Informationsdrucksache Nr. 3069/2020:
Gemeinwesenarbeit in der Landeshauptstadt Hannover

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Sozialausschuss
An den Stadtbezirksrat Vahrenwald-List (zur Kenntnis)
An den Stadtbezirksrat Bothfeld-Vahrenheide (zur Kenntnis)
An den Stadtbezirksrat Döhren-Wülfel (zur Kenntnis)
An den Stadtbezirksrat Ricklingen (zur Kenntnis)
 
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3069/2020
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Gemeinwesenarbeit in der Landeshauptstadt Hannover

Die Sozialverwaltung informiert über den Arbeitsansatz Gemeinwesenarbeit (GWA), der in der LHH aktuell in fünf Stadtteilen / Quartieren durch städtische Sozialarbeiter*innen umgesetzt wird. Die Förderung der Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen, von bürgerschaftlichem Engagement, Integration und Inklusion, Empowerment und Partizipation stehen im Vordergrund der Gemeinwesenarbeit. Mittels Sozialer Arbeit im Stadtteil werden Demokratie, Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt gestärkt.

Gemeinwesenarbeit ermöglicht eine offene Zugangsweise auf die sich in den Stadtteilen verändernden Strukturen. Gemeinsam mit Bewohner*innen, anderen städtischen Diensten, Fachkräften und Träger*innen der Einrichtungen vor Ort werden mit dem integrierten Arbeitsansatz auf Basis von Stadtteil- und Bedarfsanalysen Handlungskonzepte entwickelt und umgesetzt. Durch die lokale Verortung fungiert Gemeinwesenarbeit als „Seismograf“ in den Stadtteilen, kann aktuelle Themen aufgreifen, bearbeiten und direkt auf Veränderungen reagieren, z.B. in Zeiten großen Bevölkerungswachstums infolge Zuzugs ins Quartier oder aber auch von Corona. Als Teil der Verwaltung können schnell Kontakte zu anderen städtischen Stellen und Diensten genutzt werden, fachbereichsübergreifend Impulse gesetzt und bei besonderen Herausforderungen und / oder Problemen gemeinsam Lösungen entwickelt und umgesetzt werden.

Seit 1976 setzt die Landeshauptstadt Hannover Gemeinwesenarbeit in unterschiedlichen Stadtteilen ein. Gemeinsames Merkmal aller bisherigen Stadtteile ist der besondere soziale Entwicklungsbedarf, der die Stadtteile mit einem hohen Anteil an Bewohner*innen mit geringem Einkommen und/oder Transferleistungsbezug prägt. In den Stadtteilen leben überdurchschnittlich viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte aus bis zu 90 Nationen. In diesen Stadtteilen ist teilweise noch bezahlbarer Wohnraum für Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen zu finden, sie gehören auch zu den „Ankunftsorten“ Geflüchteter, die ihre erste eigene Wohnung in Deutschland beziehen und im Quartier in der Regel auch verbleiben.

Für die städtische Gemeinwesenarbeit stehen z.Zt. im Bereich Bürgerschaftliches Engagement und soziale Stadtteilentwicklung (50.5) des Fachbereichs Soziales 6,5 Sozialarbeiter*innen-Stellen zur Verfügung, die in folgenden Stadtteilen eingesetzt sind:

· Mittelfeld
· Sahlkamp
· Vahrenheide
· List Nord-Ost / Gorch-Fock-Straße
· Mühlenberg

Im Sahlkamp besteht die Besonderheit, dass seit 1999 eine erfolgreiche fachbereichsübergreifende Kooperation zwischen den Fachbereichen Kultur und Soziales im Stadtteiltreff Sahlkamp durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinwesenarbeit und Stadtteilkulturarbeit umgesetzt wird.


Arbeitsansatz, Ziele und Qualitätsstandards der Gemeinwesenarbeit

In Stadtentwicklungskonzepten wird Quartiersentwicklung als eines der wichtigsten Ziele bzw. Herausforderungen benannt, da den Menschen ihr direktes Wohnumfeld, ihr Quartier, ihr Stadtteil sehr wichtig ist und sie hier am besten zu erreichen sind. Genau hier setzt Gemeinwesenarbeit mit ihrem integrierten Arbeitsansatz an, ist Ansprechpartnerin für alle Menschen im Stadtteil, vor Ort in ihrem direkten Lebensumfeld.

