Informationsdrucksache Nr. 2246/2015:
Entwicklung der Herrenhäuser Gärten – eine Bilanz

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
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2246/2015
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Entwicklung der Herrenhäuser Gärten – eine Bilanz

1. Die Bedeutung des Ortes


Die Geschichte des Großen Gartens von Herrenhausen ist die Geschichte eines der bedeutendsten Gartenensembles Europas. In seiner Gesamtgestalt um 1700 erschaffen, ist an ihn ohne seine eigentlichen Protagonisten nicht zu denken: Es sind die mit den Fürstenhäusern Europas eng vernetzte Kurfürstin Sophie, ihr Mann Ernst August, der ehrgeizige Herzog von Braunschweig-Lüneburg, dem es 1692 gelang, in den höchsten Rang des deutschen Adels aufzusteigen und Kurfürst zu werden. Ihre Tochter, Sophie Charlotte, war Gemahlin des ersten preußischen Königs; ihr Sohn Georg Ludwig bestieg als Georg I. 1714 den englischen Thron und begründete die 123jährige Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien. Und hier wirkte zwischen 1676 und 1716 der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz, der an dieser Stelle viele seiner grundlegenden und wegweisenden Ideen entwickelte.

Barocke Gärten entstanden als repräsentative Orte, an denen Macht und Herrschaftsansprüche zum Ausdruck kamen, waren aber auch Stätten der Begegnung und Kommunikation der höfischen Gesellschaft. Sie waren und sind ein Abbild der gesellschaftlichen Verfasstheit, verweisen in ihrer Vielgestaltigkeit aber auch – gerade in Herrenhausen – auf Brüche, gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen der jeweiligen Zeit. Der Große Garten von Herrenhausen ist daher nicht allein Ausdruck absolutistischer Fürstenmacht, sondern zugleich gedankliches Spiel- und Experimentierfeld, geprägt durch die in ihm wirkenden Akteure und Protagonisten.

Gleichermaßen finden im Garten der philosophische Diskurs und die repräsentative Festkultur ihren Platz, der wissenschaftliche Dialog und die spielerische Aneignung der Welt. Vor mehr als 300 Jahren gegründet ist der Große Garten zum kulturellen Erbe der Gartenkunst, aber auch zum Forum für Kunst und Wissenschaft geworden. Seit dieser Zeit ist der Große Garten in wandelnder Form Ort sowohl für Festlichkeiten als auch für Debatten gewesen.

Bedingt durch die Zeit der Personalunion, in der das Kurfürstentum von London aus verwaltet wurde und es weder Bedarf noch Mittel zu großen Modernisierungen gab, blieb der Grundriss des Großen Gartens seit über 300 Jahren erhalten. Auch wenn nach dem Erwerb des Gartens durch die Stadt Hannover innerhalb der Struktur Veränderungen vorgenommen wurden, ist er immer noch der besterhaltene große Frühbarockgarten in Deutschland.

Doch nicht nur der Große Garten, auch der Georgengarten als bedeutendstes Beispiel eines Landschaftsgartens des 19. Jahrhunderts im ehemaligen Königreich Hannover und der Berggarten als international renommierter botanischer Schaugarten mit herausragenden Pflanzensammlungen begründen die Bedeutung dieses Gartenensembles. Komplettiert wird es durch den Welfengarten, der sich im Besitz des Landes Niedersachsen befindet.

Herrenhausen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem für die Landeshauptstadt Hannover bedeutenden Ort weiterentwickelt. Die Anziehungskraft der Gärten steigt stetig, Pflanzenausstellungen im Berggarten sind sehr beliebt, die Kulturformate haben sich mit den KunstFestSpielen Herrenhausen, den Chortagen und dem Museum im Schloss Herrenhausen ergänzt und das Tagungszentrum Schloss Herrenhausen ist auch Ort neuer Wissenschaftsformate.

Im September 2015 wurden die Herrenhäuser Gärten mit dem Europäischen Gartenpreis als bester historischer Garten in Europa ausgezeichnet. Eine international besetzte Jury aus Gartenexperten hatte die Herrenhäuser Gärten nominiert und aus den anderen Finalisten, Parks in England und Italien, ausgewählt. In der Kategorie „Historische Gärten“ wurde mit den Herrenhäuser Gärten zum ersten Mal ein deutscher Park ausgezeichnet. Vergeben wird der Preis seit 2010 vom Europäischen Gartennetzwerk EGHN, dem European Garden Heritage Network. Es ist das größte Gartennetzwerk Europas und vertritt gut 170 Mitglieder in zwölf Ländern.

Herrenhausen ist gewachsen und es besteht die Chance, die Kernkompetenz der Herrenhäuser Gärten weiter zu profilieren. Sie sind ein Ort der Gartenkunst und Gartenkultur, der Kultur und Wissenschaft, ein Ort an dem Traditionen mit der Welt von Morgen verknüpft werden. Diese Kombination ist unverwechselbar und unvergleichlich, und gleichzeitig ist sie der Maßstab für alle qualitätsvollen Einrichtungen.


1.1 Erbbaurechtsverträge und Partner

Schlossküche:

Um die mangelhafte gastronomische Situation kurz vor der EXPO 2000 zu verbessern, wurde mit der Herrenhausenbeteiligungsgesellschaft (heute Herrenhausen Verwaltungs GmbH & Co.KG - HVGG) 1998 ein Erbbaurechtsvertrag zur Errichtung und Betrieb eines Restaurants abgeschlossen. Der Vertrag endet am 31.12.2035. Grundsätze der Nutzungsüberlassung waren:
- „Grundsätzlich übernimmt der Betreiber selbst das Catering in Galerie, Orangerie und bei Veranstaltungen im Großen Garten.“
- „Anderen Betreibern wird die gastronomische Nutzung im Gebiet des Großen Gartens nur im Einvernehmen mit der Erbbauberechtigten gestattet" (Wettbewerbsverbot) u.a.

