Antrag Nr. 15-0721/2016 N1:
Erklärende Tafeln an den Straßenschildern der Hindenburgstraße

Inhalt der Drucksache:

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Erklärende Tafeln an den Straßenschildern der Hindenburgstraße

Antrag

Antrag zu beschließen:

Unter allen Straßenschildern der Hindenburgstraße wird möglicherweise eine erklärende Tafel mit folgendem Text angebracht:

1916 benannt nach Paul von Hindenburg (1847 -1934)
Genaralfeldmarschall,als Kriegsheld verehrt, verbreitete die Dolchstoßlüge,
1925, 1932 zum Reichpräsidenten gewählt, ernannte Hitler zum Reichskanzler

Die Kosten trägt der Bezirksrat Mitte.

Begründung

Ein Straßenname ist ein Erinnerungsraum und bedeutet nicht nur platt die Ehrung einer Persönlichkeit.

Dieser Erinnerungsraum stellt dar:
a. die namensgebende Persönlichkeit und Strömungen ihrer Zeit,
b. die Umstände, die zur Benennung geführt haben,
c. den Zeitgeist, der zur Beibehaltung des Namens ohne erklärende Tafel geführt hat,
d. die Bewohner, die dort gelebt haben oder leben
e. auch nicht als letztes: die heutige Bewertung die namensgebende Persönlichkeit

Dieser Erinnerungsraum umfasst also viel mehr als nur eine Ehrung.

Warum wehren sich Anwohner mit allen Mitteln gegen Umbenennungen? Nicht wegen der überschaubaren Mühen und Geldausgaben. Nein, sie wehren sich, weil ihnen mit dem Namen etwas von ihrer Heimat genommen wird. Sie tragen übrigens keine Schuld an dem Namen, den sie vertrauensvoll im Laufe der Zeit als Teil ihrer Heimat angenommen haben.


Im Fall von Paul von Hindenburg hat der Beirat „Namensgebende Persönlichkeiten“ darauf hingewiesen, dass Hindenburg zum Entstehen der Nazi-Diktatur beigetragen hat.

Diese Erkenntnisse sind nun überhaupt nicht neu oder irgendwann einmal unbekannt gewesen, wie man das bei den Verfehlungen von Hinrich-Wilhelm-Kopf sagen kann.

Die Straße heißt nun bald ein Jahrhundert so. Sie wurde zu Lebzeiten Hindenburgs so benannt, weil man Hindenburg als einen genialen Kriegshelden ansah. Die 3. Oberste Heeresleitung heckte schon vor Ende des 1. Weltkrieges die Dolchstoßlüge aus. Diese wurde dann nach der Niederlage von von Hindenburg vertreten. Sie hat der Demokratie der Weimarer Verfassung entscheidend geschadet und die Entwicklung nationalistischer Kräfte gefördert. Hindenburg wurde in demokratischer Wahl 1925 und - gegen Hitler übrigens – 1932 zum Reichpräsidenten gewählt. Er ernannte Hitler zum Reichskanzler und unterschrieb unter anderem das Ermächtigungsgesetz. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Jahrzehnte der Name Hindenburg als unproblematisch angesehen. Ja, noch 1965 wurde eine Straße in Hannover „Zur Hindenburgschleuse“ benannt. Auch der Zeitgeist der grob gesagt „Adenauerjahre“ gehört zu einer Erinnnerungskultur.

In einer erklärenden Tafel kann nicht an alle Aspekte erinnert werden. Der vorgeschlagene Text versucht aber die aus heutiger Sicht wichtigsten Eckpunkte anzureißen und zum Nachdenken und Nachlesen anzuregen.

Dabei sollte auch klar werden, dass nationalistische Strömungen oft der Grund sind, dass selbst in demokratischen Wahlen Persönlichkeiten an die Macht kommen, die demokratische Grundsätze nicht achten, wie wir das derzeit in einigen Ländern beobachten müssen.