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1. Anlass
Auf Grundlage der BDS Nr. 0536/2021 Förderantrag Modellprojekt Smart Cities "Stadtentwicklung und Digitalisierung" hat die Landeshauptstadt Hannover (LHH) in der dritten Staffel „Modellprojekte Smart Cities“ eine Förderzusage für das Smart City-Projekt „Restart: #HANnovativ“ mit einer Projektlaufzeit bis Ende 2026 erhalten. Das Projekt hat ein Finanzvolumen von 13.156.000 €. Die Summe unterteilt sich in 8.462.000 € Fördergeld und 4.694.000 € Eigenanteil, sodass sich eine Förderquote von 65 % ergibt. Die Gesamtkoordination und Steuerung des Förderprojekts erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen der Stabsstelle Smart City I Strategien und Projekte sowie dem Bereich Grundsatzangelegenheiten im Fachbereich Büro Oberbürgermeister (Kernteam) im kontinuierlichen Dialog mit den relevanten und für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen verantwortlichen Fachbereiche.
Die innerhalb der einjährigen Strategiephase entwickelte Smart City-Strategie für die LHH wurde mit der BDS Nr. 1456/2023 beschlossen und beim Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) eingereicht. Die für die Strategiephase bewilligten Fördermittel in Höhe von 1.164.600 € wurden fristgerecht vollständig abgerufen und verwendet.
In der bis 12/2026 laufenden Umsetzungsphase werden die definierten Maßnahmen realisiert, die auf die strategischen Ziele der Smart City-Strategie abzielen. Diese Maßnahmen sollen das Leben in Hannover durch innovative, digitale Lösungen verbessern und stellen die Lebensqualität der Menschen in den Mittelpunkt. Schwerpunkte liegen auf nachhaltiger und klimaangepasster Stadtentwicklung, smarter Mobilität und dem Ausbau und der Bereitstellung urbaner Dateninfrastrukturen. Ein erster Mittelabruf für die Umsetzungsphase beim Fördermittelgeber ist für das 4. Quartal 2024 geplant.
Nachfolgend wird zum Umsetzungsstand der Smart City-Strategie „Restart: #HANnovativ“ und den dazugehörigen Maßnahmen berichtet.
2. Zielsetzung:
Die hannoversche Smart City-Strategie (vgl. BDS Nr. 1456/2023) ist ein strategisches Instrument der Stadtentwicklung und Digitalisierung und schafft Mehrwerte für Einwohner*innen, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. In Zeiten umfassender Transformationsprozesse sollen moderne und smarte Technologien in der LHH auf die Umsetzung der übergeordneten politischen Zielsetzungen einzahlen und dazu beitragen, Innovationen zu fördern, die Resilienz zu steigern und die Zukunftsfähigkeit des Standorts zu verbessern.
Die Strategie umfasst
(1) eine Haltung gegenüber:
· einer zunehmend daten- und technikbasierten Stadtentwicklung,
· einem neuen Zusammenwirken der Akteur*innen auf diesem Gebiet,
· der Schaffung von Möglichkeiten und Räumen zur Entwicklung innovativer Ideen, mit dem Ziel, durch Technologie und Daten und deren Vernetzung zu besseren und effizienteren Lösungen zu kommen.
(2) das Schaffen wesentlicher Grundsatzvoraussetzungen wie:
· die Infrastruktur (z.B. Sensorik, Datenplattform),
· den Ausbau von verwaltungsinternen Strukturen und Kompetenzen sowie die Vernetzung mit und von externen Akteur*innen,
· die Entwicklung einer Effizienz- und Innovationslogik, auf deren Grundlage die finanzielle Durchführbarkeit von smarten Lösungen zukünftig gesichert und gleichzeitig an messbare Bedingungen geknüpft wird.
(3) und die Umsetzung:
· der geförderten und im Haushalt hinterlegten Maßnahmen und einer modernen Kommunikation für einen innovativen Standort.
3. Status Quo Restart: #HANnovativ
3.1 Zusammen.Wirken – Beteiligung, Kooperationen und Kommunikation
Die Smart City-Initiative Restart: #HANnovativ steht für Beteiligung, Kooperation und Wissenstransfer. Der laufende Austausch innerhalb der Verwaltung und der Einbezug von Stadtgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen ist dabei ein elementarer Kern des Förderprojekts. Darüber hinaus durchgeführte Veranstaltungen, Messepräsenzen und Fachvorträge stärken und erweitern das Netzwerk vor Ort, fördern den Wissenstransfer und regen zum Mitmachen und Mitdenken an.
