Informationsdrucksache Nr. 2152/2013:
Bäderanalyse

Inhalt der Drucksache:

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2152/2013
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Bäderanalyse


Im Gebiet der Landeshauptstadt Hannover gibt es derzeit acht Hallenbäder (darunter zwei Kombibäder) und sechs Freibäder (darunter ein Naturbad). Fünf Hallenbäder, ein Freibad und das Naturbad betreibt die Landeshauptstadt selbst.

Die Zuschussbedarfe der Bäder und die Instandhaltungs- und Modernisierungsrückstände sind zentrale Herausforderungen bei allen Planungen zu der städtischen Bäderlandschaft. Ziel der Stadt ist es, aus der Ist-Situation heraus ein zukunftsfähiges, für die Bürger wertvolles Bäderangebot zu entwickeln, das wirtschaftlich dauerhaft tragbar ist.

Um eine Grundlage für weiterführende Überlegungen zu den Bädern im Rahmen der derzeit laufenden allgemeinen Sportraumentwicklungsplanung zu schaffen, hat die Landeshauptstadt im vergangenen Jahr die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen e. V. (DGfdB) mit einer Bestandsaufnahme und Analyse der Bädersituation beauftragt. Diese Analyse gliedert sich in folgende drei Phasen:

Die Phase 1 umfasst eine Bestandsaufnahme und Analyse des Bäderangebotes unter Berücksichtigung der Kategorien Wasserflächen, Nebenangebote, Öffnungs- und Betriebszeiten, Nutzungscharakteristik, Erlöse und Kosten. Darüber hinaus erfolgt im Rahmen dieser Phase eine Aufnahme des Sanierungsstaus aller Bäder mit einer Abschätzung des Investitionsbedarfs für Bau und Technik mit Kennwerten.

In der Phase 2 wird für jedes Bad eine Besucherpotenzialanalyse durchgeführt. Hierbei sind von Bedeutung die Einzugsbereiche der untersuchten Bäder einschließlich der Überlappungszonen, die Konkurrenz der Bäder untereinander, die Bevölkerungsstruktur in den Zonen (Einwohner, Haushalte, Altersstruktur, Kaufkraft) und die Potenziale und deren Ausschöpfung. Weiterhin wird in der Phase 2 der Bedarf der Schulen und Vereine ermittelt.

In der dritten Phase werden die Standorte hinsichtlich ihrer Bedeutung für Hannover bewertet. Dabei wird auch ihr gesellschaftlicher Wertbeitrag berücksichtigt.

Mit der vorliegenden Drucksache soll über die Ergebnisse der Phasen 1 und 2 und das weitere Vorgehen unterrichtet werden:

1. Ergebnis der Phase 1
Die 14 hannoverschen Bäder weisen insgesamt einen Sanierungsbedarf von rund 39,5 Mio. € auf, davon entfallen ca. 31,7 Mio. € auf die acht Hallenbäder und ca. 7,8 Mio. € auf die sechs Freibäder. Bei Berücksichtigung eines für Bädersanierungen im Bestand empfohlenen Risikozuschlags von 15-20 % wären für eine vollständige Sanierung daher mindestens 45-47 Mio. € anzusetzen.

Der Zustand der einzelnen Bäder ist unterschiedlich. Während einige Bäder im Verhältnis zu ihrem Sachwert nur einen moderaten Sanierungsbedarf haben (etwa Misburger, Nord-Ost und Lister Bad) übersteigen bei anderen Bädern die prognostizierten Sanierungskosten deren Sachwert (Kleefeld, Fösse, Stöcken, Anderten). Der Strom- und Wärmebedarf liegt bei allen Hallenbädern, mit Ausnahme des Stadionbads, deutlich über den Referenzwerten der EnEV 2009. Bei den Freibädern ergibt sich kein einheitliches Bild, insgesamt liegt der Energieverbrauch dort jedoch unter den bundesweiten Vergleichswerten.

In dem Betriebsjahr 2011 erwirtschafteten die Bäder ein Betriebskostendefizit von rund 7,4 Mio. €, davon die Hallenbäder rund 5,3 Mio. €, die Kombibäder rund 1,1 Mio. € und die Freibäder rund 1 Mio. €. Im Zehnjahresmittel (2002-2011) betrug das jährliche Defizit der Bäder insgesamt 5,3 Mio. €. Die Hallenbäder trugen zum durchschnittlichen Verlust gut 3,5 Mio. € bei, die Kombibäder rund 1,0 Mio. € und die Freibäder 771 T€. Im Trend schneiden die Hallenbäder schlechter ab als die Vergleichsbäder des Bundes, die Freibäder dagegen besser.

Die Anzahl der Besuche aller Bäder lag im Zehnjahresverlauf im Mittel bei etwa 1,48 Mio. Das Maximum lag dabei im Jahr 2003, dem besten Freibadjahr des betrachteten Zeitraumes, bei 1,77 Mio. Die niedrigste Besuchszahl seit 2003 wurde mit 1,38 Mio. im Jahr 2011 erreicht. Eine mit elf Betrieben durchgeführte Besuchstrendanalyse ergab einen Besuchsrückgang in Höhe von 13,5 % in den betrachteten zehn Jahren. Die Hallenbäder sind dabei mit -10,6 % besser als die Freibäder, welche im betrachteten Zehnjahreszeitraum einen Rückgang von 19,6 % verbuchten.