Verträge zwischen HVGG, IVA und LHH klären die gastronomische Versorgung von Tagungszentrum und Großen Garten. Die Verträge haben eine Laufzeit bis 31.12.2022.

Schloss:
Mit der IVA KG ist 2009 ein Erbbaurechtsvertrag zur Wiedererrichtung des im 2. Weltkrieg zerstörten Schlosses Herrenhausen abgeschlossen worden. Die Laufzeit beträgt 99 Jahre mit einer Verlängerungsoption von 50 Jahren. Das Gebäude wird als Tagungszentrum und als Museum Schloss Herrenhausen von der IVA vermietet. Die IVA „verpflichtet sich, das Tagungszentrum an mindestens 100 Tagen pro Kalenderjahr für eigene oder ihr über verbundene/geförderte Unternehmen/Einrichtungen zuzurechnende wissenschaftliche oder kulturelle Veranstaltungen zu nutzen“.

Das Tagungszentrum, das im Januar 2013 eröffnete, wird von der Schloss Herrenhausen GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Spie GmbH geführt. Das Catering hier erfolgt durch die Messe Gastronomie Hannover GmbH.

Ein neues Produkt setzt sich durch:
Nach erfolgreicher Einführung der neuen Herrenhausen-Bausteine „Schloss/Tagungszentrum“ und „Museum Schloss Herrenhausen“ kann festgestellt werden: Herrenhausen verzeichnet, wie schon im Vorjahr, mehr Besucher/innen denn je und ist für die Zukunft gut aufgestellt. Die Einführungsstrategie mit verstärkten PR- und Werbemaßnahmen in 2013 zielte darauf ab, die neuen Attraktionen bekannt zu machen und als Anlass für Herrenhausen-Besuche zu vermarkten. Auf diese Weise konnten erstmals über 500.000 Besuche pro Jahr verzeichnet werden. 2014 stand Herrenhausen als Teil der Niedersächsischen Landesausstellung „Als die Royals aus Hannover kamen“ erneut im Fokus einer überregionalen PR- und Werbekampagne. Die Anzahl der Gartenbesuche kletterte auf über 600.000, zuzüglich der seit Jahren stabilen Zahl von rund 200.000 Veranstaltungsbesucher/innen. Das Museum Schloss Herrenhausen konnte gute Besucherzahlen aufweisen, im Eröffnungsjahr 2013, im Jahr der Landesausstellung 2015; die Besucherzahlen in „Normaljahren“ müssen erst Erfahrungswerte erweisen. Das Ziel ist immer die Zahlen von 2013 zu erreichen oder über Sonderveranstaltungen zu steigern. Auch das Tagungszentrum im Schloss konnte nach einem erfolgreichen Start in 2013 die Ergebnisse in 2014 verbessern.
Die Zusammenarbeit der bewährten und neuen Akteure hat sich gefestigt, vor allem im Bereich der Veranstaltungen und Vermietungen. Ein erstes gemeinsam finanziertes Projekt ist die Vermietungsbroschüre Herrenhausen, die künftig den Bekanntheitsgrad der unterschiedlichen Angebote verbessern und den Auslastungsgrad steigern soll.



2. Masterplanung


2.1 Gartenkunst und Entwicklung der Gärten
Großer Garten:
Als einzigartige frühbarocke Anlage steht der Großer Garten im Mittelpunkt des Gartenensembles Herrenhäuser Gärten, im Volksmund oft „Der Herrenhäuser Garten“ genannt. Nach dem Ankauf des heruntergekommenen Gartens von den Welfen durch die Stadt Hannover 1936 wurde er nach nur elfmonatiger Sanierung im Sommer 1937 wiedereröffnet. ‚Prachtvoller und reizvoller denn jemals‘ war das Motto der Arbeiten. Zwar wurde die Wegestruktur größtenteils beibehalten, aber innerhalb der Kompartimente sind teilweise starke Veränderungen vorgenommen worden:
- Das Parterremuster wurde einem barocken Musterbuch entnommen, in dieser Form und Intensität gab es die Buchsbaumformen nicht im Großen Parterre.
- Im Barock gab es Blumen nur im Blumengarten des Kurfürsten (heutiger Blumengarten). Im Großen Parterre wurde 1937 erstmals eine Wechselbepflanzung eingeführt.
- Die Schwanenteiche lagen früher analog zur Graft einige Meter tiefer auf Höhe des Grundwasserspiegels. Sie wurden als eine Art Wasserparterre angehoben und als flache Wasserbecken mit Springbrunnen ausgeführt.
- Die ehemaligen Bosketts waren schlichte Heckenquartiere ohne besonderen Schmuck. Sie wurden in acht Sondergärten mit erfundenen bzw. nachempfundenen Beispielen der Gartenkunstgeschichte von Renaissance- bis Rokokogarten umgewandelt.
- Im größten Teil der 32 Triangeln waren traditionell Obstbäume gepflanzt, um 1700 mit bis zu 167 Arten und Sorten. Die 1937 eingebrachten Waldbäume sollten eigentlich in einem siebenjährigen Turnus auf den Stock gesetzt werden, doch blieb diese Pflegemaßnahme kriegsbedingt aus. Durch die mittlerweile ausgewachsenen Großbäume hat sich die vertikale Struktur des Noveau Jardins stark verändert. Das Alleenkreuz um die Große Fontäne ragt heute nicht mehr aus der Fläche der Triangeln heraus, sondern scheint Teil eines waldartigen Areals zu sein.
- Im Gartentheater wurde die gebaute Struktur kaum verändert (Ausnahme der hinzugefügte Orchestergraben), aber die Baumstellungen, Hecken und Bögen haben zu einer groben Verfälschung der historischen Absichten geführt.

