Drucksache Nr. 1610/2016:
Weiterentwicklung des Schützenfestes

Informationen:

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1610/2016 (Originalvorlage)

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverBeschlussdrucksache-ZeichenBeschlussdrucksache
In den Ausschuss für Angelegenheiten des Geschäftsbereiches des Oberbürgermeisters
In den Ausschuss für Haushalt Finanzen und Rechnungsprüfung
In den Verwaltungsausschuss
In die Ratsversammlung
 
Nr.
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1610/2016
1
 

Weiterentwicklung des Schützenfestes

Antrag,

1. einer mitgliedschaftlichen Beteiligung der Landeshauptstadt Hannover an dem Verein Hannoversches Schützenfest e.V. zuzustimmen,

2. im Rahmen dieser Mitgliedschaft der Übernahme der Aufgabe, das Schützenfest zu planen, zu organisieren und durchzuführen, zuzustimmen,

3. dem Verein Hannoversches Schützenfest e.V. in den Jahren 2017 und 2018 jeweils eine Zuwendung in Höhe von bis zu 125.000 € (Höchstbetrag) zu gewähren.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

In einer aktuellen Repräsentativerhebung aus dem vergangenen Jahr wurden Einwohnerinnen und Einwohner der Landeshauptstadt unter anderem gebeten, Auskunft darüber zu geben, welche Einrichtungen und Veranstaltungsorte sie in den vergangenen 12 Monaten besucht haben.

Das Schützenfest ist eine der am häufigsten genannte Einrichtungen: 37 Prozent aller Befragten haben dieses Fest in den 12 Monaten vor dem Zeitpunkt der Befragung besucht. Der Anteil der Männer, die das Schützenfest besuchten, liegt höher als der der befragten Frauen (40 gegenüber 35 Prozent). Gutverdienende (mit Haushaltseinkommen von mehr als 6.000 € pro Monat), Ältere und Selbstständige besuchen das Schützenfest seltener als der Durchschnitt, Menschen zwischen 18 und unter 30 Jahren häufiger.

Ziel der Weiterentwicklung des Schützenfestes ist es, ein Angebot zu schaffen, das alle gesellschaftlichen Gruppen anspricht.

Kostentabelle

Darstellung der zu erwartenden finanziellen Auswirkungen in Euro:
Teilfinanzhaushalt OB - Investitionstätigkeit
Bezeichnung
EinzahlungenAuszahlungen
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Beiträge u.ä. Entgelte für Investitionstätigkeit 0,00 €
Veräußerung von Sachvermögen 0,00 €
Veräußerung von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
  
  
Erwerb von Grundstücken und Gebäuden 0,00 €
Baumaßnahmen 0,00 €
Erwerb von bewegl. Sachvermögen 0,00 €
Erwerb von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
Saldo Investitionstätigkeit 0,00 €
0,00 €

Teilergebnishaushalt OB - Investitionstätigkeit
Produkt 11104
Pressearbeit KST 15300002
Angaben pro Jahr
Ordentliche ErträgeOrdentliche Aufwendungen
Zuwendungen und allg. Umlagen 0,00 €
Sonstige Transfererträge 0,00 €
Öffentlichrechtl. Entgelte 0,00 €
Privatrechtl. Entgelte 0,00 €
Kostenerstattungen 0,00 €
Auflösung Sonderposten (anteilige Zuwendungen) 0,00 €
Sonstige ordentl. Erträge 0,00 €
  
Außerordentliche Erträge 0,00 €
  
Erträge aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Personalaufwendungen 45.700,00 €
Sach- und Dienstleistungen 125.000,00 €
Abschreibungen 0,00 €
Zinsen o.ä. (TH 99) 0,00 €
Transferaufwendungen 0,00 €
Sonstige ordentliche Aufwendungen 0,00 €
  
Saldo ordentliches Ergebnis -170.700,00 €
Außerordentliche Aufwendungen 0,00 €
Saldo außerordentliches Ergebnis 0,00 €
Aufwendungen aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo gesamt -170.700,00 €

Begründung des Antrages

Das Schützenfest ist ein fester Bestandteil der Stadtgeschichte und der Brauchtumspflege. Die Historie reicht bis zum Jahr 1529 zurück. Das Schützenwesen, das die Grundlage dieses Volksfestes bildet, ist eine Tradition, die bis zum Jahr 1468 nachweisbar ist.

