Informationsdrucksache Nr. 1760/2015:
3. Sachstandsbericht zum Thema Lesben Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Transgender im Alter

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".
Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Gleichstellungsausschuss
In den Sozialausschuss
 
Nr.
Anzahl der Anlagen
Zu TOP
 
1760/2015
3
 

3. Sachstandsbericht zum Thema Lesben Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Transgender im Alter

Die vorliegende Informationsdrucksache hält Rückschau auf die Aktivitäten des Arbeitskreises Ältere LSBT, betrachtet den augenblicklich erreichten Sachstand und vermittelt einen Ausblick auf die weitere Bearbeitung der Thematik, insgesamt basierend auf dem Ratsauftrag aus dem Jahre 2008 (DS 2452/2008). An die vorherigen Berichte (DS 1345/2011 und DS 1432/2014) wird insoweit angeschlossen.

Wie bereits in der Drucksache 1432/2014 angekündigt, hat der Fachbereich in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Ältere LSBT ein „Konzept zur Förderung der Gleichstellung älterer LSBT“ erarbeitet, das anliegend beigefügt ist.

Dabei werden die Ergebnisse aus Diskussionsrunden in Weltcafés und Fachtagen aus den Jahren 2011 bis 2013 zusammenfassend dargestellt, bewertet und in Zielsetzungen überführt, an denen in den kommenden drei Jahren gearbeitet werden soll. Die Schwerpunkte liegen in der Gewinnung weiterer Beteiligter für den Arbeitskreis, der Sensibilisierung für die Bedürfnisse und Bedarfe älterer LSBT sowie der Bearbeitung bestimmter Themen aus den Bereichen Wohnen, Pflege / Betreuung und Recht. Alle Zielsetzungen sind mit Maßnahmen hinterlegt. Ein im Arbeitskreis geschlossenes Arbeitsbündnis ist zusätzlicher Bestandteil des Konzepts und Anlage dieses Sachstandsberichtes.



Angekündigt war zudem die Erstellung eines Flyers. Dieser liegt inzwischen vor.

Unter dem Motto „Vielfalt - Akzeptanz – Engagement“

beschreibt der Arbeitskreis sein Selbstverständnis, seine Zielsetzung und die Rahmenbedingungen für eine Mitarbeit. Der Flyer ist bewusst farbenfreudig gehalten und mit der Regenbogensymbolik versehen, um ihn unmittelbar für Angehörige der Community erkennbar zu machen. Inzwischen wurde der Flyer breitflächig in den Stadtbezirken verteilt und auch in den Bürgerämtern ausgelegt.

Hinsichtlich der im Konzept beschriebenen wesentlichen Zielsetzung, der Sensibilisierung für die Bedürfnisse und Bedarfe älterer LSBT, hat der Arbeitskreis folgende Maßnahmen ergriffen:

- Partnerbesuchsdienste (Freie Träger und KSH)

Zweimal im Jahr finden Austauschtreffen der hauptamtlich die Partnerbesuchsdienste begleitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter statt. Hinter den Hauptamtlichen (in der Regel Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter) stehen mehr als 500 Ehrenamtliche, die einsame ältere Menschen einmal in der Woche besuchen und ihnen durch Gesellschaft Teilhabe ermöglichen. Das Austauschtreffen am 09.10.2014 wurde für einen Impuls mit der zur in Rede stehenden Thematik genutzt mit der weiteren Intension, sie auch in geplanten Fortbildungen für Ehrenamtlichen zu verankern. Für den Impuls standen eine Mitarbeiterin der Fachstelle 18 LS und ein Teamer der Beratungsstelle Osterstraße zur Verfügung. Neben der Klärung von Begrifflichkeiten, Vermittlung von historischen relevanten Fakten über Diskriminierung und Ausgrenzung von gleichgeschlechtlich Liebenden ging es um die Bearbeitung von Vorurteilen und Fragen, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei interessierten.

Es gab zwar auch eine Absage der Teilnahme mit der Begründung, dass dieses Thema nicht interessiere, von den Teilnehmenden wurde die Veranstaltung aber durchweg als positiv bewertet.

- Sensibilisierung im Bereich Pflege

Hierzu diente die Einladung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung Niedersachsen (MDKN) in den AK Ältere LSBT.

Der MDKN ist der medizinische, zahnmedizinische und pflegerische Beratungs- und Begutachtungsdienst für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung (GKV) in Niedersachsen. Er setzt sich für eine gute Versorgungsstruktur von Kranken und Pflegebedürftigen im stationären und ambulanten Bereich ein. Hierbei liegen Transparenzkriterien zugrunde, die bundesweit gelten und in Verhandlungen des Spitzenverbandes der GKV mit den großen Pflegeverbänden festgelegt werden.

Nach einem Erstgespräch mit einem Mitarbeiter des MDKN am 30.01.2015 gab es ein Folgetreffen beim MDKN am 12.08.2015, das von drei MitarbeiterInnen des AK Ältere LSBT wahrgenommen wurde. Hierbei wurden 15 Teamleitungen des Geschäftsbereichs Pflegeversicherung die Bedürfnisse und Bedarfe älterer LSBT nahegebracht.