Diese und weitere Maßnahmen waren zeittypisch und Ausdruck einer damals gängigen 'schöpferischen Gartendenkmalpflege‘. Die Veränderungen aus den 1930er Jahren und der Wiederaufbau in den 1950er und 1960er Jahren, als man die Vorkriegsplanung zu Grunde legte, sind heute die denkmalrelevante Schicht des Großen Gartens, die für alle Arbeiten und Sanierungen bindend ist. In Bereichen, in denen ein gestalterischer Mangel erkennbar war und es keine gute historische Plangrundlage gab, wurden in den letzten 20 Jahren Neugestaltungen eingefügt, die ihre Modernität zeigen, aber sich gut in den Garten einfügen. Besondere Beispiele dafür sind der Blumengarten und der Feigengarten und die Ausgestaltung der Grotte durch Niki de Saint Phalle. Einzelne Bereiche, in denen es grobe Veränderungen in der Struktur gab, können mittelfristig auf den ursprünglichen barocken Zustand zurückgeführt werden, soweit es die Plan- und Aktenlage zulässt. Wichtigstes Beispiel ist hier das Theaterboskett mit Gartentheater. Es ist in der Geschichte der Gartenkunst das erste ‚richtige‘ Gartentheater überhaupt, mit Bühne, Seitenbühne, Bereichen für Garderoben, Kulissengängen und Zuschauerbereich. Dadurch ist es der kulturhistorisch bedeutendste Teil des Großen Gartens. In den 1930er und 1950er Jahren wurden die Gehölze neu gepflanzt, teilweise nicht an den historischen Standorten, und durch Veränderung der Heckenstruktur eine ‚Freiluftbühne‘ geschaffen. Die eigentliche Bestimmung als Festraum auf mehreren Ebenen ist dadurch nicht mehr erlebbar. Schon mit relativ geringen Mitteln könnte hier der Ursprungszustand wieder hergestellt werden.
In den letzten 10 Jahren sind viele Mittel in die Sanierung der historischen Gebäude, Bauwerke und Ausstattung des Gartens investiert worden:
- Die Orangerie wurde komplett saniert, ist jetzt als Versammlungsstätte anerkannt und wird mit verbesserter Akustik und Ausstattung nun als Kammermusiksaal und für diverse andere Veranstaltungen genutzt.
- Im Rahmen der Errichtung des Schlosses ist die Beschilderung und die Beleuchtung des nördlichen Eingangsbereichs komplett erneuert worden.
- Die Technische Infrastruktur wird seit 2008 kontinuierlich erneuert, hier herrscht ein großer Nachholbedarf.
- Die Wasserkunst wird zurzeit aufwendig restauriert. Die Maßnahmen dauern noch bis Ende 2016 an.

Aber auch für die nächsten Jahre stehen Maßnahmen zur Erneuerung und Sanierung an. Exemplarisch können folgende Projekte genannt werden:
- Sanierung der Friederikenbrücke, die aus Sicherheitsgründen gesperrt ist, und weiterer Brücken,
- Erweiterung der Schlossküche, Erneuerung des Biergartenpavillons.

Im Rahmen eines in Arbeit befindlichen Masterplanes werden weitere, noch zu überarbeitende Bereiche untersucht. Die wichtigsten sind die Probebühne und der Bereich um das ehemalige Atelierhaus in der nordwestlichen Ecke des Gartens. Beide Gartenteile erfüllen nicht mehr ihren ursprünglichen Zweck als Gartenboskett und Gondelhaus und werden nicht mehr oder nur sporadisch genutzt.

Berggarten:
Vor 300 Jahren wurden auf der ehemaligen Sanddüne nördlich des Großen Gartens – deshalb Berggarten – eine Maulbeerplantage zur Seidenraupenzucht und erste Gewächshäuser angelegt. Im späten 18. und im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Berggarten zu einem der führenden Botanischen Gärten Deutschlands, u.a. mit der weltgrößten Palmensammlung.

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war geprägt von einer rasanten Reduzierung der Sammlungen, sei es durch Geldmangel in den 1920er und 1930er Jahren und durch massive Kriegsschäden. In den letzten 50 Jahren konnte der Pflanzenbestand wieder umfangreich erneuert werden, einzelne Sammlungen, wie die Orchideen haben inzwischen Weltruf. Die Anzuchtsgärtnerei pflegt nicht nur die zahlreichen Sammlungen, sondern zieht auch die zahlreichen Sommerblumen für die Wechselbepflanzungen an, die in dieser Vielfalt und abgehärteter Qualität auf dem Markt nicht zu beschaffen sind.

Im Freilandbereich werden die alten Lebens- und Sammlungsbereiche, wie Stein- und Irisgarten, Staudengrund und Paradies gepflegt und behutsam weiterentwickelt, in anderen Gartenteilen wurden in den letzten 15 Jahren neue Schwerpunkte gesetzt, wie in Deutschlands erstem Präriegarten.

Die Kübelpflanzensammlung umfasst etwa 1.000 Exemplare und zählt zu den bedeutendsten europaweit, u.a. mit der ältesten Kübelpflanze der Welt, einem 1653 aus Venedig importierten Granatapfelbaum. Von Anfang Mai bis Anfang Oktober schmücken die Kübel den Bereich zwischen Orangerie und Galerie, das Schlossumfeld, das Orangenparterre, den Schmuckhof und den Subtropenhof im Berggarten. Mächtige Kanarische Dattelpalmen stehen nicht nur am Gartenhof und am Ehrenhof, sondern auch am Nordufer des Maschsees.

