Informationsdrucksache Nr. 1222/2016:
Stadtteilkultureinrichtung in Kleefeld

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Stadtbezirksrat Buchholz-Kleefeld
In den Kulturausschuss
An den Verwaltungsausschuss (zur Kenntnis)
 
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1222/2016
 

Stadtteilkultureinrichtung in Kleefeld

Mit der vorliegenden Drucksache informiert die Verwaltung über den Sachstand zur Einrichtung einer Stadtteilkultureinrichtung im Stadtteil Kleefeld.

Hintergrund:

Die Verwaltung wurde Ende 2014 im Rahmen eines Haushaltsbegleitantrages durch die Ratsgremien beauftragt, ein „Stadtteilzentrum als Begegnungsstätte der Stadtteilkulturarbeit einzurichten“. Im Antrag ging es vorrangig darum, „bei der Ausweisung von Neubaugebieten oder bei geeigneten Bauprojekten gemeinschaftlichen Bauens im nördlichen Bereich von Kleefeld oder im Heideviertel ausreichend Gemeinschaftsräumlichkeiten vorzuhalten“, um einen solchen Ort als Adresse zu bilden.

Bereits ein Jahr zuvor hatte der Stadtbezirksrat Buchholz-Kleefeld die Verwaltung mit der Drucksache 15-1979/2013/N1 beauftragt zu prüfen, „welche Möglichkeiten es gibt, für Kleefeld/Heideviertel eine sozio-kulturelle Einrichtung auszuweisen bzw. zu schaffen, in der viele Vereine und Verbände sowie Interessengemeinschaften nicht nur ihren Treffpunkt, sondern auch eine Stätte finden, in der sie zusammen wirken können.“

Im Rahmen des Programms „Mein Quartier 2030 - Integriertes Entwicklungskonzept Groß-Buchholz | Kleefeld | Heideviertel“, wurde in verschiedenen verwaltungsinternen und öffentlichen Veranstaltungen u.a. thematisiert, dass im Stadtteil Kleefeld ein definierter Standort für Stadtteilkultur, eine „Adresse“ benötigt würde. Insbesondere für Menschen, die wenig mobil sind oder die aus anderen Gründen darauf angewiesen sind, Kultur- und Bildungsangebote in ihrem Wohnumfeld zu nutzen (wie z.B. Senioren, Familien, Kinder). Eine Stadtteilkultureinrichtung – das zeigen die Erfahrungen an anderen Orten – ist zudem ein wichtiger Ort für Begegnungen, Integration, bürgerschaftliches Engagement und Aktivierung von Potenzialen, die das Gemeinwesen braucht, um Herausforderungen und Veränderungen bewältigen zu können.

In Kleefeld engagiert sich der Bürgerverein Kleefeld e.V. seit einigen Jahren im Bereich Stadtteilkultur. Regelmäßige Kulturveranstaltungen finden seitdem an unterschiedlichen Orten statt. Der Verein hat keine eigenen Räumlichkeiten, sondern ist auf Kooperationspartner, wie die Werkstatt Süd e.V. oder die Alice-Salomon-Schule angewiesen. Immer wieder gab und gibt es Probleme für Gruppen, wie z.B. die Kleefelder Chorgemeinschaft, für ihre kulturelle Arbeit einen festen Ort zu finden. Der Bürgerverein hatte 2014 ein Konzeptpapier für ein „Sozio-Kulturelles Zentrum“ in Kleefeld erstellt, das der Verwaltung im Jahr 2015 übergeben wurde. Das Konzeptpapier beschreibt vielfältige Nutzungen sowie ein Raumprogramm.

Nachdem eine Raum- und Standortsuche seitens der Verwaltung über viele Monate keinen Erfolg hatte, teilte die Kleefelder Kirchengemeinde Ende 2015 der LHH mit, dass das ehemalige Gemeindehaus in der Hölderlinstr. 1 mit Beginn des Jahres 2017 frei wird.

Standort Hölderlinstr. 1:

Bislang ist dort der Standort der Werkstatt Süd, einer berufsvorbereitenden Einrichtung für Jugendliche. Der Bürgerverein Kleefeld nutzt in Kooperation mit der Werkstatt Süd bereits regelmäßig den Saal für Veranstaltungen.

