Informationsdrucksache Nr. 0239/2023:
Verbesserung der Gesamtsituation und Attraktivierung der bahnhofsnahen Plätze: Raschplatz, Andreas-Hermes-Platz sowie Weißekreuzplatz

Informationen:

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Stadtbezirksrat Mitte
In den Ausschuss für Haushalt, Finanzen, Rechnungsprüfung, Feuerwehr und öffentliche Ordnung
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In den Ausschuss für Sport, Bäder und Eventmanagement
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0239/2023
3
 

Verbesserung der Gesamtsituation und Attraktivierung der bahnhofsnahen Plätze: Raschplatz, Andreas-Hermes-Platz sowie Weißekreuzplatz

Situationsbeschreibung

Die Areale Weißekreuzplatz (WKP), Andreas Hermes Platz (AHP) und Raschplatz haben als zentrale innenstädtische Freiräume eine stadtweite Bedeutung. Zudem sind sie als Durchgangsraum und Aufenthaltsraum für die im Umfeld lebenden und arbeitenden Menschen sehr wichtig. Gleichzeitig sind diese Plätze und dabei insbesondere der Raschplatz jedoch durch vielfältige Nutzungskonflikte und auch eine signifikante Kriminalitätsbelastung (vgl. BDS 2898/2022) geprägt.

Bereits mit der Drucksache Nr.1719/2021 sind deshalb Handlungsansätze für eine Verbesserung der Gesamtsituation beschlossen worden, die weiterverfolgt werden und durch weitere kurzfristige und mittelfristige Maßnahmen ergänzt werden sollen. Die langfristigen städtebaulichen Planungen, die aus dem Innenstadtdialog resultieren (vgl. BDS 1904/2022) sowie das Programm „Hannover Mitte gestalten“, werden durch kurzfristigere Maßnahmen ergänzt.

In den Jahren 2017/2018 ist zur Entwicklung von WKP und AHP sowie der angrenzenden Bereiche der Lister Meile ein breiter Beteiligungsprozess durchgeführt worden. Zahlreiche sozialpolitische Projekte sind in unmittelbarer räumlicher Nachbarschaft etabliert und es wurde das städtische Ordnungs- und Sicherheitskonzept umgesetzt. Zudem ist im Rahmen des von der Polizeidirektion Hannover initiierten Projekts „bahnhof.sicher“ für den Bereich von Hauptbahnhof und Raschplatz ein eng abgestimmtes Vorgehen mit Bundes- und Landespolizei sowie weiteren Sicherheitsakteur*innen verabredet worden.

Diese Initiativen sind insbesondere auch deshalb erforderlich gewesen, weil das subjektive Sicherheitsempfinden vieler Bürger*innen und vor allem von Frauen und Senior*innen auf diesen Plätzen zum Teil empfindlich beeinträchtigt ist. Die repräsentative Erhebung der Stadt Hannover aus dem Jahr 2021 hat insofern gezeigt, dass zuletzt etwa ein Drittel der befragten Menschen den Raschplatz meiden (vgl. IDS 2666/2021). Vorangegangene Befragungen verweisen zudem auf ein noch deutlich ausgeprägteres Vermeidungsverhalten speziell bei Frauen und Älteren und hier insbesondere in den Abend- und Nachtstunden.

Ein zentrales Anliegen der Stadtverwaltung ist daher die Attraktivierung dieses Stadtraums für alle Menschen in Hannover und in diesem Kontext gerade auch die Reduzierung bestehender Unsicherheitswahrnehmungen. Dieses Anliegen wiederum korrespondiert in direkter Linie mit einer nachhaltigen Verbesserung der Lebenssituation von Nutzer*innengruppen, die sich auch aufgrund der dort angesiedelten zentralen Beratungs- und Hilfsangebote an diesen Orten aufhalten. Eine dauerhafte Aufwertung und Stärkung dieser Plätze wird nur erreicht werden können, wenn auch für diese – häufig in prekären sozialen und/oder schwierigen persönlichen Situationen lebenden Menschen – wirksame Unterstützungsangebote formuliert werden.

