Antrag Nr. 15-2107/2021:
Ein Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord an Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika

Inhalt der Drucksache:

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Ein Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord an Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika

Antrag

Der Bezirksrat möge beschließen:

Die LHH wird beauftragt, ein Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord an Herero, Nama sowie an anderen indigenen Völkern im damaligen Deutsch-Südwestafrika zu errichten. Das Mahnmal soll in adäquater Nähe zum Frenssenufer im Stadtbezirk Buchholz-Kleefeld stehen. Vertreter*innen und Nachfahren der Opfervölker sind in angemessener Form an der Gestaltung des Mahnmals zu beteiligen.

Begründung


Dieses Jahr hat Deutschland nach 113 Jahren endlich im Rahmen der deutsch-namibischen Aussöhnungsdeklaration die Verbrechen des deutschen Kaiserreichs an den Herero und Nama als Völkermord bezeichnet [1]. Hannover sollte mit dem hier beantragten Mahnmal ein sichtbares Zeichen der Reue und der Trauer für das von Deutschen begangene Genozid im heutigen Namibia setzen. Der Standort am oder in der Nähe vom Frenssenufer ergibt sich aus der Tatsache, dass der Schriftsteller Gustav Frenssen in seinen literarischen Werken eine beispiellos niederträchtige rassistische und fremdenfeindliche Hetze gegen die Opfer des europäischen Kolonialismus allgemein - aber besonders gegen die indigenen Völker des damaligen Deutsch-Südwestafrika - von sich gab. Dadurch ist die Standortwahl Frenssenufer für das Mahnmal begründet.

Gustav Frenssen wurde bekannt durch seinen Kolonial-Roman „Peter Moors Fahrt nach Südwest“ [2]. „Wegen ihrer ideologischen Ausrichtung kann diese Veröffentlichung Frenssens als präfaschistische Literatur charakterisiert werden“, so das Fazit von Dr. Kreter vom Stadtarchiv Hannover in seiner Stellungnahme Frenssenufer vom 05.03.2010 [3]. Der „Beirat Wissenschaftliche Betrachtung von namensgebenden Persönlichkeiten in Hannover“ hat am 01. November 2018 seinen umfangreichen Abschlussbericht vorgestellt [4]. Auch wenn der Beirat sich vorwiegend mit dem unseligen Wirken Frenssens im Dritten Reich beschäftigt hat, kommt er hinsichtlich der Bewertung der Arbeiten von Gustav Frenssen in der Zeit vor 1933 zum selben Ergebnis wie Dr. Kreter.

Fussnoten:

[1] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland-namibia-herero-voelkermord-100.html
[2] Gustav Frenssen: Peter Moors Fahrt nach Südwest. Verlag: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1906
[3] https://e-government.hannover-stadt.de/lhhSIMwebdd.nsf/24EAF2C5C0446147C125770C004BA9A8/$FILE/15-0072-2010-N1-S1_Anlage1.pdf
[4] https://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Architektur-Geschichte/Erinnerungskultur/St%C3%A4dtische-Erinnerungs%C2%ADkultur/Wissenschaftliche-Betrachtung-von-namensgebenden-Pers%C3%B6nlichkeiten-in-Hannover/17-Stra%C3%9Fen-in-Hannover-sollten-umbenannt-werden