Die Kirchengemeinde bot der LHH an, das Gebäude für eine Nutzung als Stadtteilkultureinrichtung zu vermieten. Im Januar 2016 fand eine Begehung der Räumlichkeiten statt. Die Räume befinden sich insgesamt in einem guten Zustand. Allerdings müssen für eine Nutzung als Kultureinrichtung die Barrierefreiheit hergestellt und verschiedene kleinere bauliche Maßnahmen ergriffen werden. Ab Februar 2016 fanden verschiedene Gespräche mit dem Vorstand des Bürgervereins statt, bei denen es um konzeptionelle Fragestellungen, wie z.B. das zukünftige Raumprogramm und die Nutzungen als auch um die Trägerschaft einer zukünftigen Einrichtung ging.

Das Gebäude (das ehemalige Gemeindehaus der Petri-Kirchengemeinde) verfügt über knapp 700 m² Nutzfläche. Auf zwei Etagen befinden sich ein teilbarer Saal, vier bis fünf Gruppenräume für unterschiedliche Aktivitäten (wie z.B. Bewegung, Kreatives, Unterricht, Treffs und Diskussionsrunden), Büroraum und Lagerflächen. Der Saal ist mit Bühne und Ausschank ausgestattet und fasst bis zu 199 Personen.

Konzeptionelle Überlegungen

Mit der Informationsdrucksache Nr. 0331/2015 wurde den Ratsgremien im Frühjahr 2015 das Ergebnis einer Bestandsaufnahme und der im Rahmen eines Dialogprozesses mit allen Stadtteilkultureinrichtungen erarbeiteten Entwicklungsperspektiven des Instituts für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. vorgelegt. Die Bestandsaufnahme der über 50-jährigen Geschichte der Stadtteilkultureinrichtungen in Hannover zeigte in diesem Zusammenhang sehr deutlich die Vielfalt und Heterogenität des Arbeitsfeldes aber auch der Einrichtungen selbst, die sich in der Größe und Ausstattung, der Trägerschaft und den sozialräumlich bedingten Angebotsformaten zum Teil stark unterscheiden.

Auch wenn die Entstehungs- oder Gründungsgeschichten der Stadtteilkultureinrichtungen so unterschiedlich sind wie die Einrichtungen selbst, ist vielen gemeinsam, dass sich Bürgerinnen und Bürger für einen Ort im Stadtteil einsetzten, in dem vielfältige Aktivitäten – Veranstaltungen, Kurse, bürgerschaftliches Engagement, Vereinsleben, Freizeitaktivitäten und Bildungsangebote – möglich sind. Neben den 10 städtischen Einrichtungen sind 13 Kulturvereine Träger eines Kulturtreffs oder eines Kulturbüros. Die Ausstattung mit Räumen, Personal und Sachmitteln ist unterschiedlich und u.a. auch den örtlichen Gegebenheiten, dem jeweiligen Umfeld und zuletzt auch der Entstehungsgeschichte geschuldet. Allen gemeinsam ist jedoch: Stadtteilkulturakteure nehmen Impulse aus dem Stadtteil auf, fördern Potenziale, erkennen Schwachstellen und Entwicklungshemmnisse, vernetzen, kooperieren, integrieren, fördern Eigeninitiative und bürgerschaftliches Engagement.

Stadtbezirk Buchholz-Kleefeld

Der Stadtbezirk Buchholz Kleefeld zählt mit insgesamt 42.500 Menschen derzeit zum viertgrößten Stadtbezirk bezogen auf die Zahl der EinwohnerInnen. Zum Stadtbezirk gehören die Stadtteile Groß-Buchholz (27.570 Einw.), Kleefeld (12.612 Einw.) und das Heideviertel (5.018 Einw.).

Im Stadtbezirk gibt es außer dem städtisch geförderten Kulturtreff Roderbruch im Stadtteil Groß-Buchholz bislang keine weitere Stadtteilkultureinrichtung, die ein offenes kulturelles und bildungsorientiertes Angebot an Veranstaltungen, Kursen und Projekten für alle Generationen bereithält. Das Einzugsgebiet des Kulturtreffs Roderbruch geht zwar über den Stadtteil Roderbruch hinaus und in puncto Angebote und Werbung werden die angrenzenden Stadtteile einbezogen. Der Bedarf an Räumen für darüber hinausgehende Aktivitäten jedoch, die BewohnerInnen aus Kleefeld oder dem Heideviertel organisieren, kann im Kulturtreff u.a. auch durch die begrenzte Raumsituation nicht realisiert werden.

