Informationsdrucksache Nr. 1835/2012:
Rucksack in der Grundschule-koordinierte Sprachförderung und Elternbildung
Sachstandsbericht 2012

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Schulausschuss
In den Ausschuss für Integration, Europa und Internationale Kooperation (Internationaler Ausschuss)
In den Verwaltungsausschuss
An den Jugendhilfeausschuss (zur Kenntnis)
An die Stadtbezirksräte 01 - 13 (zur Kenntnis)
 
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1835/2012
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Rucksack in der Grundschule-koordinierte Sprachförderung und Elternbildung
Sachstandsbericht 2012



Mit der Informations-Drucksache Nr. 0518/2011 wurde der Sachstand des Umsetzungsprozesses des Programms „Rucksack in der Grundschule“ beschrieben.

Die dort geschilderten positiven Veränderungen, die sowohl bei den Eltern und Kindern als auch den Schulen wahrgenommen wurden, haben sich zwischenzeitlich intensiviert und das Programm hat sich an den teilnehmenden Grundschulen im Stadtgebiet etabliert. Die Rucksack-Elterngruppen sind dort ein fester Bestandteil des Schullebens geworden.


Ging es zunächst um die Bekanntmachung und Einführung des Programms "Rucksack in der Grundschule" steht nunmehr die Begleitung der Einbindungsprozesse, die Weiterentwicklung und die Qualitätssicherung des Programms sowie die Bewältigung der steigenden Nachfrage von Schulen an dem Programm unter Berücksichtigung der vorhandenen personellen Ressourcen im Fokus und stellt die tägliche Arbeit vor stetig neue Herausforderungen.

Im Folgenden sollen die, über die ursprüngliche Arbeit hinausgehenden, zwingend erforderlichen situations- und bedarfsorientierten Tätigkeiten im Rahmen des Programms dargestellt werden.







I. Entwicklung des Programms „Rucksack in der Grundschule“:

a) statistische Angaben


Schuljahr
2009 /2010
Schuljahr
2010/2011
Schuljahr 2011/2012
Schuljahr 2012/1013 in Planung:
12 Frauen wurden zur Elternbegleiterin Rucksack II qualifiziert.
15 Frauen wurden zur Elternbegleiterin
Rucksack II qualifiziert.
16 Frauen wurden zur Elternbegleiterin Rucksack II qualifiziert.
12 Frauen, 1Mann werden als
ElternbegleiterIn Rucksack II qualifiziert.
Teilnehmende Schulen:

· IGS Roderbruch/
Primarbereich

· GS Fichteschule

· GS Stammestraße

· GS Vinnhorst

Hinzugekommene Schulen:
· GS Alemannstraße

· GS Auf dem Loh
· GS Brüder- Grimm-Schule

· GS Fuhsestraße


· GS Goetheplatz
· GS Lüneburger Damm
Hinzugekommene Schulen:

· GS Entenfang

· GS Ahlem

· GS Albert-
Schweitzer

· GS In der
Steinbreite
· GS Gebrüder-
Körting

· GS An der Feldbusch- wende
Neu hinzukommende
Schulen:

· GS Am Stöckener Bach

· GS Hinrich- Wilhelm–Kopf

· GS Friedrich-Ebert-Schule



8 Rucksack-
Elterngruppen
9 Rucksack-
Elterngruppen neu hinzugekommen
9 Rucksack-
Elterngruppen neu hinzugekommen
12-15 Rucksack-
Elterngruppen
in Planung
4 „Rucksack-Grundschulen“
Insgesamt:
10 „Rucksack-Grundschulen“
Insgesamt:
16 „Rucksack-Grundschulen“
Insgesamt:
19 „Rucksack-Grundschulen“




Durch das Programm „Rucksack in der Grundschule“ konnten 545 Familien mit 29 verschiedenen Sprachen in 9 der 12 Stadtbezirke bislang erreicht werden.

Im Schuljahr 2012/2013 werden mit den geplanten Rucksack-Elterngruppen dann insgesamt 39 bis 42 Rucksack-Elterngruppen bestehen und zu betreuen sein.