Aktuelle gegenwärtige Missnutzungen und die daraus entstehenden Nutzungskonflikte sind in gesamtstädtischer Verantwortung zu betrachten und einzudämmen. Die bislang verfolgte Strategie fußte dabei primär auf zwei Säulen: zentrale Beratungsangebote für die von Sucht Betroffenen und in prekären Lebenssituationen befindlichen Personen einerseits sowie Kontrollen und Regeldurchsetzung durch die Sicherheitspartner Polizei, Protec und den städtischen Ordnungsdienst andererseits. Auch, aber nicht allein vor dem Hintergrund coronabedingter Einschränkungen in der Zugänglichkeit zu bestehenden Hilfsangeboten hat sich allerdings offenbart, dass dieses Vorgehen zwar weiterhin notwendig, für sich genommen aber nicht ausreichend ist, um eine nachhaltige Veränderung zum Positiven zu bewirken. Neben den bereits praktizierten und weiter zu führenden Ansätzen verfolgt die LHH daher seit 2021 eine Strategie der maßvollen Dezentralisierung bestehender Hilfsangebote und verbindet diese nun mit alternativen Nutzungsangeboten für die in Betracht genommenen Plätze.

In diesem Sinne plant die Stadtverwaltung mit dem in dieser Drucksache zusammengefassten Ansatz einen umfassenden Anlauf zur kurzfristigen Aufwertung der Plätze und ihrer Aufenthaltsqualität, zur Verbesserung der Sauberkeit und für eine wirksame Verbesserung der sozialen Lage der Nutzer*innengruppen. Das Vorgehen ist dezernats- und fachbereichsübergreifend angelegt und zielt sowohl auf die Erzielung kurzfristiger Verbesserungen wie auch auf eine mittelfristige Perspektive ab. Während etwa einzelne Interventionen kurzfristig umgesetzt werden können, muss insbesondere die städtebaulich attraktive Ausgestaltung des Areals als ein Mittel- und Langfristziel verstanden werden und sich an den eingangs beschriebenen Zusammenhängen und Wegeachsen zwischen den Plätzen orientieren.

Vorgehen

Im Rahmen einer erforderlichen dezernats- und fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit ist die reaktivierte AG Sicherheit und Ordnung im öffentlichen Raum unter Federführung des Fachbereichs Öffentliche Ordnung beauftragt worden, weitere, möglichst kurzfristig wirkende Maßnahmen für eine Verbesserung zu definieren. Externe Kompetenz – etwa durch Mitarbeitende der Polizei, von aha, der HRG und dem Kompetenzzentrum Urbane Sicherheit des LKA – ist ebenfalls in den Arbeitsprozess einbezogen worden, um auch sicherheitsrelevante bzw. kriminalpräventive Aspekte sowie mögliche Interdependenzen in die Maßnahmenentwicklung (kurz-, mittel- und langfristig) einfließen zu lassen.


Ziel des Projekts ist es:

· die formelle Kontrolle des definierten Stadtraums durch Sicherheitskräfte zu erhöhen und damit eine Verbesserung des Sicherheitsempfindens zu schaffen,

· durch attraktive Aufenthalts- und Nutzungsangebote auf den genannten Plätze für alle Menschen in der Stadt eine Belebung dieser Orte zu erreichen und damit zugleich eine Stärkung der informellen Sozialkontrolle zu ermöglichen und

· durch das vorgelegte Maßnahmenkompendium einen besseren Ausgleich unterschiedlicher Nutzungsansprüche zu gewährleisten.


Das hiermit vorgelegte Konzept ergänzt damit den nicht zuletzt auf mittel- und langfristige Maßnahmen abzielenden Innenstadtdialog; beide Prozesse stehen jenseits der unterschiedlichen Umsetzungsperspektiven in einem guten inhaltlichen Einklang zueinander.