Der nach der Wasserfläche je 1.000 Einwohner bestimmte Versorgungsgrad der Bevölkerung liegt mit 10,48 qm je 1.000 Einwohner bei den Hallenbädern etwas über dem Niveau anderer deutscher Großstädte. Bei den Freibädern liegt er mit 27 qm je 1.000 Einwohner 7 qm über dem einschlägigen Vergleichswert. Die größte Nutzergruppe der Bäder bilden öffentliche Badegäste (inkl. Kindertagesstätten), im Mittel der betrachteten zehn Jahre 75 %. Vereine stellen 12,7 % der Badegäste, gefolgt von den Schulen mit 7,2 % und schließlich den Saunagästen mit 5,1 %, die damit die kleinste Nutzergruppe bilden. Im Trend der in die Trendanalyse einbezogenen Bäder verlieren Öffentlichkeit, Schulen und Sauna, die Vereine gewinnen etwas.
2. Ergebnis der Phase 2

Nach Erfahrungswerten des DGfdB sind potentielle Badegäste im städtischen Raum bereit, eine 10-15 minütige Fahrt bis zum Erreichen eines Sporthallenbads, eine rund 20 minütige Fahrt bis zu einem Freibad und eine 20-30 minütige Fahrt bis zu einem Freizeithallenbad in Kauf zu nehmen.

Mit einer zehnminütigen Anfahrt ist für alle Einwohner der LHH, bis auf 62.000 insbesondere im Norden und Südosten Wohnende, ein Hallenbad zu erreichen. Gleiches gilt für 111 der 139 Schulstandorte. Gleichzeitig überlappen sich bei zehnminütigen Anfahrten die Einzugsbereiche der städtischen Hallenbäder sehr stark. Betroffen sind insbesondere das Fösse-, Stadion- und Vahrenwalder Bad sowie das Misburger, Anderter und Nord-Ost-Bad. Ferner sind 71 % der Bäder im Stadtwesten konzentriert, wo etwa 67 % der Bevölkerung leben.

Nach 15 Minuten Fahrzeit erreichen 99,2 % der Bevölkerung ein innerstädtisches Hallenbad und 91 % ein innerstädtisches Freibad. Bei einer zwanzigminütigen Anfahrt erreicht die gesamte Bevölkerung der LHH eines der Freibäder, deren Einzugsbereiche sich ebenfalls stark überschneiden. Ferner wirkt hier ein dichtes Netz an Freibädern aus der Region in das Stadtgebiet hinein. Betroffen sind davon insbesondere die Freibäder in Limmer und Ricklingen. Darüber hinaus erreichen 91 % der Bevölkerung die an die LHH angrenzenden Freizeitbäder in Laatzen und Seelze sowie das geplante Bad in Godshorn. Aufgrund derer relativ niedrigen Besucherzahlen ist jedoch nicht anzunehmen, dass diese Freizeitbäder eine unmittelbare Konkurrenz für die in der Landeshauptstadt befindlichen Sporthallenbäder darstellen.

In den Randbereichen der LHH erreichen etwa 45.000 Einwohner schneller ein Hallenbad und 61.000 Einwohner schneller ein Freibad außerhalb des Stadtgebiets als innerhalb. Dem stehen nur 13.000 Einwohner angrenzender Gemeinden gegenüber, die schneller ein städtisches Bad erreichen als ein Bad in ihrer Heimatgemeinde.

Der ermittelte Wasserflächenbedarf der Sportvereine von 3.625 m² wird mit 4.685 m² in den Hallenbädern zur Verfügung gestellter Wasserfläche während 133 Öffnungsstunden gedeckt. Den Schulen werden 4.998 m² Wasserfläche zur Verfügung gestellt, womit deren Bedarf ebenfalls befriedigt werden kann. Würden statt 48,3 % der Schüler jedoch alle Schüler zum Schwimmunterricht gemeldet, ergäbe sich ein hochgerechnetes Defizit von 632 m², das durch erweiterte Belegzeiten kompensiert werden könnte.
3. Weiteres Vorgehen

Im nächsten Schritt werden die Ergebnisse der Phase 3 vorgestellt. Ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen, ist sodann unter Berücksichtigung der Haushaltslage und der Arbeitsplanung des Fachbereichs Gebäudemanagement ein Konzept für die Sanierung und Verbesserung der städtischen Bäder zu erarbeiten, das den Ratsgremien als Grundlage für die weiteren Beschlüsse dient.

Die Zusammenfassungen der Untersuchungsergebnisse der Phasen 1 und 2 sind als Anlagen beigefügt. Die gesamte Bericht mit Erhebungsdaten kann beim Bereich Sport, Eventmanagement und Bäder eingesehen werden.

Kostentabelle

entfällt

15.5 
Hannover / 21.10.2013