Nachdem die Smart City-Strategie partizipativ (u.a. Stakeholdertreffen mit Wirtschaft und Wissenschaft, Smart City-Werkstadt 03/2023) erarbeitet wurde, wird auch in der Umsetzungsphase der Dialog mit der Stadtgesellschaft fortgeführt. Neben den in Kooperation mit hannoverimpuls und weiteren Partner*innen (u.a. heise) durchgeführten ersten drei von mindestens zehn MeetUps (02/2024, 05/2024, 08/2024) zu den zehn Themenfeldern der Strategie erfolgen die Vorstellung von und der Austausch zu Restart: #HANnovativ im Rahmen weiterer Veranstaltungen, Konferenzen etc.
Die Sichtbarmachung smarter Lösungen der Stadtverwaltung sowie der Austausch mit und das Erschließen neuer Personengruppen sind die Ziele der Präsenz von Restart: #HANnovativ auf Messen und übergreifenden Veranstaltungen, wie z.B. auf der Hannover Messe 2024, der Maker Faire 2023/2024 und dem Europafest 2024. Bestehende Kooperationen ermöglichen zudem die Durchführung von gemeinsamen Veranstaltungen und Beteiligungsformaten. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn Smart City wurden im aufhof die Smart City Talks (01/2024) durchgeführt und in Kooperation mit der NachwuchsKraft GmbH fand das Format der Smart City Days (04/2022, 06/2023 und 05/2024) statt, das sich speziell an die Jugend richtet.
Die Smart City-Initiative Restart: #HANnovativ beteiligt sich im Rahmen der Förderkulisse „Modellprojekte Smart Cities“ aktiv am interkommunalen Wissensaustausch. Dieser Austausch erfolgt sowohl im Rahmen des Niedersächsischen Städtetags (NST) als auch auf Bundesebene durch die Koordinierungs- und Transferstelle „Modellprojekte Smart Cities“ (KTS).
Innerhalb der Stadtverwaltung zielt das Förderprojekt auf eine übergreifende, hierarchieunabhängige Zusammenarbeit, eine ganzheitliche Betrachtungsweise sowie das Schaffen von Synergien ab. Im Zentrum steht ein gegenseitiges Voneinanderlernen. Die gesamte Stadtverwaltung ist Teil von Restart: #HANnovativ. Über die Beteiligung an Formaten wie der Agilen Woche hinaus erfolgen eine querschnittsorientierte Zusammenarbeit und der Austausch über Fachbereichs- und Einzelprojektgrenzen hinweg in der Lenkungsgruppe Digitalisierung | Smart City unter Vorsitz des Oberbürgermeisters sowie im Fachteam, in dem vielfältige Kompetenzen, Erfahrungen und Sichtweisen zusammenkommen. Zur ganzheitlichen Betrachtung und Steuerung der Themen Smart City und Verwaltungsdigitalisierung besteht zudem ein enger Austausch mit der Taskforce Digitalisierung.
Für die Konzeption einer urbanen Datenplattform (UDP) wurden mit der „AG DATA“ weiterhin eigene, ebenfalls dezernatsübergreifend arbeitende, Strukturen geschaffen, um das sensible Thema des Umgangs mit Daten umfassend zu betrachten, Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen und etwa Diskriminierung oder Missbrauch vorzubeugen. Die UDP schafft einen Mehrwert für Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft. Daten können strukturiert gesammelt, aufbereitet und für unterschiedliche Nutzungszwecke und Nutzendengruppen bereitgestellt werden. Als zentraler Baustein des digitalen Transformationsprozesses schafft sie Transparenz und ist Grundlage für weitergehende Analysen, Planungen und Entscheidungsprozesse. Die UDP richtet sich im ersten Schritt in die Verwaltung und soll sich in einem zweiten Schritt nach außen für Einwohner*innen, Wirtschaft und Wissenschaft öffnen.
Die Kommunikation zu Restart: #HANNovativ über Neuigkeiten, Projektfortschritte oder Veranstaltungen erfolgt auf unterschiedlichen Kanälen. Neben einem Newsletter und der Homepage www.hannovativ.com wird auf www.hannover.de, LinkedIn (Smart City #HANnovativ) sowie Instagram (@hannovativ) über die Smart City Hannover informiert.
