Informationsdrucksache Nr. 2010/2012:
„Mit kultureller Bildung von der Kita … in die Schule …“

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Kulturausschuss
In den Schulausschuss
In den Verwaltungsausschuss
An den Stadtbezirksrat Ricklingen (zur Kenntnis)
 
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2010/2012
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„Mit kultureller Bildung von der Kita … in die Schule …“


1. Vorbemerkung

Die kulturelle Bildung wurde im Handlungsprogramm „Hannover plus Zehn“ (Dezember 2005) als ein wichtiger Aspekt kommunaler Aktivitäten benannt:Stadtteilorientierte Kultur- und Bildungsarbeit wird bei der Zusammenarbeit von Eltern, Kindertagesstätten und Schulen mit einbezogen.“ (Seite 45)… „Die außerschulische kulturelle Bildungsarbeit wird intensiviert.“ (Seite 46)

Ebenso fand die kulturelle Bildung im „Lokalen Integrationsplan“ (Juli 2008) eine besondere Berücksichtigung:
„In dem Konzept „Flächendeckende Sprachförderung für Migrantenkinder und Kinder mit Sprachschwierigkeiten“ wird Sprachförderung mit Elternbildung und Angeboten der kulturellen Bildung im Stadtteil ergänzt, um über die Sprachförderung der Kinder auch ihre soziale Integration und ihre Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe zu fördern.“ (Seite 13)

In dem Haushaltsplan 2007 hat der Rat der Landeshauptstadt Hannover mit seinem Beschluss zur „Initiative der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche“ diesen Ansatz verstärkt und einen politisch markanten Akzent gesetzt. Kernpunkte bei dieser Initiative sind
  • die Schlüsselkompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu stärken,
  • die elterliche Mitverantwortung zu fördern und
  • stadtteilbezogene Strukturen zu sozialen und kulturellen Bildungsnetzwerken aufzubauen.




Auf Bundesebene wird zum Thema kulturelle Bildung laut Schlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zu „Kultur in Deutschland“ (2008) den Kommunen wie den Ländern und dem Bund selbst empfohlen, „… in die kulturelle Bildung zu investieren; insbesondere in der Früherziehung, in der Schule, aber auch in den außerschulischen Angeboten für Kinder und Jugendliche sollte die kulturelle Bildung gestärkt und schwerpunktmäßig gefördert werden. Kulturelle Bildung ist unverzichtbarer, integraler Bestandteil von Bildung wie von Kultur und eine Querschnittsaufgabe verschiedener Politikfelder.“ (Seite 397/398).



2. Das Projekt „Mit kultureller Bildung von der Kita … in die Schule…“
- im Netzwerk für Kultur und Bildung im Stadtbezirk Ricklingen -

2.1 Grundidee

Dieses Projekt nimmt in seinen Kernpunkten den Auftrag „Initiative der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche“ auf und entspricht der systematischen und stadtteilorientierten Umsetzung. Es steht im Zusammenhang mit den anderen Handlungsansätzen der Dezernate für Kultur und Schule und Jugend und Soziales wie zum Beispiel Ausbau der Ganztagsschulen oder der musikalischen Früherziehung, das Kinder-Kultur-ABO, das Projekt „Lesementoring“ das Konzept zur flächendeckenden Sprachförderung, die Einrichtung von Familienzentren …, die alle zusammen zur Verbesserung der Bildungschancen aller Kinder beitragen sollen.

Ziel ist es, exemplarisch im Stadtbezirk Ricklingen für die Projekte kultureller Bildung ein entsprechendes Bildungssystem in stadtteilbezogenen Strukturen zu entwickeln, damit alle Kinder an Kultur und Kunst teilhaben und sie aktiv gestalten können.

Über das Projekt wird in den bestehenden sozialräumlichen Netzwerken im Stadtbezirk Ricklingen berichtet, um ggf. Verknüpfungen herzustellen. Es ist so angelegt, dass Parallelstrukturen vermieden und neue Erkenntnisse und Aspekte aufgenommen werden können.