Das zur EXPO 2000 errichtete Regenwaldhaus, heute Sea Life Hannover, wird privat betrieben und passt thematisch nicht mehr zum botanischen Schaugarten. Allerdings gibt es im Dom noch zahlreiche tropische Pflanzen, die durch die Herrenhäuser Gärten gegen Rechnung gepflegt werden.

Im Rahmen des Masterplans für den Berggarten wurde festgelegt, dass bauliche Entwicklungen nur in einem kleinen Bereich um das jetzige Kanarenhaus geschehen dürfen. Die übrigen Bereiche sollen in ihrer Grundstruktur erhalten bleiben.

Ein für die ganzjährige Attraktivitätssteigerung notwendiges Ausstellungshaus konnte bisher aus Kostengründen nicht realisiert werden.

Die Schnittmaßnahmen der Lindenallee sind für diesen ersten Abschnitt, der für 2015 geplant und mit der Naturschutzbehörde abgesprochen war, abgeschlossen. Zahlreiche Käferlarven aus den Starkästen wurden fachgerecht geborgen und in geeignete hohle Stämme der Linden umgebettet.
Weitere Schnittmaßnahmen sind seit Anfang September nicht mehr möglich, da die Larven jetzt bereits in Winterruhe gehen. Jede weitere Störung würde die Individuen gefährden und ist somit nicht gestattet. Hierin besteht Einvernehmen zwischen der Stadtverwaltung und der Naturschutzbehörde.
In der Zwischenzeit wurden die Sicherungsmaßnahmen für die Stämme der Alleebäume entwickelt und statisch geprüft. Zurzeit sind Stahlbaufirmen in einer Ausschreibung aufgefordert, ein Angebot abzugeben. Voraussichtlich werden die Sicherungsarbeiten Ende Oktober, Anfang November beginnen können, so dass anschließend die Hauptquerung in den Wintermonaten wieder für alle Besucher geöffnet werden kann.

Georgengarten:
Der Park wurde vor 180 Jahren als Englischer Landschaftsgarten angelegt und ist das Hauptwerk des Hof-Garteninspektors Christian Schaumburg, des bedeutendsten Gartenkünstlers des Königreichs Hannover. Die zwei Kilometer lange Herrenhäuser Allee umschließend ist er ein wichtiger Naherholungsort für viele hunderttausend Freizeitsportler/innen, Ruhesuchende und Grillfreund/innen. Kernstück ist das ehemalige Georgenpalais, Sitz des „Wilhelm Busch Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst“, mit dem dahinter liegenden, idyllischen Palaisgarten.

Im Georgengarten sind keine weiteren größeren Entwicklungen kurz- oder mittelfristig geplant. Potenzial besteht auf dem Werkhof des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün neben der Minigolfanlage, dessen Fläche bis in die 1950er Jahre zum Palaisgarten gehörte. In den nächsten Jahren wird der Werkhof voraussichtlich nicht aufgegeben. Sanierungsbedürftig sind einige der Brücken. Diese Maßnahmen sollen ab 2017 in Angriff genommen werden.

Museum Schloss Herrenhausen:
„Schlösser und Gärten in Herrenhausen“ heißt die Ausstellung im neu errichteten Museum Schloss Herrenhausen. Die Schau führt hinein in die aufregende Epoche des barocken Absolutismus hannoverscher Prägung, als vier Herzöge aus dem Welfenhaus nacheinander einen frühneuzeitlichen Fürstenstaat aufbauten, beim Kaiser und im Reich Reputation und Geltung erwarben und in der noch jungen Residenzstadt Hannover barocke Hofkultur entfalteten. Zum Zentrum wurde zwischen 1670 und 1720 die welfische Sommerresidenz Herrenhausen. Mit dem Bau und der Erweiterung des Sommerschlosses und vor allem mit der Anlage des Großen Gartens machte das 1692 zur Kurwürde gelangte Fürstentum Calenberg – benannt nach der Residenzstadt „Hannover“ – in ganz Europa von sich reden.
Die Ausstellung, die 2013 ihre Pforten öffnete, berichtet anhand von wertvollen Porträts, prunkvollen Waffen und Geschirren, kostbaren Möbeln, Zier- und Gebrauchsgegenständen über die Herrschaftsverhältnisse und die Lebensweise am hannoverschen Hof „um 1700“. In einem besonderen Saal, der mit seiner Atmosphäre an die barocken „Kunst- und Wunderkammern“ erinnert, versammelt sich erstrangiges Kunst- und Kulturgut aus den Sammlungen der hannoverschen Museen und privater Sammlungen – Kleinodien, die erstmals in großem Umfang ausgestellt werden und die barocke Lebenswelt eindrucksvoll zum Leben erwecken.
Unter dem Titel „Gartenkunst für Könige und Bürger“ erzählt der dritte Abschnitt die Geschichte der Herrenhäuser Schlösser und Gärten weiter, zeigt auf, wie sie sich im 19. und 20. Jahrhundert entwickelten, erneuerten und zum beliebten Ziel erholungssuchender Menschen von nah und fern wurden. Dabei gilt die Aufmerksamkeit nicht allein dem herrlichen Großen Garten, sondern auch dem lebendigen Georgengarten, dem immer wieder überraschenden Berggarten und dem Welfengarten an der Leibniz Universität. Der Universalgelehrte G.W. Leibniz (1646-1716) spielt in der Ausstellung an vielen Stellen eine besondere Rolle: als Denker, als Zeitgenosse der Kurfürstin Sophie (1630-1714) und als kongenialer Gesprächspartner ihrer Tochter, der späteren preußischen Königin Sophie Charlotte (1668-1705). Die wertvolle Porträtbüste des Gelehrten, 1790 vom irischen Bildhauer Christopher Hewetson (1739-1799) geschaffen, hat in der Ausstellung einen würdigen Ehrenplatz.


