Informationsdrucksache Nr. 1624/2007:
Familienzentren: Programm 2007

Inhalt der Drucksache:

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1624/2007
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Familienzentren: Programm 2007

Im Haushalt 2006 wurden erstmalig Haushaltsmittel zur konzeptionellen Weiterentwicklung von Kindertagesstätten zu Familienzentren eingesetzt (200.000 €). Mit diesen Mitteln sollen an geeigneten Kita-Standorten (u. a. Stadtteile mit schwieriger Sozialstruktur) durch neue Konzepte familien- und kinderunterstützende Angebote geschaffen werden.

Diese regionale Entwicklung orientiert sich an der Rahmenkonzeption „Familienzentren Hannover“. Die Entwicklung eines Familienzentrums ist demnach u. a. abhängig davon, dass folgende Voraussetzungen erfüllt werden:
  • Standort: Kita in einem schwierigen Wohn- und Lebensumfeld
  • Bereitschaft des Kita-Teams, sich zu einem Familienzentrum zu entwickeln.
  • Schriftliche Zusicherung des Trägers, die Weiterentwicklung aktiv zu unterstützen und maßgeblich pädagogisch und organisatorisch zu begleiten.
  • Ein pädagogisches Konzept, dass schriftlich in der Kita vorliegt und im Grundsatz inhaltlich gelebt wird.
  • Die erklärte Bereitschaft, die pädagogische Arbeit inhaltlich zu überprüfen und sie entsprechend den Anforderungen an ein Familienzentrum anzupassen.
  • Das Interesse an Kooperation mit anderen Fachleuten und Einrichtungen.
  • Öffnung der Einrichtung nach innen und nach außen (Teamentwicklung).
  • Die Einführung des „early-excellence-Gedanken“ in die päd. Arbeit im Familienzentrum.
  • Die klare Bereitschaft in dem Prozess, die eigene päd. Arbeit und Arbeitsansätze zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
  • Trägerübergreifende Zusammenarbeit, z.B. im Forum Familienzentrum
  • Akzeptanz für die neue Zusammenarbeit mit Eltern, aktive Beteiligung der Eltern: „Elternforum“, „Elternzeit“.
  • Die Kompetenzen der Eltern in persönlicher, beruflicher und erzieherischer Hinsicht fördern.
  • Entsprechende Fortbildungen zu besuchen.
  • Marketing und Dachmarke „Familienzentrum-Hannover“ aufgreifen.

Im Jahr 2006 konnten bereits folgende Einrichtungen zu Familienzentren weiterentwickelt werden:

Kita Stadtteil Familienzentrum seit

Gronostr. Ricklingen Mai 2006
St. Maximilian Kolbe Mühlenberg August 2006
Voltmerstr. 57c Hainholz August 2006
Ev. Corvinuskirche Stöcken August 2006
Regenbogenschiff Misburg August 2006

Für das Jahr 2007 wurden zusätzliche Haushaltsmittel mit dem Ziel eingesetzt, weitere Familienzentren zu realisieren 80.000 €).

In Abstimmung mit den Trägern der Freien Wohlfahrtspflege wurden im Rahmen der AG Kindertagesstättenfachplanung (AG n. § 78 SGB VIII) folgende Einrichtungen für das Kindergartenjahr 2007/ 2008 benannt bzw. ausgewählt:

Einrichtung Träger Standort

Kita Gleiwitzerstr. Ev.-luth. Stadtkirchenverband Mittelfeld
Kita Davenstedter Markt DRK Davenstedt
Kita Papenkamp GGPS Bemerode/Kronsberg

Für die genannten Einrichtungen werden jeweils 40.000 € eingesetzt – anteilig ab August 2007. Darin enthalten ist ein Personalkostenanteil i. H. v. 25.000 € (= entspr. 0,5 Stelle).

Umsetzung mit Anschubförderung für die Entwicklungsphase:

Bei den folgenden Einrichtungen ist der Weg gewählt worden, zunächst für eine einjährige Entwicklungsphase, Mittel zur Verfügung zu stellen. Einrichtungen mit ein oder zwei Kindergruppen stellen in Hannover eine wichtige Säule in der gesamten Kinderbetreuung dar. Diesen kleinen Einrichtungen soll es durch die Anschubfinanzierung ermöglicht werden, entsprechende Konzepte zu entwickeln, die sowohl tragfähig in der Qualität als auch in der Kontinuität der Zusammenarbeit sind. Die drei folgenden Einrichtungen werden auf Basis der Rahmenkonzeption Familienzentren Hannover ausdrücklich aufgefordert ihre Kooperationsbeziehungen zu vertiefen und mit ihren Partnern verlässliche / vertraglich abgesicherte Konzepte im ersten Förderjahr zu entwickeln. Dies wird auch der Prüfstein für eine weitere Förderung ab dem Kindergartenjahr 2007/2008 sein.
Mit einer Teilfinanzierung können in Unterscheidung zu den anderen Einrichtungen im Rahmen der Familienzentren neue innovative Wege zum Ausbau von Familienzentren in Hannover erprobt werden.

