Die Verwaltung beabsichtigt, die Umsetzung der in der Sitzung vom 16.04.2012 beschlossenen Umbenennung des Friedrich-Lehner-Weges in Ira-Wolkowa-Weg (Drucksache Nummer 15-0787/2012) einzuleiten.

Benennungen von Straßen, Wegen und Plätzen dienen der Ordnungsfunktion und sicheren Auffindbarkeit, insbesondere in Notsituationen. Männer und Frauen partizipieren von Benennungen daher in gleichem Maße.

Mit einer Benennung nach Ira Wolkowa werden die Ratsrichtlinien berücksichtigt, welche von den Bezirksräten weiterhin als Empfehlung betrachtet werden möchten. Der Ratsbeschluss vom 09.12.1999 sieht vor, dass bei Benennungen nach Persönlichkeiten vorrangig Frauen berücksichtigt werden sollen.

Die Kosten für Straßenbenennungen sind als Durchschnittswerte zu betrachten.


In seiner Sitzung vom 16.04.2012 hat der Stadtbezirksrat Mitte die Umbenennung des Friedrich-Lehner-Weges in Ira-Wolkowa-Weg (Drucksache Nummer 15-0787/2012 ) einstimmig beschlossen. Hintergrund dieses Beschlusses waren neue Erkenntnisse über den bisherigen Namensgeber Friedrich Lehner, der während des Nationalsozialismus aktives Mitglied der NSDAP gewesen war. Zudem hatte er sich maßgeblich für das Verbot der Benutzung von Straßenbahnen durch Juden eingesetzt.

Von der Umbenennung sind insgesamt 65 Personen bzw. Institutionen betroffen, die mit Schreiben vom 14.02.2013 um die Mitteilung von Anregungen und Bedenken zu diesem Verfahren gebeten worden sind. Von diesem Kreis sind zwei Rückmeldungen gegeben worden. Eine spricht sich für die Beibehaltung des Straßennamens bei Anbringung einer erläuternden Information aus, während die andere die Umbenennung zwar begrüßt, sich aber einen neutalen neuen Namen ohne Personenbezug wünscht.

Die Verwaltung beabsichtigt nun, in der 18. Kalenderwoche 2013 mit der Umsetzung des Stadtbezirksratsbeschlusses durch die Versendung von Umbenennungsbescheiden nebst der öffentlichen Bekanntmachung zu beginnen. Damit könnte die Montage der Straßennamensschilder frühestens Ende Juni in der 26. KW 2013 erfolgen,
sofern kein Gebrauch von den Rechtsbehelfsmitteln gemacht wird.

Ira Wolkowa wurde am 27. August 1926 in Charkiw, dem heutigen Kiew, geboren. Die Stadt wurde im Oktober 1941 von deutschen Truppen eingenommen. Frau Wolkowa kam als Zwangsarbeiterin nach Hannover und war zunächst im Lager Benthe interniert. Eine Zeit lang arbeitete sie in der Munitionsfabrik "Dynamit" in Empelde und war im Lager Auf der Kuhbühre untergebracht. Dann folgte die Arbeit bei der Post mit der Überführung in das Lager Stader Chaussee 6.
Bei dieser Arbeitsstelle nahm Frau Wolkowa unerlaubt Lebensmittel an sich, die sie im Lager mit anderen ZwangsarbeiterInnen teilte. In der Straßenbahn wurde sie von der Gestapo mit Lebensmitteln aufgegriffen und inhaftiert. Um die Herkunft der Nahrungsmittel zu erfahren, wurde Frau Wolkowa zunächst gefoltert und dann am 22. März 1945 wegen Diebstahls erhängt.

Gegenwärtig wird weitere Recherche zu noch lebenden Angehörigen von Ira Wolkowa in der Ukraine betrieben. Hieraus können sich möglicherweise weitere Auskünfte zur ihrer Herkunft und ihrem Schicksal ergeben, die die hier bereits vorhandenen Informationen noch ergänzen. Sobald diese Ermittlungen abgeschlossen sind, beabsichtigt die Verwaltung, dem Stadtbezirksrat Mitte eine Beschlussvorlage über einen alle Ergebnisse zusammenfassenden, erläuternden Legendentext zukommen zu lassen.