Drucksache Nr. 15-2820/2017:
Straßenbenennungen im Stadtteil Vahrenwald

Inhalt der Drucksache:

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15-2820/2017
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Straßenbenennungen im Stadtteil Vahrenwald

Antrag,

folgende Straßenbenennungen im Bereich des Bebauungsplans Nr. 1819 zu beschließen:

1. Die nördliche private Wohnstraße, welche in Verlängerung der Alvenslebenstraße in das Wohngebiet führt, erhält den Namen Anna-Klähn-Straße.

2. Die mittlere private Wohnstraße, welche in westliche Richtung von der Wedelstraße abzweigt, erhält den Namen Elsa-Kruse-Straße.

3. Die südliche private Wohnstraße, welche in westliche Richtung von der Wedelstraße abzweigt, erhält den Namen Eduardo-Vargas-Straße.



Übersichtskarte siehe Anlage 1

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Benennungen von Straßen, Wegen und Plätzen dienen vor allem der Ordnungsfunktion, insbesondere dem zweifelsfreien Auffinden in Notfällen.
Die Straßenbenennung für diesen Bereich wird erforderlich, um für die geplanten Neubauten eine zweifelsfreie Adresszuordnung zu erreichen.
Somit sind die Benennungen allen Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen dienlich.

Kostentabelle

Darstellung der zu erwartenden finanziellen Auswirkungen in Euro:
Teilfinanzhaushalt  - Investitionstätigkeit
EinzahlungenAuszahlungen
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Beiträge u.ä. Entgelte für Investitionstätigkeit 0,00 €
Veräußerung von Sachvermögen 0,00 €
Veräußerung von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
  
  
Erwerb von Grundstücken und Gebäuden 0,00 €
Baumaßnahmen 0,00 €
Erwerb von bewegl. Sachvermögen 0,00 €
Erwerb von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
Saldo Investitionstätigkeit 0,00 €
0,00 €

Teilergebnishaushalt 61 - Investitionstätigkeit
Produkt 51103
sonstige Leistungen Geoinformation
Angaben pro Jahr
Ordentliche ErträgeOrdentliche Aufwendungen
Zuwendungen und allg. Umlagen 0,00 €
Sonstige Transfererträge 0,00 €
Öffentlichrechtl. Entgelte 0,00 €
Privatrechtl. Entgelte 0,00 €
Kostenerstattungen 0,00 €
Auflösung Sonderposten (anteilige Zuwendungen) 0,00 €
Sonstige ordentl. Erträge 0,00 €
  
Außerordentliche Erträge 0,00 €
  
Erträge aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Personalaufwendungen 2.175,00 €
Sach- und Dienstleistungen 625,00 €
Abschreibungen 0,00 €
Zinsen o.ä. (TH 99) 0,00 €
Transferaufwendungen 0,00 €
Sonstige ordentliche Aufwendungen 0,00 €
  
Saldo ordentliches Ergebnis -2.800,00 €
Außerordentliche Aufwendungen 0,00 €
Saldo außerordentliches Ergebnis 0,00 €
Aufwendungen aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo gesamt -2.800,00 €
Die Kosten für Straßenbenennungen sind als Durchschnittswerte zu betrachten.

Begründung des Antrages

Für die geplante Wohnbebauung im oben genannten Baugebiet liegen erste Bauanträge vor. Um eine eindeutige Adresszuordnung dieser Neubauten erreichen zu können, ist die Benennung der drei privaten Wohnstraßen erforderlich.

Das Wohngebiet entsteht auf einem Teilbereich der ursprünglich als Betriebshof der ÜSTRA genutzt wurde und wird durch die Versorgungseinrichtung der ÜSTRA (VE-ÜSTRA) errichtet. Daher wurden auch die Namensvorschläge in Absprache mit dem Stadtbezirksrat durch die VE-ÜSTRA erarbeitet. Aufgrund des langjährigen und traditionellen Standortes der ÜSTRA in Vahrenwald seit 1888, nehmen die Namensvorschläge Bezug auf die Unternehmensgeschichte.

Zu 1.
Anna Klähn, geborene Panitz, geboren am 23.02.1888 in Altenhagen bei Springe, verstorben am 09.02.1943. Anna Panitz heiratete am 09.11.1912 den ÜSTRA-Mitarbeiter Wilhelm Klähn, der als Lackierer in der Werkstatt beschäftigt war. Er wurde vermutlich recht früh während des 1. Weltkrieges eingezogen und fiel am 27.05.1915.

