Informationsdrucksache Nr. 2540/2010:
Kinder- und Jugendzirkus „Salto“ des Hauses der Jugend

Inhalt der Drucksache:

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2540/2010
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Kinder- und Jugendzirkus „Salto“ des Hauses der Jugend

Die Verwaltung legt hiermit einen Bericht zum Konzept des Kinder- und Jugendzirkus Salto des Hauses der Jugend vor. Der Bericht beinhaltet die Aspekte der Entwicklung des Zirkus Salto, der pädagogischen Ziele und Alleinstellungsmerkmale, sowie der Kooperation mit dem Verein für Kinder- und Jugendarbeit e.V. und den Sachstand zur Sicherung des Zirkuszeltes.

Zur Geschichte des Zirkus Salto
Im Jahr 1999 wurde im Haus der Jugend Hannover der Kinder- und Jugendzirkus Salto als zirkuspädagogisches Projekt der Kinder- und Jugendarbeit initiiert und seither kontinuierlich auf- und ausgebaut. Salto ist inzwischen einer der größten Kinder- und Jugendzirkusse in Niedersachsen, die Zirkuspädagogik ist damit gewachsen zu einem wesentlichen inhaltlichen Bestandteil der Kinder- und Jugendarbeit des Hauses der Jugend.

Grundsätze und pädagogische Zielsetzung
Der Zirkus Salto ist ein kulturelles und außerschulisches Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 27 Jahren. In einem künstlerischen und pädagogischen Rahmen werden die musischen, künstlerischen, athletischen, technischen, handwerklichen und ästhetischen Talente und Potentiale junger Menschen unter Wahrung ihrer Persönlichkeit gefördert und ein wertschätzender Umgang miteinander gepflegt.

Die Teilnahme am Zirkusprojekt ist offen für alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen, unabhängig von sozialem und kulturellem Hintergrund, Geschlecht, Religion, Bildungsniveau oder körperlichen Beeinträchtigungen. Sie erfordert keinerlei Voraussetzungen außer dem Interesse an dem Angebot, ist niedrigschwellig, kostenlos und für Mädchen und Jungen gleichermaßen interessant.





Die Welt des Zirkus repräsentiert das gesamte Spektrum ganzheitlichen Lernens. Sie bietet eine Bühne, auf der in sehr elementarer Weise unter realen Bedingungen fachliche Kompetenzen und menschliche Basisfähigkeiten erworben werden. Das Spielerische des Zirkusarrangements wird von Beginn an mit sozialen Kompetenzen wie Team- und Gruppenfähigkeit und Empathie verbunden. Spaß und Spiel, Präsentation und Ausdruck werden mit artistischen Komponenten verknüpft. Zirkusleben erfordert soziale Fähigkeiten in besonderem Maße. Alle Akteure brauchen viel Energie, Ehrgeiz, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Disziplin und Selbstvertrauen um sich vor Publikum in der Manege zu behaupten. Kinder und Jugendliche machen Grenzerfahrungen. Verständnis füreinander, Gemeinschaft und Zusammenhalt ist eine der wichtigsten pädagogischen Zielsetzungen des Projektes.

Nutzung des Zirkuszeltes
Die immer größere Zahl an Interessierten konnte in den Räumlichkeiten des Hauses kaum mehr aufgefangen werden, zumal durch den Einzug der Musikschule in das Haus der Jugend weniger Räume für die Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung stehen. Im Jahr 2006 wurde vom Verein für Kinder- und Jugendarbeit e.V. ein großes Zirkuszelt für den Zirkus Salto erworben und auf dem Gelände des Hauses der Jugend zur Verfügung gestellt. Hierdurch erhält der Salto seine einmalige Zirkusatmosphäre.