Ziel von Gemeinwesenarbeit ist es, die Lebensqualität der Menschen in den Stadtteilen zu verbessern, ihnen die gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen, die soziale Infrastruktur zu verbessern, Bewohner*innen zu aktivieren und zu beteiligen, Selbsthilfe zu fördern und den sozialen Zusammenhalt im Gemeinwesen zu stärken. GWA schafft dafür Zugänge zu zentralen Bereichen wie Bildung, Kultur, Beschäftigung und politische Partizipation. Es werden Begegnungsmöglichkeiten zwischen Menschen verschiedener ethnischer, nationaler und sozialer Herkunft geschaffen, um Vorurteile und Konkurrenzen abzubauen und langfristig gemeinsam das Miteinander und das Lebensumfeld zu gestalten. Dies erfolgt auf Basis von Qualitätsstandards (s.u.) durch die Entwicklung, Koordinierung und Unterstützung von Konzepten, Projekten und Veranstaltungen und wird im Zusammenwirken mit anderen Fachbereichen der LHH, freien Trägern und Einrichtungen in den Stadtteilen und anderen Stadtteilakteuren umgesetzt.

Als komplexer, integrierter Arbeitsansatz orientiert sich die städtische Gemeinwesenarbeit an den von der LAG Niedersachsen e.V., der LAG Hessen e.V., dem Verband für sozial-kulturelle Arbeit e.V. und der BAG Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit entwickelten Qualitätsstandards:
  1. Bewohner*innen stehen im Zentrum
    Handlungsleitend sind die Interessen der Menschen des Gebietes.
  2. Selbstorganisation ist möglich
    Die Menschen im Gemeinwesen sind in der Lage sich im Sinne ihrer Belange und ihrer Interessen zu organisieren.
  3. Stärken vor Ort nutzen
    Die Ressourcen des Gemeinwesens sind bekannt, werden genutzt, ggf. aktiviert und weiterentwickelt.
  4. Zielgruppenübergreifendes Denken und Handeln
    Unterschiedliche Menschen und Gruppen verwirklichen gemeinsame (gemeinwesenbezogene) Interessen.
  5. Ressortübergreifendes Denken und Handeln
    Verschiedene Handlungsbereiche (z.B. Wohnen, Gesundheit, Arbeit, Kultur, Bildung etc.) werden integriert gedacht und bearbeitet.
  6. Starke Netzwerke und Kooperationen
    Die Beteiligten fördern den Aufbau und die Weiterentwicklung von Netzwerken der Bewohner*innen, der professionellen Akteure sowie übergreifender Netzwerke.
  7. Zusammenleben gestalten – Nachbarschaft fördern
    Das soziale und kulturelle Leben und die politische Partizipation werden belebt und gestaltet.
  8. Infrastruktur entwickeln
    Die Infrastruktur im Stadtteil wird bedarfsgerecht weiterentwickelt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Wohn- und Lebenssituation der Menschen im Gemeinwesen.
  9. Gesamtkommunales Denken und Handeln
    Gemeinwesenorientiertes Handeln steht in Bezug zu gesamtgesellschaftlichen und auch internationalen Entwicklungen.

Aus diesen Qualitätsstandards ergeben sich folgende Aufgabenschwerpunkte / Arbeits-
felder für Gemeinwesenarbeit in der LHH:

Ø Stadtteil- / Bedarfsanalyse, Planung, Konzeptionsentwicklung und Umsetzung von Maßnahmen und Aktivitäten zur Verbesserung der sozialen und sozialkulturellen Infrastruktur
Ø Aufsuchende Arbeit im Stadtteil
Ø Aktivierung und Beteiligung von Bewohner*innen im Stadtteil unter Berücksichtigung unterschiedlicher sozialer, ethnischer und kultureller Hintergründe
Ø Initiierung, Umsetzung und Begleitung von Projekten und Maßnahmen im Stadtteil zur niedrigschwelligen und diversitätssensiblen Teilhabe der Bewohner*innen
Ø Koordination und Förderung von Netzwerken und Gremien im Stadtteil
Ø Organisation von gemeinsamen Festen und Veranstaltungen wie z.B. Stadtteilfest, Bildungsfest, Hoffest, Themenmärkten
Ø Aufbau, Förderung und nachhaltige Sicherung von Kooperation im Stadtteil
Ø Niedrigschwellige Anlaufstelle im Stadtteil, qualifizierte Weiterleitung zu anderen (Beratungs-) Stellen
Ø Förderung des bürgerschaftlichen Engagements im Stadtteil durch Fachberatung und Anleitung von Ehrenamtlichen, aktiven Bewohner*innen und Gruppen
Ø Öffentlichkeitsarbeit
Ø Information zu und Verknüpfung mit städtischen Programmen (LIP, Sozialer Zusammenhalt, Sportentwicklungsplan, etc.)
Ø Einwerbung von Förder- / Drittmitteln.