Förderung in anteiliger Höhe als Anschubfinanzierung (= jeweils 25.000 € - anteilig ab August 2007):

Einrichtung/ Träger Standort

Kinderladen Drachenkinder Linden- Limmer
(Kooperationsprojekt mit AWO und Caritas)

SPATS e.V. / Nadu Kinderhaus Sahlkamp

Spokusa e.V./ Spunk Nord
(Kooperationsprojekt mit der Kita „Mäuseburg“
der AWO)

Für diese Einrichtungen wird ab dem Kindergartenjahr 2008/2009 eine Anpassung an die reguläre Finanzierung (40.000 €) angestrebt.

Begründung zur Auswahl und zur Umsetzungsplanung:

Die Kindertagesstätte Davenstedter Markt in der Trägerschaft des DRK arbeitet bereits mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen, wie z.B. mit Logopäden, Ergotherapeuten. Die Einrichtung arbeitet in hoher Intensität mit den umliegenden Grundschulen zusammen, insbesondere im Bereich Sprachförderung. Hierbei wird die Gestaltung des Übergangs der Kinder und Eltern von der Kindertagesstätte in die Schule wird einen wichtigen Schwerpunkt der Arbeit im Familienzentrum einnehmen. Des Weiteren wird die Familienbildungsstätte des DRK stärker Angebote begleiten, wie z.B. einen PEKIP Kurs für Familien vor der Kitz-Phase, um Familien frühzeitig zu erreichen. Die Kita liegt in einer besonders exponierten Lage in Davenstedt und im Einzugsgebiet von Familien mit besonderen sozialen Benachteiligungen. In der Kita werden über 100 Kinder zwischen eineinhalb bis zehn Jahren betreut. Die Zusammenarbeit mit Eltern ist in der Einrichtung selbstverständlich und soll durch die Entwicklung zum Familienzentrum ausgeweitet werden. Darüber hinaus ist der Träger am Ausbau von Familienzentren interessiert und arbeit mit anderen DRK-Einrich- tungen über die städtischen Grenzen hinaus an einem Ausbau von Kitas zu Familienzentren.

Die Kindertagesstätte Gleiwitzer Str. der ev. luth. Kirchengemeinde Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz im Stadtteil Mittelfeld betreut etwa 120 Kinder aus überwiegend sozial benachteiligten Familien. Durch die Entwicklung zum Familienzentrum können die bestehenden Kooperationen zu einzelnen Partnern intensiviert werden. Ein vorrangiges Ziel ist es, Eltern mehr in die Entwicklungs- und Bildungsprozesse ihrer Kinder einzubeziehen sowie die MitarbeiterInnen vor Ort weiter zu qualifizieren. Es bestehen bereits umfangreiche Angebote, wie z.B. Mütter-Kind-Gruppe, Kochschule, Sprachförderung, Elterncafé, die es gilt auszubauen und weiterzuentwickeln.

Die Kindertagesstätte des GGPS Verbandes, Papenkamp, Papenkamp 22 (Bremerode/ Kronsberg), liegt in einem Gebiet, in dem insbesondere viele junge Familien mit Migrations- hintergrund leben. Das spiegelt sich in der Belegungssituation der Kindertagesstätte wider, denn etwa 70 % der Kinder haben einen Migrationshintergrund. Die Einrichtung eines Familienzentrums auf dem Kronsberg unterstützt und stabilisiert die weiterhin gute soziale Entwicklung in diesem Bereich.

Die Kindertagesstätte bietet gute Voraussetzungen für ein Familienzentrum und betreut 115 Kinder von der Kleinstkindgruppe bis zum Hort. Die Einrichtung arbeitet seit langem vernetzt im Stadtteil mit unterschiedlichen Institutionen zusammen, insbesondere mit dem Stadtteilzentrum KroKus.

Der GGPS hat bei der Weiterentwicklung der Kita zum Familienzentrum die volle Unter- stützung zugesichert und die Fachberatung nimmt gemeinsam mit anderen Fachberatungen an der einjährigen Fortbildung zur „Early-excellence-Beraterin“ teil, um an einem trägerüber- greifenden Fortbildungskonzept zur Einführung und Umsetzung des ressourcen- orientierten Ansatzes in den Familienzentren mitzuwirken. Das Team der Einrichtung ist an der Öffnung der Einrichtung und Weiterentwicklung mit neuer konzeptioneller Ausrichtung sehr interessiert.