Gleichzeitig gehört das Schützenfest zu den größten Volksfesten Deutschlands. Mit Blick auf Fläche und Anzahl der Fahrgeschäfte gilt es als das größte Schützenfest der Welt. Vielerlei Alleinstellungsmerkmale machen dieses Ereignis zu einem wesentlichen Kulturgut Hannovers. Dazu gehören zum Beispiel die Verpflichtung der Bruchmeister, der Schützenausmarsch oder auch das Volkskönigsschießen. Das Schützenfest schafft Arbeitsplätze und trägt zur Attraktivitätssteigerung der Stadt bei.

Die Voraussetzungen dafür, dass das Schützenfest Hannover erfolgreich ist und den geltenden Standards entspricht, sind heute anspruchsvoller als in der Vergangenheit. Gleichzeitig hat die Anzahl anderer Großveranstaltungen und Freizeitangebote, die im Wettbewerb zu dem Schützenfest stehen, stetig zugenommen.

Die gestiegenen Anforderungen und der größere Wettbewerb bieten Anlass, das Konzept des Festes und seine Organisation weiterzuentwickeln.

1. Der Festplatz

Der Erfolg des Schützenfestes hängt ganz wesentlich von der Qualität der Festplatzgestaltung ab. Sie ist entscheidend für die Aufenthaltsdauer der Besucherinnen und Besucher und den Umsatz in den einzelnen Betrieben. Der Festplatz muss ein angemessenes Angebot für verschiedene Zielgruppen bieten: Familien, Schützen und Partysuchende. Er darf dabei aber nicht beliebig wirken.

· Für die bisherige Bauweise, Partybetriebe am Rundteil des Schützenplatzes anzusiedeln, spricht, dass sich so das Fest insbesondere in den Abendstunden in diesem Bereich konzentriert. Für Zielgruppen, die gehobene Ansprüche haben, ist allerdings derzeit kein angemessenes Angebot vorhanden. Hier ist eine zielgerichtete Auswahl von Anbietenden notwendig, um die kulinarische Qualität und Vielfalt des Schützenfestes zu heben.

· Um die einzelnen gastronomischen Betriebe zu stärken, sollte zudem erwogen werden, die Gesamtzahl der Zapfstellen auf dem Schützenfest zu reduzieren. Gerade Mischbetriebe, die verschiedene Warengruppen anbieten oder Betriebe, die keine signifikante Verbindung mit der Tradition des Schützenfestes aufzeigen, sind zu hinterfragen. Zur Umsetzung ist eine aktive Steuerung durch die Platzkommission erforderlich.

· Weiterhin sollte die bisherige Nutzung des Rundteils in einem engen Dialog mit dem derzeitigen Betreiber überprüft werden. Eine Nutzung durch mehrere Gastronome, die unterschiedliche kulinarische Angebote machen, ist erwägenswert. Aber auch eine Aufteilung des Rundteils kann eine mögliche Option sein.
· Ein wichtiger Teil des Schützenfestes sind die Festzelte. Derzeit finden sich auf dem Festplatz zwei klassische Großfestzelte sowie weitere kleinere Festzelte beziehungsweise solche Betriebe, die in offener Bauweise realisiert werden und eine ähnliche Zielgruppe ansprechen. Bis auf eine Ausnahme ist allen gemein, dass sie am Rundteil angesiedelt sind. Im Vergleich zu anderen Volksfesten, aber auch im Vergleich untereinander fällt auf, dass bei den Zelten Qualitätsunterschiede bestehen. Es ist deshalb sinnvoll, mit den derzeitigen Betreibenden und Partnerinnen und Partnern die aktuelle Situation zu diskutieren, um dann über weitere Schritte zu entscheiden.
· Letztlich ist bei der Gestaltung des Platzes noch mehr auf das Erscheinungsbild der Nebenflächen zu achten. Ecken und Nischen, die einen ungepflegten und unansehnlichen Eindruck vermitteln, sind zu vermeiden.