Ein wichtiges Anliegen war es zu veranschaulichen, dass Menschen jenseits der Heteronormativität seit jeher Bestandteil der Gesellschaft sind und Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transidente (LSBT) mit ihren Lebensgeschichten und Lebensentwürfen einen Teil der gesellschaftlichen Vielfalt in unserem Land ausmachen. Darüber hinaus zielte der Beitrag des AK darauf ab, Kultursensibilität nicht eng auf ältere Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu beziehen. Lesben und Schwule haben über Jahrzehnte hinweg eine eigene Kultur innerhalb des gesellschaftlichen Mainstreams entwickelt, die es mitzudenken gilt.

- Am 17.07.2015 war die Bundesinteressenvertretung der Nutzerinnen und Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung (BIVA) e.V. zu Gast im AK Ältere LSBT. Die BIVA setzt sich für die Stärkung der Rechte von Bewohnerinnen und Bewohnern aller Heimarten und Wohnformen ein und kämpft erfolgreich für Menschenwürde und Selbstbestimmtheit im Alter und bei Behinderung. Sie schult ehrenamtliche Gutachterinnen und Gutachter, welche die Einrichtungen nach den Kriterien Autonomie, Teilhabe und Menschenwürde prüfen. Bekannt ist der „Grüne Haken“, der stationären Einrichtungen der Altenpflege erteilt wird, wenn die nach einem dezidierten Prüfkatalog in den besagten Bereichen erfolgte Prüfung positiv ausfällt. Die BIVA wurde durch eine Vorstandsmitarbeiterin vertreten, die auch in die Schulung der ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer involviert ist.

Es wurde von Seiten der Vorstandsmitarbeiterin zugesichert, die Ergebnisse des Treffens in den Vorstand der BIVA einzubringen. Ggf. wird man die Prüfkriterien umformulieren bzw. erweitern und auch hinsichtlich der Schulungsmodule eine Modifizierung vornehmen.

- Sensibilisierung ist auch das Thema einer Veröffentlichung des Vereins Rubicon e. V. mit dem Titel „Kultursensible Altenpflege für Lesben und Schwule“, die z. Z. nur als PDF-Datei erhältlich ist. Die Broschüre wird von allen Teilnehmenden des AK Ältere LSBT als äußerst gelungen angesehen; sie macht deutlich, wie das Schwul- und Lesbischsein in den Jahrzehnten ab 1920 für die Pflegesituation heute relevant sein kann (Stichwort Biografiearbeit).

Der KSH hat die PDF-Datei zusammen mit einer Rezension breit gestreut und hofft, so eine Vielzahl von Leserinnen und Lesern zu erreichen und zu interessieren.



- Zum Themenkomplex „Wohnen“ und hier speziell zu „Alternativen Wohnformen von LSBT“ erhielt der AK Ältere LSBT dezidierte Informationen in seiner Sitzung am 24.10.2014. Frau Naß von der „SaPPHO-Frauenwohnstiftung“ erläuterte ihr Konzept, nämlich bezahlbaren Wohnraum und eine unabhängige Lesbenwohn- und Lebenskultur zu schaffen, in der es sich auch gut alt werden lässt. Ein Projekt in Hannover wurde ausführlich vorgestellt.

- Die Sachgebietsleitung, die für die Koordination des AK Ältere LSBT verantwortlich zeichnet, hat an einem zweitägigen Seminar für Führungskräfte mit dem Titel „Mit ganzheitlichem Blick professionell führen – Offenheit und Transparenz erschließen Potentiale!“ teilgenommen, welches sich dieses Themas unter dem Aspekt „Bewusstsein für das Thema LSBT und dessen Relevanz für den Arbeitsplatz“ annimmt.

- Der Fachbereich Senioren ist regelmäßiger Teilnehmer des Runden Tisches „Emanzipation und Akzeptanz von Transidenten, Lesben und Schwulen in der Landeshauptstadt Hannover“.



Ausblick:
- Bestimmte Maßnahmen der Konzeption sind umgesetzt (z.B. Flyer), andere Punkte sind weiterzuverfolgen bzw. auf eine andere Ebene zu tragen (z.B. Kultursensibilität in der Altenpflege für Lesben und Schwule). Die letzte Sitzung in 2015 des AK Ältere LSBT wird der Rückschau und der Jahresplanung 2016 gewidmet sein. Dort wird dann auch über die Umsetzung der nächsten Maßnahmen und Priorisierungen entschieden werden, die letztlich auch von der zur Verfügung stehenden Personalkapazitäten abhängen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Der Bericht befasst sich mit einer speziellen Genderthematik und spricht insoweit für sich.

Kostentabelle

Die Befassung mit dem Thema Ältere LSBT gehört inzwischen zum allgemeinen Aufgabenkreis des Fachbereichs Senioren. Eine gesonderte Ausweisung von finanziellen Ressourcen für dieses Thema erfolgt daher nicht.

57 
Hannover / 24.08.2015