Maßnahmen
Die zentralen Maßnahmen des Förderprojekts sind in den BDS Nr. 0536/2021 und BDS Nr. 1456/2023 definiert und damit auch die Verwendung der Finanzmittel. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen erfolgt in den jeweiligen Fachbereichen in enger Zusammenarbeit mit dem Kernteam. Die räumlich verorteten Maßnahmen weisen im Sinne des Fördergebers einen Innenstadtbezug auf. Anpassungen können durch zusätzliche Anforderungen oder Auflagen des BMWSB, der Koordinierungs- und Transferstelle „Modellprojekte Smart Cities“ und der KfW jederzeit während des Förderzeitraums erforderlich werden.
3.2 Maßnahmen aus der Strategiephase (2022 – 2023)
Innenstadt.Dialog/aufhof:
Der Dialog zur Zukunft und Entwicklung der Innenstadt Hannovers war eine offene Einladung an Bürger*innen und Akteur*innen der Stadtgesellschaft sowie fachliche Expertisen und Politik zur Mitgestaltung. Der Dialog bot Formate der Information, der Befragung, des Mitwirkens, der Debatte und des Ausprobierens in Stadtexperimenten, wobei integrierte Stadtentwicklung vor Ort erlebbar gemacht wurde. Die zentralen Erkenntnisse sind in „Mitte neu denken – das Innenstadtkonzept 2035“ (BDS Nr. 1904/2022) zusammengefasst und vom Rat der Stadt beschlossen. Das integrierte Konzept bündelt Ziele und Strategien einer klimaneutralen und resilienten Innenstadtentwicklung Hannovers bis 2035. Der Innenstadt.Dialog bildete die zentrale Grundlage und den räumlichen Orientierungsrahmen für die Schwerpunktsetzungen und inhaltlichen Ausprägungen der Smart-City-Strategie.
Die Projektidee zum aufhof wurde im Innenstadt.Dialog entwickelt. Das starke und kreative Engagement aller Projektbeteiligten, im Wesentlichen der LHH, der Hochschule Hannover – die zu diesem Zweck Fördermittel vom Nds. Ministerium für Wissenschaft u. Kultur (MWK) einwarb – und von hannoverimpuls sowie die Offenheit der zwischenzeitlich wechselnden Eigentümer*in, machten es möglich. Aus dem Leerstand im ehemaligen GALERIA-Kaufhaus wurde am 01.06.2023 ein Ort mit bundesweiter Beachtung und großer Strahlkraft, der auch in der Stadtgesellschaft sehr geschätzt war. Hier trafen u.a. Stadtentwicklung, Baukultur, Digitalisierung, Bürger*innenbeteiligung, Soziales, Kultur, Gesundheit, Wissenschaft und Wirtschaft aufeinander. Mit der BDS Nr. 0447/2024 wurde die Verwaltung beauftragt, ein Konzept für eine Verstetigung des Projektes auf der Basis der Erfahrungen aus der Projektphase zu erarbeiten.
Open.Geo.Data:
Ziel besagter Maßnahme ist die aktuelle und umfassende Bereitstellung von Geodaten für Planer*innen und die Stadtgesellschaft. Die städtebauliche Entwicklung erfordert eine möglichst realitätsnahe Darstellung von räumlichen Zusammenhängen. Mittels des Auf- und Ausbaus von technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen und entsprechender Infrastruktur soll eine derartige datenbasierte städtebauliche Entwicklung in der Umsetzungsphase im digitalen Raum ermöglicht werden. Der Digitale Zwilling wird als Visualisierungs- und Simulationsintrumente inhaltlich und anwendungsbezogen weiter ausgebaut.
Klima.Agentenmodell:
Ziel des Klima.Agentenmodells ist es, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt an Hitzetagen gezielt zu verbessern. Das Klima.Agentenmodell ermöglicht die dynamische Erfassung und Darstellung der humanbioklimatischen Belastung in der Innenstadt. Über mobile, digitale Agenten, welche die Innenstadt durchstreifen, können Bioklimabelastungsräume verortet werden. Als Grundlage dienen hochauflösende 3D-Modelle. Über unterschiedliche mikroskalige meteorologische Modelle (FITNAH/ASMUS, PALM) wird das thermische Empfinden einer Standardperson simuliert – hierfür sind vor allem Lufttemperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und thermophysiologisch wirksame Strahlung relevant. Je nach physischer Konstitution (dem persönlichen „Rucksack“ aufgrund des Alters, einer eingeschränkten Mobilität u.a.) können den Agenten dann „Lastgrenzen“ zugeordnet werden.
