschattet sind. Die Stromerzeugung wäre hier sehr eingeschränkt und der Gewinn somit eher gering.

- Die Finanzierbarkeit eines Solarradwegs auch unter Berücksichtigung einer hohen Förderquote des Bundes ist nicht gegeben. Zum Vergleich: Der ca. 100 m lange Solarradweg in den Niederlanden hat nach Internetrecherche ca. 3 Mio. € gekostet.

- Für den Transport des solarerzeugten Stroms wäre umfangreicher Leitungsneubau erforderlich. Dies würde die Kosten nochmals deutlich erhöhen.

- Auch der Betrieb einer solchen Anlage müsste verwaltungsmäßig organisiert werden und würde laufende Kosten (Sach- und Personalkosten) erzeugen.