2.2 Marketing

Marketingstrategie 2015 ff:
Ziele für das mittel- und langfristige Marketing sind
· die weitere Etablierung und Positionierung – auch international – Herrenhausens als hochkarätige touristische Destination mit entsprechend positivem Image-Transfer auf die Landeshauptstadt Hannover,
· konstant hohe Besucherzahlen und eine hohe Besucherzufriedenheit, vordere Plätze bei Rankings,
· ein auch im internationalen Vergleich professioneller Besucherservice mit zeitgemäßen Angeboten (z.B. Online-Ticketing) und gesicherter Qualität (TQM),
· die differenzierte Ansprache der Zielgruppen Gartenliebhaber/innen inkl. Gruppen, Erlebnisorientierte (Veranstaltungsbesucher), Kunst- und Kulturtourist/inn/en (Museum, KunstFestSpiele, Konzerte, Großer Garten), Firmen/Veranstalter (Vermietung), Wissenschaftsbetrieb (Tagungszentrum),
· die intensive, professionelle Zusammenarbeit aller Herrenhausen-Akteure sowohl strategisch als auch operativ.

Überregionales Marketing / Online:
Das auf überregionale, auch internationale Märkte ausgerichtete Marketing soll auch künftig nach einem abgestimmten Maßnahmenplan umgesetzt werden. Beispiele aus dem Maßnahmenkatalog des überregionalen Marketings:
· Anzeigen-Kampagnen, z.B. in DB Mobil und überregionalen Zeitungen,
· Plakatkampagnen, z.B. für die KunstFestSpiele,
· Online-Kampagnen, z.B. auf Kultur-Plattformen,
· Auftritte bei Messen und Ausstellungen,
· Pressereisen, -mailings, Journalisten aus dem In- und Ausland betreuen,
· Broschüren für die unterschiedlichen Zielgruppen inkl. Mailings.
Darüber hinaus sollen die Homepage sowie Online-Serviceangebote wie Ticketing, Shops, Herrenhausen-Veranstaltungskalender und eine mobile Variante der Homepage aus organisatorischen Gründen weiterhin zentral im Rahmen der Hannover-Homepage gesteuert werden, bei Zuarbeit durch die Herrenhausen-Redaktion.

Regionales Marketing:
Potential im Hinblick auf die weitere Erhöhung der Besucher/innenzahlen bieten vor allem die Zielgruppen Gartenliebhaber/innen inkl. Gruppen sowie Kunst- und Kulturtourist/inn/e. Beispiele aus dem Maßnahmenkatalog:
Saisonale Akzente setzen – das noch auszuformulierende Konzept paart Blüh-Highlights mit dazu passenden Aktionen ohne Event-Charakter und schafft somit Anlässe für den wiederholten Garten-, vor allem Berggartenbesuch. Beispiele: Orchideenberatungstage, Advent in den Tropen, Kakteenliebhabertage, saisonale Höhepunkte wie Rhododendronblüte, Magnolienblüte, Ritterspornblüte etc. Geeignete Aktionen sind u.a. Führungen, Pflegevorführungen, Pflanzenverkauf.
Ausstellungen – vor allem zur Belebung der Wintermonate (weitere Pflanzenausstellungen).
Herrenhausen für Familien – neue Werbelinie mit Erlebenswertem für Familien, z.B. spezielle Führungen und Rallyes, Märchen-Picknick, Museumspädagogik MSH, Osterspaziergang, Laternen-Umzug, Frosch-Hochzeit, Eichhörnchen-Herbst u.v.m.
Veranstaltungen – gartenverträgliche Aktionen „en passant“ schaffen Anlässe für Gartenbesuche, auch für Kulturinteressierte. Beispiele: Lese-Picknick, Lesungen zur Illumination, spezielle Führungen im MSH, Lampion-Spaziergang, kleine Veranstaltungen im Gartentheater usw.


2.3 Besucherinfrastruktur

In den letzten Jahren wurde der Besucherservice der Herrenhäuser Gärten systematisch ausgebaut. Im Zusammenhang mit dem Schlossneubau wurde ein Shop eröffnet und die gesamte Beschilderung zu und in den Gärten erneuert bzw. vereinheitlicht, ein neues Kassensystem angeschafft, die Parkplätze ausgebaut, die Beleuchtung in den Eingangsbereichen des Großen Gartens erneuert sowie die meisten Toiletten überarbeitet. Die Internetseite wurde modernisiert und erweitert, die kostenlosen Gartenplanflyer aktualisiert und eine zentrale Informationstelefonnummer, die im Sommer 49 Std/Woche besetzt ist, eingerichtet. Seit einigen Jahren informieren ehrenamtlich tätige „Gartenlotsen“ an Wochenenden in der Sommersaison die Gäste über den Großen Garten.

Im Aufbau befinden sich noch ein zentrales Beschwerdemanagement und die Zertifizierung im Rahmen des Labels „ServiceQualität Deutschland“.
Weitere elektronische Informationssysteme, über QR-Codes oder GPS o.ä. gesteuert, wären sinnvoll und werden zurzeit auf ihre Umsetzung in Herrenhausen geprüft. Das gilt auch für den Aufbau von speziellen Lernangeboten für Kinder zum Thema Geschichte/Gartenkunst.



