Drucksache Nr. 15-1398/2022 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage Klimaneutralität Wirtschaft
Sitzung des Stadtbezirksrates Mitte am 30.05.2022
TOP 10.1.4.

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverDrucksachen-Zeichen
An den Stadtbezirksrat Mitte (zur Kenntnis)
 
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15-1398/2022 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage Klimaneutralität Wirtschaft
Sitzung des Stadtbezirksrates Mitte am 30.05.2022
TOP 10.1.4.

Der Rat der Stadt Hannover hat in 2019 mit der Drucksache 2469/2019 beschlossen, dass die Stadt Hannover bis 2035 ihre Treibhausgasemissionen um 95% gegenüber 1990 reduzieren soll. Der Stadtbezirksrat Mitte hat in 2021 mit der Drucksache 2534/2021 den Klimanotstand erklärt und das Ziel der Klimaneutralität für 2035 definiert. Zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2035 müssen alle Akteure in der Stadt aktiv werden.

Wir fragen die Verwaltung vor diesem Hintergrund:

1. Welche Maßnahmen plant der Fachbereich Wirtschaft um in Zukunft besonders nachhaltige Unternehmen zu fördern, die den Klimaschutz unterstützen und innovative Ideen zur Bewältigung der Klimakrise entwickeln bzw. verwirklichen?
2. Wie unterstützt der Fachbereich Wirtschaft Unternehmen und Initiative, die zur Müllvermeidung durch das Angebot von Reparaturdienstleistungen beitragen (z.B. Repair-Cafés) beitragen?

Die Verwaltung beantwortet die Anfrage wie folgt:


Grundsätzlich ist der Klimaschutz eine interdisziplinäre Aufgabe. Daher gibt es auch ein vielfältiges Angebot aus den unterschiedlichen Bereichen der Stadtverwaltung. Die Beantwortung der Anfrage bezogen auf den Stadtbezirk Mitte ist leider nicht möglich, weil die Anwendung der einzelnen Programme und Maßnahmen nicht immer unternehmens- und damit standortscharf erfasst wird. Die Anfrage wurde dementsprechend allgemein für das Stadtgebiet beantwortet.

Zu Frage 1:

Der Fachbereich Wirtschaft der Landeshauptstadt Hannover (LHH) unterstützt Betriebe auf unterschiedliche Art mit verschiedenen Angeboten, die von allen unternehmen abgerufen werden können. Es ist geplant die bestehenden Angebote weiter zu entwickeln und fortzuführen. Sie werden in Folge kurz skizziert:

ÖKOPROFIT Hannover (Ökologisches Projekt für integrierte Umwelttechnik)
Der Fachbereich Wirtschaft unterstützt mit dem Programm ÖKOPROFIT Hannover (Projektleitung bei der Wirtschaftsförderung der LHH), kleine und mittelständische Unternehmen sowie auch große Betriebe, die in betrieblichen Umwelt- und Klimaschutz intensivieren und ihr Engagement unter Einhaltung der ÖKOPROFIT Kriterien zertifizieren lassen. Das Programm umfasst neben Workshops und Fachberatungen im Betrieb auch strukturierte Arbeitsmaterialien, die den Umwelt- und Klimaschutz im Betrieb systematisch und nachvollziehbar weiterentwickeln lassen. Ziel ist die dauerhafte Verbesserung der Umwelt- und Klimabilanz der Betriebe in der Region Hannover (https://www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de/oekoprofit).

Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM)
Im Rahmen eines BMM Pilotprojekts konnten Betriebe, die dieses Jahr am ÖKOPROFIT Programm teilgenommen haben, Themen wie Mobilitätsmanagement, Dienstreise und Fuhrpark bearbeiten. In den individuellen Beratungsterminen wurden dann die Verkehrsströme der jeweiligen Betriebe sowie der Handlungsbedarf besprochen. So konnte das Ziel verfolgt werden, den Verkehr zu minimieren und die Mobilität möglichst effizient, umwelt- und sozialverträglich zu gestalten.

Wettbewerb fahrradfreundlicher Arbeitgeber
Fahrradfreundliche Betriebe können sich alle zwei Jahre als fahrradfreundliche/r Arbeitgeber*in auszeichnen lassen und durch die Teilnahme am Wettbewerb weitere Erfahrungen und Anregungen für weitere Maßnahmen zur Fahrradfreundlichkeit erfahren. Die Federführung hat die Wirtschaftsförderung der LHH zusammen mit dem Fachbereich Verkehr der Region Hannover.

KlimaList
Seit 2012 setzt der Fachbereich Wirtschaft, Wirtschaftsförderung, proaktiv das Pilotprojekt Lister Damm/Am Listholze zur Entwicklung eines nachhaltigen Gewerbegebietes um, in dessen Rahmen bereits verschiedenste Maßnahmen zum nachhaltigen Wirtschaften umgesetzt wurden (beispielsweise Fördermittelprogramm nachhaltiges Wirtschaften, Maßnahmenumsetzungen zur Verbesserung der Energieeffizienz, Forschungsprojekt Klimaanpassung). Hier hat sich das Unternehmensnetzwerk KlimaList gebildet, welches sich derzeit mithilfe der Wirtschaftsförderung seit 2021/2022 verstetigt und sich als Multiplikator im Quartier versteht, um Unternehmen für nachhaltiges Wirtschaften zu sensibilisieren und Maßnahmenumsetzungen auf einzelbetrieblicher und überbetrieblicher Ebene zu befördern. Als Projektpartner unterstützt die Wirtschaftsförderung das Netzwerk intensiv mit Fachexpertise. Aktuell betreibt das Netzwerk einen virtuellen Marktplatz zur Ansprache und Aktivierung weiterer Unternehmen (https://klimalist-markt.de/home).
Der Fachbereich Wirtschaft ist darüber hinaus an vielfältigen Netzwerken und Arbeitskreisen direkt und indirekt beteiligt:

