Informationsdrucksache Nr. 0631/2022:
Saubere Toiletten in Schulen

Inhalt der Drucksache:

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0631/2022
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Saubere Toiletten in Schulen

Mit dieser Infodrucksache berichtet die Verwaltung über ihr Vorgehen in Bezug auf den Antrag „Saubere Toiletten in Schulen“ (DS 1186/2021).

Schultoiletten sind deutschlandweit seit Jahrzehnten ein Dauerthema. Die Landeshauptstadt Hannover ist nicht die einzige Kommune, die „händeringend“ nach einer Lösung sucht, um den Schüler*innen jederzeit die Nutzung einer hygienisch einwandfreien Sanitäranlage zu ermöglichen.

Auch die Wissenschaft befasst sich inzwischen mit der Erforschung der Voraussetzungen für saubere Schultoiletten. Der in Berlin ansässige Verein „German-Toilet-Organisation (GTO)“ führt aktuell eine der ersten Studien zu diesem Thema durch. Deren langfristiges Ziel soll die Bereitstellung von wissenschaftlich fundierten Handlungsoption für Schulen, Verwaltungen und die Politik sein.

Die Stadt Hannover arbeitet ebenfalls aktiv an einer Verbesserung der Situation. So war sie z.B. eine der ersten Kommunen, die in all ihren Schulen eine zweite WC-Reinigung eingeführt hat. Das aktuell laufende Schultoilettensanierungsprogramm trägt ebenso entscheidend zum Fortschritt bei dieser Aufgabe bei.

1. Befragung – Ist-Stand in hannoverschen Schulen

Mit unserer ersten Kampagne (Nachwuchskräfteprojekt 2017/18), welche mehr Respekt und Wertschätzung für die Reinigungskräfte in Schulen schaffen sollte, konnten wir die Schüler*innen flächendeckend leider nicht erreichen. Der im Rahmen des Planspiels „Pimp your town“ geäußerte Wunsch einiger Schüler*innen nach einer weiteren Kampagne zum Thema Reinigung war für uns daher zwar erfreulich, aber auch ein wenig überraschend.

Für eine mögliche Anschlusskampagne ist uns daher besonders wichtig gewesen, im ersten Schritt den Ist-Zustand in Bezug auf die Schultoiletten zu erfassen. Daraus können wir im weiteren Verlauf konkrete Handlungsbedarfe ableiten. Im Herbst 2021 haben wir zu diesem Zweck eine Befragung aller Schulleiter*innen der hannoverschen Schulen durchgeführt. (Fragebogen als Anlage 1 beigefügt)

Gefragt wurde hier zunächst, ob es aus Sicht der Schule Beanstandungen zu den Sanitäranlagen gibt. Sollte dies der Fall sein, wollten wir wissen, worauf die Schulleitungen die Beanstandungen zurückführen. Hier waren Mehrfachnennungen möglich: es konnten u.a. Mängel in der Reinigung, bauliche Mängel oder auch das Nutzerverhalten der Schüler*innen als Grund angegeben werden.

Weiterhin wollten wir von den Schulleiter*innen wissen, ob sie bereits Maßnahmen initiiert haben, um den Zustand zu verbessern und inwieweit diese wirksam waren. Abschließend wollten wir erfahren, ob sie bereit wären, uns bei einer möglichen Kampagne pädagogisch zu unterstützen, da aus unserer Sicht eine reine Verwaltungskampagne keinen Erfolg haben kann.

Trotz der aktuellen Pandemiesituation und der dadurch stark erhöhten Belastung der Schulleitungen haben wir bei der Befragung eine Rücklaufquote von 82% erreichen können.

2. Auswertung der Befragung

Die Darstellung der Befragungsergebnisse erfolgt hier anonym. Der Verwaltung liegen die Rückmeldungen schulbezogen vor, sodass das weitere Handeln entsprechend zielgerichtet erfolgen kann.


· 30% der Schulen (25 Schulen) haben uns die Rückmeldung gegeben, dass sie keine Beanstandungen in Bezug auf die Schüler-WC`s haben.

· Die übrigen 58 Schulen haben Beanstandungen angegeben und hierfür folgende Gründe angeben:


Ø 45x Nutzer*innenverhalten

Ø 35x bauliche Mängel

Ø 10x Reinigungsmängel


· An 50 Schulen haben bereits Maßnahmen stattgefunden, um eine Verbesserung der Situation zu erreichen. 20 Schulen konnten hierbei kurzfristige Verbesserungen feststellen.

· 26 Schulleitungen erklärten sich bereit, eine mögliche Kampagne pädagogisch zu unterstützen. 18 weitere Schulleitungen boten ihre Unterstützung unter bestimmten Bedingungen an (zeitlich geringer Aufwand, in Unterricht integrierbar oder begleitet durch bauliche Maßnahmen).