Weitere ca. 10 Grundschulen haben ihr Interesse an der Einführung des Programms bekundet. Hier muss geprüft werden, inwieweit diese in die Planungen für das Schuljahr 2013/2014 mit aufgenommen werden können.




b) fachliche Darstellung
· Das in den Niederlanden entwickelte Rucksackprogramm wurde von der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) nach Essen/Nordrhein-Westfalen geholt und adaptiert. Die RAA ist somit Lizenzgeber dieses Programms. Da sich die Inhalte des Programms stark an den Unterrichtsinhalten der Grundschulen orientieren, ist eine Modifikation des Programms auf niedersächsische (hier: hannoversche) Verhältnisse aufgrund der unterschiedlichen curricularen Vorgaben der Länder notwendig. Die vom Lizenzgeber zur Verfügung gestellten Materialien müssen entsprechend aufbereitet und ergänzt werden und sollen sich an den Bedürfnisse der jeweiligen Grundschulen orientieren. Des Weiteren werden Zusatzmaterialien entwickelt, um den individuellen Wünschen nach Vertiefung der im Schulunterricht oder im Familienalltag aufkommenden Themen der Eltern-/Müttergruppen gerecht zu werden.

· Auf aktuelle Themen wie z. B. Salafismus muss eingegangen werden können. Auch der verstärkte Zuzug von Familien aus Rumänien und Bulgarien muss bei der Umsetzung des Programms berücksichtigt werden.

· Ressourcen der Mitarbeiterinnen werden genutzt, um Qualifikationsschulungen zu erweitern („Deutsch als Zweitsprache“) oder Themenschulungen zu intensivieren („Bleib gesund“). Teilweise kann aus eigenen Erfahrungen ein Thema veranschaulicht werden.

· Aufgrund intensiver Netzwerkarbeit mit anderen Fachbereichen und Trägern kann den Elternbegleiterinnen und Eltern/Müttern die Teilnahme an verschiedenen Projekten angeboten werden (u.a. „Jedes Kind zählt“, „Mama lernt Deutsch, Papa auch“, „Dein Tag“ - Sportangebot für Frauen und Mädchen, „Haus der Religionen“).

· Zusätzlich soll ein Leitfaden für die Elternbegleiterinnen, Schulkoordinatorinnen und Schulleitungen erstellt werden, der ihnen die Arbeit mit dem Programm erleichtern soll. Die Elternbegleiterinnen erhalten dadurch ein Nachschlagewerk über Arbeitsabläufe, zu erstellende Dokumentationen und Hinweise, wie sie in bestimmten Situationen vorgehen sollen und an wen sie sich mit verschiedenen Problemen wenden sollen. Für die Schulkoordinatorinnen und die Schulleitungen werden die erforderlichen Voraussetzungen, die seitens der Schule für die Umsetzung des Programms zu schaffen sind, detailliert dargestellt.

· Durch die Weiterentwicklung des Programms "Rucksack in der Grundschule" sollen im Rahmen eines Probelaufs an zwei Grundschulen zusätzlich in der dritten und vierten Klasse Rucksack-Elterngruppen eingerichtet werden. Es ist beabsichtigt, für die Leitung dieser Gruppen erfahrene Elternbegleiterinnen einzusetzen. Diese haben bereits Gruppen in diesen Schulen in den ersten beiden Klassen geführt und kommen durch die Weiterführung des Programms in der höheren Klasse einer verstärkten Nachfrage nach diesem Angebot an „ihrer“ Schule nach. Hierfür benötigte Materialien werden in Abstimmung mit den unterrichtenden Lehrkräften entwickelt.

· Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Väter aktiv in die Kindererziehung einbezogen werden wollen und Interesse an einer Teilnahme am Rucksack-Programm haben. Die Bildung heterogener Gruppen gestaltet sich jedoch aufgrund religiöser oder traditioneller Regeln als schwer umsetzbar. Aus diesem Grund sind der Aufbau und die Installation von Vätergruppen an den beteiligten Grundschulen sinnvoll und erfordern eine spezielle Begleitung in dieser sensiblen Angelegenheit. Die Inhalte der Vätergruppen müssen sich an den Wünschen von Kindern an ihre Väter und umgekehrt orientieren und können von den Inhalten der Müttergruppen abweichen. Die Abstimmung mit den schulischen Bildungsprozessen und eine Überarbeitung der Gruppenmaterialien werden daher erforderlich. Für Väter und Kinder sollen männerspezifische Angebote (Vater-Kind Ausflüge wie z.B. Besichtigung des Arbeitsplatzes, gemeinsames Reparieren von z.B. Fahrrädern, Förderung des technischen Interesses bei den Kindern durch Einbringen der Kompetenzen von Vätern) entwickelt werden.
Väter für eine aktive Mitarbeit zu gewinnen, stellt eine besondere Herausforderung dar, denn hier sind sowohl o. g. inhaltliche als auch organisatorische Besonderheiten (z. B. Gruppenstunden sollten nachmittags oder in den frühen Abendstunden stattfinden) zu berücksichtigen.


c) Intensive Begleitung und Betreuung aller Beteiligten des Programms

Die Koordination und Zusammenarbeit mit allen Beteiligten am Rucksack - Programm erfordert zunehmend eine sehr aufwendige und intensive Begleitung und Betreuung. Im Folgenden soll dieses verdeutlicht werden:
· Die Qualifizierung der Rucksack-Elternbegleiterinnen und deren Fort- und Weiterbildung sowie die wöchentlich stattfindenden Themenschulungen bedürfen einer intensiven inhaltlichen und organisatorischen Planung. Im Schuljahr 2011/2012 erfolgte die Qualifizierung neuer Elternbegleiterinnen und gleichzeitig fanden in drei verschiedenen Gruppen die Themenschulungen statt. Die Themenschulungen selbst werden auf die Bedürfnisse der einzelnen Grundschulen abgestimmt (zu bearbeitende Themen bzw. Zusatzmaterialien zu teilweise auch unterschiedlichen Zeiten) und zunehmend ist bei diesen Schulungen auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Elternbegleiterinnen einzugehen. Die Grundsatz-, Bildungs- und Erziehungsthemen sowie die Reflexion nehmen einen hohen Anteil der verfügbaren Zeit in Anspruch. Ergebnisse und Erfahrungen sind für künftige Schulungen zu verarbeiten und auszuwerten.

· Die Elternbegleiterinnen benötigen eine unterschiedlich abgestimmte Begleitung und Betreuung. Es ist deutlich geworden, dass aufgrund der unterschiedlichen Niveaus hinsichtlich der Sprachkenntnisse, der Bearbeitung der Materialien, der Ausübung der Gruppenleitungsfunktion und beim Umgang mit Schwierigkeiten und Problemen auch differenzierte Beschulungen notwendig sind. So werden Themen mit unterschiedlichem Tempo aufgrund bestehender unterschiedlicher Sprachkenntnisse und Vorkenntnisse behandelt und auf auftretende Hindernisse muss kompetent und differenziert eingegangen werden.

· Es ist notwendig, dass die Rucksack-Elterngruppen der teilnehmenden Grundschulen besucht werden, um auf aktuelle Schwierigkeiten eingehen zu können oder um die Umsetzung des Erlernten durch die Elternbegleiterinnen vor Ort zu beobachten und anschließend zu reflektieren.

· Um den Erhalt bestehender Eltern-/Müttergruppen zu gewährleisten, erfolgen auch Vertretungen der Elternbegleiterinnen im Fall von Krankheit oder anderweitiger Abwesenheit.

· Die Elternbegleiterinnen müssen in ihrem ersten Jahr bei allen Schulveranstaltungen unterstützt werden, um sie in die Lage zu versetzen, Eltern von Schulanfängern gut über das Programm zu informieren. Die positive Entwicklung des Rucksack-Programms an den einzelnen Schulen ist von einer guten Zusammenarbeit zwischen der Elternbegleiterin und der Schule abhängig. Diese Kooperation muss intensiv unterstützt werden.

