Drucksache Nr. 2108/2020 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der SPD-Fraktion zum Übergang von der Schule zum Beruf
in der Ratssitzung am 29.10.2020, TOP 3.1.

Inhalt der Drucksache:

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2108/2020 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der SPD-Fraktion zum Übergang von der Schule zum Beruf
in der Ratssitzung am 29.10.2020, TOP 3.1.

Berufsorientierung ist gemessen an Fördervolumen und der Anzahl der Akteur*innen und Fördernden einer der komplexen und umfangreichsten Themen im Bereich Schule. Neben der Projektförderung aus dem Förderprogramm „Stadtteilorientierte Netzwerke“ hinaus engagiert sich die Landeshauptstadt Hannover mit dem Beratungs- und Koordinationsangebot „Übergangsmanagement Schule/ Beruf in Hannover“ (HÜM), das sich an alle allgemeinbildenden Schule in der Sekundarstufe I richtet und Schüler*innen in ihrer beruflichen Orientierung unterstützt.

Mit der DS 1251/2019 N1 „Neuordnung der Förderprogramme im Sachgebiet ‚Pädagogische Programme‘“ hat die Verwaltung über Umstrukturierungen informiert, die auch das HÜM betreffen. Das bisherige Aufgabefeld wurde verändert mit der Zielsetzung, die auf operativer Ebene vorhandenen Erfahrungen und Kontakte im Feld der Berufsorientierung weiter zu nutzen und zu entwickeln.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:


1. Wie viele Schüler*innen – bezogen auf den Zeitraum 2014-2020 – konnten an welchen Schulen vom HÜM profitieren und in welche Berufsgruppen wurden sie überführt? (Auflistung nach Möglichkeit tabellarisch)

2. Wie wurde bisher die Durchführung vom HÜM seitens der Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte wahrgenommen und welches Feedback gibt es dazu?

3. Inwieweit konnte die Veränderung der in der Drucksache DS 1251/2019 N1 „Neuordnung der Förderprogramme im Sachgebiet ‚Pädagogische Programme‘“ formulierten Zielsetzung bereits umgesetzt werden, gerade auch mit Hinblick auf Kooperationen (z.B. mit der Leitstelle „Region des Lernens“, der Jugendberufsagentur, der Koordinierungsstelle Berufsorientierung), und welche Effekte sind bereits bemerkbar?

Text der Antwort

Frage 1: Wie viele Schüler*innen – bezogen auf den Zeitraum 2014-2020 – konnten an welchen Schulen vom HÜM profitieren und in welche Berufsgruppen wurden sie überführt? (Auflistung nach Möglichkeit tabellarisch)

In den Jahren 2014 bis 2020 haben bisher rund 35.000 Schüler*innen an berufsorientierenden Maßnahmen teilgenommen, die durch die LHH gefördert worden sind (vgl. anliegende Übersicht, differenziert nach Jahren und Schulen).
Die Zahl der Schüler*innen, die in den jeweiligen Jahren an den Maßnahmen teilgenommen haben, ist rückläufig. Die Hauptgründe dafür sind:

Die Maßnahmen zur beruflichen Orientierung an Schulen wurden zunächst stärker nach dem „Gießkannenprinzip“ gefördert, auch um das Thema „Berufsorientierung“ an möglichst vielen Schulen und mit möglichst vielen Facetten (u. a. Förderung von Schlüsselkompetenzen) zu unterstützen. In der Folgezeit wurde stärker auf eine passgenaue und an den konkreten Bedarfen der Schüler*innen orientierte Förderung geachtet. Aktuell werden nur noch spezifisch berufsorientierende Projekte mit Trägern gefördert, die über eine entsprechende Zertifizierung verfügen, auch um die Maßnahmen von der Agentur für Arbeit anteilig mitfinanzieren zu lassen.

Die Träger setzen im Sinne von qualitativ hochwertigen Angeboten der beruflichen Orientierung vermehrt darauf, festes Personal einzusetzen. Somit hat sich die Wertigkeit und inhaltliche Umsetzung der Maßnahmen qualitativ verbessert, aber im Durchschnitt über die Jahre auch verteuert.

Einige Träger begleiten die jeweiligen Schüler*innen in einem längeren Prozess mit mehreren Modulen bis zu einem halben Jahr. Das garantiert mehr Nachhaltigkeit und eine längerfristige Steuerung des individuellen Berufsorientierungsprozesses, bedeutet aber auch eine geringere Anzahl von insgesamt erreichten Schüler*innen.

Erhebungen über den Verbleib der Schüler*innen nach Abgang aus dem allgemeinbildenden Schulsystem werden nicht geführt. Die Pflicht zur Überwachung der weiteren Schulpflicht und der Übergänge in Berufe obliegt den einzelnen Schulen. Dort werden die Daten erhoben. Von daher kann auch keine Aussage darüber getroffen werden, in welche Berufsgruppen die Schüler*innen einmünden.



Frage 2: Wie wurde bisher die Durchführung vom HÜM seitens der Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte wahrgenommen und welches Feedback gibt es dazu?

