Informationsdrucksache Nr. 2620/2016 N1:
Nominierung Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2016 – Hannover auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Informationen:

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2620/2016 (Originalvorlage)
 > 1. Neufassung der Originalvorlage

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Eilenriedebeirat
In den Ausschuss für Umweltschutz und Grünflächen
In den Ausschuss für Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- und Liegenschaftsangelegenheiten
In den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss
In den Gleichstellungsausschuss
In den Ausschuss für Integration, Europa und Internationale Kooperation (Internationaler Ausschuss)
In den Jugendhilfeausschuss
In den Kulturausschuss
In den Organisations- und Personalausschuss
In den Schul- und Bildungsausschuss
In den Sozialausschuss
In den Ausschuss für Angelegenheiten des Geschäftsbereiches des Oberbürgermeisters
In den Betriebsausschuss Städtische Häfen
In den Betriebsausschuss Hannover Congress Centrum
In den Betriebsausschuss für Stadtentwässerung
In den Verwaltungsausschuss
In die Ratsversammlung
 
Nr.
Anzahl der Anlagen
Zu TOP
1. Neufassung
2620/2016 N1
1
 
Neufassung aufgrund der Erweiterung der Beratungsfolge

Nominierung Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2016 – Hannover auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Hannover unter den Top 3 in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Großstädte 2016“

1. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis 2016 -


Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist die nationale Auszeichnung für Spitzenleistungen der Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Kommunen und Forschung. Mit fünf Wettbewerben und über 800 BewerberInnen und rund 1.200 Gästen bei der Preisverleihung ist der Preis der größte seiner Art in Europa. Die Auszeichnung wird seit 2008 jährlich von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen vergeben. Seit 2012 werden auch Kommunen in drei Größenklassen (Groß-, Mittel- und Kleinstädte/Gemeinden) ausgezeichnet, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten nachhaltige Stadtentwicklung vorbildlich gestalten und in den Themenfeldern Nachhaltigkeitsprofil, Governance und Verwaltung, Klima und Ressourcen, Mobilität und Infrastruktur, Wirtschaft und Arbeit, Bildung und Integration sowie Lebensqualität und Stadtstruktur erfolgreiche Nachhaltigkeitsprojekte realisiert haben.

Die Wettbewerbsunterlagen zu den Nachhaltigkeitsleistungen der Landeshauptstadt Hannover (LHH) wurden federführend vom Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro querschnittsorientiert unter aktiver Mitwirkung aller sechs Dezernate mit 15 Fachbereichen und Eigenbetrieben erarbeitet. Die LHH wurde neben Nürnberg und Gelsenkirchen von einer 13-köpfigen FachexpertInnen-Jury zu den Top 3 in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Großstädte 2016“ nominiert und am 25. November 2016 in Düsseldorf für ihr überzeugendes Engagement in Sachen Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Den Deutschen Nachhaltigkeitspreis der Großstädte 2016 erhielt die Stadt Nürnberg.

Die Jury begründet die Nominierung Hannovers unter anderem damit, dass die nachhaltige Stadtentwicklung in Hannover Tradition hat und die EinwohnerInnen diesen Ansatz leben. “In Hannover herrscht ein bemerkenswert strukturiertes Nachhaltigkeitsengagement verschiedenster Akteure. Eindrucksvoll spiegelt sich dies in der Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft wider“ (ausführliche Jurybegründung siehe Anlage 1).

Weitere Informationen unter https://www.nachhaltigkeitspreis.de/home/wettbewerb/staedte-und-gemeinden/


2. Übergeordnete Schwerpunkte der Bewerbung

2.1 Nachhaltigkeitsprofil: Politisches Commitment und Nachhaltigkeitsprinzipien
Hannover hat eine lange Historie auf dem Weg von der lokalen Agenda 21 zu einer strategischen Ausrichtung der Nachhaltigkeit, der auch noch nicht abgeschlossen ist. Bereits 1995 hat der Rat der Landeshauptstadt Hannover beschlossen, sich den Zielen der Agenda 21 anzuschließen. Um in einem breit angelegten, stadtweiten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie allen gesellschaftlichen Kräften eine „Lokale Agenda 21“ zu entwickeln, wurde 1996 das Agenda 21- Büro der Landeshauptstadt Hannover gebildet, das seit 2013 als Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro neu strukturiert ist.

