Gemeinsame Sitzung Jugendhilfeausschuss, Gleichstellungsausschuss am 22.10.2018

Protokoll:

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Einladung (erschienen am 12.10.2018)
Protokoll (erschienen am 04.04.2019)
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Landeshauptstadt Hannover - 51.02-R - Datum 27.11.2018

PROTOKOLL

der gemeinsamen Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses und des
Gleichstellungsausschusses am Montag, 22. Oktober 2018,
Rathaus, Hodlersaal

Beginn 14.00 Uhr
Ende 15.25 Uhr

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Anwesend:

(verhindert waren)

Jugendhilfeausschuss

Stimmberechtigte Mitglieder:
Beigeordneter Hauptstein (AfD)
Ratsfrau Dr. Carl (SPD)
Ratsherr Bindert (Bündnis 90/Die Grünen)
(Ratsherr Bingemer) (FDP)
(Herr Boes)
(Ratsherr Borstelmann) (CDU)
Ratsherr Döring (FDP)
Herr Duckstein
Ratsherr Finck (SPD)
(Ratsfrau Gamoori) (SPD)
(Ratsherr Gast) (Bündnis 90/Die Grünen)
(Ratsherr Gill) (SPD)
Herr Gohrbandt als Gast
(Ratsfrau Jeschke) (CDU)
Frau Karch
(Ratsherr Karger) (AfD)
Ratsherr Klapproth (CDU)
Ratsfrau Klebe-Politze (SPD)
(Herr Klingeberg-Behr)
(Herr Müller-Brandes)
(Frau Pietsch)
Ratsherr Pohl (CDU)
(Herr Riechel-Rabe)
Herr Steimann
Herr Teuber
Frau Wermke
Frau Wilke
(Ratsherr Wolf) (LINKE & PIRATEN)
(Beigeordnete Zaman) (SPD)
Ratsherr Zingler (LINKE & PIRATEN)
Beratende Mitglieder:
Herr M.A. Bergen
(Frau Dipl.-päd. Bloch)
(Frau Broßat-Warschun)
(Herr Brünink)
Frau David
(Frau Israel)
Herr Jantz
(Frau Merkel)
(Frau Panafidina)
Frau Schnieder
(Frau Venzke)
(Frau Wittenberg)

Grundmandat:
(Ratsherr Böning) (DIE HANNOVERANER)
Ratsherr Förste (Die FRAKTION)


Gleichstellungsausschuss

Stimmberechtigte Mitglieder:
Ratsfrau Klingenburg-Pülm (Bündnis 90/Die Grünen)
Ratsherr Küßner (CDU) 14.00 - 14.57 Uhr
Ratsfrau Dr. Carl (SPD)
Ratsherr Engelke (FDP)
(Ratsfrau Gamoori) (SPD)
Beigeordneter Hauptstein (AfD)
(Ratsfrau Jeschke) (CDU)
(Ratsherr Kelich) (SPD)
(Beigeordnete Seitz) (CDU)
(Ratsfrau Steinhoff) (Bündnis 90/Die Grünen)
(Ratsherr Wolf) (LINKE & PIRATEN)

Beratende Mitglieder:
(Frau Feldmann)
(Frau Dr. Köster)
(Herr Moormann)
(Frau Nölting)
Frau Nolte-Vogt (Bündnis 90/Die Grünen)
Frau Wegmann

Grundmandat:
(Ratsherr Böning) (DIE HANNOVERANER)
Ratsherr Klippert (Die FRAKTION)

Presse:
Frau Rinas (Hannoversche Allgemeinen Zeitung)
Herr Voigt (Neue Presse)

Gäste:
Herr Grote (mannigfaltig e.V.)
Ratsfrau Kramarek (Bündnis 90/Die Grünen)
Frau Dr. Krell (Deutsches Jugendinstitut e.V.)
Herr Ohm (Landesjugendring Niedersachsen e.V.)
Frau Shepherd (Mädchenhaus KOMM e. V. - Kompetenzzentrum Mädchen)
Frau Weiler (Andersraum e.V.)

Verwaltung:
Frau Barluschke (GB)
Herr Belitz (51.3)
Frau Brodrück (ÖPR 51)
Frau Cünedioglu (Dez. IV)
Frau Frischen (51.5)
Frau Fritz (51.02-R)
Herr Maschke (51.6)
Stadträtin Rzyski (Dez. IV)
Herr Dr. Schönnagel (51.53)
Frau Steeger (18.LS)

Herr Tietz für das Protokoll (51.02-R)

Tagesordnung:

1. Eröffnung der Sitzung, Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung und Beschlussfähigkeit sowie Feststellung der Tagesordnung

2. A N H Ö R U N G gem. § 35 der Geschäftsordnung des Rates zum
THEMA: "Braucht Hannover ein queeres Jugendzentrum?"

Eingeladen sind:
· Dr. Claudia Krell, eine der Autorinnen der einzigen umfassenden Studie zu queeren Jugendlichen in Deutschland, München
· ein*e Vertreter*in des Landesjugendring Niedersachsen e.V., Hannover
· Corinna Weiler, Andersraum e.V. - Hannover, Schwerpunkt Jugend und Trans*
· ein*e Vertreter*in eines bereits bestehenden queeren Jugendzentrums in einer vergleichbaren Stadt
· Christine Shepherd, Mädchenhaus KOMM - Hannover
· Christoph Grote, mannigfaltig e.V. - Hannover



Redaktioneller Hinweis:
Dieses Protokoll spricht zur Gleichberechtigung der Geschlechter im Sinne des Gender Mainstreaming alle Personen gleichermaßen an. Soweit der Schreibstil dem nicht offensichtlich Rechnung trägt, dient dies ausschließlich einem besseren Lesefluss und hat keinesfalls eine diskriminierende Intention.