Die Schulen (und damit die verantwortlichen Lehrkräfte) sind im Rahmen der Förderung aufgefordert, im Verwendungsnachweis einen Bericht abzugeben und eine Bewertung der Maßnahme vorzunehmen. In diese Berichte fließen i.d.R. auch die Rückmeldungen der Schüler*innen ein, die die meisten Träger am Ende der Maßnahme vornehmen. Die Berichte der Maßnahmen sind überwiegend positiv, Hinweise auf weniger gelungene Maßnahmen und Verbesserungsvorschläge werden vom Team „Unterstützungsmanagement“ im Fachbereich Schule in Gesprächen mit den Trägern und den Schulen mit dem Ziel thematisiert, dies bei zukünftigen Planungen zu berücksichtigen.
Von Seiten des Unterstützungsmanagements ist zukünftig eine direkte Befragung der Schüler*innen geplant, um unmittelbare Rückmeldungen zu bekommen und dadurch Planungen noch bedarfsgerechter anpassen zu können. Dazu wurde ein Fragebogen entwickelt, der demnächst erprobt und nachfolgend eingesetzt wird.

Eltern werden zu den Maßnahmen nicht befragt. Die Schulen wurden insbesondere zu Beginn des HÜM dabei unterstützt, die Eltern in den Berufsorientierungsprozess ihrer Kinder aktiv einzubeziehen. Dies geschieht nach unserer Wahrnehmung aktuell in unterschiedlicher Weise und Reichweite. Insbesondere bildungsferne Eltern werden eher weniger erreicht. Aktuell wird dieses Thema im Kontext der Jugendberufsagentur in der Arbeitsgruppe „Schule“ diskutiert, die durch das Team „Unterstützungsmanagement“ moderiert wird (Anfang des Jahres 2020 wurde hierzu ein Workshop durchgeführt, zur AG siehe auch nächste Frage).

Frage 3: Inwieweit konnte die Veränderung der in der Drucksache DS 1251/2019 N1 „Neuordnung der Förderprogramme im Sachgebiet „Pädagogische Programme‘“ formulierten Zielsetzung bereits umgesetzt werden, gerade auch mit Hinblick auf Kooperationen (z.B. mit der Leitstelle „Region des Lernens“, der Jugendberufsagentur, der Koordinierungsstelle Berufsorientierung), und welche Effekte sind bereits bemerkbar?

Das mit dem HÜM verbundene Ziel „Berufsorientierung“ und entsprechende Konzepte in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen zu etablieren, wurde durch entsprechende Erlasse und flankierende Aktivitäten anderer Organisationen in der Laufzeit von 2012 bis 2019 erreicht. Um einen guten Berufsorientierungsprozess zu organisieren, sind Schulen weiterhin auf vielfältige und institutionenübergreifende Unterstützung angewiesen. Daher wurde das Programm HÜM mit seinen Aufgaben und Möglichkeiten im Fachbereich in ein Gesamtportfolio von anderen Förderprogrammen integriert (vgl. Drucksache DS 1251/2019 N1). In der Praxis wird damit für die Schulen im Hinblick auf die in der Drucksache benannten Zielsetzungen insbesondere folgendes erreicht:

In DS benannte Zielsetzung
Umsetzungsstand
Einbettung ins BO-Konzept der Schulen
Alle Schulen wurden gebeten ihr Konzept zur beruflichen Orientierung darzulegen. Dabei konnte einigen Schulen geholfen werden, zeitgemäße Impulse und Ideen einzuarbeiten.
Nachvollziehbar realistische, überprüfbare und lebensweltbezogene Zielsetzungen der geförderten Maßnahmen
Neue Ansätze werden im Dialog zwischen den Schulen und dem Unterstützungsmanagement entwickelt (bspw. der Wunsch nach mehr Projekten im digitalen Bereich oder der Implementierung von außerschulischem Lernen im Praxiskontext)
Hierzu wurden und werden Kontakte zwischen Schulen und Trägern hergestellt.
Kontinuierliche Anpassung an neue Entwicklungen in dem Bereich (BO-Erlass, Jugendberufsagentur, Lebensbegleitende Berufsberatung der BA etc.)
Die geförderten Maßnahmen zur Berufsorientierung werden kontinuierlich abgestimmt, zum einen durch die Kofinanzierung mit der Bundesagentur für Arbeit, zum anderen durch die operative Zusammenarbeit und gemeinsame Förderung bestimmter Projekte zur beruflichen Orientierung mit der Region Hannover.