Das hohe politische Commitment zeigt sich in den Folgejahren in den Ratsbeschlüssen zu Aalborg-Charta (1996), Aalborg-Commitments (2006), Millenniumsentwicklungszielen (2009) und dem Ratsbeschluss zur 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung (2015). Auch auf gesellschaftlicher Ebene wird das hohe politische Commitment durch die Vielzahl an Kooperationen und Projekten der Umwelt- und entwicklungspolitischen Verbände, Initiativen, Bildungs-und Kultureinrichtungen sowie Unternehmen der lokalen Wirtschaft getragen.

Die Nachhaltigkeitsprinzipien – Ganzheitlichkeit, Generationengerechtigkeit, globale Verantwortung, Partizipation – sind in der LHH seit dem Beschluss zur Erarbeitung einer lokalen Agenda 21 Bestandteil des täglichen Handelns und finden sich in den Fachprogrammen und Maßnahmen der einzelnen Themenfelder wieder. Sie wurden im „Stadtentwicklungskonzept Mein Hannover 2030“ unter anderem durch das Querschnittsthema Nachhaltigkeit aufgegriffen.


2.2 Strategische Zielsetzungen - Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe in „Mein Hannover 2030“
Die LHH hat sich in den letzten Jahren in vielfältiger Weise den Herausforderungen für eine nachhaltige Entwicklung gestellt: die demographische Entwicklung, der Klimawandel, die Begrenztheit der Ressourcen und Flächen, die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung, die Anforderungen an eine nachhaltige Haushaltsführung sowie die vielfältigen Herausforderungen bezüglich eines sozial gerechten Miteinanders und die Integration von geflüchteten Menschen. All diese Herausforderungen stellen eine wachsende Stadt vor die Aufgabe, ihre Ziele und Strategien nachhaltig und am Gemeinwohl orientiert auszurichten.

Das „Stadtentwicklungskonzept Mein Hannover 2030“ stellt für die LHH die zehn wichtigsten strategischen Zielsetzungen heraus, die sich unter Berücksichtigung der speziellen Qualitäten Hannovers für eine nachhaltige Zukunft ergeben. Sie berücksichtigen die soziale, kulturelle, ökonomische und ökologische Dimension gleichermaßen: Flächenmanagement, Wohnungsbau, Bildung, Mobilität, Integration/Inklusion, Quartiersentwicklung, Wirtschaft/Innovation/Wissenschaft/Forschung, Finanzen, Kultur sowie Grün in der Stadt. Das Thema Nachhaltigkeit wird dabei als Querschnittsaufgabe im Stadtentwicklungskonzept herausgestellt.

Das Thema nachhaltige Finanzpolitik wurde in der Bewerbung als eines der großen Herausforderungen, das querschnittsorientiert alle anderen Themenfelder des städtischen Handelns beeinflusst, benannt. Im Investitionsmemorandum und Umsetzungskonzept "500 plus" wird dem Erhalt der Infrastruktur und dem zielgerichteten Ausbau für die Bedarfe einer wachsenden Stadt Rechnung getragen.
Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf die Integration von geflüchteten Menschen, die in Hannover ein Zuhause suchen, gelegt. Hierzu wurde 2015 ein eigenes städtisches Integrationsmanagement eingerichtet. Die Umsetzung der Strategien in Bezug auf Unterbringungs- und Auszugsmanagement, Sprachförderung, Qualifizierung für den Arbeitsmarkt sowie Integration in den Quartieren wurden als zukünftige Aufgaben dargestellt.


2.3 Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagements

Um das Thema Nachhaltigkeit in der Gesamtverwaltung als Querschnittsaufgabe zu verankern, wurden im Stadtentwicklungskonzept folgende Zielsetzungen herausgestellt:

1. „Mein Hannover 2030“ fördert Bildung und bürgerschaftliches Engagement für nachhaltige Entwicklung, den nachhaltigen Konsum und nachhaltige Lebensstile.
2. „Mein Hannover 2030“ ist Teil der globalen Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung und setzt die globalen Nachhaltigkeitsziele (2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung) auf kommunaler Ebene um.

