Antrag Nr. 15-1956/2017:
Straßenbennenung im Stadtteil Bothfeld im Bereich des Bebauungsplans Nr. 1784 –Hilligenwöhren

Inhalt der Drucksache:

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Straßenbennenung im Stadtteil Bothfeld im Bereich des Bebauungsplans Nr. 1784 –Hilligenwöhren

Antrag

Der Bezirksrat möge beschließen:

Die drei neuen Straßenbennungen im oben genannten Bereich nach Frauen mit christlich, sozialem Bezug, die sich besonders für die Gleichstellung und Bildung von Frauen eingesetzt haben, zu benennen.

Begründung

Die Namensgebung von Straßen obliegt dem allein dem Bezirksrat. In Anlehnung an die angrenzende Benennung nach Bischof von Ketteler halten wir den christlich, sozialen Bezug für gerechtfertigt. Das in diesem Jahr gefeierte 500jährige Jubiläum der Reformation hat aber auch deutlich gemacht, dass die Erinnerung sich überwiegend auf die führenden Männer dieser Zeit richtet. Die Freiheitsperpektive im protestantisch geprägten Christentum wirkte bei den Frauen als emanzipatorischer Faktor. Bildungteilhabe und Bildungsgerechtigkeit waren und sind reformatorische Themen.

In Anlehnung an unseren bereits eingebrachten Antrag (zur Sitzung 03.03.2017) bitten wir folgende Vorschläge zu beraten:

Katharina von Bora (1499-1552)- Sie leitete als Ehefrau von Martin Luther ein Unternehmen und sie betreute als Finanzchefin die Drucklegung der Lutherschriften und war selbst nach dem Tod Luthers Glaubensflüchtling.

Elisabeth von Braunschweig-Calenberg (1510-1558) – als Landesmutter mit starkem Einfluss. Sie war nicht nur eine der faszinierenden Frauen der beginnenden Neuzeit, sondern auch in gewisser Weise die Mutter unseres Calenberger Landes.
In Ilmenau verfasste sie u.a. ein „Trostbuch für Witwen“. Sie schrieb es „in Erinnerung an das Fürstentum Calenberg und die Stadt Hannover sowie für die ehrbaren Witwen zwischen Deister und Leine“.

Dorothee Sölle (1929-2003) – Biografischer und theologischer Werdegang (wikipedia)
Dorothee Sölle studierte ab 1949 Theologie, Philosophie und Literaturwissenschaft an der Universität zu Köln, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Georg-August-Universität Göttingen. 1954 machte sie ihr Staatsexamen. Im Jahre 1971 wurde sie mit dem Thema Realisation, Studien zum Verhältnis von Theologie und Dichtung an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln habilitiert. 1994 erhielt sie eine Ehrenprofessur an der Universität Hamburg.
Ihre für die Landeskirchen provokante Theologie und ihr engagiertes Eintreten für soziale Gerechtigkeit sorgten auch in nichtkirchlichen Kreisen oft für Kontroversen.

Marianna Flügge-Oeri (1911-1983) – war eine Vorkämpferin für Frauenrechte und die Frauenbildung in Hannover. Marianne Oeri studierte Rechtswissenschaften und promovierte 1936.
Im Februar 1948 zog Marianne Flügge-Oeri mit ihren Kindern zu ihrem Ehemann nach Clausthal-Zellerfeld, wo sie sich neben der Familie auch um Vikare und Studenten verschiedener Nationen kümmerte. 1954 wurde Flügge-Oeri Landesbeauftragte des Frauenwerks der hannoverschen Landeskirche. 1955 wurde sie zusätzlich für eine Wahlperiode in die zweite Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt. 1956 veranstaltete sie den ersten von insgesamt 86 Staatbürgerlichen Lehrgängen für Frauen unter dem Titel „Frauen in der Politik“. Als EKD-Synodale gehörte Marianne am 30.04.1958 in Berlin-Spandau zu den Gründungsmitgliedern der „Aktion Versöhnungszeichen“, die im Juli 1958 in „Aktion Sühnezeichen“ umbenannt wurde. 1960 zog das Ehepaar zunächst nach Celle und 1963 schließlich nach Hannover. Bis kurz vor Ihrem Tod blieb Marianne FlüggeOeri
politisch und sozial aktiv. Noch 1983 beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in
Hannover nahm sie mit zahlreichen aus dem Iran geflüchteten Frauen an der
„Frauenwerkstatt“ in der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde teil.

Gesa Conring (1926-1996) - Die ledige Pastorin war in Leer aufgewachsen, hatte in Göttingen, Tübingen und Birmingham studiert und war 1955 in Bremen zur Pastorin ordiniert worden. 1957 trat sie in die CDU ein. Damals war sie Leiterin
der weiblichen Jugendarbeit in der Bremischen Evangelischen Kirche. 1959 kam sie als Referentin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nach Hannover. 1966 übernahm sie die Frauenarbeit im Sprengel Stadt Hannover. Von 1968 bis 1972 wirkte sie als Ratsfrau der CDU im Stadtrat und gehörte in dieser Zeit unter anderem dem Beirat der Mädchenberufsschule an. Über ihre Zeit im Rat hinaus engagierte sie sich im Beirat der Volkshochschule (bis 1981). Hauptberuflich leitete sie von 1973 bis zu ihrer Pensionierung 1988 das Frauenwerk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover.