Informationsdrucksache Nr. 0076/2014:
Aktuelle Handlungsfelder und Perspektiven der Städtepartnerschaften Hannovers

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0076/2014 (Originalvorlage)

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0076/2014
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Aktuelle Handlungsfelder und Perspektiven der Städtepartnerschaften Hannovers

"Die Städte sind wichtige Brückenköpfe einer zunehmend
international und global werdenden Zivilgesellschaft."
Dr. Stephan Articus, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, 2007 in Berlin


1. Einleitung

Die Landeshauptstadt Hannover ist eine internationale Großstadt, in der Menschen aus 178 Nationen (Stand: 30.06.2013) leben. Hannover ist Messestadt und beweist jedes Jahr ihre weltweite Vernetzung. Als Expo 2000- Stadt hat Hannover bewiesen, dass Stadt und Stadtgesellschaft gute Gastgeber sind, wenn die Welt zu Besuch kommt.

Wir heißen Menschen willkommen, die zuwandern. Und wir nehmen ZuwandererInnen, aber auch Flüchtlinge verantwortlich auf und kümmern uns um ihre Integration, um Teilhabe und Beteiligung. Ferner lädt die Landeshauptstadt Hannover die Stadtgesellschaft ein, sich an der Internationalisierung zu beteiligen, wenn es auch um ihre Weiterentwicklung in den kommenden Jahren geht. Mit den Städtepartnerschaften ist ein wesentlicher Beitrag geleistet worden, Verständnis füreinander und die Begegnung miteinander nach den beiden Weltkriegen zu ermöglichen sowie eine Basis für das Miteinander in Gegenwart und Zukunft zu schaffen.

Städtepartnerschaften tragen als „kommunale Außenpolitik“ zu den wichtigen gesellschaftspolitischen Entwicklungen ihrer Zeit bei. Sie sind ein Bereich der internationalen Beziehungen, in dem nicht die Nationalstaaten und ihre internationalen Institutionen politisch handeln, sondern die nichtstaatlichen Institutionen und die Zivilgesellschaft auf regionaler und kommunaler Ebene. Dabei kommt den Kommunen eine besondere Rolle zu, denn sie sind beides – lokaler politischer Verantwortungsträger und Zivilgesellschaft. Die Zusammenarbeit in internationalen Netzwerken und multinationalen Projekten sind durch Kommunen auf einer sehr direkten Ebene der Begegnung möglich.

Nach den Erfahrungen des zweiten Weltkriegs lagen die Hauptaufgaben der Städtepartnerschaft mit den Partnerstädten in Großbritannien, Frankreich und Polen in Friedenssicherung und Völkerverständigung „von unten“. In diesem Sinn hat Hannover als eine der ersten deutschen Städte im Jahr 1947 einen Partnerschaftsvertrag mit der Stadt Bristol geschlossen. Partnerschaften mit Perpignan (1960) und Rouen (1966) in Frankreich folgten in den sechziger Jahren. Seit den 70er Jahren wuchs der Gedanke, den Eisernen Vorhang durch Annäherung und freundschaftliche Kontakte zu überwinden. Infolge der Entspannungspolitik entstanden zahlreiche Städtepartnerschaften zwischen Städten vor und hinter dem „Eisernen Vorhang“, so auch Hannover mit Poznañ (1979) und Leipzig (1987).

In dem Themenzusammenhang Friedenspolitik und atomare Abrüstung ist im Jahr 1983 die Partnerschaft mit Hiroshima entstanden. Der Sonderrolle Hiroshimas gemäß stehen auch heute Themen wie Frieden, Gedenk- und Erinnerungskultur, Jugend und Kulturaustausch im Mittelpunkt der städtepartnerschaftlichen Arbeit. Hannover und Hiroshima verbindet dabei u.a. die Zusammenarbeit im Netzwerk „Mayors for Peace“.

