Drucksache Nr. 2190/2006:
Kontraktmanagement in der Erziehungshilfe

Inhalt der Drucksache:

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2190/2006
1
 

Kontraktmanagement in der Erziehungshilfe

Antrag,

zu beschließen,
1. das Projekt „Kontraktmanagement in der Erziehungshilfe“ vom 01.01.2007 bis zum 31.12.2007 fortzusetzen. Das Projekt verfolgt die Zielsetzung des Umbaus der ambulanten Erziehungshilfen. Grundlage des Umbaus ist der “Vertrag zur Durchführung ambulanter Hilfen zur Erziehung und ambulanter Hilfen für junge Volljährige in der Landeshauptstadt Hannover“, der als Anlage beigefügt ist.
2. Für fallunspezifische und sozialräumliche Arbeiten und Projekte, die zur Vermeidung oder Reduzierung von Hilfen zur Erziehung beitragen, werden 100.000 € zur Verfügung gestellt.
3. Den am Projekt beteiligten freien Trägern der Erziehungshilfen werden Mittel in Höhe von 140.000 € zur Verfügung gestellt, damit der Umbauprozess trägerübergreifend gewährleistet werden kann.
4. Für ein Personalqualifizierungsprogramm für Fachkräfte des Kommunalen Sozialdienstes werden max. 20.000 € zur Verfügung gestellt.
5. Für die Entwicklung eines Konzeptes zur Überprüfung der Wirkungen und der Nachhaltigkeit von Hilfen zur Erziehung werden 30.000 € zur Verfügung gestellt.
6. Für die externe wissenschaftliche Begleitung des Gesamtvorhabens durch das Institut für stadtteilbezogene soziale Arbeit und Beratung der Universität Duisburg-Essen (ISSAB – Prof. Dr. W. Hinte) werden max. 3.000 € zur Verfügung gestellt.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die weitere Fortführung des Projektes trägt im besonderen Maße dazu bei, die unterschiedlichen pädagogischen Erfordernisse sowohl für Mädchen als auch für Jungen im Bereich der Erziehungshilfe zu berücksichtigen.

Kostentabelle

Die Mittel zu 1. - 6. stehen im Budget 351204 - Erziehungshilfe - zur Verfügung.

Begründung des Antrages

Zu 1.:
Die fachlichen und konzeptionellen Inhalte des Reformprojektes „Kontraktmanagement in der Erziehungshilfe“ sind in den Beschlussdrucksachen Nr. 1087/2000, Nr. 2731/2001 N1 in der geänderten Fassung der Drucksachen Nr. 3143/2001, Nr. 3048/2002 sowie Nr. 2199/2004 dargelegt und beschlossen.

Mit Drucksache Nr. 2199/2004 wurde der bis Ende 2004 auf den Stadtbezirk Ricklingen regional begrenzte Projektbereich auf das gesamte Stadtgebiet der Landeshauptstadt Hannover übertragen. Die gemeinsam eingesetzten Verfahren bei der Hilfeplanung, Fallbearbeitung, die Organisation und Durchführung sozialraumorientierter Projekte im Rahmen des Gesamtkonzeptes „Kontraktmanagement in der Erziehungshilfe“ sowie die zwischen öffentlichen und freien Trägern vereinbarten Leitsätze haben sich auch im Vertragszeitraum 2005 und 2006 bewährt. Einzelhilfen werden in Kooperation nach einem standardisierten methodischen Verfahren entwickelt, beraten und durchgeführt. Dies ermöglicht eine präzise, auf den konkreten erzieherischen Bedarf des Kindes, Jugendlichen und Familien zugeschnittene Hilfe, die bei den ambulanten Hilfen durchgängig ortsnah, lebensfeld- und bedarfsorientiert erbracht werden. Die Möglichkeit der Handhabung eines flexiblen Budgets hat weiterhin dazu geführt, dass Ressourcen des Stadtteils genutzt werden konnten. Eine sozialräumliche Orientierung und eine systematische Einbeziehung vorhandener Hilfen und Unterstützungssysteme stadtweit ist mittlerweile methodischer Handlungsbestandteil der Beratungsgremien geworden.

Die für den Vertragszeitraum jährlich zur Verfügung gestellten Finanzmittel konnten auskömmlich bewirtschaftet werden und haben insbesondere dem öffentlichen Träger eine große Planungssicherheit gegeben.

Zielsetzung des Projekts „Kontraktmanagement in der Erziehungshilfe“ ist auch, neue Hilfeformen in sozialräumliche Verträge einzubeziehen und weitere Träger zu beteiligen. Der Projektzeitraum 2006 wurde genutzt, mit bislang nicht vertraglich gebundenen hannoverschen HzE-Trägern ambulante Hilfeangebote zu planen, die noch nicht in erforderlichem Maße vorhanden sind. Für den Zeitraum 01.01. – 31.12.2007 sollen hierzu Verträge mit weiteren acht Trägern abgeschlossen werden. Dies sind
1. Kreisverband Arbeiterwohlfahrt Region Hannover e. V.
2. Kinder- und Jugendheim Limmer
3. Mädchenhaus Hannover - Verein zur Unterstützung feministischer Mädchenarbeit e. V.
4. Prisma
5. Step
6. Caritasverband Hannover e.V.
7. Jugendhilfe St. Joseph - Caritasverband f. d. Diözese Hildesheim e. V.
8. Pestalozzi-Stiftung
Die erweiterten Hilfeangebote umfassen
· Mutter-Kind-Hilfen zur Vermeidung einer vollstationären Hilfe nach § 19 SGB VIII
· mädchenspezifische Hilfen zur Erziehung
· Hilfen für jugendliche Cannabiskonsumenten
· intensives Elterntraining, um eine schnellstmögliche Rückführung in den elterlichen
Haushalt zu ermöglichen
· tagesstrukturierende Angebote mit Elterntraining
Im Vertragszeitraum 2007 wird geprüft, ob diese Hilfen wirkungsvoll sind und den tatsächlichen Bedarfen entsprechen oder ob Veränderungen erforderlich sind.