Der Kinderladen Drachenkinder im Verbund mit AWO und Caritas im Spielhaus Walter-Ballhause-Str. arbeitet seit 25 Jahren als Verbund zusammen und unterstützt sozial benachteiligte Familien mit vielfältigen niedrigschwelligen Angeboten. Im Spielhaus wird traditionell vernetzt und trägerübergreifend gearbeitet. Als Familienzentrum können anknüpfend an dem Bestehenden, die Aktivitäten weiter ausgebaut und der ressourcen- orientierte Ansatz des „Early-Excellence“ stärker aufgegriffen und umgesetzt werden. Durch die Kontinuität und das Vertrauen in die Mitarbeiterinnen vor Ort ist es gelungen, Kinder und Familien zu begleiten, die wenig bis gar keine anderen Angebote regelmäßig nutzen. Alle beteiligten Träger und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre Unterstützung und Bereitschaft zur Weiterentwicklung signalisiert.

Mit dem Verein zur Förderung von Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil Sahlkamp e.V. (Träger von mehreren Kindertageseinrichtungen) und dem Kinderhaus NaDu wurden im letzten Jahr Gespräche geführt und vereinbart, dass, sollte es weitere Familienzentren geben, die beiden Vereine ein gemeinsames Konzept vorlegen werden.

Die Vereine haben sich in dem neuen Verein SPATS e.V. (solidarisch, präventiv, attraktiv, tatkräftig, sozial – Selbsthilfe Sahlkamp) zusammengeschlossen und eine Konzeptidee vorgelegt. Das NaDu Kinderhaus und die Kitas liegen inmitten einer Hochhaussiedlung mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus vielen unterschiedlichen Nationen. Hierin liegt auch ein besonderes Spannungsverhältnis, welches durch gemeinsame Aktivitäten, wie das Projekt „Internationale Gärten“ zum Verständnis und Akzeptanz der kulturellen Unterschiede beigetragen hat. Im NaDu Kinderhaus befindet sich eine Hortgruppe sowie gute räumliche Bedingungen für den Ausbau von Aktivitäten für die umliegenden Familien. Insgesamt umfasst das NaDu-Team etwa 18 Personen, die zum größten Teil ehrenamtlich oder auf Honorarbasis Angebote begleiten. Mit der Entwicklung zum Familienzentrum können die vielfältigen Angebote im NaDu Kinderhaus mit den fünf unmittelbar umliegenden Kinder- tageseinrichtungen stärker zusammengeführt und weiter professionalisiert werden. Außer- dem werden die bisher guten Entwicklungen in diesem sozial schwierigen Wohngebiet längerfristig sichergestellt.

Mit dem Spunk vom Träger SPOKUSA e.V. wurde ein intensives Beratungsgespräch geführt, woraufhin eine Konzeptidee entworfen wurde. Spunk ist keine Kindertagesein- richtung in herkömmlicher Form. Es umfasst vielmehr eine Hortgruppe und einen offenen Bereich mit sozialpäd. Betreuung für Kinder bis zum 14. Lebensjahr. Des Weiteren bieten die neu eingerichteten Spunkzwerge einen Treffpunkt für Kinder unterschiedlicher kultureller Hintergründe im Laufalter bis zum 3. Lebensjahr.

Die Angebote im Rahmen von Spokusa schließen die Bereiche Kunst, Kultur, Sport, Öko- logie und gesunde Ernährung, geschlechtsspezifische Arbeit, Gesundheit und Gewaltprä- vention ein. Es besteht eine breite Vernetzung mit unterschiedlichen Institutionen und Initia- tiven im Stadtteil, wie z.B. mit dem Diakonischen Werk die Kindertafel. Mit der Förderung zu einem Familienzentrum sollen die Angebote für junge Familien vor der regulären „Kitazeit“ ausgebaut und Familien von Anfang an unterstützt und begleitet werden. Die Nordstadt weist Merkmale eines Gebietes mit sozialen Schwierigkeiten auf, in dem viele, junge Fami- lien mit unterschiedlicher sozialer Herkunft leben. Mit der Förderung von Spunk kann ge- meinsam mit der nebenan liegenden Kita Mäuseburg der AWO ein Familienzentrum
Nordstadt entstehen, welches innovativ an den Bedarfen der Bewohnerinnen und Bewohner ansetzen kann.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die Einrichtung von Familienzentren an Kindertagesstätten richtet sich generell an beide Geschlechter, insbesondere achten die Leitungen der Einrichtungen auf eine Berücksichti- gung aller Geschlechterbelange. Im Rahmen der Qualitätskriterien werden zudem familiäre Rahmenbedingungen und Lebenssituationen berücksichtigt. Die konzeptionellen Vorgaben einer geschlechterdifferenzierten Planung und Gestaltung der  Angebote werden beachtet. Ziel ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Erhöhung der Bildungs- chancen.

Kostentabelle

Darstellung der zu erwartenden finanziellen Auswirkungen - s. Begründungstext der Druck-
sache.

51.4 
Hannover / 14.06.2007