Eine weitere Abstimmung zur Unterstützung von Schulen im Bereich Berufsorientierung findet insbesondere mit der Jugendberufsagentur statt. Über die Unter-AG „Schule“, an der auch Vertreter*innen der „Regionen des Lernens“ beteiligt sind, wird mit Vertreter*innen wichtiger Organisationen (BA, Region Hannover, Schulen etc.) abgestimmt, wie Aktivitäten der JBA im schulischen System zielführend implementiert werden kann.
Befragung der Schüler*innen als Erfolgskontrolle
Von Seiten des Unterstützungsmanagements ist zukünftig eine direkte Befragung der Schüler*innen geplant, um unmittelbare Rückmeldungen zu bekommen und dadurch Planungen noch bedarfsgerechter anpassen zu können. Dazu wurde ein Fragebogen entwickelt, der demnächst erprobt und nachfolgend eingesetzt wird.
(Vgl. Frage 2)
Unterstützung insbesondere der Schulen mit besonderen Herausforderungen (SmbH) mit entsprechenden Bedarfen in dem Bereich
Der Bereich „Berufsorientierung“ ist von den Schulen im Sonderprogramm (SmbH) nicht explizit als Thema benannt. Es gibt jedoch jenseits des Förderprogramms einen intensiven Austausch und eine zielgenaue Beratung der vier weiterführenden Schulen im Programm.

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass das „Unterstützungsmanagement“ als beratende und ideenentwickelnde Institution sowohl von Schulen als auch von anderen Institutionen angefragt und genutzt wird. In Bezug auf den Übergang „Schule Beruf“ ist der Dialog mit den Schulen und den Trägern der Maßnahmen (auch durch die sozialpädagogische Kompetenz im Team) fachlich intensiviert worden, so dass insbesondere auch auf die aktuellen Anforderungen seitens der heterogenen Schülerschaft reagiert werden kann.
.Geförderte Maßnahmen zur Berufsorientierung aus dem Fördertopf „Stadtteilorientierte Netzwerke“ in den Jahren 2014 – 2020

Schulen
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Gesamt
FÖS Albrecht-Dürer-Schule
36
92
170
20
0
0
0
318
FÖS Erich-Kästner-Schule
10
0
0
0
0
0
0
10
FÖS Martin-Luther-King-Schule
140
141
125
40
0
0
0
446
FÖS Maximilian-Kolbe-Schule
332
130
260
260
130
0
0
1112
GY Helene-Lange-Schule
94
94
72
120
90
100
120
690
GY Herschelschule
90
99
120
120
0
120
läuft
549
GY Elsa-Brandström-Schule
0
120
116
120
116
120
0
592
GY Kurt-Schwitters-Gymnasium
100
90
100
75
75
175
200
815
GY Bismarckschule
0
0
0
120
0
0
130
250
GY Goetheschule
0
120
0
135
135
150
150
690
GY Schillerschule
0
120
120
120
240
240
120
960
GY Käthe-Kollwitz-Schule
0
0
100
150
150
125
140
665
GY Leibnizschule
108
120
120
120
120
120
100
808
GY Lutherschule
234
150
150
90
120
82
100
926
GY Ricarda-Huch-Schule
120
108
100
120
213
140
läuft
801
HRS Bertha-von-Suttner-Schule
649
200
105
38
0
0
0
992
HRS Heisterbergschule, seit 2018 OBS
121
130
103
275
48
48
läuft
725
HRS Ludwig-Windthorst-Schule, seit 2018 OBS
312
228
381
88
150
162
276
1597
HS im SZ Badenstedt
25
0
0
0
0
0
0
25
HS Pestalozzischule, seit 2018 OBS
19
19
19
0
40
0
0
97
HS Peter-Ustinov-Schule, seit 2017 OBS
360
550
287
121
26
0
0
1344
HS Rosa-Parks-Hauptschule
67
69
0
0
0
0
0
136
HS Ada-Lessing-Schule
62
30
0
0
0
0
0
92
IGS Badenstedt
250
121
250
115
0
101
läuft
837
IGS Bothfeld
20
220
0
0
0
0
0
240
IGS Büssingweg
130
0
600
450
0
0
0
1180
IGS Kronsberg
k.A.
100
220
180
280
180
300
1260
IGS Linden
69
49
48
210
210
210
175
971
IGS List
120
120
120
120
120
78
160
838
IGS Mühlenberg , seit 2016 IGS Leonore-Goldschmidt-Schule
130
184
108
25
0
0
0
447
IGS Roderbruch
24
180
252
180
180
0
0
816
IGS Stöcken
0
0
0
12
0
0
0
12
IGS Südstadt (seit 2016)
0
0
335
356
62
25
läuft
778
IGS Vahrenheide-Sahlkamp
24
0
0
0
0
0
24
RS Dietrich-Bonhoeffer-Schule
120
90
90
90
246
384
85
1105
RS Gerhart-Hauptmann-Schule
1494
1627
1046
700
530
650
335
6382
RS Lotte-Kestner-Schule
38
0
0
0
0
0
38
RS Misburg
800
290
265
240
230
400
200
2425
RS Johannes-Kepler-Schule
0
35
30
112
260
180
75
692
RS Werner-von Siemens-Schule
147
162
165
150
250
250
250
1374
SbpP Glockseeschule
40
44
0
59
50
?
läuft
193
SbpP Südstadtschule
163
408
0
0
29
26
37
663
Gesamt
6.448
6.240
5.977
5.131
4.100
4.066
2.953
34.915