Antrag Nr. 15-0686/2019:
Legendenschild für Straßenschilder des Ernst-August-Platzes

Inhalt der Drucksache:

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Legendenschild für Straßenschilder des Ernst-August-Platzes

Antrag

Antrag zu beschließen:

Die zuständigen Stellen der Landeshauptstadt werden um Formulierungsvorschläge für den Text eines Legendenschildes unter Straßenschildern des Ernst-August-Platzes gebeten, welches den Namensgeber erklärt, aber auch auf die problematischen Aspekte seiner Regierung hinweist.

Begründung

Nach der derzeitigen Darstellung von Ernst-August in der Öffentlichkeit unterstützt von der Benennung eines Brauhauses und eines Einkaufszentrums muss der unkundige Bürger den Eindruck gewinnen, dass dieser König ein guter Herrscher war, dem sein Volk treu ergeben war. Das ist falsch.

Der von ihm begonnene Verfassungskonflikt von 1837 war ein Eingriff in das damals geltende Rechtssystem und war auch nach den Maßstäben seiner Zeit ein Rechtsbruch.
Er wird allgemein als Staatsstreich bezeichnet, so auch in Band 2 der des Werkes „Geschichte der Stadt Hannover“:


Es kam über 3 Jahre zu einer erbitterten Gegenwehr der Bürger, in dem Ernst-August
nicht nur die Göttinger 7, sondern so ziemlich die gesamte deutsche Öffentlichkeit gegen sich hatte. Besonders lange wehrte sich die Ständeversammlung, die nach der Verfassung von 1819 einberufen wurde. Sie weigerte sich bis in Jahr 1839 beschlussfähig zu werden, teilweise dadurch, dass Deputierte nicht gewählt wurden, teilweise dadurch, dass sie nicht erschienen. 1839 wurden sogar widerspenstige Deputierte mit der Polizei in die Kammer getrieben.

Den besten Beweis für sein nicht in die Zeit passendes Handeln liefert Ernst-August selbst, der 1840 schrieb: Ich bin der erste und einzige in Deutschland, der den Radikalen entgegengetreten ist.

Seine reaktionäre Politik hat zur Revolution von 1848 beigetragen, unter deren Druck hat er allerdings eine liberale Verfassung zugelassen, die auch nach dem Sieg der Reaktion bei Gegenwind durch die Ständeversammlung erst 1855 wieder zurückgenommen wurde.

Bei einem der Gegenspieler - Wilhelm Rumann wurde dieses Legendenschild im Jahre 2005 aufgehängt. Der Text wurde mit der Spenderin und innerhalb der Verwaltung mit der Erinnerungskultur und der Stelle für Straßenbenennungen abgestimmt.

„von König Ernst-August 1839 wegen Verfassungstreue des Amtes enthoben“


Was hier möglich ist, sollte auch für den Ernst-August-Platz gelten.

Einer derzeit möglichen unkritischen royalistischen Rückbesinnung sollte man dadurch entgegenwirken, dass auch die problematischen Aspekte seiner Herrschaft auf einem Legendenschild mitgeteilt werden.

Außerdem sollte herausgestellt werden, welcher die vielen mehr oder weniger rühmlichen Träger gleichen Namens hier der Namensgeber ist.