Beispiele der Gemeinwesenarbeit aus den Stadtteilen

„Gemeinwesenarbeit ist überall drin – steht aber nicht überall drauf!“
Da der Arbeitsansatz Gemeinwesenarbeit eine unmittelbare und flexible Reaktion auf Strömungen und aktuelle Situationen in den Stadtteilen ermöglicht und Bewohner*innen aktiviert werden ihre Ideen und Wünsche einzubringen, sind die Angebote passgenau, ortsbezogen und dementsprechend vielfältig (siehe hierzu auch Anlage 1). Die Bewohner*innenschaft wird bei der konkreten Umsetzung von Ideen durch die Gemeinwesenarbeit professionell unterstützt und begleitet, andere Stadtteilakteur*innen in Netzwerke eingebunden, zu Kooperationen motiviert und bei der Projektplanung oder der Konzeptentwicklung unterstützt. Am Ende eines Prozesses wird jedoch die begleitende und dabei unterstützende Rolle von Gemeinwesenarbeit nicht immer für alle sichtbar.

Die folgenden Beispiele aus der Praxis verdeutlichen dies:

Aufbau Sozialer Infrastruktur
· Kontakt- und Beratungsstelle Mühlenberg – „Buntes Haus“
Aus dem Förderprogramm des Landes Niedersachsen „Gemeinwesenarbeit und Quartiersmanagement“ konnte der Fachbereich Soziales erfolgreich 70.000 € Fördermittel akquirieren, die als Anschubfinanzierung zum Aufbau der Kontakt- und Beratungsstelle Stauffenbergplatz im Stadtteil Mühlenberg genutzt wurde. Die Gemeinwesenarbeit setzt hier federführend ein interdisziplinäres Nutzungskonzept mit städtischen Stellen wie dem Integrationsmanagement (50.64), der Koordinierungsstelle Zuwanderung Osteuropa (50.62), der Elternbildung (51 P) und trägerübergreifend mit der Arbeiterwohlfahrt Region Hannover e.V. um. Hierbei stehen Beratungs-, Beteiligungs- und Gruppenangebote und ein frühkindliches Bildungsangebot in Form eines Elterntreffs für die Bewohner*innen des Mühlenbergs im Vordergrund.

Bürgerschaftliches Engagement
· WILLI – Der Freiwilligenladen Mittelfeld
Die Gemeinwesenarbeit hat WILLI als eine Vermittlungsstelle sowohl für ehrenamtlich Engagierte als auch für Bewohner*innen aus Mittelfeld gegründet, die ehrenamtliche Unterstützung benötigen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kooperation mit Mittelfelder Einrichtungen zur Weiterentwicklung des Ehrenamtes im Stadtteil.

Integration und Inklusion
· Willkommen im Sahlkamp! - Eine offene Gruppe für Nachbarinnen und ihre Kinder
Mit Unterstützung der Gemeinwesenarbeit bieten Frauen aus dem Sahlkamp ein offenes wöchentliches Gruppenangebot für neue Nachbarinnen und deren Kinder an. Die Gruppenleiterinnen sind Ansprechpartnerinnen und bringen ihnen das Leben im Stadtteil näher.
· Ankunftsorte Geflüchteter / AG Flüchtlingshilfe Sahlkamp
Im Stadtteil Sahlkamp gibt es keine Flüchtlingsunterkunft, trotzdem zogen viele Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten ab 2015 in den Stadtteil in ihnen zugewiesene Wohnungen oder zu Verwandten. Die an Unterkunftsstandorten aufgebauten Hilfs- und Informationsangebote durch die Träger und durch ‚Nachbarschaftsunterstützungskreise‘ erreichten die geflüchteten Menschen im Sahlkamp nicht. Auf Initiative der Gemeinwesenarbeit treffen sich deshalb seit Januar 2015 regelmäßig Kolleg*innen aus verschiedenen Einrichtungen des Stadtteils in der AG Flüchtlingshilfe, um Unterstützungs- und Beratungssysteme im Sahlkamp aufzubauen, die den Bewohner*innen mit Fluchtgeschichte die Teilhabe und Integration ermöglichen.