3. Herrenhausen als Spielort

Schon vor über 300 Jahren fanden im Großen Garten der philosophische Diskurs und die repräsentative Festkultur ihren Platz, der wissenschaftliche Dialog und die spielerische Aneignung der Welt. Es war ein Forum für Kunst und Wissenschaft, ein Ort sowohl für Festlichkeiten als auch für Debatten.

In dieser Zeit entwickelte Leibniz die Idee einer Akademie der Spiele, die er als anerkannte Institution der Weltaneignung – im Gegensatz zur später realisierten Akademie der Wissenschaft – nicht verwirklichen konnte. Wie in einem gesellschaftswissenschaftlichen Labor sollte dieses Konzept den mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen entgegengesetzt werden.

Künste und die KünstlerInnen, die in Herrenhausen zu Akteuren wurden, waren stets hoch geachtet, forderten zu Ihrer Zeit die Gesellschaft jedoch immer auch heraus. Dies gilt für Händel und Steffani, die mit ihren Barockopern neue Formate entwickelten, dies setzt sich mit anderen gesellschaftlichen Vergnügungen wie Karneval und Feuerwerken fort. Das Verständnis der Förderung durch den Hof und seines Beraters Leibniz war dabei eine Mischung aus Unterhaltsamem und Dialogischem, aus Tradiertem und Modernität.

Aber die Künste und die Spiele blieben dem Adel, dem Hof, vorbehalten. Als eines der Resultate der Französischen Revolution und ihrer Gesellschaftsentwürfe eignete sich die bürgerliche Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts in zunehmendem Maße die Herrschaft über die Künste an. Damit war auch die Förderung von Kunst und Spielen verbunden. Seit dem Kauf des Großen Gartens durch die Stadt und seiner Wiederherrichtung 1936/37 werden der Garten und die historischen Gebäude intensiv bespielt (Informationsdrucksache Nr. 0172/2013). Neben den traditionellen Spielorten Gartentheater und Galerie sind durch Kleines Fest, Feuerwerkswettbewerb und Festwochen Herrenhausen der gesamte Große Garten und die Orangerie einbezogen worden.

Wie kaum ein anderer Garten sind in Herrenhausen Formate möglich, ohne die historische Substanz zu gefährden. Fast die Hälfte der Gartenfläche entfällt auf Wege und ist somit gut zu nutzen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Investitionen vorgenommen, die die Sicherheit und Bespielbarkeit des Gartens und der Gebäude verbessern (u.a. Erneuerung der technischen Infrastruktur mit leistungsfähigerer Stromversorgung, Sicherheitsbeleuchtungen, Brandschutz). Somit können trotz gestiegener Sicherheitsbestimmungen die Veranstaltungen weiterhin durchgeführt werden.

Alle Großveranstaltungen stehen allerdings immer in Konkurrenz zu den Gartenbesuchen, da Absperrungen, frühere Gartenschließungen und Veranstaltungsaufbauten bis hin zur Zusatzgastronomie und temporären Toiletten den Gartengenuss der zahlreichen Touristen beeinträchtigen. Daher ist das Ziel der Entwicklung der Spielorte und Veranstaltungen nicht eine maximale Bespielung der Gärten, deren Hauptaufgabe die Präsentation von Gartenkunst in Vollendung ist. Stattdessen gehen die Bestrebungen in eine fortwährende Qualitätserhaltung und –entwicklung unter Einbeziehung des Ortes mit seiner Schönheit, Geschichte und Potentialen.


3.1 Die Weiterentwicklung des Ganzjahresprogramms

Die Veranstaltungen in den Herrenhäuser Gärten sind geprägt durch Vielfalt, die unterschiedliche Zielgruppen anspricht. Diese Vielfalt soll in Zukunft nicht nur erhalten, sondern ausgebaut werden, um das Ganzjahresprogramm zu komplettieren und die Herrenhäuser Gärten rund um das Jahr zu einem Zielort für Veranstaltungen attraktiv zu machen. Dabei ist es immer eine Herausforderung, die Geschichte und das Profil des Ortes im Blick zu halten.

Veranstaltungsorte:
· Großer Garten mit Gartentheater
· Galerie, Orangerie und Arne Jacobsen Foyer
· Berggarten
· Georgengarten
· Museum Schloss Herrenhausen
· Wilhelm Busch Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
· Sea Life
· Tagungszentrum Schloss Herrenhausen
· Hardenbergsches Haus

Neben öffentlichen Veranstaltungen gibt es eine Reihe von Vermietungen in den historischen Gebäuden nebst angrenzenden Bereichen, die für den Standort Herrenhausen von großer Bedeutung sind, wie Empfänge der Stadt, des Landes Niedersachsen und des Bundes, Firmenveranstaltungen (Messe AG, Samsung, Exxon) bis hin zu standesamtlichen Trauungen.


3.2 Bisherige Veranstaltungsformate im Jahreszeitenablauf
· Pflanzenausstellungen im Berggarten (Februar)
· Osterspaziergang
· Gartenfestival Herrenhausen im Georgengarten (Pfingsten)
· Feuerwerkswettbewerb (Mai/Juni und August/September)
· KunstFestSpiele Herrenhausen (Mai/Juni)
· Chorfestival (Juni/Juli)
· Kleines Fest im Großen Garten (Juli)
· TanzTheaterInternational (September)
· Niedersächsische Musiktage (Oktober 2014)
· Herbstfestival Herrenhausen (September)

· GOP Wintervarieté (November bis Januar)
· Silvesterkonzert
· Nds. Staatsorchester (Dezember)
Über das Jahr verteilt ergänzt der NDR mit mehreren Konzerten in der Reihe Ring Barock das Programm.