Der Stadtbezirk Ricklingen mit seiner durchschnittlichen Bevölkerungsstruktur ist durch vielfältige soziale Gruppierungen und seine gute Infrastruktur an Bildungseinrichtungen mit 4 Familienzentren, 13 Kindertagesstätten, 5 Grundschulen, 1 Förderschule geeignet, aussagefähige Ergebnisse zu erzielen. Neben den Kindertagesstätten und Grundschulen sind die Einrichtungen Musikschule der Landeshauptstadt Hannover, Ada-und-Theodor-Lessing VHS, Stadtbibliotheken Ricklingen und Mühlenberg, theaterpädagogisches Zentrum und Kunstschule KunstWerk e.V. die Kooperationspartner des Freizeitheims Ricklingen und des Bildungs- und Freizeitzentrums „Weiße Rose“ Mühlenberg.

2009 wurde exemplarisch mit einzelnen Projekten in Kindertagesstätten und Schulen begonnen, um in einer ersten Experimentierphase eine solche Zusammenarbeit zu erproben. Parallel wurde ein stadtteilbezogenes Netzwerk mit passenden Strukturen für eine verbindliche Zusammenarbeit aufgebaut.

2.2 Zielsetzungen

Die Projekte kultureller Bildung mit künstlerischem Material und Anregung zur freien Entfaltung sind so ausgerichtet, dass die Kinder eigene Möglichkeiten entdecken und einen eigenen Ausdruck gestalten können. Sie werden dabei sowohl in ihrer Persönlichkeit als auch in ihrem Handeln in der Gruppe gefördert. Sie können ihre Sprachfähigkeit, Bewegung, Feinmotorik, körperliche Ausdrucksfähigkeit und ihr handwerkliches Geschick erweitern.
Mit möglichst frühen Zugängen zu Kunst und Kultur werden vor allem in Prozessen kulturellen Lernens die Entwicklung eigener schöpferischer Kräfte unterstützt, Wahrnehmungsfähigkeiten erweitert und Lust am Ausprobieren geweckt. Die Kinder können ihre Selbstwirksamkeit erfahren.

Die Bildungsprozesse sind von Anfang an unter Einbeziehung aller vorhandenen Ressourcen und weiterer Bildungs- und Lernorte im Stadtbezirk bzw. Stadtzentrum zu unterstützen. Dann können die Projekte kultureller Bildung auch bei der Gestaltung der Übergänge von der Kindertagesstätte in die Schule eine wichtige begleitende Rolle spielen.


2.3. Durchführung

In den Kindertagesstätten wird mit allen Vorschulkindern und im darauffolgenden Schuljahr mit allen ersten Klassen in der Grundschule gearbeitet. Parallel dazu ist eine Weiterführung in den Stadtteilkultureinrichtungen möglich. Damit kann diese Arbeit gebündelt werden; für Eltern und Kinder entsteht ein „roter Faden“ der kulturellen Bildung.

Die Einrichtungen suchen sich die Inhalte der kulturellen Bildung aus, so dass an Bestehendes angeknüpft oder Neues ausprobiert werden kann.

Der Zeitrahmen umfasst 5 - 6 Projekttage für Gruppen von 10 - 12 Kindern begleitet von einer KünstlerIn/Kultur- oder MusikpädagogIn und zwei pädagogischen MitarbeiterInnen der jeweiligen Einrichtung.

Es gehören jeweils drei Bausteine dazu:
1. die Projektarbeit mit den Kindern
2. eine Praxis begleitende Fortbildung der beteiligten pädagogischen Fachkräfte
3. die Beteiligung der Eltern
Das „Wecken der kleinen Künstlerinnen und Künstler“ erfolgt mit:
  • Abenteuer mit Farben und Formen: Die Kinder können frei ausprobieren, malen, kleben, bauen, mit Phantasie Bilder entdecken und Geschichten erfinden
  • Welt der Töne, Rhythmen und Bewegungen: Musik mit Bodypercussion, Bewegung zu Klängen, Reimen in Liedform, ausprobieren der Instrumente …
  • Ausdruck mit Körper und Stimme: schlüpfen in eine Person eigener Wahl, Pantomime zu Tieren, Liedern, Gefühlen …
  • Lust auf Lesen und Kreatives: eigener Weg zu Wörtern, Sprache und Büchern mit Tischtheater, Körper, Stimme, Bewegung, Hörtheater, Stoff, Papier und Farben …
Die Projekte beinhalten Praxis begleitende Fortbildungen, indem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Konzeptentwicklung, Planung und Ergebnissicherung beteiligt sind.


