Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".
neue Zuwendungen von jährlich 25.000 € an das Bistum Hildesheim und von 25.000 € an den evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband Hannover zum Zwecke der Erweiterung der in Zusammenarbeit mit der städtischen Feuerwehr gemeinsam durchgeführten Notfallseelsorge in Hannover zu beschließen.
Genderaspekte sind nicht betroffen.
1. Allgemeines
Notfallseelsorge ist "erste Hilfe für die Seele" in Notfällen, Krisensituationen und bei Katastrophen und hat in Deutschland eine lange Tradition. Die Kirchen leisten diesen Dienst am Nächsten aufgrund des biblischen Verständnisses christlicher Nächstenliebe. Die Leistung wird unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder sonstigen Merkmalen für die in Not geratenen Menschen erbracht. Die Kirchen verfügen über langjährige Praxiserfahrungen in den psychosozialen Akuthilfen und sichern ihre Qualität durch fundierte Aus- und Fortbildung sowie durch Supervision ab. Seit 1999 engagieren sich in der Landeshauptstadt in diesem Bereich evangelische und katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger, integriert im Fachbereich Feuerwehr. Die Notfallseelsorge Hannover ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr einsatzbereit und wird tätig auf Anforderung von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei im Bereich der Landeshauptstadt Hannover. Aktuell sind 17 Notfallseelsorger*innen jeweils zu zweit in einem Rufbereitschaftsdienst tätig. Die Anforderung und Alarmierung erfolgt über die Regionsleitstelle Hannover.
Die Notfallseelsorge in Hannover ist keine Aufgabe der Landeshauptstadt, sondern ein über Jahrzehnte gewachsenes Gesamtkonzept, in dem sich die evangelische Landeskirche Niedersachsen und das Bistum Hildesheim engagieren. Die jeweiligen Leitungen der Notfallseelsorge sind hauptamtlich -, alle anderen Notfallseelsorger*innen sind ehrenamtlich tätig.
2. Aufgaben der Seelsorger*innen
Die Arbeit der Notfallseelsorge geschieht im Wesentlichen durch Beziehung und Kommunikation, seelsorgerlicher Gespräche und Präsenz. Notfallseelsorger*innen helfen mit, das Unfassbare des Geschehenen auszuhalten, sie versuchen zu stabilisieren, geben Informationen, aktivieren soziale Bindungen, stärken eigene Ressourcen der Betroffenen und bieten erste organisatorische Hilfen an. Auf Wunsch der Betroffenen werden auch Brücken gebaut zu psychosozialen Einrichtungen bzw. Beratungsstellen.
Konkrete Anlässe für den Einsatz der Notfallseelsorge vor Ort sind z.B.
Betreuung nach plötzlichen Todesfällen
Betreuung nach Suizid und Suizidandrohung
Betreuung beim Überbringen einer Todesbenachrichtigung
Betreuung von Betroffenen nach Unfällen und Bränden
Die notfallseelsorgerische Betreuung ist auch wichtig für Feuerwehreinsatzkräfte im Dienstbetrieb. So ist auf Wunsch jederzeit eine Begleitung und Beratung –auch als direkte Einsatznachsorge- möglich. Notfallseelsorge hilft, das jeweilige Einsatzgeschehen besser zu verarbeiten und so die Gesundheit der Einsatzkräfte zu erhalten. Durch die professionelle Arbeitsweise erhalten die Einsatzkräfte vor Ort auch in der Weise Unterstützung, dass Ihnen die belastende Betreuung von traumatisierten/verletzten Menschen am Einsatzort abgenommen wird.
In Hannover sind die Notfallseelsorger*innen in die Alarm- und Ausrücke-Ordnung sowie in die Aus- und Fortbildung der Feuerwehr eingebunden, außerdem in Arbeitsgemeinschaften und Projekten zum Zwecke der Betreuung von Dritten, die Opfer von Unfällen, Bränden oder sonstigen Unglücksfällen werden. Sie halten regelmäßigen Kontakt zu den Leitungsebenen der Dienststellen und den Dachverbänden der Hilfsorganisationen der Region und entwickeln Maßnahmen zur Gewinnung, Ausbildung und Begleitung von ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Notfallseelsorge.
3. Zuwendungszweck
Beide Kirchen stellten die Leistungsfähigkeit des Angebotes bisher durch eigene Mittel sicher. Jetzt müssen die Stellenanteile beider Leitungsfunktionen erhöht werden, weil der Tätigkeitsumfang nicht mehr mit den vorhandenen Stellenanteilen geleistet werden kann. Vor dem Hintergrund stetig steigender Einsatzzahlen soll die Mitarbeit/Einbindung der Notfallseelsorge in das Feuerwehr- und Rettungssystem der Landeshauptstadt intensiviert und erweitert werden. Auch die (Neu-) Ausbildung und Begleitung der ehrenamtlichen Notfallseelsorger*innen erfordert zusätzliche Ressourcen.
Die Zuwendung der Stadt Hannover dient der Refinanzierung jeweils einer 25% Planstelle für katholische bzw. evangelische Notfallseelsorge in der Stadt Hannover. Beide Kirchen haben mit der Maßnahme bereits begonnen und insoweit eine Ausnahme vom Verbot des vorzeitigen Maßnahmenbeginns beantragt, welche bewilligt worden ist.