Zur Zielerreichung wurden unter Beteiligung von Stakeholdern fünf Strategien erarbeitet:
1. Bildung für nachhaltige Entwicklung fördern
2. Bürgerschaftliches Engagement für nachhaltige Entwicklung ermöglichen
3. Nachhaltige Lebensweisen in den Mittelpunkt rücken
4. Globale Partnerschaften sowie Initiativen zur globalen Gerechtigkeit stärken
5. Ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement etablieren

Seit 2013 bearbeitet das neu strukturierte Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro, das als Stabsstelle bei der Ersten Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin angesiedelt ist, das Thema Nachhaltigkeit innerhalb der Verwaltung und der Stadtgesellschaft in einem mehrdimensionalen Ansatz: Die MitarbeiterInnen regen Initiativen an und starten Projekte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltigem Konsum, unterstützen das bürgerschaftliche Engagement und fördern die Vernetzung und den Austausch. Eine weitere Querschnittsaufgabe ist dabei die Etablierung eines integrierten Nachhaltigkeitsmanagements mit der Entwicklung von Nachhaltigkeitsindikatoren und einer integrierten Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Besonders deutlich wird der Ansatz durch den neuen querschnittsorientierten Internetauftritt, der seit November 2016 unter www.hannover-nachhaltigkeit.de die vielfältigen Nachhaltigkeitsstrategien und -aktivitäten der LHH darstellt.


2.4 Good Governance und Beteiligung
Eine nachhaltige Beteiligungs-, Kommunikations- und Dialogkultur unter breiter Beteiligung von BürgerInnen, Unternehmen, Institutionen, Vereinen, Gebietskörperschaften und Organisationen ist eine wichtige Voraussetzung für die nachhaltige Entwicklung der Stadt Hannover.

Mit dem Stadtdialog "Mein Hannover 2030" hat die Stadt Hannover einen ganzheitlichen, umfassenden und transparenten Beteiligungsprozess zur zukünftigen Stadtentwicklung durchgeführt. Des Weiteren gibt es bei der LHH seit vielen Jahren bewährte und vielfältige Beteiligungsverfahren z.B. im Rahmen von Bauleitplanverfahren und bei ausgewählten Projekten (z.B. Runder Tisch Wasserstadt Limmer), Stadtteilkonferenzen (Programmgebiete Soziale Stadt, Quartiersentwicklung); Familienkonferenzen, Online-Konferenz-Familie, Fachdialoge, Repräsentativerhebungen, KundInnenbefragungen, das Agenda 21-Plenum als offenes Forum zur Vorstellung und Diskussion von Nachhaltigkeitsthemen oder die verschiedenen Beteiligungsformate für Jugendliche (Jugend bewegt Stadt, Beirat zur Förderung der Jugendkulturen, Pimp your Town u.a.).

Die Beteiligung von Verbänden, die sich für eine nachhaltige Entwicklung engagieren, erfolgt über eine Vielzahl an Netzwerkstrukturen (z.B. Runder Tisch Fahrradverkehr, interkulturelles Netzwerk Nachhaltigkeit, Gartennetzwerk), aber auch über konkrete Bildungskooperationen (z.B. zu Stadtlabor, Urban Gardening, KonsuMensch, Papierwende, Kinderwald, Migranten für Agenda 21 etc.).

Bei der Beteiligung und Mitwirkung von Unternehmen, Gebietskörperschaften und Organisationen stehen die gemeinsame Aufstellung von nachhaltigkeitsrelevanten Konzepten und Programmen (z.B. Einzelhandels- und Zentrenkonzept, Masterplan 100% für den Klimaschutz), die strategische Zusammenarbeit von Stadt und Wohnungswirtschaft zur Intensivierung des Wohnungsneubaus (z.B. Hannoversche Wohnungsbauoffensive 2016), Netzwerke zur Wirtschaftsförderung und zum Wirtschaftsraum Hannover (Hannoverimpuls GmbH, Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg) oder die gemeinsame Umsetzung von Maßnahmen zum nachhaltigen Wirtschaften (z.B. Ökoprofit Hannover) im Vordergrund. Interdisziplinäre Netzwerke (z.B. Initiative Wissenschaft) tragen dazu bei, Innovationen zu entwickeln und das Marketing für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Hannover zu stärken.

Die Verstetigung der Beteiligung ist erklärtes Ziel der LHH.