Über die Kopplung und Dynamisierung des thermischen Empfindens mit individuellen Bewegungsmustern repräsentativer Bevölkerungs-/Nutzergruppen können Rückschlüsse gezogen werden, wo „Coolspots“ durch blau-grüne Infrastrukturmaßnahmen (Verschattungselemente, sprühende Wasserelemente, Beregnung/Spülung versiegelter Bereiche mit Wasser zur abendlichen Kühlung, oberflächige Wasserführung, Brunnen, Grünelemente) erforderlich sind. Die praktische Erprobung des Klima-Agentenmodells erfolgt in der Umsetzungsphase.
Smart.Rad 1.0:
Mit Smart.Rad wird die Förderung des Radverkehrs als gleichberechtigtes Verkehrsmittel in der Alltagsmobilität verfolgt. Die in der Maßnahme Smart.Rad 1.0 eingesetzten Technologien sollen die Wartezeiten von Radfahrenden an der Lichtsignalanlage (LSA) verringern, den Verkehrsfluss erhöhen und die Fahrzeiten verkürzen. Mittels des smarten Ampelphasenassistenten (TraficPilot-App) wurden im Kontext der Smart.Rad 1.0-Maßnahme spezielle Funktionen für den Radverkehr, aufbauend auf die für den Krafftfahrzeugverkehr bestehende App, entwickelt und implementiert. Smart.Rad 1.0 befindet sich aktuell entlang des Cityrings im Testbetrieb. Die TrafficPilot-App kann in den gängigen App-Stores heruntergeladen werden. Im Zuge der Maßnahme erfolgte eine grundsätzliche Modernisierung der LSA-Infrastruktur im entsprechenden Raum.
Kultur.Dreieck:
Das Kultur.Dreieck zielt auf die Transformation des öffentlichen Raums hin zu einem attraktiven „Innenstadt Quartier“ und zusammenhängenden Kultur- und Kreativareal ab. Besagtes umfasst Staatsoper, Schauspiel-Hannover und Künstlerhaus sowie die dazugehörigen Plätze, Höfe und umliegenden Straßen. Mittels der Aufwertung des Straßenraums wird ein öffentlicher Raum für diverse Kunstakteur*innen geschaffen, welcher für alle Nutzer*innen offen und diskriminierungsfrei zugänglich sein soll. Es werden Barrieren abgebaut und ein gleichberechtigtes Wirken verschiedener Akteur*innen im Stadtraum realisiert. So wird das Vorhaben zu einer Öffnung von Kulturinstitutionen führen und neue Zielgruppen ansprechen.
Die Maßnahme wurde co-kreativ als interdisziplinäre und dezernatsübergreifende Initiative entwickelt sowie auf dem Kulturhackathon im Juni 2023 um Impulse zur Nutzung und Planung zur Umgestaltung der Prinzenstraße erweitert.
3.3 Maßnahmen aus der Umsetzungsphase (2023 – 2026)
Open.Urban.Data:
Die Maßnahme umfasst zwei parallele, miteinander verbundene Entwicklungsstränge. Dies ist einerseits 1) die Weiterentwicklung der bisher nur filebasiert vorliegenden Open GeoData-Strukturen zu einer Urbanen Datenplattform (UDP) unter Berücksichtigung des Einsatzes von Open Source (OS), OGC-Standards und auch der Nutzung von dynamischen Daten (IoT-Plattform, Einbindung von Sensorik). Es werden unterschiedlichste Dateninhalte gesucht, beschrieben, erzeugt, erweitert und die Bereitstellungsplattform für offene - aber ebenfalls mit individuellen Berechtigungen versehene - Daten auf dem Weg zu einer UDP nach und nach weiterentwickelt. Der Aufbau einer UDP dient der Zusammenführung von kommunalen Daten verschiedenster Fachsysteme, die über standardisierte Schnittstellen interoperabel für unterschiedliche über/auf die UDP zugreifende Anwendungen bereitgestellt werden sollen.
