Drucksache Nr. 2776/2021:
Widmung der Grabstätte Ludwig Vierthaler als bedeutende Grabstätte

Inhalt der Drucksache:

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2776/2021
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Widmung der Grabstätte Ludwig Vierthaler als bedeutende Grabstätte

Antrag,

die Grabstätte von Prof. Karl Ludwig Vierthaler, geboren am 17.01.1875 in München, gestorben am 04.03.1967 in Hannover, auf dem Stadtfriedhof Engesohde als bedeutende Grabstätte gemäß der am 16.7.2015 vom Rat beschlossenen Ehrengräbersatzung zu widmen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die Verwaltung strebt an, zukünftig den Frauenanteil an Ehrungen dieser Art zu erhöhen.

Kostentabelle

Darstellung der zu erwartenden finanziellen Auswirkungen in Euro:
Teilfinanzhaushalt  - Investitionstätigkeit
EinzahlungenAuszahlungen
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Beiträge u.ä. Entgelte für Investitionstätigkeit 0,00 €
Veräußerung von Sachvermögen 0,00 €
Veräußerung von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
  
  
Erwerb von Grundstücken und Gebäuden 0,00 €
Baumaßnahmen 0,00 €
Erwerb von bewegl. Sachvermögen 0,00 €
Erwerb von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
Saldo Investitionstätigkeit 0,00 €
0,00 €

Teilergebnishaushalt 67 - Investitionstätigkeit
Produkt 55301
Bestattung und Grabpflege
Angaben pro Jahr
Ordentliche ErträgeOrdentliche Aufwendungen
Zuwendungen und allg. Umlagen 0,00 €
Sonstige Transfererträge 0,00 €
Öffentlichrechtl. Entgelte 0,00 €
Privatrechtl. Entgelte 0,00 €
Kostenerstattungen 0,00 €
Auflösung Sonderposten (anteilige Zuwendungen) 0,00 €
Sonstige ordentl. Erträge 0,00 €
  
Außerordentliche Erträge 0,00 €
  
Erträge aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Personalaufwendungen 0,00 €
Sach- und Dienstleistungen 300,00 €
Abschreibungen 0,00 €
Zinsen o.ä. (TH 99) 0,00 €
Transferaufwendungen 0,00 €
Sonstige ordentliche Aufwendungen 0,00 €
  
Saldo ordentliches Ergebnis -300,00 €
Außerordentliche Aufwendungen 0,00 €
Saldo außerordentliches Ergebnis 0,00 €
Aufwendungen aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo gesamt -300,00 €
Ab Übernahme entstehen der Stadt jährliche Pflege- und Unterhaltungskosten in Höhe von 300 Euro.

Begründung des Antrages

Der Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler für Niedersachsen e. V. hat von seinem Vorschlagsrecht gem. § 2 der Ehrengräbersatzung Gebrauch gemacht und schlägt vor, die Grabstätte von Ludwig Vierthaler als Ehrengrab zu widmen und so auf Friedhofsdauer in die städtische Pflege zu übernehmen.

Ludwig Vierthaler ist am 17.1.1875 in München geboren, studierte dort an der Kunstgewerbeschule und arbeitete danach zunächst als Kleinplastiker in München, ab 1908 im Atelier von Bruno Paul in Berlin. Anlässlich seiner Mitarbeit am Neuen Rathaus 1910/11 kam er nach Hannover. Er verbrachte in Hannover ab 1910 mit kurzen Unterbrechungen den Rest seines Lebens.

Vierthaler, der seit 1911 Werkbund-Mitglied war, nahm 1915 eine Lehrtätigkeit an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule Hannover auf, die bis 1937 andauerte. Ab 1920 war er zusätzlich Dozent an der Technischen Hochschule Hannover, bei der er schließlich zum Honorarprofessor ernannt wurde. Die Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule Hannover führte Vierthaler, mit einer Unterbrechung wegen Lehrverbots in den Jahren 1940-1945, bis zu seiner Emeritierung 1948 fort.

Seit 1921 war er Mitglied im Hannoverschen Künstlerverein. Ludwig Vierthaler entfaltete durch seine zahlreichen Fassaden (Mit-)Gestaltungen insbesondere im öffentlichen Raum der Stadt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ansehnliche künstlerische Präsenz. Weniger sichtbar, weil vielfach in Privatbesitz, sind heute seine meist kleinformatigen kunstgewerblichen Arbeiten.

