Informationsdrucksache Nr. 1513/2009:
Implementierung von Gender Mainstreaming im Fachbereich Jugend und Familie – Zwischenbericht 2009

Inhalt der Drucksache:

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1513/2009
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Implementierung von Gender Mainstreaming im Fachbereich Jugend und Familie – Zwischenbericht 2009

1. Hintergrund und Ausgangslage:
Die Umsetzung von Gender Mainstreaming ist Bestandteil der Verwaltungsentwicklung und von der Lenkungsgruppe Verwaltungsreform/ Haushaltskonsolidierung 2005 als stadtweites Ziel benannt. Ein entsprechendes Rahmenkonzept liegt vor und verpflichtet die Fachbereiche bis zum Jahr 2010 zu einer Implementierung mit folgenden Bausteinen:
· Sicherstellung von Qualifizierung und Schulungen für alle Führungskräfte
· Durchführung eines Gender Projektes je Fachbereich

Darüber hinaus gilt für den Fachbereich Jugend und Familie die gesetzliche Grundlage im Rahmen des SGB VIII für die Leistungen der Kinder und Jugendhilfe nach § 9 Ziffer 3:
„Bei der Ausgestaltung der Leistungen und der Erfüllung der Aufgaben sind die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu fördern“.

Ergänzend wurden mit der Drucksache 1221/ 2003 „Leitlinien zur Förderung geschlechtsbezogener Jugendhilfe“ beschlossen.

Vor diesem Hintergrund hat sich der Fachbereich Jugend und Familie entschieden, das Thema Gender Mainstreaming als einen Themenschwerpunkt in den kommenden Jahren zu behandeln und als „Pilotfachbereich“ innerhalb der Stadtverwaltung zu arbeiten.

Im März 2007 wurde zwischen dem Fachbereich Jugend und Familie als Pilotfachbereich und dem Fachbereich Steuerung, Personal und Zentrale Dienste eine entsprechende Vereinbarung zu Implementierung von Gender Mainstreaming geschlossen.

Mit der Umsetzung des Projekts wurde der fachbereichsinterne Qualitätszirkel Diversity beauftragt. Dieser setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Bereiche, der Koordinatorin Jugendhilfeplanung, dem Koordinator der Fach AG nach § 78 SGB VIII „Geschlechterdifferenzierung“ * des Fachbereichs Jugend und Familie, einem Mitglied der örtlichen Personalvertretung und der örtlichen Frauenbeauftragten zusammen.

Aufgabe des Qualitätszirkels ist die Koordinierung, Steuerung und das Controlling des Themas für den Fachbereich. Er dient weiterhin der Unterstützung und Begleitung sowie der Weiterentwicklung der Projekte in den Bereichen und berichtet regelmäßig der Fachbereichsleitung.
Bei der Besetzung des Qualitätszirkels ist angestrebtes Ziel ein angemessenes Verhältnis von männlichen und weiblichen Mitwirkenden zu erreichen, um der Fragestellung gerecht werden zu können.
Drei Mitglieder aus dem Qualitätszirkel nahmen an dem landesweiten Modellprojekt „Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege“ teil.

2. Ziele des Fachbereichs Jugend und Familie:
Zur Implementierung von Gender Mainstreaming hat sich der Fachbereich folgende Ziele gesetzt:
· Die Schulung und Qualifizierung aller Führungskräfte
· Die Qualifizierung der oberen Hierarchieebene (FB- Leitung, Bereichsleitung) ist im Jahr 2006 erfolgt
· Bis zum Jahr 2010 soll in jedem Bereich mindestens ein Gender Mainstreaming Projekt durchgeführt werden
· Die Erfahrungen aus den erprobten Projekten sollen bereichsübergreifend transparent gemacht, begleitet und ausgewertet werden. Die gemachten Erfahrungen sollen weiterentwickelt und als „Regelarbeit/ Regelkonzepte“ dauerhaft auf alle Dienste und Institutionen übertragen werden

3. Stand der Projekte der einzelnen Bereiche im Sommer 2009

Zentrale Fachbereichsangelegenheiten (OE 51.0)
Projekt: Entwicklung einer qualifizierten Personalstatistik als Grundlage für eine Bestandsanalyse.
Sachstand: Beginn Herbst 09