In der Lebensphase der Kindheit liegt die Verantwortung für eine erfolgreiche Bildungsbiografie primär bei den Eltern. Nur mit ihrer Beteiligung können nachhaltige und ganzheitliche Wirkungen bei den Kindern erzielt werden.
Um alle Kinder zu erreichen, also auch diejenigen, deren Eltern nicht von sich aus auf die Bildungseinrichtungen zukommen, wird mit Kindertagesstätten und Schulen kooperiert.
Die Projekte werden so ausgerichtet, dass sie allen einen leichten Zugang bieten.
Die Eltern werden bei der Vorstellung durch die Kinder im Rahmen von Eltern-Kind-Aktionen oder mit Elternwerkstätten „Kinder und Künste“ informiert und beteiligt.

Die Eltern sind genauso wie die pädagogischen MitarbeiterInnen der Kindertagesstätten bzw. die Lehrkräfte der Grundschulen zum Teil überrascht von den Fähigkeiten der Kinder Fantasie zu entwickeln und von Ihrer Schaffenskraft.
Mit jedem Projekt wurde deutlich, dass mit der frühkindlichen kulturellen Bildung die Voraussetzungen verbessert werden, um später die Kompetenzen zum Lesen, zum Umgang mit Bildsprache, zum Körpergefühl, zur Integration und Teilhabe als auch für Disziplin, Flexibilität, Teamfähigkeit, Frustrationstoleranz und Reflektionsfähigkeit zu entwickeln.
Aus dieser fachlichen Sicht ist eine langfristige Verankerung im Kita- bzw. Schulalltag in Kooperation mit der Stadtteilkulturarbeit erfolgversprechend.


2.4 Netzwerk für Kultur und Bildung im Stadtbezirk Ricklingen

Entscheidend für den Erfolg, insbesondere für die so oft geforderte Nachhaltigkeit von Bildungsprozessen ist es, dass die Maßnahmen ineinandergreifen, kontinuierlich fortgeführt und weiterentwickelt werden.
Für eine so verstandene Bildungsarbeit ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem stadtteilorientierten Netzwerk unerlässlich. Dafür braucht es einen strukturierten und systematischen Arbeits- und Entwicklungsansatz und ein zusammenführendes Management. Diese Aufgaben werden derzeit von der Fachplanung für kulturelle Bildung mit den Fachkräften für Kinderkulturarbeit des Freizeitheims Ricklingen und des Bildungs- und Freizeitheims „Weiße Rose“ Mühlenberg übernommen. Vorhandene Funktionen im Bereich Stadtteilkulturarbeit sind in das funktionierende Netzwerk einzubauen.


3. Die Modellprojektphase 01.01.2011 – 31.12.2012

Das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung – nifbe hat den Antrag auf finanzielle Förderung für den Zeitraum 2011 - 2012 mit einer Gesamtzuwendung von ca. 94.000 € für die kulturelle Bildung, die wissenschaftliche Begleitung und für Fortbildungen als Transfer-Projekt bewilligt.
Kooperationspartner für dieses Transferprojekt sind:
  • Leibniz Universität/Institut für Sonderpädagogik für die wissenschaftliche Begleitung
  • Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule der Landeshauptstadt Hannover für stadtbezirksbezogene Fortbildungen pädagogischer MitarbeiterInnen oder Eltern
  • Bildungszentrum Bethel - Birkenhof zur Erarbeitung einer Verbindung von theoretischen Unterricht und praktischer Projektarbeit in der Ausbildung der SozialassistentInnen.