Bildung und Netzwerke
· Bildungsnetz Mittelfeld
Verschiedene Arbeitsgruppen für unterschiedliche Zielgruppen wurden über die Gemeinwesenarbeit zusammengeführt zu einem Bildungsnetz, das Bildungsangebote so gestaltet und zusammenführt, dass alle Menschen in Mittelfeld einen Zugang zu Bildung und Kultur haben.


Hilfe zur Selbsthilfe
· Nachbarschaftstreffen Gorch-Fock-Straße
Um Nachbarschaft und gegenseitige Unterstützung zu stärken, initiierte die Gemeinwesenarbeit in diesem Quartier das regelmäßige Nachbarschaftstreffen von Bewohner*innen. Sie nehmen dabei die Gelegenheit wahr, sich kennenzulernen, gegenseitig zu unterstützen und gemeinschaftlich Ziele zu verfolgen.

Gesundheit
· Gesundheitstreff Mittelfeld
In Mittelfeld hat die Gemeinwesenarbeit das Thema Gesundheit befördert und den Gesundheitstreff ins Leben gerufen, in dem ganzheitliche Gesundheitsförderung mit Bewegung, Begegnung, Entspannung und Information für alle Mittelfelder*innen angeboten wird. Themenabende mit fachkundigen Referent*innen erweitern das Programm des Gesundheitstreffs.
· Runder Tisch „Strategien gegen Ratten in Vahrenheide“
Aufgrund anhaltender Probleme mit Ratten im Stadtteil initiierte die Gemeinwesenarbeit Vahrenheide zusammen mit dem Stadtbezirksmanagement einen Runden Tisch, um eine Strategie gegen das Rattenproblem zu entwickeln. Gemeinsam mit anderen zuständigen Diensten der LHH, mit AHA, Wohnungsgenossenschaften / Eigentümer*innen, Gewerbetreibenden und sozialen Einrichtungen aus dem Stadtteil wurde ein Maßnahmenkatalog zur nachhaltigen Bekämpfung von Ratten abgestimmt. Neben koordinierten Maßnahmen zur Beköderung von Ratten initiiert die Gemeinwesenarbeit fortlaufend mit verschiedenen Kooperationspartner*innen diverse Aufklärungskampagnen (wie Postkartenaktionen an alle Haushalte) sowie Beteiligungsaktionen (wie Müllsammelaktionen mit Bewohner*innen) im Stadtteil.

Kultur
· Stadtteilfest Sahlkamp-Vahrenheide
Als Gemeinschaftserlebnis organisiert und koordiniert die Gemeinwesenarbeit federführend jährlich ein Stadtteilfest der benachbarten Stadtteile Sahlkamp und Vahrenheide, das zur interkulturellen Begegnung der Bewohner*innen beiträgt und den sozialen Zusammenhalt fördert. Es werden Mitmachangebote von Einrichtungen der Stadtteile für Jung und Alt sowie ein multikulturelles musikalisches Rahmenprogramm angeboten.

Kompetenzerwerb
· Frauen lernen Fahrradfahren
Die Gemeinwesenarbeit Vahrenheide bietet in Kooperation mit dem ADFC einen Fahrradkurs an. Das Fahrradfahren soll den Frauen zu einem besseren Körperbewusstsein und zur Erfahrung der eigenen Kompetenz verhelfen. Damit steigern sie ihre Mobilität und Unabhängigkeit, sodass die Teilhabe am gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellem Leben erleichtert wird.