Die Stärkung der Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des Nord-Süd Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses auf kommunaler Ebene ist das Ziel der Partnerschaft mit Blantyre (entstanden 1967). Die "Hannover hilft. Malawi-Stiftung für AIDS-Waisen" unterstützt seit ihrer Gründung 2002 das Ausbildungs- und Gesundheitszentrum in Blantyre/Chilobwe in Kooperation mit der Blantyre City Assembly aus Spendengeldern für benachteiligte Kinder und Jugendliche, um ihnen den Zugang zum Bildungswesen und zur gesundheitlichen Versorgung zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit zwischen Hannover und Blantyre wurde durch das EU Projekt „Aware & Fair“ (2011-2013, Projektumfang 881 T EUR) verstärkt. Ein weiterer Schwerpunkt in der zukünftigen Arbeit zwischen Hannover und Blantyre soll im Rahmen des Unesco City of Music Vorhabens entwickelt werden.

2. Neue Handlungsfelder und Perspektiven



Global denken - vernetzt handeln
Begegnungen zwischen Kulturen sind eine Bereicherung. Städtepartnerschaften und internationale Projekte vermitteln persönliche Kontakte und interkulturelle Kompetenz. Der gegenseitige Austausch, die gemeinsame Erfahrung, das Vertrauen und die Netzwerke stärken Menschen in den Kommunen im Umgang mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Mit der wachsenden kommunal wahrgenommenen Bedeutung der Nachhaltigkeit erleben die Städtepartnerschaften einen neuen Schwung: Global zu lösende Herausforderungen und ihre Strategien für das Leben in Kommunen und Anstöße zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit rücken zunehmend in den Mittelpunkt. So liegt das besondere Potential der Städtepartnerschaften heute darin, auf der kommunalen Ebene an weltweit wichtigen Themen wie Bildung, kulturelle Vielfalt, nachhaltige Entwicklung, demokratische Teilhabe, neue Märkte und Friedensförderung zusammen zu arbeiten. Kunst und Kultur spiegeln dabei die Gegenwart und können gesellschaftliche Diskussionen und Entwicklungen vorantreiben. Sie haben deshalb einen zentralen Stellenwert in der internationalen partnerschaftlichen Zusammenarbeit.

In diesem Sinn wurden in den vergangenen Jahren Projekte in den Handlungsfeldern umgesetzt, die in der Drucksache 0331/2009 als Handlungsfelder eines zukünftigen Aufgabenprofils der städtepartnerschaftlichen Arbeit entwickelt worden sind: 1) Jugend/ Schule, 2) Stadtpolitische Themen, 3) Internationale berufliche Qualifizierung und 4) Kommunaler und politischer Erfahrungsaustausch. Einzelne Projekte werden nachfolgend bei der Beschreibung der städtepartnerschaftlichen Arbeit vorgestellt.

Das Kulturbüro nimmt die Aufgabe der Städtepartnerschaft als Querschnittsaufgabe wahr und versteht sich als Netzwerkstelle zwischen Stadtverwaltung, Politik, Stadtgesellschaft und Partnerinstitutionen. Es werden Handlungsrahmen mit den Partnerstädten verabredet, die nachhaltig ermöglichen, internationale Projekte zu entwickeln. Zunehmend wird dabei das Instrument der Foren umgesetzt, um ein Höchstmaß an Beteiligung zu ermöglichen.

Ziele

■ Förderung von persönlichen Begegnungen zwischen den Kulturen, des interkulturellen Lernens und der Reflektion kultureller Identitäten

■ Förderung von Bildung, gesellschaftlicher Teilhabe, nachhaltiger Entwicklung, kultureller Vielfalt und Friedensförderung

■ gesellschaftsrelevante und zukunftsgerichtete Zusammenarbeit im kommunalpolitischen Bereich

■ Schaffung internationaler Netzwerke innerhalb der Städtepartnerschaften und darüber hinaus

■ Förderung und Vernetzung von Kulturschaffenden und Kulturvermittlern

Praxis

■ gemeinsame Projektarbeit mit internationalen und lokalen Partnern

■ Organisation von internationalen Veranstaltungen und Begegnungen insbesondere in den Bereichen Kunst und Kultur, Jugendaustausch, berufliche Qualifizierung, nachhaltige Stadtentwicklung und kommunaler und politischer Erfahrungsaustausch