3. Einzelne Themenfelder der Bewerbung und ausgewählte Maßnahmen

3.1. Klima und Ressourcen
Mit dem „Masterplan – 100 % für den Klimaschutz“ wollen Stadt und Region gemeinsam bis 2050 eine nahezu klimaneutrale Region durch eine Reduzierung der Treibhausgase um 95 Prozent und des Energieverbrauchs um die Hälfte schaffen. Zur Zielerreichung dienen unter anderem die Ökologischen Standards und der Neubau städtischer Gebäude im Passivhausstandard. Richtungsweisend sind die Wohngebiete Kronsberg und der zero:park, eine Nullemissonssiedlung. Die energetische Sportstättensanierung und Umweltberatung (E.coSport), die Energiesparprojekte in Schulen, Kindertagesstätten und in der Stadtverwaltung sind erfolgreiche Beiträge zum Klimaschutz in der LHH mit besonderem Blickwinkel auf Veränderungen des Nutzerverhaltens.

Das Themenfeld Ressourcen umfasst den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Fläche, die Bereiche Wasser und Abwasser, Abfall und Recycling, Luftreinhaltung sowie Biodiversität. Die Darstellung der herausragenden Einzelmaßnahmen reicht vom Reinigungsgrad der Kläranlagen, Hochwasserschutz, über Bildungsprojekte zu nachhaltigem Konsum zur Sensibilisierung für Abfalltrennung und -vermeidung bis hin zu Luftqualitätsplan, Hannover als „Bundeshauptstadt der Biodiversität“ (2011), Zertifizierung der städtischen Wälder und den Maßnahmenprogrammen zu „Mehr Natur in der Stadt“ zur Verbesserung der biologischen Vielfalt in der Stadt.


3.2. Mobilität und Infrastruktur
Die Stärkung umweltfreundlicher Mobilität durch die Erhöhung des Fahrradverkehrs ist ein wesentlicher Bestandteil des Masterplans Mobilität 2015, einem integrierten Verkehrsentwicklungsplan. Die Initiative „Lust auf Fahrrad“ und die Kampagne zur Verkehrssicherheit „Gib mir Acht“ sind im Rahmen der Umsetzung des Leitbildes Radverkehr wichtige Bausteine dazu. Elektromobilität, „pedsBlitz“, ein Verleihsystem mit 60 E-Rädern, der Einsatz von Hybrid- und Elektrobussen, die barrierefreie Umgestaltung der Haltestellen im öffentlichen Personennahverkehr, die MobilCardS (Sozialticket) sowie ein verkehrsartenübergreifendes Verkehrsmanagement tragen zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität bei und verbessern die Chancen für Teilhabe und Mobilität. Die Veranstaltung „Autofreier Sonntag – Hannovers Klimafest“ bietet zweijährig ca.130.000 BesucherInnen Informationen zu den Themen umweltfreundliche Mobilität, Klimaschutz und nachhaltige Lebensstile in der autofreien Innenstadt von Hannover.

Nachhaltigkeit der städtischen Infrastruktur bedeutet, im Hinblick auf zukünftige Generationen kontinuierlich in die Infrastruktur zu investieren, um das Vermögen zu erhalten. Dazu zählen die Investitionen für Schul- und Kitasanierungen, Straßensanierungsprogramm als „Sonderprogramm „Grunderneuerung im Bestand“, Kanalnetzsanierungsprogramm und insbesondere das Investitionsmemorandum und Umsetzungskonzept "500 plus" für den Erhalt der Infrastruktur und den zielgerichteten Ausbau für die Bedarfe einer wachsenden Stadt. Für das Bauen im kommunalen Bereich (Sanierung und Neubau) werden hohe ökologische Standards angewandt. Sie umfassen Anforderungen an solaroptimierte und energieeffiziente Bauleitplanung, Festlegung energetischer Standards und Neubau städtischer Gebäude im Passivhausstandard, vorsorgeorientierte Bodenwerte, Regenwasserbewirtschaftung und Dachbegrünung zur Verbesserung des Stadtklimas.


3.3 Wirtschaft und Arbeit
Die Wirtschaftsförderungen der Landeshauptstadt Hannover und der Region Hannover sowie die Wirtschaftsfördergesellschaft „hannoverimpuls GmbH“, Verbände (IHK, HWK) und insbesondere die Unternehmen verfolgen gemeinsam das Ziel der Sicherung und Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Hannover. Die städtische Wirtschaftsförderung setzt mit ihren Maßnahmen besonders auf die Stärkung und Förderung der Branchenentwicklung und Existenzgründungen (z.B. Halle 96 – Zentrum für Kreative), die Gewährleistung einer vorausschauenden Bestandssicherung und –entwicklung von Unternehmen (z.B. 40 Interessens- oder Standortgemeinschaften zur Lokalen Ökonomie), die Verknüpfung von Forschung und Wirtschaftsunternehmen (z.B. Wissenschafts- und Technologiepark Hannover) sowie die querschnittsorientierte Förderung von Inklusion, Integration und Berücksichtigung von Genderaspekten in relevanten Wirtschaftsthemen (z.B. „Frauen machen Standort“)