Interessenvertretung
· Offene Sprechstunde
Die Gemeinwesenarbeit List Nord/Ost bietet regelmäßig offene Sprechstunden an. Dadurch entsteht ein direkter Kontakt zu Bewohner*innen des Quartiers. Das aus Gesprächen erlangte Wissen über diverse Problemlagen kann – nach einer Analyse – von der Gemeinwesenarbeit an den Stellen platziert werden, die eine Verbesserung / Veränderung für die Menschen herbeiführen können.

Finanzierung von Gemeinwesenarbeit

Zusätzlich zu den Personalkosten standen im Produkt 35102 (Bürgerschaftliches Engagement und soziale Stadtteilentwicklung) im Haushalt 2020 für Gemeinwesenarbeit Sachkosten in Höhe 7.344 Euro für die Umsetzung der oben genannten Aufgaben in allen fünf Stadtteilen zur Verfügung (knapp 1.500 € / pro Stadtteil). Da diese Mittel für die vielen, unterschiedlichen Aktivitäten der Gemeinwesenarbeit nicht ausreichen, besteht ein weiteres Aufgabengebiet darin, Fördermittel einzuwerben. Nur durch die Akquise von Drittmitteln aus anderen Fördertöpfen können Projekte und Veranstaltungen im Quartier ermöglicht und umgesetzt werden. Im Haushalt 2019 wurden zusätzliche Mittel in Höhe von annähernd 65.665 Euro eingeworben.

Ausblick – Potentiale von Gemeinwesenarbeit nutzen

Gemeinwesenarbeit trägt auf kommunaler Ebene auf verschiedene Weise zum Aufbau und zur Erschließung demokratischer Beteiligungsmöglichkeiten bei. Sie unterstützt Menschen dabei, ihre Interessen gegenüber Politik und Verwaltung zu organisieren und einzubringen und zwischen der Lebenswelt der Bewohner*innen und öffentlichen Institutionen zu vermitteln, so dass Entscheidungsprozesse und Veränderungen bürgernäher erfolgen.

Gemeinwesenarbeit baut diversitätssensibel Brücken zwischen Bewohner*innen und Gruppen in Stadtteilen. Die Ansprache und Einbeziehung von Stadtteilbewohner*innen verschiedener Herkunftsmilieus, ethnisch-kultureller Communities sowie sozial und / oder ökonomisch Benachteiligter braucht niedrigschwellige und verlässliche Strukturen, um sie in gemeinsame Aktivitäten einzubinden und zu beteiligen, parallel ist die Förderung von Kooperationen und Vernetzung der Akteur*innen im Stadtteil notwendig. Diese Rolle übernimmt die städtische Gemeinwesenarbeit und trägt dadurch maßgeblich zur Bildung eines breiten Bündnisses für das Gemeinwesen bei und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts. Sie leistet damit auch einen Beitrag und bietet Potentiale zur Stärkung der Demokratie, gerade in Zeiten zunehmender sozialer Spaltung und politischer Polarisierung über gesellschaftliche Werte. Gemeinwesenarbeit ebnet Menschen in ihrem direkten Lebensumfeld den Weg zum Austausch, gibt Raum für Kommunikation und ermöglicht so auch die Erfahrung demokratischer Selbstwirksamkeit.
Neben den analogen Methoden der Sozialarbeit (aufsuchende Arbeit, persönliche Kontaktaufnahme, Ansprechpartner*in vor Ort) stellt die Digitalisierung für die Gemeinwesenarbeit die Herausforderung für die kommenden Jahre dar, denn Digitalisierung verändert auch das Zusammenleben in einem Stadtteil und damit die Rahmenbedingungen für Teilhabe, Chancengerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt.

Auf Basis einer ganzheitlichen Betrachtung bestehender Strukturen aber auch unterschiedlicher Entwicklungen in den Stadtteilen ist das Erkennen und Reagieren auf aktuelle gesellschaftliche Themen und Problemlagen mit Hilfe des Ansatzes der Gemeinwesenarbeit ein geeignetes kommunales Steuerungsinstrument zur Prävention, Intervention und Entwicklung nachhaltiger Lösungsprozesse sowie zur Stärkung des sozialen Miteinanders.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Gemeinwesenarbeit richtet ihren Blick auf die Bewohner*innen des Stadtteils aller Geschlechter. Zugangs- und Teilhabemöglichkeiten werden diversitätssensibel umgesetzt und am Bedarf der Bewohner*innen ausgerichtet.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

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Hannover / 28.12.2020