■ Vermittlung von Kontakten in den Partnerstädten und Beratung zu Austauschmöglichkeiten

■ finanzielle Unterstützung für Vorhaben Dritter

Perspektiven

■ Vernetzung der Partnerstädte durch thematische Zusammenarbeit

Der Durchführung von Projekten mit mehreren Partnerstädten kommt in Zukunft eine immer größere Rolle zu. Neben dem bereits genannten EU Projekt „Aware & Fair“ wurde als ein weiteres beispielhaftes Projekt des Jahres 2013 die Veranstaltung „KlimaKunstStädte - Kultur und Nachhaltigkeit für die Stadt Hannover und ihre Partnerstädte“ durchgeführt.

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels untersuchte das Symposium "KlimaKunstStädte" am 21. September 2013 mit über 120 TeilnehmerInnen aus Hannover und namenhaften Gästen aus Bristol, Poznañ, Blantyre und Rouen in wieweit künstlerische Ansätze dazu beitragen können, eine Veränderung der gegenwärtigen Lebensstile herbeizuführen, welche Rahmenbedingungen kulturelle Projekte benötigen und wie eine ästhetische Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit überhaupt aussehen kann. Das Symposium wurde im Rahmen des Masterplans "100% für den Klimaschutz" der Stadt und der Region Hannover veranstaltet und von zahlreichen Kooperationspartnern unterstützt. Zu Vorträgen waren z.B. Adrienne Goehler, ehemalige Präsidentin der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, sowie Janek Müller, Kurator des Festivals „Über Lebenskunst“ am Haus der Kulturen der Welt, eingeladen. Aus ihren Erfahrungen wird derzeit ein internationales Praxisprojekt für Hannover und seine Partnerstädte entwickelt, in dem mittels eines „Artist in Residence-Programms“ und weiteren Veranstaltungen Klimaschutzprojekte in den beteiligten Städten künstlerisch erforscht werden.




■ Verbindlichkeit erhöhen durch Verabredung mehrjähriger Arbeitszeitprogramme

Die neue Qualität der Zusammenarbeit mit Partnerstädten wird zunehmend mit mehrjährigen Arbeitsprogrammen untermauert, die zwischen den Städten verabredet werden. Damit wird nach der Gründungsphase der Städtepartnerschaften erneut der Wille der Zusammenarbeit politisch bestätigt und ein längerfristiger Rahmen für die handelnden Partner abgesichert.




■ Internationalität erweitern

Der vorliegende Antrag der SPD-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu Städtepartnerschaften/-freundschaften mit türkischen Städten ermöglicht nun auch Partnerschaften in der Türkei zu verankern, einem Staat, aus dem viele Menschen in die Landeshauptstadt Hannover zugewandert sind. Die Prüfung und konzeptionellen Ansätze wird dabei vor dem Hintergrund erfolgen bzw. entwickelt:


o die größte Zuwanderungsgruppe Hannovers an Städtepartnerschaften zu beteiligen,

o die wieder aufgenommenen Beitrittsverhandlungen der EU zu nutzen, um die Erwartungen der EU an den Ausbau zivilgesellschaftlicher Initiativen zu unterstützen,

o die politische Brückenfunktion der Türkei in der Region und die wirtschaftliche Brückenfunktion der Türkei in den Nahen und Mittleren Osten auch durch Städtepartnerschaften in Blick zu nehmen.



3. Zu den Partnerstädten im Einzelnen: Stand der Zusammenarbeit

Bristol - Hannovers Partnerstadt in Großbritannien seit 1947

Die Handels- und Hafenstadt Bristol liegt im Südwesten Englands an der Mündung des Flusses Avon. Mit ihren ca. 340.000 Einwohnern ist sie die sechstgrößte Stadt Englands. Auch heute noch prägen die historischen Hafenanlagen das Bild Bristols. Dieses Erbe wird von der Stadt in innovativen Projekten aufgegriffen und neu interpretiert. Beispiele sind das lebendige Museum M-Shed an den Docks des Hafens, Bristol´s Big Green Week oder das größte Street-Art-Festival Europas „Up-Fest“. Bristol gewann den European Green Capital Award 2015. Die Auszeichnung wird jedes Jahr an eine Stadt verliehen, um ihre Erfolge im Umweltschutz zu würdigen und somit andere Städte zu inspirieren, an nachhaltigen Konzepten für ihre Stadt zu arbeiten.