3.1 Ergebnisse in 2011:

Es wurden 12 Projekte kultureller Bildung in Kindertagesstätten mit 2x Kunst, 5x Musik, 3x Theater und 2x Lust auf Lesen durchgeführt. Damit konnten 9 der geplanten 12 Kindertagesstätten mit insgesamt ca. 285 Vorschulkindern erreicht und 28 MitarbeiterInnen beteiligt werden.

Es wurden 7 Projekte kultureller Bildung in den Schulen mit 3x Kunst, 2x Musik, 2x Lust auf Lesen durchgeführt. Damit konnten alle 6 Schulen mit ca. 550 Schulkindern erreicht und 34 LehrerInnen beteiligt werden.

Es haben Eltern-Kind-Aktionen oder Elternwerkstätten zum Abschluss der Projekte mit insgesamt ca. 560 Eltern; d.h. jeweils ca. 2/3 der Eltern der beteiligten Kinder, stattgefunden.
Die VHS Hannover hat fortlaufend zwei Eltern-Deutsch-Kurse in Grundschulen mit insgesamt 31 TeilnehmerInnen; davon 7 Väter, durchgeführt.

Das Netzwerk für Kultur und Bildung im Stadtbezirk Ricklingen wurde mit Leben gefüllt:
  • 3 Koordinierungstreffen mit 13 TeilnehmerInnen; Kita, Schule, Kultur, Elternschaft
  • 1 Öffentliches Forum als Auftakt für die Modellphase des Projekts im März 2011 mit 75 TeilnehmerInnen; Fachkräfte, Eltern und MultiplikatorInnen
  • 1 Kultur-Werkstatt im September 2011 mit 25 TeilnehmerInnen aus Kita und Schule
  • 1 Netzwerktreffen im Oktober 2011 mit 22 TeilnehmerInnen aus Kita, Schule, Kultur
  • 1 Elternwerkstatt „Kinder und Künste“ im November 2011 mit 20 Eltern aus den Kindertagesstätten und Grundschulen des Stadtbezirks


3.2 Vorhaben in 2012:
  • Durchführung von 15 Projekten kultureller Bildung in Kindertagesstätten und 6 in Schulen.
  • Pflege des Netzwerks für Kultur und Bildung im Stadtbezirk.
Auswertung der Modellphase 2011/2012.
  • Erarbeitung eines Abschlussberichts der Modellphase mit Vorschlägen zur Verstetigung und Übertragbarkeit auf andere Stadtbezirke.
  • Konzept und Planung der weiteren Prozessentwicklung ab 2013

4. Ausblick

Es wird angestrebt, die kulturelle Bildung in dem Netzwerk mit seinen erprobten Ansätzen fortzuführen und in bestehende oder zu entwickelnde Strukturen in den Arbeits-Alltag von Kita, Schule und Stadtteilkultur einzubauen und zu etablieren. Es geht um Umbau in den beteiligten Einrichtungen mit Nutzung der vorhandenen Ressourcen: anders denken und anders handeln.

Für eine fortlaufende Durchführung „Mit kultureller Bildung von der Kita … in die Schule …“ wurden bisher folgende Eckpunkte erarbeitet:
  • Kontinuierliche in den Arbeits-Alltag von Kita, Schule und Stadtteilkultur integrierte Projekte kultureller Bildung
  • Beteiligung der Eltern im Rahmen von Eltern-Kind-Aktionen in den Einrichtungen und einer regelmäßigen Elternwerkstatt „Kinder und Künste“ – jeweils im Oktober vor den Herbstferien
  • Ein Netzwerktreffen im März des laufenden Kalenderjahres mit Ergebnissicherung, Austausch, inhaltlichem Input, Perspektiven für das darauffolgende Jahr, Vorstellung von 2 Projekten für Eltern, Politik und Öffentlichkeit
  • Eine Kultur-Werkstatt vor dem 15. Juni des laufenden Kalenderjahres
  • Ein gemeinsamer Fortbildungstag am Ende der Sommerferien für Kita, Schule, Stadtteilkultur und andere Akteure für Kultur und Soziales im Stadtbezirk.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Es werden die Belange von Mädchen und Jungen, Müttern und Vätern gleichermaßen berücksichtigt.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

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Hannover / 10.09.2012