Unterhaltsrecht und Elterngeld/Erziehungsgeld (OE 51.1)
Projekt: Qualifizierung der Führungskräfte und interessierter Mitarbeiter/innen
Sachstand: Start 2010 - wegen Projekt „Kundenbefragung“ verschoben auf 2010

Kommunaler Sozialdienst (OE 51.2)
Projekt: Geschlechtergerechtigkeit in den Hilfen zur Erziehung
Ziel: Entwicklung erfolgreicher und passgenauer Angebote bzw.
Hilfeverläufe für Mädchen und Jungen in der Hilfeplanung über Qualifizierung der KSD-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Zeitraum von 2008 - 2010 in Bezug auf eine geschlechtsdifferenzierte und geschlechtersensible Arbeit in der Jugendhilfe durch Förderung von Prozessen, die zum Ziel haben, Einstellungen und Haltungen zu überprüfen und ggf. zu verändern.
Sachstand:
· 2006/2007 Vorstellung in der Fach AG § 78 SGB VIII HzE – erfolgt
· 1. Halbj. 2009 Information der Dienststellenleitungen und der Schwerpunktdelegierten – erfolgt
· ab 2. Halbj. 2009 Interne Schulungen der KSD-Teams und der Leitungsebenen incl. Zentralbereiche - Planungsphase läuft
· ab 11/09 1-Tagesschulungen zur Gender-Haltung durch externe Spezialisten
· 2010 – 2011 Durchführung eines Projekts zur Umsetzung der Qualifizierungsinhalte mit einem HzE-Team (KSD + HzE-Träger)

Jugend- und Familienberatung (OE 51.3)
Projekt: Überarbeitung des Informationsmaterials der Jugend- und Familienberatung nach interkulturellen und Aspekten des Gender Mainstreamings
Sachstand: Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sept. 2007 erfolgt, Terminierung der Umsetzung steht noch aus

Kindertagesstätten und Heimverbund (OE 51.4)
Projekt: Geschlechtsbewusste Pädagogik und Gender Mainstreaming der Kita
- ein zweijähriges Pilotprojekt in der Kita Fischteichweg
Ziel: „Mädchen und Jungen müssen ihre eigene Geschlechtsidentität
entwickeln können, ohne durch stereotype Sichtweisen und Zuschreibungen in ihren Erfahrungsmöglichkeiten eingeschränkt zu werden“ (Nds. Orientierungsplan …) Alle grundlegenden Themen der pädagogischen Arbeit in Kitas (Bilderbücher, Raumausstattung, Spielmaterialien, Angebote, Projekte etc.) werden mit dem Ziel der Chancengleichheit einer geschlechterbewussten Sichtweise unterzogen und reflektiert.
Das Projekt wird von externen SpezialistInnen begleitet. Der Transfer erfolgt durch bereichsinterne Veranstaltungen und einer Dokumentation am Ende des Projektes. Die erste bereichsinterne Veranstaltung fand am 04.04.2008 im Rahmen der Dienstbesprechung der städtischen Leitungen von Kitas statt.
Sachstand: Beginn September 2007, Abschluss 2009

Offene Kinder- und Jugendarbeit (OE 51.5)
Projekt 1: Umsetzung der Leitlinien in Einrichtungen der offenen Jugendarbeit
Auf Basis der in 2003 bis 2005 durchgeführten Genderanalyse zur Offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in städtischen Einrichtungen wurden Handlungsempfehlungen herausgearbeitet, die in allen Einrichtungen des Bereichs 51.5 umgesetzt werden.
Sachstand: Beginn 2005, laufender Prozess

Projekt 2: Implementierung von Genderaspekten im Zuwendungscontrolling (OE 51.50)
Aspekte von GM werden mehr und mehr im Förderungsbereich der Kinder- und Jugendarbeit freier Träger implementiert.
Sachstand: Beginn Mitte 2008, schrittweise Implementierung

Projekt 3: FerienCard Gendercontrolling (OE 51.57)
Bei der Routineauswertung der diesjährigen FerienCard-Angebote wurde deutlich, dass die guten Ergebnisse des Genderprozesses der Jahre 2001 – 2003 inzwischen weniger erkennbar sind. Aus diesem Grunde wird ein Prozess des Gendercontrollings zur Optimierung durchgeführt.
Sachstand: Genderscreening mit Fachhochschule erfolgt, Start Ende 2009

Projekt 4: „GenderWatch-Projekt“ im Rahmen von „FREIRAUM 2008“ (OE 51.56)
Aktionen und Angebote des außerschulische Bildungsprogramm mit dem Schwerpunkt Sport, Bewegung und Gesundheit werden von Gender- geschulten Kindern und Jugendlichen als „Gender-Reporterinnen und –Reportern“ besucht und auf Genderorientierung in Augenschein genommen. Die dabei gewonnen Erkenntnisse werden mithilfe unterschiedlicher Medien dokumentiert, während der Abschlussveranstaltung im Rathaus vorgestellt und für zukünftige Planungen zur Verfügung gestellt.
Sachstand: Beginn Mitte 2008, Planungsphase läuft

Projekt 5: „AufRollen“
Erstellung einer geschlechtergerechten Homepage (OE 51.54)
Im Jugendzentrum Misburg werden männliche und weibliche Jugendliche für das Thema Geschlechtergerechtigkeit sensibilisiert, in Grundlagen der Internetseitengestaltung qualifiziert und in die Lage versetzt, eine neue ansprechende Homepage nach Genderaspekten aufzubauen. Öffentliche Präsentation des Ergebnisses am 4.12.08.
Sachstand: Beginn 2008, abgeschlossen

Projekt 6: „Welches Türchen hättn´s denn gern?“
Umgestaltung Haus der Jugend (OE 51.57)
Während der Umgestaltung des Hauses der Jugend wurde der Frage nachgegangen, was zu tun ist, damit Mädchen und Jungen sich angesprochen fühlen „gern durch dieselbe Tür zu gehen“, obwohl der dahinter liegende Raum männlich oder weiblich „konnotiert“ ist (Holzwerkstatt ist eher männlich, der Keramikraum eher weiblich, der Tanzraum eher weiblich, das Tonstudio eher männlich usw.)In Zusammenarbeit mit umliegenden Schulen und der Fachschule für Design wurden entsprechende Entwürfe zur Gestaltung der Türblätter entwickelt.
Sachstand: Beginn April 2008, beendet

Projekt 7: „London – Bristol und Rouen waren gestern, heute ist Gender angesagt!“
(OE 51.57)
Im Haus der Jugend werden Räume auch nach dem Umbau wieder mit Städtenamen versehen gekennzeichnet. Allerdings werden zusätzlich jeweils kleine Infotafeln angebracht, die darauf hinweisen, welche bedeutende Frau oder welcher bedeutende Mann aus dieser Stadt hervorgegangen ist. Damit soll sichtbar werden, dass unsere Welt eine von Männern und Frauen gestaltete ist. So wird ein kleiner Kontrapunkt zu der ansonsten eher von Männern bestimmten Welt geschaffen und ein Signal gesetzt, dass bei der Gestaltung des Hauses der Jugend Genderorientierung bereits in der Planung berücksichtigt ist.
Sachstand: Beginn 2. Halbjahr 2008 mit Jugendlichen aus dem Offenen Bereich, beendet

4. Sonstige Umsetzungsschritte
· Unter Federführung der Fach AG nach § 78 SGB VIII „Geschlechterdifferenzierung“ wurde der Fachtag „Genderperspektive als Haltung“ am 13.11.2007 im Rathaus durchgeführt. Eine Dokumentation liegt vor.
· Ein weiterer Fachtag „Genderperspektive als Haltung“ am 01.10.2009 wird von der Fach AG nach § 78 SGB VIII Geschlechterdifferenzierung“ vorbereitet.
· Die Teilnahme von insgesamt 8 Fachkräften am Landesprojekt „Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege“ ist abgeschlossen.

5. Weitere Planung
Das Erreichen der bis Ende 2010 gesteckten Ziele scheint realisierbar.

*In der Fach AG „Geschlechterdifferenzierung“ sind die Träger der Freien Wohlfahrtsverbände und der Fachbereich Jugend und Familie der Landeshauptstadt Hannover repräsentiert mit dem Ziel, das Thema Geschlechterdifferenzierung in der Kinder- und Jugendhilfe fachlich, inhaltlich zu behandeln, Maßnahmen zu entwickeln und aufeinander abzustimmen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

siehe oben

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

51.3 
Hannover / 16.07.2009