Antrag Nr. 15-2008/2007:
Gedenksteine ("Stolpersteine"), Denkmal der Verfolgungen der Nazi-Diktatur

Inhalt der Drucksache:

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Gedenksteine ("Stolpersteine"), Denkmal der Verfolgungen der Nazi-Diktatur

Antrag,

Der Bezirksrat möge beschließen:

1. Der Bezirksrat begrüßt, dass nunmehr in Hannover das Mittel der Gedenksteine („Stolpersteine“) eingesetzt werden kann, nachdem seitens der in Hannover ansässigen jüdischen Gemeinden offensichtlich keine Bedenken mehr bestehen.
2. Auf dem Trottoir der Brabeckstraße in Höhe der Torhäuser des Heinemanhofs werden je ein Gedenkstein („Stolperstein“) für Ida Und Emmy Steinfeld eingelegt.
3. Die Kosten von 95 € pro Stein werden aus der Haushaltsstelle 0.011.718500.6 (allgemeine Mittel des Bezirksrates) gedeckt.

Begründung

Zu 1.
Gedenksteine („Stolpersteine“) stellen ein unmittelbares und ortsbezogenes Denkmal der Verfolgungen der Nazi-Diktatur dar. Sie ermöglichen es den Passanten, an das Schicksal jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger im Dritten Reich an ihrer zuletzt bekannten Lebensstätte erinnert zu werden und ihrer zu gedenken. Jüdische Nachbarn, Bekannte und Freunde wurden direkt aus ihrem Wohnfeld vertrieben. In der Regel wurden sie – wenn sie nicht fliehen konnten oder wollten – deportiert und ermordet.
Stolpersteine wurden von dem Künstler Gunter Demnig entworfen. Die Kosten für einen Stein betragen 95,- €. Weitreichende Informationen gibt unter www.stolpersteine.com. Konkrete Beispiele finden sich beispielhaft unter www.stolpersteine-stuttgart.de und www.stolpersteine-wuerzburg.de.


Zu 2.
„Emmy Steinfeld, geboren am 26.03.1864 in Detmold, war nach dem Tod ihres Ehemanns Albert Steinfeld im Jahre 1927 von Rinteln nach Hannover gezogen. Seit 1930 wohnte sie im neu errichteten jüdischen Altersheim der Minna-James-Heineman-Stiftung in Kirchrode.
Dort wurde im September 1939 auch ihre Schwägerin Ida Steinfeld als Bewohnerin aufgenommen. Ida Steinfeld, geboren am 21.07.1869 in Hankensbüttel/Kreis Isernhagen, war die Witwe des Bankiers Theodor Steinfeld, mit dem sie seit 1891 verheiratet gewesen war. Das Ehepaar hatte in Minden gelebt, wo Theodor Steinfeld um 1920 Vorsitzender der Synagogengemeinde war.
Emmy und Ida Steinfeld blieben in der „Heineman-Stiftung“, als dies am 03.09.1941 zum ´Judenhaus´ bestimmt wurde. Anfang Dezember mussten sie dann aber das Altersheim an der Brabeckstrasse verlassen. Am 19.12.1941 wurden Emmy und Ida Steinfeld in das ´Judenhaus´ Ohestraße 8 eingewiesen; hier waren sie bis zum Juni 1942 untergebracht.
Vom Gelände der früheren Israelitischen Gartenbauschule Ahlem aus wurden die beiden Frauen am 23.07.1942 in das Getto Theresienstadt deportiert und von dort weiter nach Minsk in Weißrussland, wo beide unmittelbar nach der Ankunft des Transports erschossen wurden. (aus: „Namen und Schicksale der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Hannover“, Peter Schulze, Hannover 1995).
Der „Heinemanhof“ in Kirchrode war als ´Judenhaus´ somit für viele jüdischen Mitbürger die letzte Lebensstätte vor ihrer Ermordung. Daher ist der „Heinemanhof“ ein sehr symbolträchtiger und angemessener Ort.

Zu 3.
Um den Anliegen des Gedenkens an ermordete und verschleppte Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Hilfe von „Stolpersteinen“ gerecht zu werden, soll beispielhaft mit Ida und Emmy Steinfeld in unserem Stadtbezirk begonnen werden. Die Kosten für die ersten Steine sollen daher vom Bezirksrat getragen werden. Die Antragssteller wünschen sich weitere Gedenksteine im Stadtbezirk. Die Kosten dafür sollten jedoch dafür aus Spenden oder von Hinterbliebenen bestritten werden.