Informationsdrucksache Nr. 1682/2020:
Kältebus

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".
Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Sozialausschuss
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1682/2020
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Kältebus

Der Fachbereich Soziales berichtet mit dieser Informationsdrucksache über den bisherigen Einsatz der Kältebusse.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH), der Caritasverband Hannover e.V. und die Malteser Hilfsdienst e.V. fahren in der Wintersaison vom 01.11.2019 bis 31.03.2020 montags bis freitags und bei Minusgraden täglich den Raschplatz und Kröpcke in Hannover an. Sie versorgen bedürftige und obdachlose Menschen mit einer warmen Mahlzeit, sowie warmen und kalten Getränken.

Des Weiteren werden warme Kleidung, Schlafsäcke, Isomatten, Decken, sowie kleine Hygieneartikel ausgegeben. Die Mitarbeiter*innen können darüber hinaus kleine Wunden versorgen und zur weiteren Anbindung an Hilfeorganisationen motivieren.

Die drei Kältebusse unterscheiden sich teilweise in ihren Angeboten. Die Leistungen werden im Folgenden beschrieben, weitere Informationen und Auswertungstabellen enthalten die Anlagen zur Drucksache.

Kältebus der Johanniter-Unfall-Hilfe (MO+MI+FR)

Ab dem 01.11.2019 bis 31.03.2020 setzten die Johanniter Unfall Hilfe (JUH) an den Einsatztagen (Mo, Mi, Fr) zwischen 16:00 und 20:00 Uhr eine zentrale Telefonnummer ein (0800-08 48 488), über die Bürger*innen eine Möglichkeit erhalten haben, Einsatzorte, Hilfebedarfe und Notlagen zu melden. Während der Dienstzeit waren die Mitarbeiter*innen der JUH direkt über die Rufnummer erreichbar gewesen, außerhalb der Einsatzzeiten wurde der Anruf an die Landeseinsatzzentrale weitergeleitet. Dort wurde gegebenenfalls über den Notfall und weitere Handlungen entschieden.

Über diese Notrufnummer sind in den Einsatzmonaten November 2019 bis März 2020 insgesamt 11 Telefonanfragen erfolgt. Engagierte Bürger*innen haben Aufenthalts- und Schlafplätze rund um die Innenstadt, List, Oststadt und sogar Messeschnellweg (Weidetorkreisel) gemeldet. Der Kältebus konnte bei Bedarf diese Orte anfahren.

An den Einsatztagen bereitete ab 14 Uhr ein Team von Ehrenamtlichen in der Großküche der JUH-Zentrale die Mahlzeiten zu. Ab 16:30 Uhr wurden der Raschplatz und anschließend bis ca. 21:30 Uhr der bei den obdachlosen und bedürftigen Menschen bekannter Stellplatz am Kröpcke angefahren.

Der Kältebus der JUH hat in der Wintersaison 19/20 insgesamt 6.569 Portionen Essen ausgeteilt, dies entspricht einem täglichen Durchschnitt von 115 Portionen. Es wurden 70 kleine medizinische Versorgungen durchgeführt (siehe Tabelle 1 der Anlage).


Kältebus Caritasverband Hannover und Kältebus Malteser Hilfsdienst (DI und DO)

Der Kältebus der Caritas fährt mit einem Team, bestehend aus ehrenamtlichen Helfer*innen und einer Sozialarbeiterin, dienstags ab 17:00 Uhr den Raschplatz und ab 19:00 Uhr den Standort Kröpcke an

Die kalorienreichen Mahlzeiten wurden durch Obstangebot und energiereiche Süßigkeiten ergänzt. Die Sozialarbeiterin führte viele Kurzinterventionen durch und konnte einige obdachlose Personen motivieren, die Räumlichkeiten des Tagestreffs der Caritas am Leibnizufer aufzusuchen, um ggf. einen medizinischen Check oder eine weiterführende Beratung durchzuführen.