3.3 Das Museum Schloss Herrenhausen

Nach den Erfahrungen der besonders guten BesucherInnen-Resonanz im „Royals-Jahr 2014“ sollen im Westflügel des Museums, der grundsätzlich für Wechselausstellungen gedacht ist, künftig jährlich wechselnde Ausstellungen zu ausgewählten Themen mit garten- und geistesgeschichtlichen Aspekten gezeigt werden. Diese sollen mit den Ausstellungen und Aktionen in den Gärten korrespondieren. Die neue Kooperation der im Verbund „Museen für Kulturgeschichte“ verbundenen Sammlungen von Kestner- und Historischem Museum erlaubt die Präsentation vielfältiger Objektgruppen unter zahlreichen Themenstellungen. Spezielle Veranstaltungsformate, die Museumsinhalte und Gartenthemen miteinander in Beziehung setzen, sollen insbesondere ein Familienpublikum ansprechen.


3.4 Die KunstFestSpiele als Festivalformat

Die Leitgedanken der KunstFestSpiele waren und sind zukünftig:
1. Die historische Idee des Ortes, entworfen durch seine Protagonisten, aufzugreifen und zu einer unverwechselbaren Kulturdestination weiter zu entwickeln..
2. Die Akademie der Spiele zu einem anerkannten, unverwechselbaren Format zu entwickeln.
3. Die eigene, strahlende Identität Herrenhausens herauszustellen und zu kommunizieren.
4. Kunstformate mit Schwerpunkt Musik zu erarbeiten, bzw. mit geeigneten Partnern zu kooperieren und dabei das Intendanzprinzip fortzuführen.
5. Partner zu gewinnen, die in die KunstFestSpiele als Standortförderung investieren, Drittmittel einzuwerben und lokale Produzenten von Kultur und Wissenschaft einzubinden. Anreize für Förderer und Sponsoren zu schaffen mit einem klar definierten „Highlight“ als Gesamtheit und Angebot.
6. Die BesucherInnenzahlen zu steigern, auch durch die Vermittlung des Anliegens der KunstFestSpiele und ihrer Mitspieler in die Stadtgesellschaft.

Unter diesen Gesichtspunkten wurde Dr. Elisabeth Schweeger als erste Intendantin der KunstFestSpiele Herrenhausen gewonnen, das Format aufzubauen. Ab 2016 wird Ingo Metzmacher für das Programm verantwortlich sein.

Die KunstFestSpiele sind - in Abgrenzung zu den Theaterformen - auf die Musik, das Musiktheater, Performance und Ausstellungen bezogen. Dabei soll die Kunst dem Ort und seiner Tradition entsprechen. Der Festivalcharakter der KunstFestSpiele im Mai/Juni soll durch ein verdichtetes Programm bestehen bleiben; eine Zeit, in der "man sich trifft" und begegnet, mit Zeit für Kontemplation.
Die Akademie der Spiele ist ein Projekt der KunstFestSpiele Herrenhausen. Grundlage des Konzeptes ist die Vision einer Akademie der Spiele von Gottfried Wilhelm Leibniz. Der Philosoph war überzeugt davon, dass dem Staunen und Wundern eine produktive Kraft innewohnt. Sein Leben lang trieb ihn eine umfassende, keineswegs nur wissenschaftliche Neugierde und die Einsicht, dass Vergnügen und Erkenntnis unbedingt zu verknüpfen sind, um das Wissen und die Wissenschaften voranzutreiben. Diese zukunftsweisende Vorstellung des Philosophen liegt auch der Akademie der Spiele in Herrenhausen zugrunde.
Seit 2010 ist die Akademie der Spiele als Vermittlungsformat ein fester und etablierter Bestandteil des Programms der KunstFestSpiele Herrenhausen.
Im Rahmen der KunstFestSpiele Herrenhausen 2016 wird Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren die außergewöhnliche Möglichkeit geboten, sich mit international renommierten Künstlern des Festivals auszutauschen, den Produktions- und Probenprozess eng zu begleiten und durch eigene konkrete Arbeiten mit den Künstlern in einen Dialog zu treten und deren Welt und Werke beim Festival unmittelbar zu erleben.
Die Akademie der Spiele findet mit Angeboten, die neben Kunst und Kultur wissenschaftliche Themen fokussieren, statt. Der Große Garten in Herrenhausen, an dessen Entstehung und Gestaltung Gottfried Wilhelm Leibniz Anteil hatte, wird dabei als „Labor“ der geeignete Ort für Erfahrungsaustausch, Wissensweitergabe, ästhetische Erfahrung und kreative Anstöße sein.



4. Investitionen, Besucherentwicklung, Vermietungen

Investitionen:
In den vergangenen acht Jahren sind insgesamt über 20 Mio. € in die Sanierung der Gebäude, Gärten und Einrichtungen investiert worden. Schwerpunkt war einerseits die Orangerie, bei der in einem Mehrjahresprogramm die Fußbodenheizung, Dach und Fassade erneuert wurden und mit zahlreichen Einbauten das Gebäude so hergerichtet wurde, dass es jetzt als Versammlungsstätte zugelassen ist. Auch die Technische Infrastruktur im Großen Garten wird seit Jahren in mehreren Bauabschnitten saniert. Die zum Teil über 50 Jahre alten elektrischen Anlagen bedurften und bedürfen dringend einer Verbesserung aus Sicherheitsgründen. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurde auch die gesamte Beleuchtung des Parterres, des Ehrenhofes und der nördlichen Eingangszone erneuert und zusätzliche Sicherheitsbeleuchtungen installiert.