Als eine der ersten englisch-deutschen Städtepartnerschaften nach dem zweiten Weltkrieg hat die Partnerschaft zwischen Bristol und Hannover eine besondere Bedeutung für die Aussöhnung zwischen den beiden ehemaligen Kriegsgegnern. Heute besteht reger Austausch durch soziale, kulturelle und wirtschaftliche Projekte (Bereich nachhaltige Technologien), Bürgerreisen des Bristol Hannover Council und der Hannover-Bristol-Gesellschaft oder Zusammenarbeit mit der Hannover Messe.

Für das Jahr 2014 ist der Besuch des erstmals direkt gewählten Bristoler Bürgermeisters George Ferguson zur Cebit und Hannover Messe geplant. Aus Anlass des Besuchs soll ein Kooperationsprogramm für die Zusammenarbeit in den Jahren 2014-2016 erarbeitet werden.

Perpignan - Hannovers Partnerstadt im Süden Frankreichs

Perpignan ist die Hauptstadt des Departements Pyrenées-Orientales im Roussillon mit etwa 120.000 EinwohnerInnen. Im Süden grenzt das Roussillon auf einer Länge von 100 km an Spanien, im Norden umgeben Ostpyrenäen und Corbières Perpignan. Touristisch gesehen ist Perpignan eine der beliebtesten Städte Frankreichs, was der Altstadt sowie dem Kneipenviertel südöstlich der Altstadt zu verdanken ist. Wirtschaftliche Schwerpunkte sind Landwirtschaft, Weinanbau, Obst und Gemüse verarbeitende Industrie, Schuhfabrikation, Papiererzeugung und Kunsthandwerk.

Seit 1960 haben zahlreiche Menschen die Beziehung zu Perpignan mit Leben und neuen Inhalten gefüllt. Neben dem Sportaustausch sind Bürgerreisen, Kooperation mit der Volkshochschule und der Deutsch-Französischen Gesellschaft sowie der Kulturaustausch ein wichtiges Fundament der Zusammenarbeit. Insbesondere Musik, Kunst und Fotografie bieten Schnittstellen der Partnerschaft. So finden beispielsweise regelmäßige Kooperationen zwischen dem Lumix-Fotofestival für jungen Fotojournalismus aus Hannover und dem Internationalen Festival für Fotojournalismus „Visa pour l‘image“ in Perpignan statt. Der letzte offizielle Besuch fand anlässlich des 50-jährigen Jubiläums mit Perpignan im Jahr 2010 statt, wobei der damalige Oberbürgermeister Weil das Fotofestival „Visa pour l´image“ besuchte.

Der Abschluss eines Memorandums für die Jahre 2014-2015 ist in Vorbereitung.

Rouen - Hannovers Partnerstadt im Nordwesten Frankreichs

Die Stadt Rouen ist eine alte Handelsstadt an der Seine und heute bedeutende Universitätsstadt mit etwa 100.000, einschließlich der Vororte ca. 400.000 EinwohnerInnen.

Schwerpunkte der seit 1966 bestehenden Partnerschaft sind der Schul-, Jugend-, Senioren- und Sportaustausch, gemeinsame Kunstaktionen, Musik- und Medienprojekte sowie die Themen Stadtplanung und nachhaltige Entwicklung. Das 50-jährige Jubiläum des Élysée-Vertrags im Jahr 2013 war für beide Städte Anlass, die Kontakte mit einem umfangreichen Kooperationsprogramm und gegenseitigen Besuchen von Verwaltungs- und Ratsdelegationen (zuletzt im Dezember 2013) zu verstärken. Es bestehen intensive Kooperationen zwischen dem Conservatoire de Rouen, den Nordstadtkonzerten e.V. und der Staatsoper Hannover sowie mit der Ecole des Beaux Arts. Jährlich begegnen sich auf dem Bandcamp während des Fährmannfestes und auf dem Festival „Le Terasse de Jeudi“ junge Bands aus Rouen und Hannover.

