Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".
Anfang des Jahres 2025 hat sich ein neu nach Bothfeld zugezogener Bürger mit dem Anliegen der Umbenennung des Emil-Nolde-Weges an den Oberbürgermeister und an das Zentrum für Zivilcourage gewandt. Wie der Antwort ist zu entnehmen ist, hat sich erst nach Abschluss des städtischen Projektes zur wissenschaftlichen Betrachtung namensgebender
Persönlichkeiten eine umfassendere Diskussion zu Emil Nolde ergeben. Es wird darauf verwiesen, dass eine erneute Betrachtung unter Berücksichtigung einer Auswertung der jüngeren Forschungsergebnisse möglicherweise heute eine andere Beurteilung der Person Emil Nolde zum Ergebnis hätte. Das Projekt der Stadt zur wissenschaftlichen Betrachtung namensgebender Persönlichkeiten wurde 2013 beendet mit einigen Empfehlungen zu Straßen Umbenennungen aufgrund von Aktivitäten der Namensgebenden in der NS-Zeit oder früher. Der Emil-Nolde-Weg war bei dieser Auswahl 2013 noch nicht genannt worden. Neuere Forschungen diskutieren darüber, ob der Name belastet ist. In den letzten Jahren haben sich demnach Erkenntnisse ergeben zum Leben und Verhalten des bekannten und allgemein geschätzten Malers Emil Nolde während der NS-Zeit. U.a. haben die Kuratoren der Emder Ausstellung zu Nolde (Lotte Lindner und Til Steinbrenner, 2023) dazu recherchiert sowie der Düsseldorfer Museumsdirektor Felix Krämer (Radio Deutschlandfunk, 2019). Der Ansicht, der Maler sei ein harmloser Mitläufer gewesen stehen nun Hinweise gegenüber, dass er ein Rassist und Anhänger der Blut-und-Boden-Ideologie war, der mindestens einen anderen Künstler denunziert hat und nach dem Krieg in einem Buch Täuschung und Verharmlosung den Eindruck zu erwecken versuchte, er sei selbst ein Opfer des Nationalsozialismus gewesen. Dies ist nicht belegt. Zwar ist auch er ins Ausland gegangen, seine Kunst wurde aber nie verboten.
Hierzu fragt die Bezirksratsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen die Stadtverwaltung:
1) Sind nach Auffassung der Stadtverwaltung die Diskussionen um die neueren Forschungsergebnisse ausreichend, um ein Umbenennungsverfahren einzuleiten (wissenschaftliche Auswertung der neueren Forschungsergebnisse und Bürgerbeteiligung / Anhörung nach Verwaltungsverfahrensgesetz)?
2) Wie beurteilt die Stadt alternativ dazu das Aufstellen einer Infotafel in der Emil-Nolde-Straße zur Auseinandersetzung mit der Person Emil Nolde und seinem Wirken in der Nazizeit - in Ergänzung und Abgrenzung zu seinem bekannten und beliebten Werk?
3) Gibt es Erkenntnisse über die damaligen Motive und historischen Umstände zur Benennung der Straßen im Viertel, insbesondere nach Thomas Mann, Barlach, Beckmann, Einstein, Feininger, Gerhart Hauptmann und wie passt Emil Nolde dazu?