Im Folgenden werden die erarbeiteten Maßnahmen in vier Kategorien unterteilt: Präsenz, Prävention und Sauberkeit sowie Attraktivierung der Plätze mit verschiedenen Einzelmaßnahmen. Der Anlage 1 kann eine Übersicht der bestehenden Empfehlungen mit einer Umsetzungsperspektive entnommen werden. Diese Informationsdrucksache dient dabei als Gesamtüberblick der von der AG vorgeschlagenen Maßnahmen.

Maßnahmenübersicht

Präsenz

Die Einsatzzeiten des städtischen Ordnungsdienstes wurden überprüft und eine lageangepasste, mindestens stündliche Bestreifung der Plätze, zum 01.01.2023 festgelegt. Die Präsenzerhöhung geht einher mit einem gemeinsamen Streifenplan mit den Projektpartner*innen aus dem Projekt bahnhof.sicher (Bundes- und Landespolizei, Ordnungsdienst sowie Protec) sowie einer Erweiterung der Einsatzzeiten am Wochenende lageangepasst über Mitternacht hinaus. Die hierfür erforderlichen Gespräche mit dem örtlichen Personalrat sind in konstruktiver Weise aufgenommen worden.

Für den städtischen Ordnungsdienst ist zudem eine Sensibilisierung im Hinblick auf verschiedene Formen der sexuellen Belästigung im öffentlichen Raum etabliert und entsprechende Schulungsformate umgesetzt worden.

Im Sinne eines institutionalisierten Dialogs mit Anliegenden und Anwohnenden wird vom städtischen Ordnungsdienst eine monatliche, feste Sprechstunde in einem mobilen Pavillon ab März 2023 eingerichtet. Die Termine werden rechtzeitig, z. B. im Rahmen der Bezirksrunden, auf der Homepage und auf sozialen Medien bekannt gegeben. Das städtische Stadtbezirksmanagement richtet darüber hinaus eine Dialogrunde unter Einbindung der weiteren Akteur*innen wie Aha und der Polizei ein, um etwaige Folgen der durch die Maßnahmen ausgelösten Entwicklungen im Rahmen der weiteren Präventions- und Sicherheitsarbeit reflektieren und ggfs. erforderliche Nachsteuerungserfordernisse identifizieren zu können. Ggf. können beide Dialogrunden nach ihrer erfolgreichen Implementierung in einem Format zusammengeführt werden.

Wie bereits beschrieben, handelt es sich bei den Personen, die die Plätze aktuell nutzen, vielfach um Menschen in prekären sozialen und/oder schwierigen persönlichen Situationen. Bestehende Angebote heterogener Träger sollen daher zeitlich/inhaltlich verbessert werden, um eine Beziehungsarbeit zu gewährleisten. Um eine Abstimmung der beteiligten Organisationen zu gewährleisten, werden regelmäßige Austauschtermine zwischen allen Akteuren geschaffen. Neben den dazu bereits bestehenden Kooperationsformaten zwischen Stadt, Polizei, Staatsanwaltschaft und Trägern in Bezug auf das Stellwerk werden quartalsweise Informationsaustausche zu verabredeten, gemeinsamen Zielen sichergestellt sowie durch anlassbezogene, weitere Termine ergänzt.

Prävention

Ziel ist, die stationären und mobilen sozialen Hilfsangebote im Bereich der bahnhofsnahen Plätze so zu steuern, dass eine Entzerrung erfolgt.

Mit der Beschlussdrucksache Nr. 1719/ 2021 ist dieser Prozess bereits angelegt worden und wird nunmehr stringent weiterverfolgt. Dabei wird weiterhin Wert daraufgelegt, die Angebote niedrigschwellig zugänglich zu halten. Bereits für mehrere mobile Angebote ist es gelungen, alternative Flächen/Orte zu finden (z. B. Bollerwagen, Lebensmittelausgabe „Wir tun was“, Lebensmittelausgabe der Obdachlosenhilfe).

