Antrag Nr. 1872/2017:
Antrag der Fraktion Die FRAKTION zum Beitritt der Landeshauptstadt Hannover zum Städtebund "DIE HANSE"

Informationen:

verwandte Drucksachen:

1872/2017 (Originalvorlage)
2493/2017 (Änderungsantrag)

Beratungsverlauf:

Antragsteller(in):

Fraktion Die FRAKTION

Inhalt der Drucksache:

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Antrag der Fraktion Die FRAKTION zum Beitritt der Landeshauptstadt Hannover zum Städtebund "DIE HANSE"

Antrag

Antrag zu beschließen:
1. Die Landeshauptstadt Hannover tritt dem Städtebund “DIE HANSE” als Mitglied bei.
2. Die Landeshauptstadt Hannover nimmt ihre Aktivitäten im Hansebund “DIE HANSE” auf, nimmt künftig an den Hansetagen teil und wird auch die Stadt Hannover auf den Hansetagen mit einem eigenen Stand präsentieren. Hierfür müssen entsprechende Haushaltsmittel bereitgestellt werden.
3. Die Verwaltung sollte Vorbereitungen für einen späteren Antrag auf Verleihung des Städtenamens „Hansestadt“ durch die Landesregierung treffen.

Begründung

Zu Antragspunkt 1:
Obwohl keine Küsten-, sondern eine Binnenstadt, war Hannover lange Zeit Teil der Hanse und nutzte die vielfältigen Vorteile dieses Städtebundes, bis die Welfen Hannover einnahmen und die Mitgliedschaft in der Hanse so beendeten (siehe hier¹ und siehe hier²).

Doch auch heutzutage bietet eine Mitgliedschaft in der Hanse DIE HANSE der Stadt Hannover viele positive Entwicklungsmöglichkeiten. Hier wären unter anderem zu nennen:
a) Erhöhung der Anzahl der Übernachtungen durch vermehrte Besucherzahlen (die seit kurzem auch Hansestadt Uelzen verzeichnet, hierbei in nur 8 Monaten nach dem Beitritt ein plus von 8,5%³).
b) Ein weiterer Verbund, der Lobbyarbeit für die Stadt Hannover betreiben kann (neben dem Deutschen Städtetag bzw. dem Städte- und Gemeindebund), ihre Interessen nach außen vertritt und dabei ausnahmsweise positiv konnotiert ist.
c) Die Teilnahme am jährlichen internationalen Hansetag – ein Fest!



d) Imagepflege für Hannover, oder: Darf Braunschweig besser sein als wir? Braunschweig ist bereits seit 1980 wieder Teil der Hanse und ist 2014 sogar dem Hanseverein (Verein zur Förderung und Unterstützung der Arbeit des nicht rechtsfähigen internationalen Städtebundes DIE HANSE, insbesondere die Abwicklung von Projekten und die Beantragung von Fördermitteln) beigetreten. Hannover kann es sich definitiv nicht leisten, Braunschweig hier hinterherzuhinken.
e) DIE HANSE schreibt sich in Versalien.
f) Wir-Gefühl stärken und (hoffentlich) eine Rückbesinnung auf die klassischen hanseatischen Werte und Tugenden (seitens Politik und Verwaltung).
g) Hannover benötigt definitiv ein neues “Label” und sollte vor allem Pendlern etwas Gutes tun. “Willkommen in der Expo- und Messestadt Hannover” – das kann im Hauptbahnhof doch wirklich niemand mehr hören! Zusätzlich ist die Expo mittlerweile 17 Jahre her und wie bei einem Kind ist es nun wirklich an der Zeit, endlich einmal loszulassen. “Willkommen in der Hansestadt Hannover! Hier kommen Menschen zusammen!” klingt doch gleich viel freundlicher.