Dies ist andererseits 2) der stufenweise Ausbau und die Fortführung von Inhalten - auch mit Bezug auf die UDP - und darauf aufbauenden Anwendungen (u.a. Simulationen und Virtual Reality VR) des bestehenden Digitalen Zwillings als Grundlage für die Entscheidungsfindung und die Transparenz der stadträumlichen Entwicklung. Visualisierungen anderer Maßnahmen im Projekt sind im Digitalen Zwilling und auch in VR geplant. Der Digitale Zwilling als Grundlage städtebaulicher Entscheidungen, Visualisierungen und Simulationen wird daten- und anwendungsbezogen zum Urbanen Digitalen Zwilling (UDZ) ausgebaut.
Die Maßnahme mit beiden Entwicklungssträngen orientiert sich an Standards (z.B. DIN SPEC 91357 für Urbane Datenplattformen und - die unter Beteiligung der LHH entstehende - DIN SPEC 91607 für Urbane Digitale Zwillinge) und ist ein wichtiger Baustein im Rahmen der kommunalen Digitalisierung zum Aufbau einer kollaborativen UDP.
Smart.Light:
Mit der Maßnahme Smart.Light wird das Ziel verfolgt, Lichtverschmutzung zu reduzieren, Energieeffizienz zu steigern, Insekten- und Vogelschutz auszubauen und das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken. Die aktuellen Anlagen sind nicht in allen Aspekten effizient und beeinflussen ihr Umfeld, auch aufgrund von Lichtverschmutzung und Störung des Biorhythmus von Vögeln und Insekten, negativ.
Die Maßnahme Smart.Light umfasst die Erprobung innovativer, moderner Technologien der öffentlichen Beleuchtung in Kombination mit Sensorik und deren Auswirkungen auf unterschiedliche Stadträume. Hierzu zählen insbesondere Technologien, die eine Verbesserung der Klimabilanz und dem subjektiven Sicherheitsempfinden zur Folge haben und ein umfassendes Monitoring der Umgebung ermöglichen. Ausgangspunkt ist der Umbau konventioneller Beleuchtung auf smarte energieeffiziente LED-Beleuchtung. Die Smart.Light-Route teilt sich in vier Teilabschnitte (1) Naturnaher Bereich (Westufer Maschsee), (2) Parkplatz Bereich Heinz von Heiden-Arena, (3) Übergangsbereich Innenstadt Pänner-Garbe-Weg/Culemannstraße, (4) Unterführung/Tunnel Friederikenplatz.
Der (1) naturnahe Bereich am Maschsee und der (3) Übergangsbereich Innenstadt Pänner-Garbe-Weg verfügen bereits über smarte Leuchten, die bereits in Betrieb sind. Die eingehenden Live-Betriebsdaten der Leuchten werden zurzeit plausibilisiert und für die Darstellung im öffentlich zugänglichen Smart.Light-Dashboard aufbereitet. Die Installation der Insektenkameras ist im (1) naturnahen Bereich erfolgt. Im Bereich (2) Parkplatz und Heinz von Heiden-Arena wurde im Rahmen des Musterprojekts von lacroix® eine Sensorauswahl installiert, die nun auf Praxistauglichkeit getestet wird. Die Einbettung in das Dashboard wird geprüft. Im Bereich (3) der Culemannstraße wurde ein Beleuchtungskonzept erarbeitet, welches an die Entscheidungen zur zukünftigen Gestaltung und Nutzung der Straße abgestimmt werden muss. Im Abschnitt (4) ist die Lichtkunst und Verbesserung der Beleuchtung in der Planung.
An allen Leuchtmasten wurden Wetterstationen installiert, zwecks Messdatenerfassung und als Teil eines Klimamessnetzes der Stadt. Die lagerrichtige Darstellung der Leuchten ist übermittelt und kann in der 3D-Anwendung des Digitalen Zwillings eingesehen werden.
Historisch.Digital:
Ziel der Maßnahme Historisch.Digital ist es, das Museum auch außerhalb seiner Mauern erlebbar zu machen und den digitalen Zugang zu historischen Inhalten zu ermöglichen. Das Historische Museum Hannover entwickelt die App historisch.digital, die es den Nutzer*innen ermöglicht historische Dokumente, Fotos und 3D-Scans von Objekten aus der Museumssammlung an ihren Originalschauplätzen im Stadtraum zu erleben. Die kartenbasierte App richtet sich an Stadtbewohner*innen, Schüler*innen, Tourist*innen sowie Geschichtsinteressierte, die sich im Stadtraum Hannovers bewegen und mehr über die Historie und Entwicklung der Stadt erfahren möchten. Dafür bietet die Anwendung verschiedene Formate, wie themenspezifische Audioführungen, AR-Installationen, Zeitleisten, Vorher-Nachher-Bildschieber u.a. Die App ist als stadtweite Plattform geplant, auf der verschiedene Institutionen ihre Inhalte zur Verfügung stellen können und facettenreiche Perspektiven auf die Stadtgeschichte eröffnen. In der ersten Entwicklungsstufe werden das Historische Museum sowie Stadtarchiv und ZeitZentrum Zivilcourage Inhalte bereitstellen. In der zweiten Entwicklungsstufe erarbeiten zivilgesellschaftliche Akteur*innen weitere Themenlayer.