TOP 1.
Eröffnung der Sitzung, Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung und Beschlussfähigkeit sowie Feststellung der Tagesordnung

Beigeordneter Hauptstein eröffnete die gemeinsame Sitzung des Jugendhilfeausschusses und des Gleichstellungsausschusses und begrüßte die Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses, Ratsfrau Klingenburg-Pülm, sowie die weiteren Anwesenden.

Ratsfrau Klingenburg-Pülm berichtete über die im letzten Gleichstellungsausschuss entstandene Kontroverse und konkretisierte, dass es ein gesetzlich geregeltes Rederecht auch für die Gleichstellungsbeauftrage in den Sitzungen des Gleichstellungsausschusses sowie auch in allen übrigen Ausschüssen gebe.

Sodann stellte Beigeordneter Hauptstein die ordnungsgemäße Ladung sowie die Beschlussfähigkeit fest und erläuterte das Verfahren der heutigen Anhörung. Zudem wies er auf die Regelungen zu Film- und Tonaufnahmen während öffentlicher Sitzungen hin [§ 64 Abs. 2 Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz in Verbindung mit § 3a Hauptsatzung der Landeshauptstadt Hannover].



TOP 2.
A N H Ö R U N G gem. § 35 der Geschäftsordnung des Rates zum
THEMA: "Braucht Hannover ein queeres Jugendzentrum?"

Eingeladen sind:

· Dr. Claudia Krell, eine der Autorinnen der einzigen umfassenden Studie zu queeren Jugendlichen in Deutschland, München
· ein*e Vertreter*in des Landesjugendring Niedersachsen e.V., Hannover
· Corinna Weiler, Andersraum e.V. - Hannover, Schwerpunkt Jugend und Trans*
· ein*e Vertreter*in eines bereits bestehenden queeren Jugendzentrums in einer vergleichbaren Stadt
· Christine Shepherd, Mädchenhaus KOMM - Hannover
· Christoph Grote, mannigfaltig e.V. - Hannover

Frau Dr. Krell, wissenschaftliche Referentin beim Deutsches Jugendinstitut e.V., bot anhand einer PowerPoint-Präsentation (Anlage 1) einen umfassenden Überblick über die Hintergründe des Themas.

Sodann referierten erst Herr Ohm, Fachvorstand des Landesjugendring Niedersachsen e.V., dann Frau Shepherd, Mädchenhaus KOMM e.V., und anschließend Herr Grote, Bildungsreferent für Jungen- und Männerarbeit beim mannigfaltig e.V., über aktuelle Belange von Jugendlichen und über deren Meinung über die Notwendigkeit eines queeren Jugendzentrums sowie über prospektive, zielgerichtete und rechtliche Aspekte der Förderung von Mädchen- und Jungenarbeit.

Anschließend präsentierte Frau Weiler, Projektleiterin des Andersraum e.V., anhand einer PowerPoint-Präsentation und eines mündlichen Vortrags die Notwendigkeit eines queeren Jugendzentrums.

Ratsherr Klapproth erkundigte sich, ob in den Konzeptionen eines queeren Jugendzentrums die Möglichkeit eines offenen Zugangs aller und nicht nur queerer Jugendlicher berücksichtigt werde.

Prinzipiell werde ein intersektionaler Ansatz beabsichtigt und verfolgt, so Frau Weiler. Es solle einen Zugang für alle Menschen geben.

Auch Frau Shepherd bestätigte, dass die Jugendlichen sich Schutzräume wünschten, die dennoch für jeden zugänglich sein sollten. Gerade nicht-queere Freunde sollten in das Jugendzentrum mitgebracht werden können, u.a. um sich mit dem Thema auseinandersetzen zu können bzw. Vorbehalte abbauen zu können.

Ratsfrau Dr. Carl fragte, welche Möglichkeiten und Ansätze beständen, ein Zwangsouting zu vermeiden, spezielle Gruppenangebote zu schaffen und eine Vernetzung sowie Synergieeffekte mit anderen Angeboten in der Stadt Hannover zu erreichen.

Man müsse eine Auseinandersetzung mit queerer Jugendarbeit in anderen Einrichtungen fördern, so Frau Shepherd. Die bestehenden Angebote müssten auch weiterhin parallel zum queeren Jugendzentrum vorhanden sein. Dennoch bedürfe es eines durch ein queeres Jugendzentrum zu schaffenden Schutzaspektes.