2. Programm/Einzelveranstaltungen

Neben der Aufbauweise des Festplatzes beeinflussen das Programm und die vielfältigen Einzelveranstaltungen den Erfolg des Schützenfestes, die traditionellen Veranstaltungen ebenso wie die Veranstaltungen in den Festzelten und den größeren Ausschankbetrieben. Auch in diesem Bereich bestehen Verbesserungsmöglichkeiten:

· Im Zusammenhang mit der Organisation des Schützenfestes sollte den einzelnen Veranstaltern künftig mehr Unterstützung im Bereich der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit angeboten werden, um eine bessere Darstellung zu erreichen.

· Es erscheint auch sinnvoll, bestehende Veranstaltungen neu zu bewerten bzw. aufzuwerten und ggf. neu zu organisieren. Hierbei kommt insbesondere dem Festleiter aus dem Präsidium des Vereins Hannoversches Schützenfest eine wichtige Rolle zu.
· Darüber hinaus könnte der Verein Hannoversches Schützenfest selbst eine aktive Rolle übernehmen, indem er eigene Veranstaltungsformate entwickelt. Die Ausrichtung auf besucherschwache Tage (meist Werktage) und Zielgruppen, die bislang eher geringeren Bezug zum Schützenfest aufweisen, sollte dabei im Vordergrund stehen.







3. Kommunikation und Pressearbeit

Das Schützenfest wird in enger Zusammenarbeit mit der Hannover Marketing und Tourismus Gesellschaft (HMTG) durch zahlreiche Maßnahmen regional und überregional beworben. Unter hannover.de ist außerdem ein umfangreicher Internetauftritt angelegt. Grundlage für diese Werbemaßnahmen ist ein Gestaltungskonzept, das etwa sieben Jahre alt ist. In diesem Bereich sind folgende Verbesserungen zu erwägen:

· Sämtliche Werbemaßnahmen sollten eng aufeinander abgestimmt werden.

· Gleichzeitig sollte die Präsenz der Werbemittel im öffentlichen Raum erhöht werden, um das Schützenfest in Hannover und Umgebung stärker spürbar zu machen.
· Die geltende Gestaltungsrichtlinie sollte überarbeitet und modernisiert werden. Gleichzeitig ist die im letzten Jahr erworbene Internetadresse www.hannover-schützenfest.de mit Inhalten zu füllen, ohne dabei Widersprüche zum Gesamtkonzept von hannover.de zu schaffen.
· Die verschiedenen sozialen Netzwerke sollten genutzt bzw. vorhandene Auftritte synchronisiert werden. Dazu gehören u.a. Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube.
· Die regionale Pressearbeit im hannoverschen Umland sollte intensiviert werden.

4. Finanzen

Die beschriebenen Maßnahmen zur Attraktivierung des Schützenfestes verursachen beim Verein zusätzliche Kosten in Höhe von 125.000 €:

Erstellung Internetseite und Überarbeitung Gestaltungsrichtlinie: 20.000 €

Zusätzliche Werbemaßnahmen und Kommunikation: 55.000 €

Zusätzliche Maßnahmen für die Sicherheit: 15.000 €

Projekt-, Veranstaltungs- und Programmkosten: 35.000 €



Zur Erhöhung der Erträge kommen folgende Maßnahmen in Betracht:

· Bisher wendet der Verein Hannoversches Schützenfest e.V. jährlich einen Betrag von 10.750 € für sicherheitsrelevante Maßnahmen auf (z.B. Sicherheitsdienst, Notfallbeschallung). Künftig werden die Kosten hierfür auf 25.750 € ansteigen. Im Dialog mit den Beschickern ist zu prüfen, inwieweit diese Kosten - wie bei vielen Volksfesten üblich – umgelegt werden können.

· Haupteinnahme des Vereins Hannoversches Schützenfest e.V. sind die von den Beschickern zu zahlenden Standgelder (ca. 330.000 € im Jahr 2015). Die Standgelder wurden zuletzt im Jahr 2001 erhöht. Im Dialog mit den Beschickern ist zu prüfen, ob eine Anhebung der Standgelder vertretbar ist.
· Der Verein Hannoversches Schützenfest e.V. erzielt bislang keine nennenswerten Einnahmen aus Sponsoring. Im Zuge der Attraktivierung des Schützenfestes sollen auch die Sponsoringbeziehungen neu geordnet und erweitert werden.