Die Förderung von Arbeit und Beschäftigung erfolgt in vielfältiger Weise, z.B. mit der regionalen Fachkräfteallianz zur nachhaltigen Sicherung der Fachkräftebasis, mit Jugendwerkstätten für arbeitslose Jugendliche oder kommunalen Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebote zur Unterstützung Arbeitssuchender (z.B. Azubi 21-Datenbank, Ausbilderfrühstücke, Lange Nacht der Berufe). Das städtische Familienmanagement übernimmt eine Lotsen- und Beratungsfunktion für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Das „Integrierte Gewerbeflächenkonzept“ sieht vor, Flächen zu reaktivieren (z.B. Brachflächen) und vorhandene Flächen im Sinne der Nachhaltigkeit zu revitalisieren oder integriert weiterzuentwickeln. Das „Gewerbegebiet Lister Damm/Am Listholze“ ist ein städtisches Pilotprojekt für ein integriertes und nachhaltiges Gewerbegebiet im Sinne einer aktiven Wirtschaftsförderung zur Sicherung von (Bestands-)Unternehmen. Das Programm „ÖKOPROFIT“ steht für ein best practice Beispiel eines Kooperationsprojektes mit 170 lokalen Unternehmen zum nachhaltigen, energieeffizienten Wirtschaften.

Der hohe Stellenwert einer nachhaltigen Wirtschaftsweise zeigt sich auch im Ratsbeschluss von 2010 zum „Einsatz von fair gehandelten und ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellten Produkten in der Stadtverwaltung“ und in den daraus resultierenden Umsetzungsmaßnahmen. Hannover wurde unter anderem hierfür 2010 als erste FaireTradeTown-Stadt in Niedersachsen ausgezeichnet. Seither gibt es vielfältige auf Nachhaltigkeit angelegte Kampagnen, Projekte und Schulangebote zu nachhaltigen Lebensstilen und Fairem Handel mit der Stadtgesellschaft. Hannover erhielt im September 2016 im Rahmen der Fairen Woche die Wiederauszeichnung als Fairtrade-Stadt.


3.4 Bildung und Integration
Die LHH verfolgt einen ganzheitlichen Bildungsansatz, der die „klassische Bildungsbiografie“ um die Bereiche der (inter)kulturellen, sozialen, sportlichen, politischen und insbesondere einer Bildung für nachhaltige Entwicklung ergänzt. Inklusion, Integration und Teilhabe sind dabei Querschnittsthemen.

Umfangreiche Bildungsangebote für Schulen und Kindertagesstätten in Kooperation mit zahlreichen Umwelt- und entwicklungspolitischen Verbänden und Initiativen vermitteln Gestaltungskompetenz im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. So werden jährlich ca. 60 verschiedene Werkstattangebote mit über 19.500 Teilnehmende zu den Themen Klima- und Ressourcenschutz, Biodiversität, Naturerfahrung, Fairer Handel, umweltfreundliche Mobilität, gesunde Ernährung, nachhaltiges Wirtschaften und Gartenkultur angeboten. Projekte wie „Erfolgreich abfallarm“, „Die Natur kennt keine Abfälle“,Papierwende“, „Energiesparen in Schulen und Kindertagesstätten“, „Nachhaltige Schülerfirmen“ oder „Unsere Schule handelt fair“ vertiefen das Angebot.

In den außerschulischen Lernorten Schulbiologiezentrum, Waldstation und Kinderwald Hannover werden jährlich insgesamt 2.620 Angebote mit 53.500 Kinder und Jugendliche zu den Themen Biologie, Umwelt- und Klimaschutz, Biodiversität und Landschaftsgestaltung durchgeführt.

Hochschulen, hochschul- und forschungsnahe Einrichtungen sowie die Stadt werben gemeinsam für Studium, Lehre und Forschung in Hannover (z.B. „November der Wissenschaft“, Multimediaportal www.wissen.hannover.de und „Festival der Philosophie“).

