Drucksache Nr. 15-3047/2019 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage Renaturierung des Hirtenbachs
Sitzung des Stadtbezirksrates Ricklingen am 05.12.2019
TOP 7.2.4.

Inhalt der Drucksache:

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An den Stadtbezirksrat Ricklingen (zur Kenntnis)
 
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15-3047/2019 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage Renaturierung des Hirtenbachs
Sitzung des Stadtbezirksrates Ricklingen am 05.12.2019
TOP 7.2.4.


Nach einem im Internet verfügbaren Informationsflyer der Stadtentwässerung aus dem Jahr 2016 und auch einer im Jahr 2014 eröffneten Ausstellung im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover ist neben anderen Fließgewässern der Hirtenbach zwischen den Jahren 2000 und 2010 durch wasserbauliche Maßnahen in einen naturnahen Zustand zurückgeführt worden. In dem Informationsflyer heißt es dabei wörtlich:

„Zur Überprüfung des aktuellen Zustandes des Hirtenbaches hat die Stadtentwässerung
2014 einen Auftrag zur Untersuchung des Gewässerzustandes erteilt. Hierzu gehörte
eine Erhebung zum Fischbestand, die Aufnahme der strukturelle Beschaffenheit und
Untersuchungen an Pflanzen im und am Gewässer und an den im Gewässer lebenden
Kleinlebewesen. Die Bewertung der Untersuchungsergebnisse zeigt große Defizite bei
der Zielerreichung des geforderten „guten Gewässerzustandes“. Mit den
Renaturierungsmaßnahmen wurden zwar Voraussetzungen geschaffen, aber zur
Erreichung besserer Ergebnisse ist es noch weit. Der Hirtenbach braucht aufgrund von
Verschlammung und üppigem Pflanzenwachstum eine intensive Pflege, breite
Randstreifen und vor allem die Reduzierung von Nährstoffen, die aus Drainagen und
von intensiver Landwirtschaft eingebracht werden.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:
1. Welche finanziellen Mittel sind für die Renaturierung des Hirtenbachs und anderer Fließgewässer aufgewendet worden?
2. Welche Maßnahmen sind am Hirtenbach für die Zukunft geplant, um die beschriebenen „Defizite“ zu beseitigen und den angestrebten „guten Gewässerzustand“ zu erreichen?
3. Welche Auswirkungen auf die Natur (Fauna und Flora) sind durch die Maßnahmen heute erkennbar?

Antwort

Zu Frage 1:
Für den Ausbau des Hirtenbaches wurden in der Summe der einzelnen Bauabschnitte ca. 870.000 € aufgewendet. In den letzten 20 Jahren wurden für die naturnahe Umgestaltung von Fließgewässern ca. 15,5 Millionen Euro bereitgestellt.


Zu Frage 2:
Der angestrebte gute Gewässerzustand ist bei einem urban überformten Fließgewässer nur als Zielvorstellung anzusetzen. Die Erreichbarkeit ist aufgrund der Randbedingungen schlicht unmöglich. Aber auf dem Weg zum guten Gewässerzustand gibt es Möglichkeiten, den Zustand weiter zu verbessern. Hierzu gehört bspw. das Anlegen von breiteren Randstreifen, was nur durch Grunderwerb erreicht werden kann. Entsprechende Aufträge bestehen hier speziell für den Unterlauf des Hirtenbachs seit langer Zeit, lassen sich aber nur mit Einverständnis der Grundstückseigentümer*innen realisieren.
Um Verschlammungen zu vermeiden und damit Sauerstoff zehrende Prozesse zu minimieren, wurden die Niedrigwasserprofile schmal gestaltet und einen Unterhaltungsrahmenplan aufgestellt. Zur weiteren Optimierung der Unterhaltungsarbeiten besteht Kontakt zu dem zuständigen Unterhaltungsverband.
Die Eindämmung von Belastungen aus diffusen Einleitungen von landwirtschaftlichen Flächen, die zur Nährstoffanreicherung im Gewässer beitragen, kann nicht durch die Stadtentwässerung Hannover geleistet werden.
Die Einleitungen aus der Regenwasserkanalisation werden durch zwei vorhandene Regenrückhaltebecken gedrosselt und durch Absetzvorgänge in den Becken in ihrer
Qualität verbessert.
Für die Zukunft arbeitet die Stadtentwässerung Hannover an einem Konzept, durch zentrale Maßnahmen der Regenwasserbehandlung im Kanalnetz die Gewässergüte zu verbessern.

Zu Frage 3:
Durch die bereits umgesetzten Maßnahmen lässt sich eine Entwicklung zu einer besseren Wasserqualität erkennen. Die von der ALG (Arbeitsgemeinschaft Limnologie) letztmalig 2017 durchgeführten Gewässergüteuntersuchungen im Hirtenbach haben eine mäßig belastete Wassergüte, Güteklasse II, im Ober- und Unterlauf des Hirtenbaches gemessen. Qualitätsanzeiger ist das vorgefundene Arteninventar (Kugelmuschel, Köcherfliegenlarve, Taumelkäfer, Wasserskorpione usw.), welches bei einer schlechteren Wassergüte keine Lebensbedingung finden würde. Im Ortsbereich wurde die Güteklasse II-III (kritisch belastet) festgestellt. Die Verschlechterung ist bedingt durch das Wasser des Wettberger Bachs.
Allgemein ist durch die im Rahmen der Renaturierung vorgenommene Pflanzung von Gehölzen und durch die veränderte Gewässerunterhaltung ein größeres Lebensraumangebot für Vögel, Insekten und Amphibien geschaffen worden.