Antrag Nr. 15-1335/2021:
Informationstafeln am Grabmal von Carl Peters und Otto von Emmich und Verlust des
Status als Ehrengrab auf dem Stadtfriedhof Engesohde

Inhalt der Drucksache:

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Informationstafeln am Grabmal von Carl Peters und Otto von Emmich und Verlust des
Status als Ehrengrab auf dem Stadtfriedhof Engesohde

Antrag

Die Verwaltung der Landeshauptstadt Hannover wird gebeten,

1. an den Grabmälern von Carl Peters und Otto von Emmich Informationstafeln
aufzustellen, die einerseits über die Kolonialverbrechen des auch als „Hänge-Peters“
bekannten Carl Peters und andererseits über die Kriegsverbrechen des Generals Otto
von Emmich im 1. Weltkrieg aufklären,

2. dem Grab von Otto von Emmich den Status des Ehrengrabes zu entziehen.

Begründung

Auf dem Engesohder Friedhof im Abschnitt 16 befindet sich das Grabmal von Carl Peters.
Der monumentale Grabstein trägt (siehe Anhang) u.a. die Inschrift: „Er erwarb
Deutschostafrika für sein Vaterland“. Unkommentiert steht hier ein Ehrenmal für "Hänge-
Peters", so sein Spitzname, den er bekam, nachdem er seine schwarzafrikanische
Dienstmagd und ihren Geliebten Ende des 19. Jahrhunderts hat aufhängen lassen und das
gesamte Dorf dem Erdboden gleich gemacht hatte. Oscar Baumann, der österreichische
Afrikaforscher und zeitweilige Mitarbeiter von Peters, schrieb 1892 in einem Brief an seine
Eltern:
„Im übrigen ist er halb verrückt, seinen Boy, der sich ein geringfügiges Vergehen
habe zuschulden kommen lassen, ließ er hängen, ebenso später sein
Frauenzimmer. Alles um ihn rum geht krumm vor Hieben. 100 -150 Hiebe sind an
der Tagesordnung. Es ist kaum zu glauben, welche Angst die Leute vor Peters
und seinen Leuten haben. Den eigenen Leuten geht er doch zu weit. Ich, der ich
gewiss nicht zu den Zahmsten gehöre, muss gestehen, dass mich solches
Vorgehen anwidert.”1

Bereits 1985 ist dem Grab der Status als Ehrengrab aberkannt worden, und der Carl-
Peters-Platz heißt inzwischen Berha-von-Suttner-Platz. Aber auf dem Stadtfriedhof
Engesohde steht weiterhin unkommentiert das Grabmal mit seinen glorifizierenden
Inschriften.

Des Weiteren befindet sich auf dem Engesohder Friedhof in der Abteilung 15 das Grabmal
von Otto von Emmich. General von Emmich ist nach den Artikeln 23, 25, 27 und 28 der
„Haager Landkriegsordnung“ von 1907 als Kriegsverbrecher zu bezeichnen. Er befehligte
nach dem völkerrechtswidrigen Überfall des Deutschen Reiches auf Belgien die „Eroberung
von Lüttich“, die verbunden war mit unfassbaren Verbrechen gegen die belgische
Zivilbevölkerung, namentlich Plünderungen, Brandstiftungen, Massenhinrichtungen und
Vergewaltigungen. 850 Zivilist*innen wurden dabei allein in Lüttich umgebracht und 1300
Häuser niedergebrannt.

„Noch während des Kriegs ließ die Stadt Hannover 1917 unter Stadtdirektor Heinrich Tramm
und auf Kosten der Stadt Hannover auf dem Stadtfriedhof Engesohde ein monumentales
Ehrengrab für von Emmich errichten. Damit sollte einerseits die Kriegführung
propagandistisch unterstützt werden, andererseits das Image der Stadt patriotistisch
aufgewertet werden. Das von Stadtbaurat Paul Wolf entworfene und vermutlich von Ludwig
Vierthaler ausgestaltete Grabmal in Form eines Mausoleums sollte hierzu bewusst an das
Grabmal des Gotenkönigs Theoderich erinnern.”2

Es ist an der Zeit, den „Schlächter von Lüttich“ seiner „Ehren“ zu entkleiden und der
Grabstelle den Ehrengrabstatus zu entziehen.
An den Grabmälern von Carl Peters und Otto von Emmich sollen Hinweisschilder aufgestellt
werden, auf denen über die Gräueltaten der beiden Verbrecher informiert wird und die
zudem OR-Codes enthalten, die über Internet-Seiten weitere Informationen über die
Biografien und Verbrechen von Carl Peters und Otto von Emmich bereithalten.