Zu Antragspunkt 2:
Die Hansetage bieten der Stadt jährlich die Möglichkeit, sich überregional einem breiten Publikum bekannt zu machen und zu präsentieren.
Die künftigen Austragungsorte des Hansetages sind bis 2030 fixiert – 2027 ist sogar Braunschweig Austragungsort* vorgesehen (siehe Punkt 1.d). Hannover könnte also theoretisch bereits im Jahr 2031 den Hansetag austragen und so Menschen aus ganz Europa begeistern. Ein perfekter Zeitpunkt, schließlich wird sich Hannover dank des Arbeitsprogramms “Mein Hannover 2030” spätestens dann wie aus dem Ei gepellt präsentieren können.
Zu Antragspunkt 3:
Die historische Bedeutung Hannovers in der Hanse:
Das hansische Element in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte Hannovers Braunschweigs ist kaum zu unterschätzen. Wahrscheinlich ist schon im 13. Jahrhundert, aber ganz sicher im 14. Jahrhundert, Hannoveraner Braunschweiger Handel im hansischen Kontext nachweisbar. Hansestädte waren grundsätzlich keinem Landesherrn untertan. Es gab in Hannover eine selbstbewusste Kaufmannschaft und Gilden, die Fernhandel trieben. Die meisten Hansestädte importierten Rohstoffe und Lebensmittel und exportierten dann fertige Produkte; darin lag ihre Stärke. Hannovers Wirtschaft war gewissermaßen international vernetzt.¹
Und genau dahin muss Hannover zurück! Auch wenn Hannover zum Glück nicht mehr mit Tran und Wachs, oder Heringen und Butter handelt, sondern vorrangig mit Reifen, Reisen, stinkenden Dieselfahrzeugen, Aufzügen und – Gott sei Dank! – immer noch mit Bier. Wir waren mal wer!
Durch unliebsame Söhne und Töchter dieser Stadt hat ihr Ruf leider gelitten. DIE HANSE ist daher ein sehr gutes Mittel Hannover wieder positiv zu besetzen, denn: Der Begriff der Hansestadt erfährt eine Renaissance, er ist wieder weithin mit einer positiven Wahrnehmung verknüpft. Nicht zuletzt die großen und bekannteren Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck pflegen und prägen das positive Image der Hansestädte sehr konsequent. Seit der Öffnung der Grenzen und der Erweiterung der Europäischen Union nach Osteuropa erfährt auch die alte Tradition des Hansebundes in ihrer internationalen Dimension neue Belebung. Die Aktivitäten des Hansebundes finden wieder stärker Beachtung. Dies wird nicht zuletzt in der Teilnahme des Bundespräsidenten am Hansetag in Lübeck 2014 deutlich, aber auch in dem großen Publikumszuspruch und der medialen Wirkung.

Aufgrund dieser Entwicklung und der erwarteten positiven Wirkung für Braunschweig Hannover empfehlen wir dem Rat, die Hanseaktivitäten in Zukunft wieder aufleben zu lassen und die Wahrnehmung Braunschweigs Hannovers als Hansestadt zu verbessern. Aktuell soll ein Beitritt in DIE HANSE neu gegründeten Hanseverein erfolgen, für die Folgejahre soll Braunschweig Hannover wieder an den Hansetagen teilnehmen. Für die Zukunft sollte die Verleihung des Namens „Hansestadt“ (Braunschweig Hannover) angestrebt werden.
Bezeichnung einer Stadt als „Hansestadt“:
Gemäß § 20 Abs. 2 Satz 2 NKomVG kann das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport auf Antrag der betreffenden Stadt Bezeichnungen verleihen, die in einem Teilaspekt eine objektiv herausragende und dauerhafte Bedeutung hervorheben, u.a. die Bezeichnung „Hansestadt“. Der Antrag auf Verleihung der Bezeichnung ist zu begründen. Die Entscheidung trifft das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport nach pflichtgemäßem Ermessen. Voraussetzung für das Beantragen der Bezeichnung „Hansestadt“ ist ein entsprechender Beschluss des Rates nach § 58 Abs. 1 Nr. 3 NKomVG. Danach obliegt es dem Rat über „den Namen, die Bezeichnung, ….. der Kommune“ zu beschließen. Die Kompetenz des Rates zur Beschlussfassung über eine Bezeichnung, besteht allerdings nur in dem Umfang, wie die Kommune über diese Frage überhaupt autonom entscheiden darf. Die Entscheidung über die Verleihung der Bezeichnung „Hansestadt“ liegt beim Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, so dass sich die Beschlusskompetenz des Rates auf die Entscheidung, ob ein entsprechender Antrag gestellt und wie er ggfs. begründet wird, beschränkt. 5


Julian Klippert
Fraktionsvorsitzender

Quellen:
Quellen:
¹ http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Historiker-Matthias-Puhle-Hannover-war-eine-wichtige-Hansestadt
² https://de.wikipedia.org/wiki/Hansestadt
³ Ist der Titel „Hansestadt“ messbar? Was bringt es den Hansestädten? Auf Spurensuche in Uelzen
Uelzen ist wieder Hansestadt - was hat es gebracht?
Von Peer Körner, dpa (24.01.2017)
4 http://www.hanse.org/hansetage/ueberblick-hansetage
5 Stadt Braunschweig, “Beschlussvorschlag Städtebund DIE HANSE”, DS 16996/14