Die Verwaltung verfolgt weiterhin die Verlagerung und Konzepterweiterung des „Kontaktladen Mecki“. Zum einen sind die aktuell genutzten Räume nicht dauerhaft geeignet, zum anderen würde auch die Verlagerung des Mecki zum Ziel der Dezentralisierung der Angebote beitragen. Die Träger*in dieser Einrichtung ist die Region Hannover, mit dieser befindet sich die LHH in enger Abstimmung, auch bzgl. einer möglichen Angebotsaufstockung. Hierzu liegt eine aktuelle DS mit der DS-Nr. 0030/2023 vor, der die geplante Aufwertung der Einrichtung und die damit verbundene Verbesserung der Hilfsangebote entnommen werden kann.

Die AG Sicherheit und Ordnung hat sich außerdem mit der Frage, einer Interimsverlagerung bzw. einer ergänzenden Immobilie bis zur Fertigstellung eines langfristigen, alternativen Standortes befasst. Dieses blieb über die bereits erfolgte Teilverlagerung des Mecki in die Räumlichkeiten des ehem. „Kompass“ zunächst ohne Erfolg.

Zur weiteren Reduzierung von Nutzer*innenkonflikten wird empfohlen, einer Zersplitterung der offenen Drogenszene vorzubeugen. Erfahrungsgemäß führt ein erhöhter Kontrolldruck durch den Ordnungsdienst, die Polizei sowie den weiteren Sicherheitspartnern zu einer Verschiebung in andere Bereiche. Um eine Zersplitterung zu vermeiden und die vorhandenen, begleitenden Hilfsangebote möglichst vielen Menschen zukommen zu lassen, soll die Aufenthaltsqualität auf dem Vorplatz des Stellwerks (Richtung der Fernroder Straße) kurzfristig verbessert werden und spätestens im Herbst 2023 umgesetzt sein. Zu den erforderlichen, auch an good practices anderer Kommunen angelehnten Maßnahmen gehört hier insbesondere die Installierung eines funktionierenden Witterungsschutzes sowie von Sitzgelegenheiten.

Das Angebot eines Crack-Konsumraums und die Projektierung für eine Substitution der Droge Crack wird konkretisiert. Bislang fehlt eine medizinische Substitution für den Crackkonsum. Es gibt einen Zusammenschluss mehrerer Bundesländer, die einen wissenschaftlich begleiteten Modellversuch, der im November 2022 in der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden eingebracht und einstimmig angenommen wurde. Die Sozialverwaltung der Landeshauptstadt befindet sich aktuell im Austausch mit den Initiatoren der Initiative, da das Land Niedersachsen nicht dazu gehört. Außerdem wird die Stadt durch Ressourcenverlagerungen eine eigene Sozialarbeit mit dem Schwerpunkt Suchthilfe aufbauen.

Weitere Angebote der Suchthilfe mit einer allerdings eher mittelfristigen Umsetzungsperspektive sind das Projekt Anlaufstelle oder das Kombinationsangebot „Bett, Substitution und Tagesstruktur.“

Die vorgesehenen Maßnahmen und Konzepte für die bahnhofsnahen Plätze werden in einer gesonderten Drucksache konkretisiert.

Sauberkeit

In der Vergangenheit wurde sowohl von Anlieger*innen, wie z. B. der Kita-Initiative am Andreas-Hermes-Platz als auch von Nutzer*innen eine mangelhafte Sauberkeit der bahnhofsnahen Plätze beanstandet. Im Rahmen der AG Sicherheit und Ordnung hat unter Federführung der Stadtreinigung eine Bewertung der Sauberkeitswahrnehmung stattgefunden und es wurden Lösungsansätze mit den verschiedenen Flächenverantwortlichen der HRG und dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün abgestimmt. Zentral ist dabei die zeitnahe Zusammenführung der Reinigungsaufgaben in einer Hand. Im Folgenden werden die Plätze und deren Sauberkeitsstatus beschrieben sowie der weitere Umgang mit deren Reinigung.