Frau Weiler bestätigte, dass es nicht um ein "Entweder-Oder" gehe. Man müsse die Jugendlichen mit unterschiedlichen Angeboten versorgen können.

Ratsherr Klippert betonte, dass ein queeres Jugendzentrum eine Ergänzung zu den vorhandenen Angeboten darstellen solle. Konkret fragte er, welche Wünsche durch die Jugendlichen beständen.

Frau Weiler erwiderte, dass die bei einem Workshop genannten Wünsche zugängliche, barrierearme Räume seien, des Weiteren ein Instagram-Account, Beratung zum DGTI-Ausweis (Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.) oder zur Namensänderung, Beratung zu Materialien oder Gutachten. Weiterhin sei eine Politikgruppe gewünscht sowie Kursangebote zu Sport, Tanz und Video oder auch Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Alltagstypische Wünsche seien Ausflüge, Partys und Übernachtungspartys. Auch sei der Wunsch einer Kleiderbörse genannt worden.

Ratsfrau Kramarek bat um weitere Ausführungen zum "Für und Wider" eines queeren Jugendzentrums und fragte, welche Erfahrungen aus anderen Städten bekannt seien.

Laut Interviews und Befragungen während ihrer Studie, so Frau Dr. Krell, sei der Standort ein entscheidendes Erfolgskriterium eines queeren Jugendzentrums. Ebenfalls bestehe die Frage, wie öffentlich man dieses Jugendzentrum präsentiere. Es gebe hierbei unterschiedliche Meinungen und Haltungen in den anderen Städten. Lösungen müssten individuell gestaltet werden. Ein queeres Jugendzentrum sei grundsätzlich eine Möglichkeit, sich Vielfalt anzunähern.

Frau Weiler beschrieb als Beispiel die öffentliche Präsenz ihres Vereins. An der Außenfassade sei der Zweck des Vereins öffentlich sichtbar. Es habe bisher keine nennenswerten Übergriffe gegeben. Es sei jedoch nachvollziehbar, dass die Sichtbarkeit ein Hemmnis darstelle. Daher gebe es beim Andersraum e.V. die Möglichkeit, die Räumlichkeiten durch einen Seiteneingang zu betreten.

Frau David bat um Nennung weiterer konkreter Angebote eines queeren Jugendzentrums, sofern sie nicht bereits unter der Frage von Ratsherrn Klippert beantwortet seien.

Jugendliche würden bereits jetzt Vorgaben äußern, die ein queeres Jugendzentrum beinhalten sollten, so Frau Weiler. Über einen mehrmals stattfindenden Jugendkongress würden stetig Ideen gesammelt.

Ratsfrau Dr. Carl fragte, welche Möglichkeit bestehe, Eltern in die Thematik einzubeziehen. Weitere Fragen waren, wie man Mitarbeiter anderer Einrichtungen fortbilden könne und welcher Standort zur Errichtung des Jugendzentrums geeignet sei.

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen erlebe im Elternhaus Diskriminierung, so Frau Dr. Krell. Ein queeres Jugendzentrum könne die Jugendlichen stärken, was sich auch auf das Elternhaus auswirke. Auch könnten Anlaufstellen, Beratung und Angebote für Eltern vorgehalten werden. Bzgl. Fortbildung bzw. thematischer Einbindung anderer Einrichtungen hätten sich beispielhaft in München die Träger der freien Jugendhilfe unter dem Label "Offen für alle" zusammengeschlossen. Hierbei würden bestimmte Schulungen angeboten und zudem hilfreiche Informationen ausgetauscht. Die Einrichtungen erhielten nach erfolgreichem Abschluss ein Siegel "Offen für alle", mit dem geworben werden könne.

Auch Herr Grote berichtete, dass es für dieses spezielle Thema Fortbildungsbedarf gebe und dass es ein ständiger Weiterentwicklungsprozess sei. Es sei unumgänglich, sich zu vernetzen. Möglicherweise müsse es genau dazu eine Fachstelle geben.

Laut Frau Weiler sei ein zentraler, gut erreichbarer und mindestens an den Stadtteil Mitte angrenzender Standort wünschenswert. Bzgl. Elternarbeit berichtete Frau Weiler, dass Eltern tatsächlich häufiger den Kontakt suchten, um sich über die Thematik und die Bedürfnisse ihres Kindes zu informieren. Eine starke Einbeziehung von Eltern sei wichtig.

Abschließend gab Frau Shepherd zu bedenken, dass die queeren Jugendlichen einen jahrelangen, inneren Prozess durchmachen würden, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gingen. Eltern reagierten hingegen spontan und würden meist mit vollendeten Tatsachen konfrontiert. Eine bessere Informationsarbeit könne Unterstützung für Eltern bieten. Auch Eltern seien von Ausgrenzung betroffen.

Beigeordneter Hauptstein bedankte sich für die Vorträge und Redebeiträge der eingeladenen Gäste.

AJHA: Angehört
AGleich: Angehört

Daraufhin schloss Beigeordneter Hauptstein die Sitzung um 15:25 Uhr.

(Rzyski) (Tietz)
Stadträtin für das Protokoll