Das Konzept für die App ist entwickelt und die ersten Kooperationspartner*innen sind mit dem Stadtarchiv und dem ZeitZentrum Zivilcourage festgelegt. Das „Go-Live“ von historisch.digital ist im dritten Quartal 2025 geplant. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung der App ist angedacht und durch Open-Source auch für Dritte möglich.
Smart.Rad 2.0:
Smart.Rad 2.0 verfolgt im Rahmen der Umsetzungsphase die Ziele von Smart.Rad 1.0 aus der Strategiephase stringent weiter und baut auf die etablierten Prozesse des Schaltzustands bei Erreichen der LSA sowie der Zeit bis zur Umschaltung auf. Der TrafficPilot wird für den Radverkehr so weiterentwickelt, dass eine aktive Berücksichtigung des Radverkehrs an der LSA erfolgt. Genanntes Ziel soll mit der Nutzung von smarten Steuerungs- und Kommunikations-Technologien (V2X) ermöglicht werden, die bereits im Kfz-Verkehr und im ÖPNV erprobt sind. Dies dient der Optimierung einer aktiven Berücksichtigung und höheren Variabilität in der Grünzeitvergabe für den Radverkehr.
Dafür ist das Zusammenspiel zwischen TrafficPilot und einer (noch in den TrafficPilot zu integrierenden) Navigationsfunktion des genutzten Smartphones notwendig. Dies ermöglicht das Auslösen der Beeinflussung der tatsächlich für die geplante Fahrtrichtung benötigten Signalgruppe der LSA. Die Anforderungen für die Umsetzung und Weiterentwicklung des TrafficPilots wurden entsprechend definiert. Ein Angebot für besagte Weiterentwicklung liegt vor und wird auf Förderfähigkeit geprüft. Im nächsten Schritt gilt es im Rahmen der Beauftragung des Angebots eine entsprechende Definition von Anforderungen, in Hinblick auf die Umsetzung der Weiterentwicklungen der Steuerung der LSA, an die zuständigen Signalbaufirmen vorzulegen.
Kultur.Dreieck (Fortführung):
Eine niedrigschwellige Öffnung des Kultur- und Kreativareals Kultur.Dreieck Hannover, wie in der Strategiephase entwickelt, soll mittels neuer Bühnenformate, Licht- und Soundinstallationen und künstlerischer Interventionen und Performances erfolgen. Ein Ansatz zur Umsetzung verfolgt die Nutzung bestehender Strukturen (alte Fahrleitungsmasten) auf der Prinzenstraße. Die insgesamt acht Masten (Höhe 8m) im Abstand von 35 – 50 Metern haben besondere Signalwirkung, insbesondere am Thielenplatz und am Schiffgraben. Sie sollen am Ein- und Ausgang der Prinzenstraße Atmosphäre in den öffentlichen Raum bringen.
Mittels Erweiterung um technische und digitale Elemente soll den alten Fahrleitungsmasten eine neue Nutzung zukommen. Mit der Umwidmung zu Multimediastelen wird der Anspruch verfolgt, den öffentlichen Raum nachhaltig zu einem attraktiven Ort der Begegnung zu gestalten und im Zuge dessen Kultur, Stadtgeschichte und -entwicklung niedrigschwellig zugänglich zu machen. Die Steuerungstechnik erlaubt eine individuelle Ansteuerung und Nutzung aller Elemente jeder Multimediastele: Im oberen Drittel als funktionale Stadtbeleuchtung, im mittleren Drittel mit LED-Elementen zur lichtkünstlerischen Bespielung und im unteren Drittel mit Lautsprechermodulen, v.a. für kleinräumig-lokale Klangeffekte.