Die Sauberkeit am Andreas-Hermes-Platz sowie am Weißekreuzplatz ist teilweise unzureichend, insbesondere an den Wochenenden und in den Sommermonaten. Diesem Zustand wird entgegengewirkt, indem die Kontrolldichte erhöht wird, zusätzliche Sonderreinigungen durchgeführt und größere, einheitliche Abfallbehälter aufgestellt werden. Maßgeblich ist aber vor allem die Bündelung der Reinigungsleistungen in einer Hand und damit die Etablierung eines einheitlichen Ansprechpartners. Daher erfolgt die Reinigung dieser Plätze ab dem 01.04.2023 einheitlich durch die aha-Stadtreinigung.

Der Raschplatz wird dreimal täglich von Grobverschmutzungen gereinigt, zudem erfolgt eine zusätzliche Sonderreinigung. Die Sauberkeit des Platzes kann daher grundsätzlich als zufriedenstellend eingestuft werden. Massiv anders wird die Situation hingegen am Nordausgang des Raschplatzes an dem Kunstwerk „Frauen und Messina“ gesehen. Hier besteht dringender Verbesserungsbedarf. Vorgesehen ist deshalb die Ausweitung der maschinellen Feuchtreinigung, das Aufstellen größerer Abfallbehälter und die Durchführung zusätzlicher Sonderreinigungen. Die Übernahme der Reinigung vor dem Mecki ist im Projektverlauf bereits durch Aha erfolgt.

Im Zusammenhang mit dem Umbau des Nordausgangs Raschplatz wird Aha hier eine maschinelle Nassreinigung in Abhängigkeit von der baulichen Ausführung vornehmen (vgl. DS Nr. 15-0852/2022). Um die Reinigungsmöglichkeit der Stufenanlage zu verbessern, werden ein Teil der Poller zurückgebaut und die Bereiche gepflastert. Bei den verbleibenden Pollerbereichen wird das Kleinpflaster durch einen fugenarmen Belag ersetzt. Die mittlere Podestebene soll für das Reinigungsgerät zukünftig über eine neu zu erreichende Rampe erreichbar sein. Die Bauausführung erstreckt sich auf die erste Jahreshälfte 2023. Nach Möglichkeit erfolgt der Bauablauf segmentweise, um eine Nutzung des Platzes auch während der Baumaßnahme zu ermöglichen.

Ebenfalls im Rahmen des Teilprojekts Sauberkeit ist die Erweiterung des Toilettenangebots in dem benannten Areal überprüft worden. Ein Handlungsbedarf wird dabei besonders für den Bahnhofsvorplatz Ausgang NordOst-NordWest bzw. den Vorplatz des Stellwerks erkannt. Ergänzend wird daher am Ausgang NordOst-NordWest eine mobile Baustellen-Toilette aufgestellt. Zudem wird auch ein Dusch- und Toilettenbus ab dem Frühjahr 2023 auf dem Vorplatz des Stellwerks zweimalig pro Woche angeboten und durch Angebote des Streetwork begleitet werden.

Attraktivierung der Plätze

Kulturelles Angebot auf dem Andreas-Hermes-Platz

In seiner gegenwärtigen Beschaffenheit versperrt sich der Andreas-Hermes-Platz einer dauerhaft wirksamen Aufwertung. Die Befassung der AG Sicherheit und Ordnung hat vielmehr ergeben, dass der Rückbau des Brunnens die notwendige Grundvoraussetzung für eine Neugestaltung und Umnutzung des Platzes darstellt. Bis zur Umsetzung des Rückbaus soll in den warmen Monaten des Jahres 2023 eine Erschließung als Kultur- und Bewegungsraum erfolgen. Vorgeschlagen werden Formate wie Tango im Freien oder OpenStage-Formate in Kooperation mit Künstler*innen. In einer Kooperation mit der Stadtbibliothek soll der Platz für eine erweiterte Nutzung als Pop-up-Lesegarten mit einem kuratierten Veranstaltungsprogramm geöffnet werden.

Auch Projekte wie ein Outdoor Theater mit öffentlichen Vorstellungen werden seitens der AG vorgeschlagen. Näheres dazu kann der gesonderten Einzeldrucksache zu den Einzelmaßnahmen entnommen werden.

