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Widmung der Grabstätte von Charlotte Kestner als Bedeutende Grabstätte
Antrag,
die Grabstätte von Charlotte Kestner, geboren am 11.01.1753 in Wetzlar, gestorben am 16.01.1828 in Hannover, auf dem Gartenfriedhof Hannover als "Bedeutende Grabstätte" gemäß der am 16.07.2015 vom Rat beschlossenen Ehrengräbersatzung zu widmen.
Berücksichtigung von Gender-Aspekten
Mit der Widmung der Grabstätte von Charlotte Kestner wird der bisher unterrepräsentierte Anteil an gewidmeten Grabstätten von Frauen erhöht.
Gemäß § 2 der Ehrengräbersatzung ist jede Person berechtigt, Vorschläge für Ehrengräber und bedeutende Grabstätten zu unterbreiten. Diese sind in schriftlicher Form und mit ausführlicher Begründung bei der Verwaltung einzureichen. Derzeit ist der Anteil an weiblichen Ehrengräbern und Bedeutenden Grabstätten unterrepräsentiert. Vor diesem Hintergrund ist die Verwaltung bestrebt, den Anteil der Ehrengräber und bedeutenden Grabstätten von Frauen zu erhöhen und nimmt entsprechende Vorschläge gerne entgegen.
Ergebnis der Klimawirkungsprüfung
Die Widmung der Grabstätte als Bedeutende Grabstätte hat keine Auswirkung auf das Klima.
Kostentabelle
Da der Gartenfriedhof bereits in seiner Gesamtheit als Denkmal erhalten und gepflegt wird, entstehen durch die Widmung einzelner Grabstätten keine finanziellen Auswirkungen.
Begründung des Antrages
Charlotte Sophie Henriette Kestner wurde am 11.1.1753 als Tochter des Amtsmannes H.A. Buff in Wetzlar geboren und starb am 16.1.1828 in Hannover.
1773 heiratete sie durch die Eheschließung mit ihrem Verlobten Johann Georg Christian Kestner (1741-1800) in die hannoversche Familie Kestner ein. Im Jahr vor der Hochzeit hatte sie in Wetzlar Johann Wolfgang v. Goethe kennengelernt, der eine Leidenschaft für sie entwickelte und seine, angesichts der bereits bestehenden Verbindung zu Kestner, unglücklichen und aussichtslosen Gefühle 1774 in dem Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ literarisch verarbeitete. Seine Romanfigur der „Lotte“ war darin unverkennbar an Charlotte Kestner angelehnt. Auch eine spätere Wiederbegegnung zwischen ihr und Goethe fand literarischen Niederschlag in Thomas Manns Roman „Lotte in Weimar“ (1939).
Sie selbst bewies organisatorische Fähigkeiten in der Führung des väterlichen Haushalts mit insgesamt 16 Kindern, den sie nach dem frühen Tod der Mutter im Alter von 17 Jahren übernahm, sowie in der eigenen Haushaltsführung mit wiederum zwölf Kindern. Ihr klassizistisches Grabdenkmal auf dem Gartenfriedhof wurde von dem Hofbaumeister G.L.F. Laves gestaltet, mit dem ihre Enkeltochter Wilhelmine (1803–1855) verheiratet war.
Die Hintergründe des „Werther“-Romans und Goethes Beziehung zu Charlotte Kestner sind Gegenstand zahlreicher literaturhistorischer Publikationen. In der stadtgeschichtlichen Literatur hat Charlotte Kestner aufgrund dieser Begebenheiten ebenfalls einen festen Platz.
Hiltrud Schroeder (Sophie & Co, Bedeutende Frauen Hannovers, 1990, S. 57ff.) und das Gleichstellungsreferat der LHH (Bedeutende Frauen in Hannover, 2013, S. 11) zählen sie zu den bedeutenden historischen Frauengestalten Hannovers. Die Kestnerstraße in Hannover ist allerdings nicht nach ihr, sondern nach ihrem Enkelsohn Hermann Kestner (1810-1890) benannt, dessen Sammlungen das heutige Museums August Kestner mitbegründeten.
Die Verwaltung schlägt vor, die Grabstätte von Charlotte Kestner auf dem Gartenfriedhof aufgrund der historisch-literarischen Bedeutung ihrer Person als "Bedeutende Grabstätte" nach der Ehrengräbersatzung v. 16.7.2015 zu widmen.
41.0
Hannover / Nov 7, 2024