Drucksache Nr. 0827/2023 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage von Ratsherrn Böning (Die Hannoveraner) zu Problemen in Kitas
in der Ratssitzung am 27.04.2023, TOP 3.5.3.

Inhalt der Drucksache:

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0827/2023 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage von Ratsherrn Böning (Die Hannoveraner) zu Problemen in Kitas
in der Ratssitzung am 27.04.2023, TOP 3.5.3.

In einigen deutschen Kindertagesstätten herrschen einem „Focus"-Bericht zufolge zum Teil scheinbar erschreckende Zustände: Eine Erzieherin berichtete zum Beispiel im Focus über Respektlosigkeit, Rohheit und Bedrohungen.
Die Informantin möchte anonym bleiben. Der Name der Einrichtung, in der sie bis vor kurzem gearbeitet hat, darf ebenfalls nicht genannt werden. Zitat der befragten Erzieherin: „Meine früheren Kolleginnen haben Angst, richtig Angst." Keine von ihnen wolle etwas sagen, weil das vermutlich „böse Konsequenzen" hätte.
Tatsächlich geht es um ein hochbrisantes, auch politisch sehr heikles Thema, über das in Deutschland bislang kaum gesprochen wird: Die deutliche und etwas provokante Überschrift des „Focus"-Artikels (Du mir nix sagen, du deutsch. Zoff mit Migranten Jungs im Kindergarten)lässt gleich, worum es geht.

Kinder (leider wieder einmal vor allem Jungs!) aus Zuwanderer- und Flüchtlingsfamilien, die in Kindertagesstätten offenbar immer größere Probleme machen. Dabei geht es weniger um sprachliche Probleme, sondern in erster Linie um das Verhalten wie Aggressivität, Respektlosigkeit etc.

Doch auch viele Eltern, besonders aus dem arabischen Raum, scheinen solch enorme Probleme zu bereiten, dass immer mehr Erzieherinnen schließlich „aufgeben" und kündigen.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Verwaltung:

1. Wie viele Kitas (städtische und nicht-städtische) in Hannover haben einen Anteil von über 75% Kinder aus Zuwanderer- / Flüchtlingsfamilien?

2. Sind der Verwaltung Zustände -wie oben beschrieben- in den Kitas der LHH bekannt? Wenn ja: was wurde bisher unternommen, um die Zustände in der jeweiligen Kita zu verbessern?

3. Wenn (wie im Focus Bericht beschrieben) die Mitarbeiterinnen aus Angst vor negativen


Konsequenzen es nicht wagen, über eventuelle schlimme Zustände wahrheitsgemäß zu berichten:
Sieht die Verwaltung nicht die „Gefahr", dass die Mitarbeiterinnen in hannoverschen Kitas sich aus Angst ähnlich verhalten könnten? Was hält die Verwaltung daher von einer anonymisierten Umfrage zu dem Thema unter den Kita-Mitarbeiterinnen und - Mitarbeitern?

Text der Antwort

Frage 1: Wie viele Kitas (städtische und nichtstädtische) in Hannover haben einen Anteil von über 75% Kinder aus Zuwanderer-/ Flüchtlingsfamilien?

Im Stadtgebiet sind trägerübergreifend 472 Kitas existent. Davon weisen mit Stand 01.10.2022 insgesamt 89 einen Anteil von über 75% mit Kindern auf, die einen Migrationshintergrund haben.

Frage 2: Sind der Verwaltung Zustände – wie oben beschrieben- in den Kitas der LHH bekannt? Wenn ja: was wurde bisher unternommen, um die Zustände in der jeweiligen Kita zu verbessern?

Die Begrifflichkeit und die geschilderten „Zustände“ sind im beschriebenen Zusammenhang weder angemessen noch einschlägig und uns nicht bekannt.
Die Belegungsstruktur in den Einrichtungen zeichnet sich durch ein hohes Maß an Heterogenität aus. So kann z.B. eine individuelle Lebensgeschichte Einfluss darauf haben, wie leicht oder eben schwer ein Kind sich in der Kita eingewöhnt und Vertrauen fasst.
Im Alltag einer Kindertagesstätte können auch schwierige Momente im Kontakt mit den Kindern oder auch mit ihren Eltern entstehen. Es kann zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Manchmal ist es für Mütter und Väter, die sich in Krisen oder schwierigen Lebensumständen befinden, nicht immer möglich, den angemessenen und wertschätzenden Ton zu wahren.

Somit haben es Mitarbeitende in der täglichen Praxis mit herausfordernden Situationen zu tun. Dies entspricht jedoch generell dem Auftrag einer Kindertageseinrichtung im Rahmen der frühkindlichen Bildung – und zwar ganz unabhängig von der Herkunft der Kinder oder ihrer Eltern. Kontinuierliche Reflexions- und auch Fortbildungsangebote befähigen die pädagogischen Fachkräfte, den diversen Lebensrealitäten der zu betreuenden Kinder angemessen und fachlich versiert zu begegnen. Dabei gilt es, sich die eigenen Vorstellungen von „Normalität“ bewusst zu machen und ggf. zu hinterfragen.

Frage 3: Wenn (wie im Focus Bericht beschrieben) die Mitarbeiterinnen aus Angst vor negativen Konsequenzen es nicht wagen, über eventuelle schlimme Zustände wahrheitsgemäß zu berichten: Sieht die Verwaltung nicht die „Gefahr“ dass die Mitarbeiterinnen hannoverschen Kitas sich aus Angst ähnlich verhalten könnten? Was hält die Verwaltung daher von einer anonymisierten Umfrage zu dem Thema unter den Kita-Mitarbeitenden?

Die Leitungsebene des städtischen Trägers ist niedrigschwellig ansprechbar und steht mit ihren Einrichtungen im regelmäßigen Austausch. In der Zusammenarbeit wird ein kooperatives und teamorientiertes Miteinander verfolgt. Dies gilt insbesondere auch für die Umgehensweise mit bzw. in Konfliktsituationen. Keine*r der Mitarbeitenden muss Angst davor haben, etwaige Problemlagen offen anzusprechen. Das Gegenteil ist der Fall. Es wird von den Mitarbeitenden erwartet, dass sie Beratung dann einholen, wenn es erforderlich ist. Die Durchführung von anonymisierten Umfragen ist daher weder nötig noch zielführend.