Zonierter Nutzungsplan für den Weißekreuzplatz und kulturelles Angebot (Anlage 2)

Für den WKP und den AHP wurde 2017/ 2018 ein umfangreicher Beteiligungsprozess durchgeführt. Im Ergebnis wurden zahlreiche Handlungsansätze zur gestalterischen Belebung des Platzes, sowie Lösungsvorschläge zur Entschärfung der Nutzungskonflikte mit den beteiligten Akteur*innen entwickelt. Die Bürgerbeteiligung bildet eine wesentliche Arbeitsgrundlage für ein vorgeschlagenes Zonierungskonzept, das die Einbindung einer Außengastronomie, eines Sport- und Spielangebotes, kultureller Nutzungen sowie nicht kommerziell genutzte Flächen abbildet. Das Zonierungskonzept ordnet die öffentlichen Platzflächen neu und erweitert die bisherigen Angebote mit neuen Flächen für Gastronomie und Spielen. Anhand von kleineren Eingriffen wird der Raum aufgewertet und weiterentwickelt. Der grüne Charakter aus prägenden Bestandsbäumen und der offenen Rasenfläche wird weitgehend erhalten. Eine Neugestaltung und Aufwertung der Lister Meile als Platzpromenade wird durch eine zunächst temporäre, bereits mittelfristig aber auch dauerhafte, Sperrung eines Teilabschnitts der Straße für den motorisierten Verkehr möglich. Es entsteht ein zusammenhängender Platzübergang zwischen den verkehrsberuhigten Straßenflächen und der angrenzenden Grünfläche. Diese neu gewonnenen Flächen bieten Raum für Spiel und Bewegung (5-Minuten-Spiel) für alle Generationen, ermöglichen aber auch eine Entzerrung der engen Außengastronomie. Der Fußgängerverkehr hat seinen Schwerpunkt weiterhin entlang der Lister Meile. Die schnelle Querung erfolgt über den freigeworden Verkehrsraum, die Räume entlang der Ladenzeile laden zum Flanieren ein. Die öffentlich zugängliche Platzfläche am Nordkopf bietet durch ein Miteinander aus einer neu zu schaffenden Außengastronomie und Aufenthaltsmöglichkeiten auf Spielflächen neue Qualitäten. Entlang der bestehenden Pergola, die eine schützende Anlehnung schafft, werden Angebote zum Aufenthalt ergänzt. Der Laubengang der Rohrpergola bietet Potentiale für kulturelle Ausstellungsformate. Die nordsüdliche Wegebeziehung wird durch eine Verbreiterung der Wegeflächen parallel zur Pergola gestärkt. Südlich entlang der Friesenstraße erhält der WKP eine ergänzende räumliche Fassung mit erweiterter befestigter Platzfläche und neuen Aufenthaltsangeboten unter der bestehenden Baumreihe. (siehe Anlage).

Aufwertung des Raschplatzes durch ein temporäres Erleben als Sport- und Strandfläche (Anlage 3)