Anna Klähn trat am 01.10.1914 als Ersatz für im Felde stehende Männer bei der ÜSTRA ein. Sie wurde als Schaffnerin eingesetzt. Sie blieb auch nach Ende des 1. Weltkrieges Schaffnerin, da die Personalnot durch das Fehlen der gefallenen ÜSTRA-Mitarbeiter groß war. Vom 31. 07. bis 15.10.1920 beteiligte sie sich, wie viele andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fahrdienstes, am großen Streik der hannoverschen Straßenbahner. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter traten für Verbesserungen im Sozialwesen sowie für bessere Bezahlung ein. Nachdem der Streik erfolglos beendet wurde, wurde ihr Eintrittsdatum auf den 16.12.1914 neu festgelegt. Eine Mitteilung zum Dienstvertrag legte fest, dass die alten Konditionen vor dem Streik weiter gültig waren. Am 28.06.1923 änderte sich Anna Klähns Tätigkeit, sie wurde Büroschaffnerin bzw. Bürogehilfin. Ihre Aufgaben bestanden fortan darin, Schreibarbeiten und ähnliche Tätigkeiten für den Betriebshofdienst zu übernehmen. Am 01.09.1939 wurde Anna Klähn in das Angestelltenverhältnis übernommen, womit auch ihr Lohn stieg. Am 16.12.1939 feierte sie ihr 25 jähriges Dienstjubiläum. Das Schicksal von Anna Klähn steht exemplarisch für das Leben, wie es nicht wenige ÜSTRA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Zeiten der Weltkriege führen mussten.

Zu 2.
Elsa Kruse, verheiratete Gruner-Kruse, geboren am 23.05.1898 in Hannover, verstorben am 12.06.1967, wurde am 27.04.1915 als Kontoristin bei der Straßenbahn Hannover eingestellt. Sie zeigte großen Fleiß und unermüdlichen Arbeitseinsatz, was sie oftmals bis an den Rand der Erschöpfung brachte. Im Dezember 1932 wurde sie zur Leiterin der kaufmännischen Abteilung ernannt. Am 20.02.1933 erhielt Elsa Kruse als erste Frau Handlungsvollmacht und zum 10.11.1948 Prokura bei der ÜSTRA. Elsa Kruse führte das Ormig-Verfahren (Hektografie) zur Effizienzsteigerung der kaufmännischen Abteilung der ÜSTRA ein. Sie heiratete im Mai 1957. Auf eigenen Wunsch ging sie am 01.01.1962 in Ruhestand.

Zu 3.
Eduardo Vargas wurde 1933 in Valparaiso (Chile) geboren und ist 1996 verstorben. Er studierte Architektur zunächst in Chile und Ende der 50er Jahre zusätzlich an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. 1969 kehrte er mit seiner deutschen Frau Cornelia Koch, ebenfalls Architektin, nach Valparaiso zurück. Gemeinsam engagierten sie sich dort in einer Vielzahl von Projekten des sozialen Wohnungsbaus. Ab 1964 war Eduardo Vargas auch als Professor in der Architekturausbildung tätig. 1969 wurde Vargas Direktor des Fernsehkanals der Universidat Catolica in Valparaiso. Der Militärputsch und die nachfolgende Diktatur führten zu seiner Entlassung aus der Direktion der Fernsehanstalt. Um vor weiteren offensichtlichen Bedrohungen Schutz zu suchen, ging er mit seiner Frau und den sieben Kindern 1975 nach Hannover ins deutsche Exil. An der Universität Hannover erhielt er zunächst eine Gast- und später eine ordentliche Professur. Als Professor für Architektur lehrte und publizierte er seine Lehre von einer sozialen auf den Menschen bezogenen Architektur. Mit seiner Haltung prägte er eine Vielzahl erfolgreicher Architekten und Architektinnen u.a. die Gründer und Inhaber des Büros MOSAIK, die Architekten des jetzt entstehenden Wohngebietes.

(Quelle: Schreiben der VE-ÜSTRA vom 10.05.2017.)
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Hannover / 01.11.2017