Insgesamt wurden an den 18 Dienstagen 3.958 Mahlzeiten verteilt. Durchschnittlich entspricht dieses einer täglichen Ausgabe von 220 Portionen (siehe Tabelle 2 in der Anlage).

Die Malteser waren donnerstags ab 18:30 Uhr am Raschplatz und ab 19:30 bis ca. 21:00 Uhr am Kröpcke unterwegs. Die Fahrten werden ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen durchgeführt, die vor Ort einen Stand mit Heißgetränken, Süßem und zweierlei Suppen / Eintöpfe (mit Fleisch und fleischlos für die Vegetarier*innen) aufgebaut haben.

Neben den vielen Gesprächen bieten die Helfer*innen ebenfalls Wundversorgung an.
Die Malteser waren an 17 Donnerstagen zwischen November 2019 und März 2020 unterwegs und haben insgesamt 2.295 Portionen Suppe ausgegeben. Durchschnittlich entspricht es einer täglichen Ausgabe von 135 Portionen (siehe Tabelle 3 der Anlage).

Angebote in den ersten Wochen der Corona-Pandemie

Die Johanniter mussten ab Mitte März 2020 aufgrund der Coronapandemie ihre Fahrten abbrechen, weil sie ihre Kapazitäten für die Vorbereitungen im Rahmen des Katastrophenschutzes benötigten.

Die Caritas Hannover unterstützte mit einer festen Ausgabestelle am Leibnizufer bis 30.04.2020 die Landeshauptstadt Hannover gemeinsam mit anderen Organisationen und Träger*innen bei dem besonderen Angebot der Essenausgabe.

Die Malteser fuhren den Kältebus durchgehend, ergänzend zur Essenausgaben durch die LHH (18.03.-30.04.2020) und versorgten die Bedürftigen mit Getränken, belegten Brötchen und Süßem.

Nach Abschluss der Corona-bedingten temporären Essenausgaben und der weitgehenden Wiederaufnahme der Angebote im Regelbetrieb haben die Malteser den Betrieb am Donnerstag wieder aufgenommen und um einen weiteren Tag (Freitag) den Einsatz aufgestockt.

Ausblick auf die zukünftige praktische Arbeit
Bei den Essenausgaben wird derzeit noch Plastikgeschirr /- besteck genutzt. Für die nächste Saison ist der Einsatz von Bambusschüsseln und Holzbesteck vorgesehen. Eine gemeinsame Bestellung reduziert den Einzelpreis.

Aus der Stadtgesellschaft konnten viele Sach- und Finanzspenden akquiriert werden, so dass warme Kleidung (z.B. Handschuhe) in ausreichender Quantität vorhanden war. Eine Optimierung der gemeinsamen Absprache und Planung sowie einheitliche gemeinsame Dokumentation wird für den Winter 2020/2021 angestrebt.

Grundsätzliche Perspektive
Die Finanzierung der oben beschriebenen Angebote erfolgt teilweise über Zuwendungen der Landeshauptstadt Hannover. Diese Zuwendungen sind bis zum 31.12.2020 befristet. Ab dem 01.01.2021 sind neue Zuwendungen von den Betreibern beantragt worden. Ob diese tatsächlich bewilligt werden, ist auf Grund der noch laufenden Haushaltsplanungen nicht geklärt.

Eine nahtlose Weiterfinanzierung ab 01.01.2021 ist daher nicht gesichert.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Das Angebot gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Wohnungslose Frauen sind im öffentlichen Raum weniger sichtbar als wohnungslose Männer. Trotzdem gibt es auch in der Szene der wohnungslosen Menschen Frauen, die unter prekären Umständen ohne eigene Wohnung leben und die Angebote der Kältebusse nutzen. Ein Teil der Nutzer*innen der Kältebusse sind Menschen mit eigener Wohnung, die in schwierigen sozialen / finanziellen Bedingungen leben. Dieses betrifft auch ältere Frauen mit geringem Einkommen.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

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Hannover / 06.08.2020