· Durch die Betreuung und Begleitung seitens der Landeshauptstadt Hannover erfahren die Elternbegleiterinnen und Mütter/Eltern eine Akzeptanz, die sie selbstbewusster im Umgang mit staatlichen Institutionen und insbesondere mit der Schule werden lässt. Durch die intensive Beziehungsarbeit der Mitarbeiterinnen des Rucksack-Programms können persönliche Fragen und Probleme aufgearbeitet, Vorbehalte und Hemmschwellen abgebaut und das Vertrauen und die Selbstsicherheit gestärkt werden.

· In regelmäßigen Abständen (zwischen 6-8 Wochen) finden Kooperations- und Austauschrunden mit der zuständigen Schulkoordinatorin und der Elternbegleiterin der jeweiligen Grundschule statt, um die Umsetzung des Programms abzustimmen und individuelle Absprachen zu treffen. Hierbei sind auch Veränderungen der Schulstruktur (z.B. Einführung der Ganztagsschule, inklusive Beschulung u. v. m.) zu berücksichtigen.


II. Ausblick

Das Rucksack-Programm entwickelt sich zunehmend zu einer festen Instanz in den hannoverschen Grundschulen.

Aus dem Bildungsplan 2011 der Landeshauptstadt Hannover geht hervor, dass der Anteil der Kinder im Alter von 6-9 Jahren mit Migrationshintergrund bei 42 Prozent liegt. Das steigende Interesse der Grundschulen sowie der Eltern an einer Teilnahme an diesem Programm zeigt, dass entsprechender Bedarf besteht.

Die Umsetzung des Programms muss sich an den Bedürfnissen der Eltern, der Schülerinnen und Schülern sowie der Schulen orientieren. Die dargestellten Tätigkeiten machen deutlich, dass der Erfolg des Programms von der Weiterentwicklung des Programms und Intensität der Begleitung und Betreuung abhängig ist. Diese gilt es sicherzustellen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Das Programm richtet sich grundsätzlich an beide Elternteile. Haben bislang lediglich Mütter an der Umsetzung teilgenommen, werden im neuen Schuljahr auch insbesondere Väter angesprochen. Die Mädchen und Jungen profitieren gleichermaßen von der Mitarbeit ihrer Eltern.

Kostentabelle

Darstellung der zu erwartenden finanziellen Auswirkungen in Euro:
Teilfinanzhaushalt 42 - Investitionstätigkeit
Bezeichnung
EinzahlungenAuszahlungen
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Beiträge u.ä. Entgelte für Investitionstätigkeit 0,00 €
Veräußerung von Sachvermögen 0,00 €
Veräußerung von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
  
  
Erwerb von Grundstücken und Gebäuden 0,00 €
Baumaßnahmen 0,00 €
Erwerb von bewegl. Sachvermögen 0,00 €
Erwerb von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
Saldo Investitionstätigkeit 0,00 €
0,00 €

Teilergebnishaushalt 42 - Investitionstätigkeit
Produkt 24302
schulformübergreifende Programme und Projekte
"Rucksack in der Grundschule"
Angaben pro Jahr
Ordentliche ErträgeOrdentliche Aufwendungen
Zuwendungen und allg. Umlagen 0,00 €
Sonstige Transfererträge 0,00 €
Öffentlichrechtl. Entgelte 0,00 €
Privatrechtl. Entgelte 0,00 €
Kostenerstattungen 0,00 €
Auflösung Sonderposten (anteilige Zuwendungen) 0,00 €
Sonstige ordentl. Erträge 0,00 €
  
Außerordentliche Erträge 0,00 €
  
Erträge aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Personalaufwendungen 0,00 €
Sach- und Dienstleistungen 0,00 €
Abschreibungen 0,00 €
Zinsen o.ä. (TH 99) 0,00 €
Transferaufwendungen 0,00 €
Sonstige ordentliche Aufwendungen 200.000,00 €
  
Saldo ordentliches Ergebnis -200.000,00 €
Außerordentliche Aufwendungen 0,00 €
Saldo außerordentliches Ergebnis 0,00 €
Aufwendungen aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo gesamt -200.000,00 €

42.5 
Hannover / 29.08.2012