Der Pinkenburger Kreis in Groß-Buchholz betreibt das Bürgerhaus Groß-Buchholz, einen Veranstaltungsraum von 90 m² sowie kleiner Küche , der in dem ehemaligen Trafo-Haus an der Pinkenburger Straße mit viel ehrenamtlichem Engagement und finanzieller Unterstützung des Bezirksrats eingerichtet wurde. Der Raum wird für Veranstaltungen genutzt, kann aber auch für private Feiern oder von Gruppen gemietet werden.

Im Stadtteil Kleefeld führt der Bürgerverein Kleefeld e.V. seit einigen Jahren regelmäßig und ausschließlich ehrenamtlich stadtteilkulturelle Veranstaltungen (u.a. Kino, Konzerte, Ausstellungen) an verschiedenen Orten durch, ohne jedoch eine „feste Adresse“ zu haben. Die im Stadtteil temporär zur Verfügung stehenden Räume, wie z.B. in der Werkstatt Süd oder der Alice-Salomon-Schule können nur für die jeweiligen Veranstaltungen genutzt werden. Das hierfür erforderliche Equipement muss immer transportiert und anschließend wieder eingelagert werden. Dies bindet sehr viel Zeit, erfordert viel Organisation und ist von Ehrenamtlichen dauerhaft nur schwer zu leisten.

Der Bürgerverein ist auch ein Forum für verschiedene Stadtteilinitiativen und Vereine im Stadtteil und kennt daher die schwierige Raumsituation auch anderer Gruppen im Stadtteil. Das Konzept für einen zukünftigen Standort in der Hölderlinstraße 1 sieht daher auch vor, diese Gruppen und ihre Arbeit ins Haus zu integrieren, damit Synergien, neue Begegnungen aber auch eine größere Öffentlichkeit für Angebote für die Menschen im Stadtteil erreicht werden können.

Eine zukünftige Stadtteilkultureinrichtung im Stadtteil Kleefeld schließt somit eine Lücke, die durch entsprechende räumliche und personelle Ressourcen folgende Aufgaben erfüllen soll:


- Treffpunkt und Aktionsraum für alle Generationen;

- Regelmäßige Veranstaltungen, Kurse, Angebote, die die kulturellen und bildungsorientierten Interessen und den Bedarf im Stadtteil abbilden;

- Angebot an Räumen für stadtteilorientierte Kultur-, Bildungs-, und Begegnungsangebote, wie z.B. Deutsch- und Integrationskurse, Vereins- und Initiativentreffen;

- Stärkung des Netzwerks im Stadtteil, um das Zusammenleben im Stadtteil zu gestalten sowie bürgerschaftliches Engagement und Integration zu fördern.


Das exponierte Gebäude in der Hölderlinstraße ist insbesondere durch seine Geschichte als früheres Gemeindehaus aber auch durch die Veranstaltungen des Bürgervereins als Ort der Begegnung und als Veranstaltungsort eingeführt. Er bietet genügend Raum für unterschiedliche Aktivitäten, liegt fußläufig im Stadtteil, besitzt aber auch eine gute Stadtbahnanbindung.

Um diesen Ort im Sinne der o.g. Aufgabenstellung zu entwickeln, muss es neben den ehrenamtlichen personellen Ressourcen des Bürgervereins auch eine hauptamtliche Kraft geben, die u.a. für eine Angebotsentwicklung, das Raummanagement und organisatorische Aufgaben zuständig ist und damit einen Betrieb der Einrichtung ermöglicht.

Die Verwaltung beabsichtigt, Vertragsverhandlungen mit der Kirchengemeinde und dem Bürgerverein Kleefeld zu führen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die jeweiligen Bedarfe und Bedürfnisse von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen werden bei der weiteren Entwicklung des Standortes sowie der zukünftigen Angebote berücksichtigt und umgesetzt.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

43.2 
Hannover / 25.05.2016