Die Reise der Ratsdelegation im Dezember 2013 wird ausgewertet, um nach der Kommunalwahl in Rouen weitere Planungen für 2014 ff. zu verabreden.

Poznañ - Hannovers Partnerstadt in Polen

Poznañ ist mit 551.627 EinwohnerInnen (Stand 2010) die fünftgrößte Stadt Polens und heute ein wichtiges Zentrum für Bildung, Kultur, Handel und Industrie. Die Universitätsstadt ist ein Kandidat für die Kulturhauptstadt Europas 2016.

Die politischen Ereignisse haben die Partnerschaft seit 1979 stark geprägt.

In der Aufbruchsstimmung Anfang der 1990er entstanden neue Kontakte, insbesondere zwischen Chören und im Bereich des Jugendkulturaustauschs. In den letzten Jahren fanden Kooperationen im Bereich Kunst (Biennale Poznañ), Musik (Bandcamp auf dem Fährmannsfest und Nordstadtkonzerte) und Theater (Internationales Jugendtheaterfestival fairCulture), zum fairen Handel (EU-Projekt „aware & fair“) und zum kommunalen Erfahrungsaustausch (Delegation aus Poznañ zum Thema Verkehrskonzepte bei Großveranstaltungen) statt.

Anlässlich des 35-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft im Jahr 2014 soll ein Kooperationsprogramm 2014 - 2016 unterzeichnet werden.

Leipzig - Hannovers Partnerstadt in Sachsen

Mit über 520.000 EinwohnerInnen ist Leipzig die größte Stadt Sachsens. Leipzig als Stadt der Friedlichen Revolution von 1989 ist ein kulturelles Zentrum der Region, geprägt von einer jahrhundertelangen Musikgeschichte und einem vielfältigen Literatur-, Kunst- und Kreativkosmos.

Im November 1987 wurde die Städtepartnerschaft geschlossen, die nach dem Fall der Mauer zur Basis lebhafter BürgerInnen- und Bürgerkontakte wurde. Im Bereich Kunst, Kultur und im Zusammenhang der Bürgerbegegnungen entwickelten sich dauerhaft enge Beziehungen. Wie die Oberbürgermeister von Hannover ist auch der Oberbürgermeister von Leipzig Mitglied der Initiative „Mayors for Peace“, die sich weltweit für die Abrüstung atomarer Waffen einsetzt. Zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft im Jahr 2013 fanden zwei Chorbegegnungen statt: Der Leipziger Synagogalchor besuchte das Europäischen Zentrum Jüdische Musik in Hannover und der Knabenchor Hannover besuchte den Thomanerchor Leipzig.

Anlässlich der 1.000-Jahrfeier von Leipzig im Jahr 2015 ist ein Besuch von Leipzig geplant.

Hiroshima - Hannovers Partnerstadt in Japan

Hiroshima - Stadt des internationalen Friedens und der Kultur - wurde 1589 gegründet. Am 6. August 1945 um 8.15 Uhr wurde Hiroshima durch die erste Atombombe völlig zerstört. Nach dem Wiederaufbau hat Hiroshima heute über 1,1 Mio. EinwohnerInnen.

1983 haben die Städte Hiroshima und Hannover ihre freundschaftlichen Verbindungen mit einem Städtepartnerschaftsabkommen besiegelt. Seitdem wurden die Beziehungen durch Kulturaustausch, Jugendaustausch, Friedensarbeit und viele Besuche beständig weiter gefördert.
Bereits vor dem offiziellen Abschluss der Städtepartnerschaft, seit 1968, hatte ein intensiver Jugendaustausch stattgefunden.

In Hannover sind drei Vereine in Hannover besondere Bindeglieder der Städtepartnerschaft: Der Deutsch-Japanische Freundschaftskreis Hannover-Hiroshima-Yukokai e.V., der aus den Jugendbegegnungen hervorgegangen ist, das Hiroshima-Bündnis, das sich der Friedensarbeit widmet und die Deutsch-Japanische Gesellschaft Chado-kai e.V. Diese wurde vor 25 Jahren gegründet, um die japanische Kultur zu verbreiten und das Teehaus im Stadtpark zu betreuen.

