Antrag Nr. 15-2405/2015:
Umbenennung des Miegelweges unter Einbeziehung der Anwohnerinnen und Anwohner

Inhalt der Drucksache:

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Umbenennung des Miegelweges unter Einbeziehung der Anwohnerinnen und Anwohner

Antrag

Der Bezirksrat möge beschließen:
Der Miegelweg in Badenstedt wird, wie vom Beirat „Wissenschaftliche Betrachtung von namensgebenden Persönlichkeiten“ empfohlen, umbenannt. Der neue Name für den Weg soll in einem geeigneten Verfahren unter Einbeziehung der Anwohnerinnen und Anwohner gefunden werden.

Begründung

Der aufgrund des entsprechenden Ratsbeschlusses eingesetzte Beirat „Wissenschaftliche Betrachtung von namensgebenden Persönlichkeiten“ empfiehlt in seinem jüngst vorgelegten Gutachten die Umbenennung des Miegelwegs in Badenstedt. Zur Namensgeberin Agnes Miegel (1879-1964; Dichterin in Königsberg, seit 1946 Apelern, 1948 Bad Nenndorf) stellt er fest:

Agnes Miegel war als Dichterin in Königsberg einer unpolitischen Heimatdichtung verpflichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte in ihrer literarischen Entwicklung eine übersteigerte Ostpreußen‐Hymnik ein. Ihre nationalistisch eingebettete Heimatverbundenheit ließ sie in das Kielwasser der NS-Ideologie geraten.

(2) Nach 1933 Mitgliedschaften
Miegel übernahm Vorstandsfunktionen in dem auf Veranlassung des Propagandaministers gegründeten Reichsverband Deutscher Schriftsteller. In der NS‐Frauenschaft (1937) und der NSDAP (1940) wurde sie Mitglied.

(3) Nach 1933
Miegel stellte ihre Dichtung in den Dienst des Regimes. Sie „zeigt ihre freudige und dankbare Bejahung des Drittes Reiches, ihre verehrungsvolle Liebe zu unserem Führer und Helden Adolf Hitler“ in dem Huldigungsgedicht „Dem Führer!" (1938). Völkische, nationalistische und antisemitische Tendenzen kommen in „Werden und Werk“ (1938) mehrfach zum Ausdruck. Reichsleiter Martin Bormann, einer der höchsten Repräsentanten der NSDAP, spricht im Jahr 1938 ein Grußwort zum 60. Geburtstag der Dichterin im Reichssender Königsberg. Hitlers Feldzug gegen Polen begleitete Miegels Gedichtband „Ostland“ (1940) kriegsverherrlichend. Nach Kriegsende hat Miegel es abgelehnt, sich öffentlich mit ihrer NS‐Vergangenheit auseinanderzusetzen (Zitat: „Dies habe ich mit meinem Gott alleine abzumachen und mit niemandsonst.“).

(4) Fazit
Miegel war eine kontinuierlich arbeitende Stütze des NS‐Regimes im publizistischen Betrieb der Diktatur seit 1933. Sie hat aktiv den Nationalsozialismus vertreten und die Verherrlichung des „Führers“ literarisch gestaltet. Miegel hat damit im Bereich der Kultur das NS‐Regime als Unrechtssystem, auch mit Blick auf den Antisemitismus, maßgeblich gefördert.

Da eine Straßenbenennung immer eine Personenehrung zum Ziel hat finde ich eine Umbenennung ebenfalls empfehlenswert. Um eine möglichst hohe Akzeptanz für den neuen Namen zu erreichen, sollen die Anwohnerinnen und Anwohner des Weges in einem geeigneten Vorschlagsverfahren in die Namensfindung einbezogen werden. Die Broschüre der LHH „Bedeutende Frauen in Hannover - Eine Hilfe für künftige Benennungen nach weiblichen Persönlichkeiten“ gibt dazu eine gute Hilfestellung und soll daher in diesem Verfahren als bereits bestehende Ideensammlung einbezogen werden. Ein aus meiner Sicht geeigneter neuer Name für den Weg wäre beispielsweise Henriette-Suffrian-Weg. Die genannte Broschüre verzeichnet zu dieser, aus meiner Sicht geeigneten Namensgeberin folgendes:

Henriette Suffrian, geboren am 13. Januar 1901 in Hannover, gestorben am 1. Januar 1981 in Hannover.

Die Sozialdemokratin und Ratsfrau war Mitglied im Ernannten Rat von 1946 und wurde dann bis 1968 fünfmal in den Stadtrat gewählt. Die kinderlose gelernte Krankenpflegerin lebte mit ihrem Mann im Herzen von Linden. Sie setzte sich besonders in der Gesundheits- und Sozialpolitik ein. 1948, als es in vielen Kriegsheimkehrer-Ehen kriselte, engagierte sie sich für die Einrichtung von Eheberatungsstellen beim Städtischen Gesundheitsamt. Auch Hannovers Kleingärtner lagen ihr am Herzen, sie ehrten sie mit dem Spitznamen „Kleingärtner-Mutter“.
(Quelle: Karin Ehrlich: Die Frauen im Rat der Landeshauptstadt Hannover, 2012)

Sowohl aufgrund Ihrer politischen Tätigkeit, als auch aufgrund der zahlreichen Kleingärten in unmittelbarer Nähe zum jetzigen „Miegelweg“ halte ich Henriette Suffrian für eine sehr geeignete Namensgeberin der Straße. Die Verwaltung sollte den Anwohnerinnen und Anwohnern jedoch auch die Möglichkeit geben, in geeigneter Form eigene Vorschläge für einen neuen Namen zu machen und diese auch in die letztendliche Auswahl des neuen Namens in geeigneter Weise einbeziehen.