Wann und in welchem Ausmaß die Maßnahmen zur Ertragserhöhung wirksam werden, ist gegenwärtig nicht absehbar und hängt wesentlich auch davon ab, inwieweit es gelingt, die Attraktivität des Schützenfestes zu steigern. Bei der Finanzierung der Attraktivierungsmaßnahmen ist deshalb zunächst von der gegenwärtigen Finanzlage des Vereins Hannoversches Schützenfest e.V. auszugehen.

Im Jahr 2015 hat der Verein einen Gewinn in Höhe von rund 36.000 € erwirtschaftet, im Jahr 2016 voraussichtlich einen Verlust von rund 26.000 €. Angesichts dieser Zahlen ist festzustellen, dass der Verein nicht in der Lage ist, einen Mehraufwand in Höhe von jährlich 125.000 € zu tragen.

Die Verwaltung schlägt deshalb vor, diesen Mehraufwand in den Jahren 2017 und 2018 zu übernehmen, um anschließend die Finanzlage neu zu bewerten. Formal handelt es sich um eine Zuwendung, die auf den Höchstbetrag von 125.000 € begrenzt ist. Soweit der Verein über eigene Mittel verfügt, sind diese vorrangig einzusetzen.



5. Organisation

Das Schützenfest Hannover wird durch den Verein Hannoversches Schützenfest e.V. auf eigene Rechnung geplant, organisiert und durchgeführt. Der Verein hat sieben ordentliche Mitglieder. Vier davon werden von der Landeshauptstadt benannt, darunter der Oberbürgermeister. Drei ordentliche Mitglieder werden von dem Präsidium des Verbandes Hannoverscher Schützenvereine e.V. berufen, darunter der Präsident des Verbandes. Die Regelung der laufenden Angelegenheiten obliegt dem Geschäftsführer des Vereins.

Die Verwaltung schlägt vor, dass die Landeshauptstadt künftig mehr Verantwortung bei der Planung, Organisation und Durchführung des Schützenfestes übernimmt. Dieses soll dadurch erfolgen, dass

· im Wege einer Satzungsänderung anstelle des Oberbürgermeisters die Landeshauptstadt (in Person vertreten durch den Oberbürgermeister) Mitglied des Vereins wird und

· die Landeshauptstadt als Vereinsmitglied satzungsgemäß die operativen Aufgaben der Schützenfestorganisation übernimmt.
Dieser Vorschlag beruht auf der Überlegung, dass die Landeshauptstadt (mit dem Bereich Eventmanagement) über professionelle Strukturen verfügt, mit denen man den gewachsenen Anforderungen bei der Durchführung eines bedeutenden Volksfestes Rechnung tragen kann. Dadurch, dass die Landeshauptstadt die Festdurchführung als Mitglied des Vereins Hannoversches Schützenfest e.V. übernimmt, wird gewährleistet, dass die bisherige Organisationsform als Verbund zwischen Landeshauptstadt und Schützenvereinen dem Grunde nach unberührt bleibt. Die Mehrverhältnisse in dem Verein werden nicht verändert; auch der bisherige Vorstand bleibt weiterhin bestehen, allein mit dem Unterschied, dass künftig der Präsident des Verbandes Hannoverscher Schützenvereine e.V. die Funktion eines einzelvertretungsberechtigten geschäftsführenden Vorstandes übernimmt und die Position des Geschäftsführers entfällt.

Im Büro des Oberbürgermeisters/Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit entsteht durch die Aufgabenübernahme ein Stellenbedarf von einer halben Stelle der Entgeltgruppe 11 TVöD. Die Tätigkeiten, die im Bereich Eventmanagement anfallen, werden vom Geschäftsbereich Oberbürgermeister erwirtschaftet und verursachen keine zusätzlichen Kosten.

Die geltende Satzung des Vereins Hannoversches Schützenfest e.V. ist dieser Drucksache als Anlage beigefügt.

OB 
Hannover / 02.08.2016