Weitere sichtbare Zeichen der Partnerschaft sind die Friedensglocke in der Ruine der Hannoverschen Aegidienkirche, die jedes Jahr am 6. August zum Gedenken an den Atombombenabwurf in einer Feierstunde um 8.15 Uhr angeschlagen wird und der Hiroshimahain auf der Bult, in dem 110 Kirschbäume gepflanzt wurden, die an die 110.000 Toten erinnern. Die Städtepartnerschaft ist lebendig durch jährlich gefeierte Feste: das Kirschblütenfest im Hiroshima-Hain an der Bult im April und die Sommerfeste der Deutsch-Japanischen Gesellschaft und des Deutsch-Japanischen Freundschaftskreises Hannover (im jährlichen Wechsel) im Stadtpark. Im Jahr 2013 wurde das 30-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft durch einen Festakt in Hannover mit einer offiziellen Delegation aus Hiroshima unter Leitung von Bürgermeister Matsui sowie dem Besuch einer Delegation aus Hannover zur Konferenz der „Mayor for Peace“ gefeiert. Der Besuch der offiziellen Delegation aus Hiroshima war eingebunden in die 49. Jahrestagung der Deutsch-Japanischen Gesellschaften, die zum ersten Mal in Hannover tagte.

Im April 2014 wird eine 20-köpfige Gruppe mit VertreterInnen aus den Bereichen Jugend, Kultur und Wirtschaft Hannover besuchen. Im Jahr 2015 jährt sich der Abwurf der Atombombe zum 70. Mal und wird Anlass für die Reise einer Delegation aus Hannover nach Hiroshima sein.

Blantyre - Hannovers Partnerstadt in Malawi

Blantyre (gegründet 1876) wurde 1876 gegründet und 1895 zur Stadtgemeinde erklärt. Damit ist es die älteste Stadt in Südost- und Zentralafrika. Es verfügt demnach über eine lange Geschichte und ein reiches kulturelles Erbe. Blantyre liegt im Süden Malawis in den Bergen des Shire-Hochlandes auf etwa 1.600 m Höhe und ist mit rund 700.000 EinwohnerInnen die zweitgrößte Stadt des Landes. Gemeinsam mit der benachbarten Stadt Limbe hat Blantyre ein gemeinsames Stadtparlament. Zusammen beträgt die Fläche beider Ortschaften 215 km². Die Städte gelten als das kommerzielle Zentrum Malawis und beherbergen zahlreiche nationale und internationale Unternehmen sowie drei der fünf Colleges der University of Malawi.

Die Freundschaft zwischen Hannover und Blantyre begann, als eine Delegation junger Malawier auf einer Informationsreise durch Deutschland auch Hannover besuchte. Auf Anregung der Ratsherrin und Gründerin des „Freundeskreises Zentral- und Ostafrika e.V.“ (heute Freundeskreis Malawi und Städtepartnerschaft Hannover-Blantyre e.V.), Dr. Lore Henkel, nahmen die Besucher die Einladung mit nach Hause, dass im Oststadtkrankenhaus Hannover zehn junge Frauen zu Krankenschwestern ausgebildet werden können. Dank des Engagements des Ehepaars Henkel beschloss der Rat der Stadt Hannover am 13.12.1967 einstimmig den Abschluss der Städtepartnerschaft mit Blantyre. Bis heute ist diese Städtepartnerschaft Anlass für persönlichen Austausch und zahlreiche Projekte kommunaler Entwicklungszusammenarbeit. Neben dem Freundeskreis ist in Hannover auch die Malawi-Stiftung für AIDS-Waisen aktiv. In dem EU-Projekt „aware&fair“ arbeiteten das Agenda 21-Büro und das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover von 2011 bis 2013 gemeinsam mit den Städten Blantyre und Poznañ für die Verbreitung des fairen Handels und der Milleniumentwicklungsziele. Dabei wurde auch der kulturelle Austausch im Bereich von Theater und Musik, z.B. in der Zusammenarbeit mit dem Blantyre Art Festival, gefördert.