Nach 1945 trug Vierthaler auch über sein eigenes Schaffen hinaus zum Wiederaufbau des künstlerischen Lebens in Hannover und Niedersachsen bei, u.a. durch die von ihm 1945 initiierte Gründung des BBK – Bundes Bildender Künstler für Norddeutschland -, dessen erster Vorsitzender er bis 1953 war, und durch die Ausrichtung der ersten norddeutschen Nachkriegs-Kunstausstellung 1946 in den Herrenhäuser Gärten.

Bei folgenden Gebäuden in Hannover hat Vierthaler – in enger Zusammenarbeit mit anderen beauftragten Architekten und Künstlern – figürliche und dekorative bauplastische Arbeiten im Rahmen der Innen –und Außengestaltung erstellt:


· Neues Rathaus (1910/11) (Hiebei lassen sich jedoch lediglich die vier steinernen Kandelaber sicher dem Künstler zuordnen.)

· Georg-von-Cölln-Haus (1914, Am Markte 8)

· Landeskreditanstalt (1913/14, Schiffgraben 6)

· Hansa-Haus (1922, Aegidientorplatz 4, später Norddeutsche Landesbank)

· Kurierhaus (1927, Georgstraße 52)

· Stephansstift (1927, Kirchröderstraße)

· Der später kriegszerstörte Blumenpavillon an der Georgstraße (1928)

· Mädchenberufsschule (1931, Im Moore 38)

· Generalkommando der Wehrmacht (1936/37)

· Grotehaus (1949, Breite Straße 10)

· Bahlsen-Haus (1949, Georgstraße 29)

· Fabrikationsgebäude wie die Pelikan-Werke, die Vereinigten Schmirgel-Werke oder die Keksfabrik Bahlsen


Weitere Objekte:

· Pelikanbrunnen in der Fritz-Beindorff-Allee

· Der 1952 abgebrochene Kinderbrunnen am De Haen-Platz (um 1930)

· Arthur-Menge-Brunnen am Döhrener Turm (1964)

· Fabeltier (1931, Bernadotte-Allee)

· Rosenjunge (aufgestellt 1976 im Stadtpark)

· Grabdenkmal für General Otto von Emmich auf dem Engesohder Friedhof

· Gestaltung der Ehrenbürgerurkunde mit Kassette für den Stadtdirektor Heinrich Tramm


Ehrungen:


· 1960 Ehrenmitglied des Hannoverschen Künstlervereins

· 1960 Bundesverdienstkreuz I. Klasse

· 1963 Stadtplakette der LHH

· 1977 Benennung des bisherigen Arthur-Menge-Wegs in der Südstadt nach Vierthaler


Bei den Untersuchungen im Rahmen des Projekts "Namensgebende Persönlichkeiten" wurden keine Anhaltspunkte bezüglich einer Verstrickung Vierthalers in das NS System nachgewiesen. Das Wirken Vierthalers ist daher als unbedenklich zu bewerten.

Eine "Ehrengrabstätte" wird Persönlichkeiten zuerkannt, die sich um die Stadt Hannover besonders verdient gemacht haben. Vierthaler hat vor allem Auftragsarbeiten durchgeführt, ist also als Baukünstler seinem ganz normalen Broterwerb nachgegangen, auch wenn dieser natürlich im öffentlichen Raum mehr Spuren hinterlassen hat, als derjenige anderer Leute. Vierthaler erreicht daher nicht die hohen Anforderungen, die für die Ausweisung einer Ehrengrabstätte erforderlich sind.

Neben der Widmung als Ehrengrabstätte besteht auch noch die Möglichkeit Grabstätten von Personen als „bedeutende Grabstätten“ zu widmen, wenn ihre Erhaltung aus historischen Gründen geboten erscheint. Ludwig Vierthaler ist ein im lokalen Rahmen bedeutender Künstler, der insbesondere durch die künstlerische Ausgestaltung von Bauten der 1910er bis 1950er Jahre einen bis heute bestehenden Einfluss im öffentlichen Raum der Stadt Hannover hinterlassen hat. Angesichts der besonderen Bedeutung hinsichtlich seiner Qualität als Künstler soll die Lebensleistung von Ludwig Vierthaler durch die Widmung seines Grabes als „bedeutende Grabstätte“ gewürdigt werden. Damit wird die Grabstätte auf Friedhofsdauer in städtische Pflege übernommen.

41.0  Zentrale Angelegenheiten Kultur
Hannover / 14.12.2021