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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage Städte wagen Wildnis?
Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Limmer am 18.05.2022
TOP 6.4.3.
„Das Projekt "Städte wagen Wildnis" fügt sich in die kommunale Biodiversitätsstrategie ein, die die Landeshauptstadt Hannover seit Jahren erfolgreich verfolgt. Lebensräume sollen geschützt Artenvielfalt in der Stadt gefördert werden“ schreibt die Verwaltung auf ihren Webseiten [1].
Teil dessen ist die Strecke der alten Kohlebahn in Linden. Dazu gehörte eine mit Brombeeren bewachsene Fläche im Bereich Schwarze Flage. Diese wurde Anfang März 22 komplett gerodet.
In diesem Zusammenhang frage ich die Verwaltung:
1. Warum wurden die Brombeerbüsche entfernt und was ist für diese Fläche geplant?
2. Wenn ein Grund das Auslaufen des mit Bundesmitteln geförderten Projekts „Städte wagen Wildnis“ ist, warum wurde das Projekt nicht mit eigenen Mitteln fortgeführt und wie hoch wäre der Mitteleinsatz pro Jahr gewesen?
3. Welche Erkenntnisse hat man aus dem Projekt gewonnen und wie lassen sich die Ergebnisse an gleicher oder anderer Stelle umsetzen?
[1]
https://www.hannover.de/Service/Presse-Medien/Landeshauptstadt-Hannover/Meldungsarchiv-f%C3%BCr-das-Jahr-2021/Brombeerr%C3%BCckschnitt-im-Gleisbett-der-alten-Kohlebahn
Antwort der Verwaltung:
Zu 1. In Hannover liegen über das gesamte Stadtgebiet verteilt zehn Wildnis-Flächen. Eine dieser Flächen ist der Gleistrog der ehemaligen Kohlebahn auf dem Abschnitt zwischen dem ehemaligen Kohlenentladehaus Nähe Küchengarten und der Bardowicker Straße (Stadtbezirk Linden-Limmer). Das Gebiet ist der Selbstentwicklung überlassen. Veränderungen am Vegetationsbestand sind nur vorgesehen, soweit sie z. B. im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht erforderlich sind oder den Gleisstrang verdecken.
Im Stadtbezirk Linden-Limmer befindet sich außerdem der Grünzug „Lindener Berg“, zu dem der Bereich Schwarze Flage zählt. Auf dieser Fläche sind die Wildnis-Inseln zu finden sowie ein angepasstes Mahdregime, das verschiedenartige Nutzungs- und Pflegeintensitäten erforderlich macht.
Im Rahmen des Projekts wurde u. a. auf diesen Flächen ein neuer, zukunftsorientierter Umgang mit Grünflächen im städtischen Raum erprobt. Die Natur bekam mehr Raum zur Entwicklung, indem die Pflegeeinsätze (wie Mähen, Baumschnitt, etc.) je nach Fläche seltener durchgeführt oder ganz eingestellt wurden. Gleichzeitig gibt es aber auch Flächen, auf denen es weiterhin wichtig ist, pflegerisch einzugreifen. Nämlich dort, wo bereits Arten leben, die schützens- und erhaltenswert sind und unter einer Verbuschung leiden würden oder wo invasive Neophyten (z. B. Armenische Brombeere) vorzufinden sind.
Insbesondere die Beseitigung der Armenischen Brombeere erfordert oftmals umfassendere Eingriffe und Pflegemaßnahmen. Auf der Wildnis-Fläche „Lindener Berg“ war dies wegen des massiven Vorkommens der Armenischen Brombeere, was durch die Begleitforschung der Leibniz Universität Hannover nachgewiesen ist, notwendig. Zeitnah soll eine Wildblumeneinsaat erfolgen. Die Bekämpfung invasiver Neophyten ist eines der Ziele der kommunalen Biodiversitätsstrategie und hat daher Relevanz. Alle Wildnis-Flächen werden nach definierten Pflegeplänen gepflegt und unterhalten.
Zu 2. Das durch das Bundesamt für Naturschutz geförderte Projekt „Städte wagen Wildnis“ hatte eine Laufzeit von 2016 bis 2021. Es war von Anfang an befristet angelegt und umfasste mehrere beteiligte Städte. Der Projektzeitraum stellte eine initiale Phase dar, um konventionell und intensiv gepflegte Grünflächen zu „Stadtwildnis-Gebieten“ zu entwickeln, die sich entweder eigendynamisch entwickeln oder ein Mosaik aus unterschiedlichen Nutzungs- und Pflegeintensitäten bilden. Auch nach Projektende wird der Wildnis-Ansatz sowie die Erhaltung und Pflege der Flächen besonders im Hinblick auf die Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität weiterverfolgt.
Zu 3. Das Projekt „Städte wagen Wildnis“ wollte die Artenvielfalt im urbanen Raum stärken und erhöhen sowie innovative Wege beim Umgang mit innerstädtischen Grünflächen gehen. Über ein neues „ästhetisches Leitbild“ sollte sich die Einstellung und Akzeptanz der Bevölkerung bezüglich „wilder“ Flächen ändern.
Auf verschiedenartigen Projektflächen wurden wurde Stadtwildnis erprobt und durch zahlreiche öffentlichkeitswirksame Aktionen begleitet. Die Veränderungen auf den Flächen wurden regelmäßig wissenschaftlich untersucht und ausgewertet. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist ausstehend.