Die größte Einzelmaßnahme zurzeit ist die Sanierung der historischen Wasserkunst, die 2016 abgeschlossen sein soll. Die fast 300 Jahre alte Gründung mit Holzpfählen stellt die Maßnahme immer wieder vor bautechnische Herausforderungen.

Das gut 50 Jahre alte Arne Jacobsen Foyer, ein Baudenkmal von überregionaler Bedeutung, muss dringend saniert werden.

Investitionen in Herrenhausen im Vermögenshaushalt von 2006 bis 2014 in Mio. Euro:

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

1,8 3,1 2,1 2,4 2,5 1,5 3,3 1,3 1,6

Zusätzlich sind Sanierungsmittel im Ergebnishaushalt veranschlagt gewesen.

Besucherentwicklung:
Seit Einführung der Eintrittsgeldnahme für den Großen Garten und den Berggarten ungefähr Mitte der 1990er Jahre lag die Zahl der Besuche um die 240.000 pro Jahr. Durch die Eröffnung der Grotte verdoppelte sich die Zahl in 2003, um sich danach auf unter 400.000 Besuche einzupendeln. Durch die verstärkten Marketingmaßnahmen der Herrenhäuser Gärten gemeinsam mit der HMTG konnte 2007 die 400.000-Marke überschritten werden. Seitdem wachsen die Zahlen an.
Im Jahr 2014 wurden über 600.000 Besuche im Großen Garten und Berggarten gezählt. Die Gäste kommen zu etwa 30 % aus der Landeshauptstadt Hannover und dem Umland, weitere 30 % aus dem übrigen Niedersachsen. Von den übrigen Bundesländern (etwa 28 %) ist Nordrhein-Westfalen traditionell am stärksten vertreten. In der Sommersaison liegt der Anteil ausländischer Gäste bei 12 %. Neben Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden kommen viele aus den USA, Russland, China und Japan.
Mit weiteren 200.000 Personen bei Veranstaltungen ist Herrenhausen das wohl am intensivsten bespielte Gartenensemble Deutschlands.

Im Westflügel des Museums war 2014 im Rahmen der erfolgreichen Landesausstellung „Als die Royals aus Hannover kamen…“ eine Dependance eingerichtet worden, in der die kostbare Kunstsammlung des Grafen Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn (1736-1811) rekonstruiert war. Die hohe Qualität der Ausstellung sowie die intensive Bewerbung sorgten für einen besonders guten Publikumszuspruch von mehr als 96.000 Besucher/innen. Im laufenden Jahr wurde die bereits 2013 gezeigte Schau wieder eingerichtet; es wird daher mit deutlich geringeren Museumsbesuchen zu rechnen sein (Normaljahr). Neue, jährlich wechselnde Sonderausstellungen im Westflügel sollen die BesucherInnenzahl künftig wieder steigern.

Besuche im Großen Garten und Berggarten:

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

375.000 460.000 435.000 465.000 435.000 470.000 456.000 510.000 610.000

Vermietungen:
Herrenhausen ist einer der vielfältigsten und schönsten Orte für Tagungen und Veranstaltungen. Von Hochzeitsgesellschaften oder anderen Familienfeiern im Hardenbergschen Haus oder in der Schlossküche, über wissenschaftliche Kongresse im Tagungszentrum bis zum Empfang von Staatsgästen in der Galerie. Die unterschiedlich ausgestatteten Räumlichkeiten oder Gartenbereiche können einzeln oder in Kombination für geschlossene Veranstaltungen gebucht werden. Beliebt sind Tagungen im Schloss mit anschließendem Empfang in der Galerie oder Veranstaltungen im Schloss mit Aktionen im Großen Garten.
Durch die Neuausrichtung der Orangerie als Kammermusiksaal kann die Galerie zukünftig besser vermietet werden, da die Bühnen und Tribünen nicht immer wieder ein- und ausgebaut werden müssen. Dabei hilft auch ein 2014 in Betrieb genommenes neues Buchungssystem.

Es gibt eine gute Auftragslage bei den Buchungen, bei den Gärten und historischen Gebäuden sind die Grenzen der Belastbarkeit für die denkmalgeschützten Anlagen und Einschränkungen für Tagesbesucher/innen bald erreicht, doch können bei geeigneter Planung noch weitere Vermietungen durchgeführt werden. In guter Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort (Schlossküche, Hardenbergsches Haus und Tagungszentrum Schloss Herrenhausen) wurden gemeinsam neue Vermietungsformate mit einem gemeinsamen Auftritt entwickelt. Die neue Broschüre und die neue Website wurden im Januar 2015 veröffentlicht.

Die Weiterentwicklung der Vertriebsstruktur mit zusätzlichen Angebotspaketen für Gebäude und Gärten inklusive diverser Agenturleistungen ist für 2016 geplant.
Gemeinsam mit den Partnern entwickeln die Herrenhäuser Gärten weitere Produkte, die ab Mitte 2016 angeboten werden. Vorhandene Module und Bausteine werden überprüft und erweitert, neue gemeinsame, raumübergreifende Formate für Großveranstaltungen erarbeitet. Darüber hinaus sollen zusätzliche Agenturleistungen angeboten werden, die in Zusammenarbeit mit anderen Dienstleistern (wie z.B. eine speziell auf den Ort und die Gebäude abgestimmte Musik, Licht, Dekoration oder Inszenierungen) gerade erarbeitet werden.
Es soll eine gemeinsame Ansprache potentieller Kunden durch alle Partner geben, bei denen z.B. große Unternehmen zu Führungen durch alle Häuser und/oder bei inszenierten Rundgängen durch den Großen Gärten auf die große Bandbreite der Möglichkeiten aufmerksam gemacht werden.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Gender-Aspekte sind nicht berührt.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

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Hannover / 02.10.2015