Antrag Nr. 15-1869/2010:
Namensgebung für den Fuß-und Radweg neben dem FAUST-Gelände in "August-Baumgarte-Gang"

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".

Namensgebung für den Fuß-und Radweg neben dem FAUST-Gelände in "August-Baumgarte-Gang"

Antrag

Der Bezirksrat beschließt:

Der Fuß- und Radweg zwischen Nedderfeldstraße und Justus-Garten-Brücke neben dem FAUST – Gelände erhält den Namen „August-Baumgarte-Gang“.

Begründung

Die Otto Brenner Akademie hat die Anregung zu dieser Namensgebung gegeben, und schreibt über das Leben von August Baumgarte:

August Baumgarte ist am 1.11.1904 in Hannover geboren.
August Baumgarte begann mit 15 Jahren eine Schlosserlehre und engagierte sich bald in der Gewerkschaft und in der Sozialistischen Arbeiterjugend. 1923 trat er in den „Republikanischen Schutzbund Hannover“ ein, der später in das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ aufging.
1926 wechselte er dann aus Unzufriedenheit mit dem politischen Kurs der SPD in den kommunistischen Jugendverband über. Er arbeitete dann in der Bezirksleitung dieses Verbandes und wurde Betriebsratsvorsitzender in einem hannoverschen Metallbetrieb.
Er wurde später Leiter des Antifaschistischen Kampfbundes Niedersachsen und wurde aufgrund seiner politischen Aktivitäten bereits 1932 eine Zeitlang verhaftet.
Am 28.2.1933 – am Tag nach dem Reichstagsbrand – wurde Baumgarte von den Nazis verhaftet. Fast die ganze Zeit des Faschismus verbrachte Baumgarte dann in Zuchthäusern, Lagern und KZs wie Moringen, Esterwegen, Sachsenhausen und Mauthausen. Auch dort gehörte er zu denjenigen, die sich – soweit das ging – gegen die Nazis organisierten. August Baumgarte überlebte die Schreckenszeit, obwohl er im Oktober 1944 mit dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ in das KZ Mauthausen deportiert wurde.
Baumgarte trat nach dem Kriegsende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) bei und wurde in der KPD u.a. als Landesekretär aktiv.
1957 wurde er in Folge des KPD-Verbotes zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Im Verbotsprozess gegen die VVN begegnete er 1962 vor dem Bundesverwaltungsgericht einem ehemaligen SA/NSDAP-Mitglied als Vorsitzendem Richter und deckte dessen Vergangenheit auf. Der Prozess wurde eingestellt.
Baumgarte war Vorsitzender des „Moorsoldatenkomitees“ und setzte sich mit federführend für die Gründung eines Dokumentations- und Informationszentrums Emslandlager in Papenburg ein.
Baumgarte wirkte aktiv mit bei der Geschichtsaufarbeitung des Faschismus und arbeitete hier viel mit Gerda Zorn zusammen, die in den 60er und 70er Jahren Bücher über die Geschichte des Widerstandes in Hannover veröffentlichte, die ohne Baumgartes Zuarbeit so nicht hätten entstehen können.
Eine Lehre aus der Nazi-Zeit war für ihn, dass die Spaltung der Arbeiterbewegung ein großer Fehler gewesen. Er setzte sich demzufolge später für eine Zusammenarbeit etwa von Kommunisten und Sozialdemokraten ein.
August Baumgarte gilt auch als einer der Initiatoren für die Gründung eines Heimrates im Freizeitheim Linden, dessen Errichtung dann 1974 erfolgte. Zusammen mit dem Freizeitheim Weiße Rose und dem Freizeitheim Linden entwickelte er dann 1977 die Antifaschistischen Stadtrundfahrten.
August Baumgarte lebte in der Wilhelm-Bluhm-Straße 39 und verstarb am 17.4.1980.

Im Umfeld des zukünftigen August-Baumgarte-Gang gibt es schon einige Straßen, die an Persönlichkeiten der Lindener Arbeiterbewegung und insbesondere aus dem Widerstand gegen die Hitler – Diktatur erinnern.