Der Raschplatz ist in den vergangenen Jahren verstärkt zum Treffpunkt der Drogen-, und Alkoholismusszenen mit störenden und teilweise unerwünschten Verhaltensweisen geworden. Ein Handlungsbedarf ist hier unabweisbar. Langfristige bauliche Veränderungen des Raschplatzes können nicht abgewartet werden. Der öffentliche Raum soll für alle Menschengruppen in der Stadt zugänglich und angstfrei nutzbar sein. Die Verwaltung hat deshalb gemeinsam mit erfahrenen Akteuren in der Stadt eine temporäre Aktion auf dem Raschplatz entwickelt. Dafür wird die Fläche auf der -1 Ebene am Raschplatz als Strand- und Sportfläche hergerichtet. Ziel ist eine nachhaltig andere Erfahrung mit dem Platz zu ermöglichen und andere Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Planung sieht vor, dass die HVG als Veranstalterin eine Fläche für unterschiedliche Sportarten und ggf. im Zusammenspiel mit weiteren Akteuren - sowohl für die Vereins- und Freizeitsport wie auch für kleinere Wettbewerbsveranstaltungen - zugänglich macht. Ergänzt wird die Ausrichtung „Sport“ durch gastronomische Angebote und Freizeitformate, die in Kooperation mit den ansässigen Gastronomie- und Clubbetreiber*innen ermöglicht werden sollen (s. Anlage). Die Sparkasse als am Ort ansässiges Unternehmen und die HRG unterstützen das Vorhaben und haben auch ihre Bereitschaft zum Sponsoring ausgedrückt.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Eine Verbesserung der Gesamtsituation und eine Steigerung der Attraktivität der bahnhofsnahen Plätze ist aus Gleichstellungsperspektive notwendig. Dabei ist bei allen anstehenden Veränderungen aus Gleichstellungsperspektive wichtig, die verschiedenen Nutzer*innengruppen nicht gegeneinander auszuspielen. Die derzeitigen Nutzer*innen sind vielfach Personen, die in prekären sozialen und/oder schwierigen persönlichen Situationen sind. Sie sind überwiegend männlich. Bei anderen Nutzer*innengruppen führt ihre Präsenz teilweise zu einem Unwohlsein und Vermeidungsverhalten, insbesondere bei Frauen und Senior*innen. Unter den derzeitigen Nutzer*innen aus der Szene befinden sich, wenn auch weniger sichtbar, auch Frauen. Dementsprechend müssen die Angebote, die im Zuge der Einzelmaßnahmen auf den Weg gebracht werden, die besondere Situation der Nutzerinnen in den Blick nehmen und die Einrichtung von Schutzräumen für Frauen muss selbstverständlich sein. Für die Angebote vor Ort muss daher erfasst werden, wer diese Räume nutzt, die Angebote müssen unter Gender-Aspekten regelmäßig überprüft werden und ggf. müssen eigene Räume für Frauen geschaffen werden. Dies könnten zum Beispiel eigene Zeiten für Frauen im Duschbus sein.

Auch bezüglich des kulturellen Angebots und auch des Sportangebotes ist zu beobachten, wer dieses nutzt. Insbesondere die Nutzung der Sportflächen und die Angebote auf dem AHP sollten dabei im Fokus der Beobachtung stehen. Öffentliche Sportplätze sind häufig Orte, die insbesondere von Männern genutzt werden. Auch für Frauen müssen diese Plätze diskriminierungsfrei aufzusuchen und zu nutzen sein. Insgesamt gilt es bei den anstehenden Veränderungen darauf zu achten, dass Wege nicht verengt werden und keine weiteren dunklen Ecken entstehen und dass ein Durchkommen auch für Familien mit Kindern und mobilitätseingeschränkte Personen problemlos möglich ist. Darüber hinaus erfordert die Erhöhung der Attraktivität für Familien in einigen Bereichen auch eine entsprechende Infrastruktur unter anderem in Form von Wickelgelegenheiten und öffentlichen Toiletten.

Im Hinblick auf die erhöhte Präsenz von Polizei, Ordnungsdienst und auch von Sozialarbeit ist es notwendig, dass diese sensibel sind für Gender-Aspekte im Umgang mit den derzeitigen Nutzer*innen. Dazu zählen auch Kenntnisse über Angebote für drogengebrauchende Frauen, die ggf. der Beschaffungsprostitution nachgehen, Angebote für wohnungslose Frauen und auch Frauen, die von sexualisierter und/oder partnerschaftlicher Gewalt betroffen sind.

Die benannten Aspekte werden in der weiteren gemeinsamen Arbeit der Stadtverwaltung zum Thema bahnhofsnahe Plätze berücksichtigt.

Kostentabelle

Das Konzept fokussiert auf Maßnahmen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel. Sofern es einzelne Erfordernisse für Beschlussfassungen gibt, werden diese in einzelnen Drucksachen ergänzt. In diesem Kontext werden auch etwaige Ressourcenbedarfe im Einzelnen transparent gemacht.

32.4 
Hannover / 31.01.2023