Die lebendige Ausgestaltung der Sozial-, Familien- und Seniorenpolitik wird besonders in der Stadteilorientierung deutlich durch Familienkonferenzen ("Klink dich ein“), Familienzentren, Ganztagsschulen, Notfallbetreuung oder Stadtteilmüttern. Sie stellen einen Beitrag zu Teilhabe, Inklusion und Integration dar. Besonders hervorzuheben sind die Initiativen zur Sprachförderung, die niedrigschwelligen Zugänge zu Bildung und Arbeit sowie das dezernatsübergreifende Integrationsmanagement. Hannover als „Sportraum für alle" findet sich in vielen Angeboten des Sports wieder, z.B. Thementage, Austragungsort Special Olympics, Sportgutscheine für Sportangebote in Vereinen für Kinder, präventive Arbeit gegen Rassismus und den vielfältigen Möglichkeiten zum „Sport treiben im Grünen“.

Die Stärkung der kulturellen Teilhabe über vielfältigste Beteiligungsformate, der Ausbau „City of Music“,das Projekt „KlimaKunstStädte“, das auf eine Veränderung der gegenwärtigen Lebensstile zielt und der vielfältige Austausch mit den Partnerstädten zeigen den hohen Stellenwert von Kultur und Bildung in Hannover.


3.5 Lebensqualität und Stadtstruktur
Die LHH gehört zu den grünsten der 50 größten Großstädte, hat Europas größten Stadtwald, 19.000 Kleingärten und ist seit 2011 „Bundeshauptstadt der Biodiversität“. Diese Qualitäten sollen - in Konkurrenz zu anderen Flächenansprüchen – mit einem Freiflächenkonzept bewahrt und weiterentwickelt werden. Besonderer Wert wird auf die wohnungsnahe Grünversorgung gelegt, sowie die Sicherung und Aufwertung von Grünflächen für unterschiedliche Nutzungsansprüche. Ihren Beitrag dazu leisten die Umsetzung des Kleingartenkonzeptes oder die Programme zu „Mehr Natur in der Stadt“.

Das „Innenstadtkonzept Hannover City 2020+“ gibt den städtebaulichen Rahmenplan für die Entwicklung der Innenstadt bis 2020 in Bezug auf die bauliche Entwicklung sowie die Gestaltung der öffentlichen Räume und Freiräume im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

Die Stadtquartiere selbst sind die „Keimzellen“ der Stadt. Um der wachsenden Wohnungsnachfrage sozialverträglich gerecht zu werden, betreibt die Stadt eine alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung und fördert z.B. mit dem Wohnkonzept 2025 den Ausbau von bezahlbarem Wohnraum durch Bestandsentwicklung und Neubauprojekte. Wohnen, Versorgen, Erreichbarkeit und die soziale Infrastruktur werden mit verschiedenen Programmen und Konzepten alter(n)sgerecht und qualitätsvoll weiterentwickelt (z.B. Stadtplatzprogramm „Hannover schafft Platz“, Einzelhandels- und Zentrenkonzept), um eine soziale Teilhabe für alle Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen.


4. Ausblick
„Hannover auf dem Weg zur Nachhaltigkeit“ versteht sich als ein kontinuierlicher Prozess, der in die Zivilgesellschaft, Wirtschaft, sowie Politik und Verwaltung hineinwirkt. Ein zentrales Anliegen ist es dabei, die ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Dimension von Nachhaltigkeit in einem lebendigen Austausch zusammenzubringen und die bestehenden Zielkonflikte in Einklang zu bringen.

Für 2017 ist geplant, als weiteren Baustein des Nachhaltigkeitsmanagements einen auf Nachhaltigkeitsindikatoren basierenden integrierten Wirtschafts- und Umweltbericht zu veröffentlichen, der perspektivisch zu einem gesamtstädtischen Nachhaltigkeitsbericht ausgebaut werden kann.

Weiterhin wird die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) im Kontext der in „Mein Hannover 2030“ festgelegten strategischen Ziele ein Schwerpunkt sein.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Nachhaltigkeit beinhaltet den Gleichstellungsgedanke explizit. Die Handlungsfelder der nachhaltigen Stadtentwicklung und deren Umsetzung betreffen alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen und wirken sich positiv auf die Sicherung der Lebensqualität in der Landeshauptstadt Hannover aus.

Kostentabelle

entfällt.


Finanzielle Auswirkungen
Es entstehen keine Kosten im Rahmen der Bewerbung um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Der 1. Platz ist mit 35.000 € dotiert.

Dez. V  / LA21- N
Hannover / 20.12.2016