Vorgesehen sind zudem Aufhängepunkte (Bohrungen, Ösen) für optional, temporär zu ergänzende Technik. Zur Prüfung der Förderfähigkeit befindet sich der entsprechende Maßnahmensteckbrief in der Finalisierung. Weitere Details können der BDS-Nr. 1443/2024 bzw. 1443/2024 E1 entnommen werden.
Hitze.Wasser.Management:
Im Rahmen der Maßnahme Hitze.Wasser.Management wird ein modular aufgebautes sensorunterstütztes Managementsystem zur Klimawandelanpassung unter Einbezug innerstädtischer Umweltdaten aufgebaut. Die Maßnahme besteht aus vier Modulen und wird durch die Leibniz Universität Hannover (Institute für Siedlungswasserwirtschaft und Abwassertechnik, Institut für Meteorologie und Klimatologie, Institut für Physische Geographie und Landschaftsökologie) wissenschaftlich begleitet.
Im ersten Modul erfolgt der Aufbau eines Klimamessnetzes im Innenstadtbereich. Das Messnetz soll aus 38 Stationen bestehen. Gemessen werden Lufttemperatur, relative Luftfeuchtigkeit, Helligkeit und Globe-Temperatur („gefühlte“ Temperatur).
Das zweite Modul umfasst die Planung und den Bau einer smarten Zisterne in Form eines Stauraumkanals unter einer Bestandsstraße im Innenstadtbereich (Prinzenstraße vgl. BDS Nr. 1443/2024 E1), in dem Niederschlagswasser sowohl von den straßenseitigen Dächern der angrenzenden Gebäude als auch das auf der Prinzenstraße anfallende Oberflächenwasser, das nicht in den geplanten Baumbeeten versickern kann, gespeichert wird. Durch eine Verknüpfung mit den Regenradar-Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) soll eine automatische Anpassung des Füllstandes der Zisterne erfolgen. An die Zisterne soll eine Wassertankstelle angeschlossen werden, an der die Bewässerungsfahrzeuge der Grünflächenpflege das gespeicherte Niederschlagswasser für Bewässerungszwecke im Innenstadtbereich aufnehmen können.
Im dritten Modul erfolgt der Aufbau einer über Bodenfeuchtesensoren gesteuerten automatischen Bewässerung von elf neu zu pflanzenden Bäumen in der Prinzenstraße im Abschnitt Thielenplatz bis Sophienstraße aus der Zisterne. Das vierte Modul umfasst die Anwendung des in der Strategiephase entwickelten Klima.Agentenmodells (s.o.). Weitere Details zu der klimagerechten und künstlerischen Neugestaltung der Prinzenstraße können der BDS-Nr. 1443/2024 bzw. 1443/2024 E1 entnommen werden.
Frei.Flächen & Zwischen.Raum
Öffentliche Flächen und Räume in der Innenstadt sollen einen digitalen Zugang erhalten. Damit soll die Koordinierung und Nutzbarmachung öffentlicher Flächen und Räume effektiver und einfacher werden. Es wird eine multicodierte, zeitlich flexible Nutzung der Flächen sowie Räume und die Entwicklung innovativer Nutzungs- und Geschäftsmodelle angestrebt.
Die Maßnahme startet ab 2025 und wird an bestehende Smart City-Maßnahmen und laufende Projekte wie USEfUL, 5GAPS und dem Innenstadtkonzept „Mitte neu denken“ (Leitprojekte 1-3) anknüpfen. Der Fokus liegt auf dem digitalen Zugang zu öffentlichen Räumen und Flächen und deren dynamischer Nutzung. In einem ausgewählten Pilotraum soll mittels Sensorik die öffentliche Infrastruktur für die Bündelung von Sharing-Angeboten, Logistik, Veranstaltungen usw. dynamisch, flexibel und adressat*innengerecht nutzbar gemacht werden.
Die im Rahmen des Förderprojektes entwickelte Software wird Open Source programmiert. Damit bietet die LHH anderen Kommunen und anderen Akteur*innen die Möglichkeit an den Smart City-Lösungen technisch zu partizipieren, aktiv mitzugestalten und im kommunalen Zusammenwirken zu profitieren.