Um das Zelt ganzjährig nutzen zu können, müssen bautechnische Bestimmungen befolgt werden. Diese beinhalten eine Fundamentierung des Zirkuszeltes. Die Baugenehmigung hierfür liegt vor. Die Arbeiten erfolgen auch mit intensiven Selbsthilfetätigkeiten durch Mitglieder des Vereins und engagierte Jugendliche. Verein und LHH stellen hierfür gemeinsam einmalig etwa 18.000 Euro zur Verfügung. Die Fundamentierungsarbeiten werden schnellstmöglich begonnen. Zur gemeinsamen Nutzung des Zirkuszeltes wurden mit dem Verein für Kinder- und Jugendarbeit e.V. als Eigentümer des Zirkuszeltes Nutzungsverabredungen getroffen. Eine Kooperationsvereinbarung wurde abgeschlossen.

Basisarbeit
Im Haus der Jugend und im Zirkuszelt trainieren zurzeit rund 120 Kinder und Jugendliche aus 12 Nationen an drei Tagen in der Woche im offenen Angebot wahlweise eine oder mehrere Zirkusdisziplinen. Die Kinder und Jugendlichen kommen aus dem gesamten Stadtgebiet Hannovers und sind allen sozialen Schichten zuzuordnen.

Die Anbindung an das Haus der Jugend bietet Möglichkeiten, die weit über das reguläre Zirkusgeschehen hinaus gehen. Einzelne erlangen Kenntnisse in Fragen der Bühnentechnik, des Kulissenbaus und des Veranstaltungsmanagements, sowie medialer und musischer Fähigkeiten. Sogar das Nähen eigener Kostüme kann erlernt werden. Zudem steht ein Team erfahrener Sozialpädagogen/-innen und Erzieher/-innen den Kindern und Jugendlichen mit offenem Ohr und Rat und Tat zur Seite auch bei allen Fragen und Problemen, die nicht direkt mit dem Training zu tun haben.

Die Jugendlichen übernehmen Mitverantwortung für die Organisation und das Gesamtprojekt. Die Themen der Präsentationen werden von den Kindern und Jugendlichen weitgehend selbst festgelegt. Die Trainer/-innen stehen dabei beratend zur Seite. Nahezu alle kinder- und jugendrelevanten Themen finden sich in den einzelnen Zirkusnummern wieder. Das Kreieren einer Zirkusnummer erfordert in besonderem Maße eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Präsentation einerseits und den unterschiedlichen Ideen, Stärken und Schwächen der Artisten andererseits. Kritikfähigkeit und Toleranz sind in dieser Arbeit an der gemeinsamen Präsentation von hoher Bedeutung.



Projekte, Kooperationen und Netzwerke
Ergänzend zum Basisangebot sind unterschiedliche Projekte angelegt, mit dem Ziel, die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen in das Basisangebot zu integrieren. So arbeitet Salto derzeit mit zwei Förderschulen zusammen. 40 Kinder der Werner-Dicke-Schule und der Gebrüder-Körting-Schule trainieren einmal wöchentlich bei Salto und in Kooperation mit dem Heimverbund der Stadt Hannover hat 2009 ein Projekt stattgefunden, an dem 26 Jugendliche aus den Wohn- und Tagesgruppen teilnahmen. In Zusammenarbeit mit der Jugendgerichtshilfe leisten jährlich rund 10 straffällig gewordene Jugendliche durch handwerkliche Tätigkeiten in und am Zirkuszelt ihre Sozialstunden ab. Durch die enge pädagogische Betreuung und das hohe Maß an Toleranz aller im Zirkus Salto Aktiven, erfolgt auch hier häufig eine Integration und lang anhaltende Bindung an das Projekt. Auch im Rahmen der FerienCard ist der Zirkus Salto regelmäßig aktiv mit einem Ferienangebot in Otterndorf und Aktivitäten um das Fährmannsfest.

Salto ist engagiert im Netzwerk „Circ-o“ und stellt in diesem Rahmen das Zirkuszelt u.a. für internationale Jugendbegegnungen zur Verfügung. Einmal jährlich spielt Salto mit anderen Zirkusprojekten im GOP. In Kooperation mit dem Lions Club spielen die im Salto Aktiven einmal jährlich im Hospiz.