3. Bearbeitung der Befragungsergebnisse


a. Reinigungsmängel

In den 10 Schulen, die Reinigungsmängel als einen Grund für die schlechte Sanitärsituation angegeben haben, haben wir direkt nach der Auswertung der Befragung umfangreiche Kontrollen durchgeführt. Dabei wurden in jeder Schule statt der üblichen punktuellen Kontrolle eine Gesamtkontrolle aller WC-Anlagen durchgeführt.

Hierbei waren die Sanitäranlagen an fünf Schulen in einem guten bis sehr guten Reinigungszustand. In vier Schulen wurde aufgrund von Mängeln ein Reklamationsvorgang gestartet. In einer Schule wurden die Sanitäranlagen zum Prüfzeitpunkt saniert, sodass keine Kontrolle stattfinden konnte.

Mit Beginn der Weihnachtsferien 2021 waren alle Reklamationsvorgänge abgeschlossen.


b. Bauliche Mängel

35 Schulleitungen gaben bauliche Mängel als Grund für die Unzufriedenheit mit den Sanitäranlagen an. Durch alte Bausubstanz, jahrelange Fehlnutzung (Eintrag von Urin in Putz, Bodenbeläge und Estrich) und Trockenurinale (inzwischen nicht mehr Standard) entstehen starke Geruchsbelästigungen. Da sich die Gerüche häufig weit über die Sanitäranlagen hinaus im Schulgebäude verteilen, entsteht bei den Nutzer*innen stets das Gefühl von unsauberen Toiletten. Eine Entfernung der Gerüche durch Reinigungsarbeiten ist nicht möglich.

Viele Schulleitungen erhoffen sich durch die Sanierung der Sanitäranlagen eine Verbesserung der Situation. Sie sind sich aber auch bewusst, dass dies nur gelingen kann, wenn sich gleichzeitig das Nutzungsverhalten der Schüler*innen verändert.

Nach Auskunft des Fachbereich Gebäudemanagement konnten an 26 der 35 Schulen aus dem Schultoiletten-Sanierungsprogramm (DS 0079/2018) die Arbeiten bereits abgeschlossen werden oder finden aktuell statt. Die übrigen 9 Schulen werden ab Sommer 2022 saniert.

Einige Schulleitungen teilten ferner mit, dass sie sich eine engere Zusammenarbeit mit der Verwaltung vor und während der Sanierungsphase wünschen. Neben einer Vorbereitung der Schüler*innen und Lehrer*innen auf die Situation, könnte bei entsprechendem Vorlauf das Thema auch im Unterricht eingebunden werden und das Nutzerverhalten nach der Sanierung dadurch verbessert werden.

Bisher wurde vor der Sanierung allen Schulen die Durchführung von Kunstprojekten angeboten, um die Schüler*innen an der Gestaltung der WCs zu beteiligen.

Von den 35 Schulen, die im Rahmen der Befragung bauliche Mängel als Grund angegeben haben, sind 22 Schulen nicht Teil des Schultoiletten-Sanierungsprogramms (DS 0079/2018). Sämtliche nicht unmittelbar im Kernprogramm enthaltene Schultoiletten werden aber über Grundsanierungen oder Ersatzneubauten z.B. im Rahmen des Programms „500plus“ (DS 0026/2021) saniert. Die Schulen werden hierüber zeitnah von der Verwaltung noch einmal informiert.


c. Nutzer*innenverhalten

Die Rückmeldungen der Schulleitungen bestätigen unseren Eindruck, dass das Nutzerverhalten der Schüler*innen einen entscheidenden Faktor darstellt. 78% der Schulleiter*innen gaben das Nutzer*innenverhalten als Grund für den problematischen Zustand der Schultoiletten an.

Nach Einschätzung der Schulleitungen trägt der bauliche Zustand maßgeblich zu dem schlechten Nutzer*innenverhalten bei. Frei nach dem Motto „Was mich nicht respektiert, respektiere ich auch nicht“, werden die Sanitäranlagen durch die Schüler*innen nicht angemessen genutzt. Vandalismus ist in einigen Standorten ein regelmäßiges Ereignis. Dies betrifft allerdings ebenso bereits sanierte Anlagen. Auch die Anzahl der Hygienereinigungen, die bei Verschmutzungen mit Fäkalien von uns zusätzlich beauftragt werden, sind in den letzten Jahren stetig angestiegen.

In der Verantwortung sind hier aber nicht nur die Schüler*innen. Auch das schnelle Auswechseln von kaputten Toilettenbrillen durch die Schulhausmeister*innen, eine fachlich gute Reinigung und die zeitnahe Reparatur von Schäden durch das Gebäudemanagement sind wichtig. Hier muss von allen Seiten ein wertschätzender Umgang mit den Schultoiletten gelebt werden.