Zu 2.:
Zielsetzung im Projekt „Kontraktmanagement in der Erziehungshilfe“ ist auch die Nutzung von vorhandenen Hilfssystemen und Ressourcen des Stadtteils. Durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln ist es im Vertragszeitraum gelungen, niedrigschwellige Hilfen zu entwickeln, die zum einen kostengünstiger sind, aber darüber hinaus einen wesentlich größeren Personenkreis erreichen als die klassische Einzelfallhilfe. Dieser Arbeitsansatz ist im gesamten Projektzeitraum weiterentwickelt worden und mittlerweile ein wichtiger Bestandteil sozialräumlichen Arbeitens der Teams geworden. Beispielhaft für diesen Ansatz sind hier Elterntraining für Mütter und Väter sowie tagesstrukturierende Angebote nach der Schule für Kinder im Alter von 7 - 11 Jahren zu nennen.

Zu 3.:
Der Umbauprozess erfordert auch für das Jahr 2007 von den beteiligten freien Trägern untereinander, aber auch gegenüber dem öffentlichen Träger, ein hohes Maß an Veränderungs- und Abstimmungsbereitschaft was die interne Ablauflauforganisation sowie die Personalbewirtschaftung anbelangt. Dies ist mit den vorhandenen personellen und finanziellen Kapazitäten nicht zu gewährleisten, so dass für den Projektzeitraum bis Ende 2007 eine weitere Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel erforderlich ist. Insbesondere auch die Ausweitung der Hilfen um acht weitere Anbieter wird den Abstimmungsbedarf untereinander noch mal erhöhen.

Zu 4.
Zentraler Punkt des Umbauprozesses ab 2005 ist neben den regionalen Verträgen insbesondere ein mit acht freien Trägern Hilfen zur Erziehung entwickeltes Personalqualifizierungskonzept. Das Konzept wurde gemeinsam mit dem Niedersächsischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung e. V. Hannover durchgeführt. Es sind bislang ca. 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freier und öffentlicher Träger qualifiziert worden. Die Kosten hierfür trägt jeder Vertragspartner selbst. Eine Fortsetzung der Personalqualifizierung ist erforderlich für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zu 5.
Ressourcen zielgenau und wirtschaftlich einzusetzen sowie flexible sozialräumliche Hilfen zu erbringen sind zentrale Inhalte des Umbaus. In begleitenden wissenschaftlichen Auswertungen sind hierzu Aussagen getroffen worden, die bestätigen, dass hierbei Fortschritte gemacht wurden. Weniger deutlich ist bislang darstellbar, welche Wirkungen und Nachhaltigkeit mit eingeleiteten Hilfen und Unterstützungen erzielt werden. Eine sozialwissenschaftliche Auswertung hierzu steht bislang aus. Es wird daher als erforderlich angesehen, auf der Grundlage des mittlerweile gemeinsam eingeführten Qualitätskonzepts eine Untersuchung hierzu durchzuführen. Dies kann personell nicht von den Vertragspartnern erbracht werden und sollte zur besseren Transparenz von einem externen Institut geplant und durchgeführt werden.

Zu 6.
Im Rahmen des Projektverlaufes hat es eine regelmäßige Begleitung durch Prof. Dr. Hinte vom ISSAB Essen gegeben. Eine weitere fachliche externe Begleitung in regelmäßigen Abständen ist auch im Jahr 2007 erforderlich, um so Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegenwirken zu können.

Alle im Umbauprozess beteiligten freien Träger der Erziehungshilfen und die Verwaltung sind bislang übereinstimmend der Auffassung, dass der eingeschlagene Weg richtig ist. Auch die Einbeziehung weiterer Träger mit spezifischen Hilfeangeboten ist die konsequente Umsetzung der bisherigen hannoverschen Erfahrungen. Sie entsprechen den Erfordernissen zeitgemäßer innovativer Jugendhilfe, gestaltet sozialraumorientierte und präventive Hilfen der Erziehung und unterstützt den Prozess von stationären zu kostengünstigeren ambulanten Erziehungshilfen.

Der Projektzeitraum ist in der Drucksache Nr. 2199/2004 bis Ende 2007 begrenzt. Die Verwaltung wird den Ratsgremien im Laufe des Jahres 2007 eine Gesamtauswertung des Projektes vorlegen. Der in Anlage beigefügte Vertrag bietet bei positiver Bewertung die Möglichkeit, den begonnenen Umbauprozess dann im Regelbetrieb über den 31.12.2007 hinaus fortzusetzen.
51.2 
Hannover / 14.11.2006