Der Zirkus Salto wird bis in die Region Hannover für jährlich ca. 20 – 30 Veranstaltungen und Auftritte gebucht. Zu der jährlich stattfindenden dreitägigen Zirkusgala kommen jeweils rund 1000 Besucher/innen. Die Salto-Artisten und Artistinnen können für Auftritte gebucht werden, ebenso die Trainer/innen für Workshops und Fortbildungen. Das Schaffen von Auftritts- und Präsentationsmöglichkeiten ist fester Bestandteil des pädagogischen Konzeptes.

Peer to Peer
Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit des Zirkus Salto ist die Multiplikation von Kompetenzen unter den Jugendlichen. Alle Trainingsdisziplinen werden auch von Jugendlichen selbst unterrichtet, so dass die jüngeren Kinder von den Älteren lernen. Dadurch wird die Gemeinschaftsorientierung in der Gruppe intensiviert. Hier wird einerseits eine hohe Identifikation mit dem Salto erlangt und andererseits die Lücke zwischen Kindern und Jugendlichen in dem Projekt klein gehalten. Ebenfalls erzielen wir mit diesem System eine große Vorbildfunktion der jugendlichen Trainer zu den Kindern in dem Zirkus.

Elternarbeit
Seit 2003 wird der Zirkus Salto durch die im Verein für Kinder- und Jugendarbeit e.V. engagierte Elternschaft maßgeblich unterstützt. Die etwa 75 aktiven Mitglieder des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit e.V. organisieren mit sehr großem persönlichen Engagement die Fahrdienste zu den Auftritten, übernehmen den Auf- und Abbau, schneidern die Kostüme, führen notwendige Reparaturarbeiten durch und unterstützen maßgeblich in finanzieller Hinsicht.

Personal und Finanzen
Die Leitung des Zirkus Salto obliegt einem pädagogischen Mitarbeiter des Hauses der Jugend. Im Trainingsbetrieb werden darüber hinaus zur Zeit fünf zirkuspädagogische Fachkräfte eingesetzt, die von rund 20 ehrenamtlichen Jugendlichen unterstützt werden. Dieses System von Ehrenamtlichkeit und bezahlten Fachkräften stellt ebenfalls eine pädagogische Besonderheit dar.
Die Kosten für den pädagogischen Zirkusbetrieb mit rund 13.000 € jährlich werden aus dem pädagogischen Etat des Hauses der Jugend finanziert. Die Kosten für die Unterhaltung des Zirkuszeltes trägt der Verein für Kinder- und Jugendarbeit e.V. Dies ist Inhalt einer Kooperationsvereinbarung.


Perspektiven
Als künftige neue, ergänzende Ansätze sind einerseits die verstärkte Qualifikation von Jugendlichen im Bereich der Ton- und Veranstaltungstechnik angedacht, andererseits gibt es Ideen zu einer intensiven Zusammenarbeit mit der Musikschule Hannover in Bezug auf die Erstellung eigener (Zirkus-)Musik.
Der Bau eigener Zirkusrequisiten, z.B. von Stelzen, soll erweitert werden, sowie die mediale Dokumentation von Auftritten und Projekten durch die Jugendlichen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Der Kinder- und Jugendzirkus Salto des Hauses der Jugend ist ein offenes Angebot der Kinder- und Jugendarbeit der Landeshauptstadt Hannover und richtet sich generell an beide Geschlechter. Das Team des Salto setzt sich aus Männern und Frauen zusammen, die die Wünsche und Bedürfnisse beider Geschlechter im Blick haben. Die unterschiedlichen Aspekte der Methode Zirkus sind für Mädchen und Jungen in unterschiedlicher Ausprägung interessant. Mädchen finden sich mehrheitlich in den Disziplinen Kugel, Vertikaltuch, Akrobatik, Reifen oder Trapez, während die Jungen eher die Bereiche Jonglage, Diabolo oder Devilstick wählen. Es wird bewusst darauf geachtet, Mädchen und Jungen mit den vom jeweils anderen Geschlecht bevorzugten Disziplinen in Berührung zu bringen.

Kostentabelle

Es entstehen keine weiteren finanziellen Auswirkungen.

51.5 
Hannover / 09.12.2010