Klima-Allianz Hannover 2035
Die Klima Allianz besteht aus den beiden Netzwerken Energieeffizienz-Netzwerk (Unternehmen und Institutionen der hannoverschen Wirtschaft mit großem Energiebedarf) und der Partnerschaft für Klimaschutz (Wohnungs­wirtschaft, Mieter- und Hauseigentümerverbände). In beiden Netzwerken findet ein intensiver Austausch zu aktuellen Klimaschutzthemen und technischen Lösungen statt, es gibt Informationen zu Förder­angeboten und die Teilnehmenden vernetzen sich untereinander
(https://www.klimaallianz-hannover.de).


Runder Tisch nachhaltiges Wirtschaften
Unter der Federführung der Wirtschafts- und Umweltdezernentin trifft sich seit 2018 der „Runde Tisch nachhaltiges Wirtschaften“. In regelmäßigen Abständen tauscht sich der Kreis aus regionalen, zum Teil global tätigen Großunternehmen und Vertreter*innen des Wirtschafts- und Umweltdezernates zu gemeinsamen Nachhaltigkeitsthemen aus.

HOP (Hannover ohne Plastik)
Der Fachbereich unterstützt den Arbeitskreis HOP. Die Initiative wird von einer Vielzahl von Unternehmen und Organisationen getragen, die gemeinsam den Einsatz von Plastik reduzieren möchten und die Möglichkeit nutzen wollen, Plastik zu vermeiden. Geleitet wird der Arbeitskreis vom Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro der LH Hannover.

Allen Programmen und Netzwerken gemein ist die Förderung des Erfahrungsaustausches zu umwelt- und klimarelevanten Fragen und die Bekanntmachung von Best Practice Beispielen. Die Netzwerkstrukturen werden von der LHH auch genutzt, um aktuelle klimaschutzrelevante Förderangebote von Bund, Land oder regionaler Ebene den Unternehmen bekanntzumachen.

Hinzu kommt das Investor*innen eine kostenlose Beratung durch die städtische Klimaschutzleitstelle in Kooperation mit proKlima – dem enercity Klimaschutzfonds in Anspruch nehmen können. Ebenfalls im Angebot sind auch Beratungsangebote für Unternehmen zu den Themen Solaranlagen und Elektromobilität.

Zu Frage 2:

Der Fachbereich Wirtschaft kann auf einzelbetrieblicher Ebene Unternehmen nicht unterstützen, da dies zu unzulässigen Wettbewerbsverzerrungen führen und andere Marktteilnehmer benachteiligen würde. Nachhaltige Unternehmen haben aber die Möglichkeit, sich lokalen Standortgemeinschaften (Unternehmenszusammenschlüsse) anzuschließen. Hierüber ist es der Wirtschaftsförderung möglich, im Rahmen einer Projektvereinbarung Maßnahmen neben der fachlichen Begleitung, auch finanziell zu unterstützen. Der Fokus liegt dabei allerdings primär nicht auf nachhaltige Maßnahmen, sondern auf Stärkung der Lokalen Ökonomie. Ob Maßnahmen dabei auch Angebote von Reparaturdienstleistungen befördern oder ggf. auch zur Müllvermeidung beitragen, ist vom Input der jeweiligen Standortgemeinschaft abhängig und keinesfalls ausgeschlossen.

Entsprechende Initiativen können sich jederzeit an die Wirtschaftsförderung wenden, um sich beraten zu lassen und/oder ihre Projekte vorzustellen. Die Wirtschaftsförderung bietet fachlichen Input, verkürzt die Wege zu passenden Ansprechpartnern und anderen Institutionen und hilft bei der Vernetzung mit potenziellen Akteuren, um Initiativen bei der Realisierung zu unterstützen.

Unternehmen und Initiative erhalten auch von anderen Bereichen der Stadt Unterstützungen

Die Landeshauptstadt Hannover unterstützt beispielsweise Initiativen in Form von Netzwerkbildung (z.B. Vorstellung von Kleefeld unverpackt, dem Loseladen oder der städtischen Textilwerkstatt im Agenda-Plenum) und Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Ankündigung von Terminen der Initiativen im Veranstaltungsprogramm Hannover fairführt, Vorstellung im Newsletter oder Ankündigungen/Teilen in den Sozialen Medien).

Die Verwaltung unterstützt seit Jahren Projekte und Initiativen durch Zuwendungen. So wurden zum Beispiel vom Glocksee Bauhaus e.V., Werkstatt-Treff Mecklenheide e.V., Migranten für Agenda21 e.V., Foodsharing Hannover, Platzgarten e.V. und Raum für Faszination e.V. Projekte zu den Themen Upcycling, Recycling, Nachhaltigkeit, Abfallvermeidung, Abfallverwertung, Ressourcenschutz, Lebensmittelrettung und Umweltberatung durchgeführt. Diese Projekte waren vollständig den Einwohner*innen der Stadt zugänglich und konnten die Zweckerreichung der Zuwendung nachweisen. Der Verein Werk-statt-Schule e.V. wird seit 2017 dauerhaft für das Repair-Café gefördert. Natürlich haben auch viele andere, durch die Verwaltung geförderte Institutionen die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Recycling“ in ihrem Bildungsangebot.