Antrag Nr. 15-2918/2017 N1:
Straßenumwidmung Martinihof im Stadtteil Davenstedt

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".

Straßenumwidmung Martinihof im Stadtteil Davenstedt

Antrag


Der Bezirksrat möge folgende, geänderte Fassung der Drucks. Nr. 15-2918/2017 beschließen:

Die Verwaltung möge das notwendige Verfahren zur Umbenennung der Straße "Martinihof" in Davenstedt einleiten. Der neue Straßenname soll im Rahmen einer Bürgerbeteiligung ausgesucht werden. Die Straße soll weiterhin nach einer Geologin oder einem Geologen benannt werden.

Die Straße "Martinihof" in Davenstedt wird dahingehend umgewidmet, dass sie zukünftig nach dem Geologen Carl Christian Martini (und so nicht mehr, wie jetzt, nach Hans-Joachim Martini) bezeichnet wird. Ein entsprechendes Legendenschild wird angebracht.

Begründung


Hans-Joachim Martini war ein bekannter Geologe und bis zu seinem Tod 1969 Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe (BGR) in Hannover, die bis 1975 Bundesanstalt für Bodenforschung hieß. Martini gehörte der SA, der NSDAP und der SS an. Während des Krieges hatte er die Aufgabe, im besetzten Tschechien als Geologe nach Ölvorkommen zu fahnden. Öl war ein wichtiger Rohstoff für den Krieg. In Prag leitete er die Bodenforschung im Protektorat erfolgreich für die Nazis. Nach dem Ende des Krieges führte er seine Karriere, trotz seiner "braunen Vergangenheit", fort. Ab 1945 beteiligte er sich an dem Aufbau der heutigen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover deren Präsident er 1962 wurde.

Gleichzeitig übernimmt er 1962 den Vorsitz der Gesellschaft für Mineralölwissenschaft und Kohlechemie (DGMK). Eine nach ihm benannte Stiftung, die verdiente Mitglieder der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe auszeichnet, soll aufgelöst werden. Die Nazi-Vergangenheit des Geologen und seinen Einsatz für das Hitler Regime sind bis heute nicht geschichtlich aufgearbeitet worden, war nie ein Thema für die BGR*.

Mit einer Straßenumbenennung wird ein Stück Geschichte wieder lebendig und erzwingt die längst überfällige Auseinandersetzung mit Martinis "brauner Vergangenheit" in Gang zu setzen. Für die Neubenennung sollte wieder eine Geologin oder ein Geologe in Betracht kommen, damit der thematische Charakter um den Martinihof erhalten bleibt.

Mit der in der Bezirksratssitzung vom 08.12.2017 überreichten "Handreichung" der Bewohnerinnen und Bewohner des Martinihofs wurde daher eine Umwidmung vorgeschlagen, so dass sie zukünftig nach dem Geologen Carl Christian Martini bezeichnet wird. Carl Christian Martini (Geburtsdatum müsste noch ermittelt werden) war im vorletzten Jahrhundert als Feldgeologe in Sachsen tätig. Während seiner Wirkungszeit erfolgte die erste geognostische Landesuntersuchung Sachsens, durch die Braunkohlelagerstätten und andere Bodenschätze entdeckt wurden.

Die Verwaltung prüft derzeit, ob er als alternativer Namensgeber infrage kommt. Sollte dies der Fall sein, kann eine entsprechende Umwidmung vorgenommen werden. Mit einem angebrachten Legendenschild erinnert der Martinihof dann nicht mehr an Hans-Joachim Martini.

Eine solche Umwidmung ermöglicht den Beibehalt des Straßennamens und löscht gleichzeitig den geschichtlichen Bezug zu Hans-Joachim Martini. Ebenso fallen dabei für die Bewohnerinnen und Bewohner keine administrativen Kosten und Aufwendungen an.

*) Quelle:
Michael Bauchmüller "Erdöl für den Führer", Süddeutsche.de Politik vom 8.Oktober 2016