Im Jahr 2014 entstehen drei Theaterkooperationen zwischen Hannover und Blantyre (IGS List, Fräulein Wunder AG/ freie Szene Hannover, Faust Kulturzentrum). Die so gewachsenen Kontakte sollen genutzt und weiterentwickelt werden: Blantyre kommt eine Sonderrolle im geplanten Folgeprojekt "KlimaKunstStädte" zu. Ebenso ist die Kooperation mit Blantyre in einem evtl. zukünftigen UNESCO City of Music-Projekt denkbar. Darüber hinaus kann die Stadt Hannover Blantyre durch Materialspenden oder durch kommunalen Erfahrungsaustausch z.B. im Bereich Abfallentsorgung unterstützen.

4. Abschluss neuer Städtepartnerschaften/ -freundschaften gemäß Ratsantrag

Der Rat wird über eine Städtepartnerschaft/ -freundschaft mit zwei türkischen Städten vorentscheiden. Es sind dies:



a) Diyarbakir
Diyarbakir ist mit fast einer Million EinwohnerInnen die zweitgrößte Stadt Südostanatoliens und die zehntgrößte der Türkei mit einer kulturell reichen 5000 jährigen Geschichte. Die Bevölkerung setzt sich mehrheitlich aus Zazas und Kurden zusammen, knapp 14 % betrachten sich selbst als ethnische Türken. Die Stadt wächst in den letzten Jahren stark. Diyarbakir ist ein wichtiger Industriestandort der Türkei und Handelsknotenpunkt von Südostanatolien. In den letzten Jahren ist in Diyarbakir ein großes Marmorgewerbe
+entstanden und Marmor ist zu einem wichtigen Exportgut geworden.

Es bestehen Kontakte zwischen den Verwaltungen von Hannover und Diyarbakir u.a. zum Aufbau eines Stadtwaldes in Diyarbakir. Austausch auf bürgerschaftlicher Ebene findet über den Freundeskreis Hannover-Diyarbakir und über das Jugendumweltnetzwerk Janun e.V. statt. Diyarbakir bemüht sich um Kooperationen mit der Landeshauptstadt Hannover, auch um eine Partnerschaft.

b) Konya
Konya ist die Hauptstadt der türkischen Provinz Konya, der flächenmäßig größten Provinz der Türkei und die siebtgrößte Stadt des Landes mit über einer Million EinwohnerInnen. Die Stadt liegt etwa 200 km südlich von Ankara und gilt als eine der wichtigsten Industrie- und Universitätsstädte der Türkei. Mit mehr als 85.000 Studenten ist die Selçuk Üniversitesi Konya die größte Universität der Türkei. Konyas Wahrzeichen ist das Mausoleum von Mevlana Dschalal ad-Din Rumi, heute ein Museum und Wallfahrtsort frommer Muslime und Anhänger des Sufismus, das jährlich von etwa 2 Millionen TouristInnen besucht wird.

Konya und Hannover sind vorwiegend über wirtschaftliche Beziehungen in Kontakt (IHK und Deutsche Messe AG). Kulturell wurden die Beziehungen zu Konya mit der Einladung der Derwische (UNESCO-Weltkulturerbe 2005) zu den deutsch-türkischen Kulturtagen im November 2013 nach Hannover vertieft. Die Stadt Konya hat zudem im Oktober 2013 beschlossen, eine Städtepartnerschaft mit Hannover anzustreben.

Nach Ratsentscheid wird mit den Städten der Dialog über Konzepte der möglichen Zusammenarbeit begonnen. Damit werden in den kommenden Monaten Memoranden der gemeinsamen Zusammenarbeit entwickelt, die die jeweiligen Stadträte in ihrer abschließenden Entscheidungsfindung unterstützen sollen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Mit der städtepartnerschaftlichen Arbeit ist keine gruppenbezogene Bevorzugung oder Benachteiligung verbunden.

Kostentabelle

Sachausgaben:69.300 € Produkt 28102

Dez. IV 
Hannover / 15.01.2014