Die Auswertung hat auch gezeigt, dass ein Großteil der Schulen sich längst umfassend mit dem Nutzer*innenverhalten beschäftigt hat. An zahlreichen Schulen versuchen die dort lehrenden Personen mit enormer Geduld und in einem Zustand von „kreativer Verzweiflung“ das Verhalten der Schüler*innen zu verbessern. Neben pädagogischen Ansätzen, dem Einsatz diverser Kommunikationsarten und Anwendung disziplinarischen Maßnahmen entstehen dabei auch künstlerische Projekte. (Katalog der Maßnahmen als Anlage 2 beigefügt)

Insgesamt 41 der 45 Schulen, an denen das Nutzer*innenverhalten optimierungswürdig ist, haben bereits verschiedene Maßnahmen ausprobiert. Diese finden oftmals anlassbezogen, aber auch regelmäßig oder in Projektform statt.

In einigen Schulen hat dies zur einer Verbesserung geführt. Jedoch war dieser Zustand nach Darlegung der Schulleitungen meist nur von kurzer Dauer.

4. Fazit der Kommunalen Gebäudereinigung

Die Befragung hat gezeigt, dass die aktuelle Situation der Schultoiletten für viele Schulen nicht zufriedenstellend ist.

Da der bauliche Zustand aufgrund des Umfangs der Anlagen nur mittel- bis langfristig behoben werden kann, müsste unsere Kampagne auf das Nutzerverhalten der Schüler*innen abzielen. Nachdem hier die Schulen bereits eine beeindruckende Anzahl unterschiedlicher Maßnahmen erprobt haben, fehlt uns die Vorstellungskraft, an welcher Stelle wir im Rahmen einer zeitlich befristeten Aktion wie einer Kampagne noch weitere Impulse setzten könnten. Auch die Schulleitungen wünschen sich eine nachhaltigere Lösung.

Wir haben uns daher gegen die Durchführung einer Kampagne und für ein anderes Vorgehen entschieden, welches im folgendem Absatz näher erläutert wird.

5. Tagesreinigung in Schulen

Durch den Ausbau der Ganztagsschulen und Ausweitungen der Vermietungen an Dritte in den letzten Jahren findet die Reinigung in Schulen überwiegend in den späten Nachmittagsstunden und am frühen Morgen statt. Schüler*innen und Lehrer*innen haben dadurch kaum noch Kontakt zu den Reinigungskräften. Als Folge findet nur begrenzt eine Auseinandersetzung mit dem Thema Reinigung statt, sie wird zu einem unpersönlichen Arbeitsvorgang einer namenlosen Person.

Wir möchten dies verändern und ein Umdenken insbesondere bei den Schüler*innen bewirken. Dazu möchten wir ihnen die Menschen näherbringen, die täglich den Ort reinigen, an dem sie viele Stunden mit Lernen verbringen. Dies wollen wir nicht auf eine abstrakte Weise z.B. durch eine einmalige Plakatkampagne oder im Rahmen einer jährlichen Projektwoche, sondern durch eine dauerhafte Veränderung des Schulalltages erreichen.

Hierzu werden wir in zwei Schulen testweise eine Tagesreinigung einführen.

Bei der Tagesreinigung wird ein Teil der Reinigungstätigkeiten in den Schulbetrieb verlagert. So werden z.B. der Eingangsbereich, die Flure, die Sanitäranlagen und die Verwaltung während der Unterrichtszeit gereinigt. Dadurch werden über den gesamten Schultag Reinigungskräfte sichtbar im Gebäude unterwegs sein. Da so zwangsläufig eine Interaktion zwischen den Schüler*innen und den Reinigungskräften stattfinden wird, bietet dies die Möglichkeit im Laufe der Zeit ein verändertes Verständnis füreinander zu entwickeln. Die Anwesenheit der Reinigungskräfte kann zudem dafür sorgen, dass Nutzer*innen unnötige und mutwillige Verschmutzungen vermeiden.

Andere Städte, die bereits Erfahrungen mit der Tagesreinigung in Schulen gemacht haben, darunter Berlin, Hamburg und Jena, beurteilen diese insgesamt als positiv. Die Reinigungskräfte berichten, dass sie mehr Respekt und Wertschätzung von allen Beteiligten erfahren haben. Auch die geringen Mehrkosten durch erhöhte Wegezeiten werden durch die Qualitätsverbesserung ausgeglichen.

Dieses Modell bietet außerdem die Möglichkeit mehr vollzeitnahe Stellen mit familienfreundlichen Arbeitszeiten einzurichten. Dies ist bereits seit Jahren ein Bestreben der Kommunalen Gebäudereinigung und bisher nur in einem Teil der Verwaltungsgebäude möglich.

Um das Interesse der Schulen an einem solchen Projekt abzuschätzen, haben wir mit zwei Schulleitungen zu Beginn des Jahres Kontakt aufgenommen und in einem ersten Austausch unser Vorhaben erläutert. Eine Schulleitung konnten wir dabei direkt für das Projekt gewinnen. Die Auswahl der zweiten Schule erfolgt unter Zuhilfenahme der Befragungsergebnisse in den kommenden Wochen.

Es ist geplant die zweijährige Projektphase am 01.01.23 zu beginnen und die Tagesreinigung in dieser Zeit in jeweils einer eigengereinigten und in einer firmengereinigten Schule zu erproben.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

18.7 
Hannover / 25.02.2022