4. Ausblick
Bis zum Projektende 12/2026 liegt ein besonderer Fokus auf dem vollständigen Abruf aller bereitgestellten Fördergelder. Dies setzt eine enge Zusammenarbeit mit der KfW und der KTS voraus, um sicherzustellen, dass alle finanziellen Mittel zielgerichtet und fristgerecht in die geplanten Maßnahmen fließen. Damit einhergehend ist die konsequente Weiterverfolgung, Umsetzung und perspektivische Versteigung der definierten Maßnahmen. Die umfassende Beteiligung von Stadtgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und anderen Kommunen bleibt ein zentraler Bestandteil des Förderprojekts. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird weiter ausgebaut, um sicherzustellen, dass alle relevanten Akteur*innen in den Prozess eingebunden sind und verschiedene Perspektiven einfließen.
Die in der Umsetzungsphase definierten Maßnahmen wie Smart.Rad 2.0, Smart.Light, Open.Urban.Data, Hitze.Wasser.Management, Kultur.Dreieck und Frei.Flächen.Zwischen.Raum werden effizient umgesetzt. Hierbei wird eine enge Abstimmung zwischen den Fachbereichen und dem Kernteam #HANnovativ sichergestellt, um Synergien zu nutzen und Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Um den Gedanken einer Smart City nachhaltig in der Stadtverwaltung zu verankern, wird dezernatsübergreifendes und projektbasiertes Arbeiten weiter gefördert.
Effizienzgewinne durch smarte Technologien und positive Effekte auf die Entwicklung unserer Stadt und die Transformation der Verwaltung sollen auch über den Förderzeitraum hinaus verstetigt werden. Die Entwicklung eines dauerhaften Innovationskreislaufs, in dem sich smarte Lösungen gegenseitig befördern und durch eingesparte Ressourcen und Effizienzgewinne Anreize für neue Maßnahmen geschaffen werden können, soll dabei geprüft werden. Um die Nachhaltigkeit der Projekte über 2026 hinaus zu sichern und neue Projekte zu realisieren, wird neben den angestrebten Effizienzgewinnen ebenso aktiv nach Möglichkeiten für eine (Folge-)Finanzierung gesucht. Hierzu werden potenzielle Förderprogramme auf nationaler und europäischer Ebene analysiert. Fördermittel können als ein Baustein dazu beitragen, trotz angespannter Haushaltslage Digitalisierung als Effizienzversprechen einzulösen und die Chancen smarter und digitaler Technologien im Sinne einer nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung für sich nutzen.
Berücksichtigung von Gender-Aspekten
Restart: #HANnovativ insgesamt und die beschriebenen Maßnahmen richten sich an alle Teile der Stadtgesellschaft in ihren individuellen Ausprägungen. Es sind alle Geschlechter gleichermaßen berücksichtigt. „Vielfalt“ ist eines der zehn Handlungsfelder der Smart City-Strategie. Gruppen, die gerade bei technischen Themen häufig unterrepräsentiert sind und durch Technologien benachteiligt werden, sollen und werden auch zukünftig besondere Beachtung finden. Dialog- und Beteiligungsformate wurden und werden weiterhin unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse weitestgehend angepasst und aus der Strategie in die Umsetzung übertragen. Beispielsweise wurden im Rahmen von Smart.Light Fragen der sozialen Sicherheit (Beleuchtung) und bei Hitze.Wasser.Management sowie bei der Maßnahme Kultur.Dreieck die barrierefreie Gestaltung aller Teileinrichtungen geprüft. Die Ergebnisse sind in die jeweiligen Planungen eingeflossen.
Auswirkungen auf den Klimaschutz
Insgesamt wird das Ergebnis der Klimawirkungsprüfung positiv bewertet. Klimaschutz und
-folgenanpassung sind zentrale Ziele der Strategie von Restart: #HANnovativ. Positive Auswirkungen auf den Klimaschutz entstehen durch den Einsatz innovativer und energiesparender Technologien und deren Steuerung, die die Effizienz von Prozessen verbessern und damit den Ressourceneinsatz verringern; dies insbesondere in den Bereichen Energie, Mobilität und Klimafolgenanpassung (u. a. bei Hitze.Wasser.Management). Beispielhaft stehen dafür auch die Maßnahmen Smart.Light mit dem Ziel, die Lichtverschmutzung zu reduzieren und die Energieeffizienz zu steigern, sowie das Klima.Agentenmodell, wodurch die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt an Hitzetagen gezielt verbessert werden soll. Die Abschätzung des CO² Fußabdruckes der Digitalisierungsmaßnahmen ist Prüfaufgabe der angestrebten Projektevaluation.
Es entstehen keine zusätzlichen finanziellen Auswirkungen.