Antrag Nr. 15-0637/2017:
Errichtung einer Informations- und Präventionsstelle zu Cannabis und Cannabiskulturen unter Leitung des "Cannabis-Socialclub" - Hannover e.V.

Inhalt der Drucksache:

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Errichtung einer Informations- und Präventionsstelle zu Cannabis und Cannabiskulturen unter Leitung des "Cannabis-Socialclub" - Hannover e.V.

Antrag

Der Bezirksrat beschließt:

Eine Einrichtung einer Präventions- und Informationsstelle mit dem Schwerpunkt Cannabis und Marihuana in Linden/Limmer. Die Leitung und der Betrieb wird dem "Cannabis Socialclub"- Hannover übertragen.

Begründung

"Cannabis ist die illegale Droge, deren Konsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland mit Abstand am Weitesten verbreitet ist. Etwa jeder zehnte Jugendliche (9,7 %) und jeder dritte junge Erwachsene (34,5 %) hat schon einmal Cannabis konsumiert. ...

Der Anteil Jugendlicher, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, ist im Vergleich zu 2011 wieder etwas angestiegen. In der Gruppe der weiblichen Jugendlichen ist der Anstieg statistisch signifikant. In der Gruppe der jungen Männer und jungen Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren liegen die 12-Monats-Prävalenzen im Jahr 2015 höher als noch in den Jahren 2010/2011." (Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2015, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)

Cannabis-Konsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen führt nach wie vor zu Problemen, die die Drogen-Prohibitionspolitik der vergangenen Jahrzehnte in keiner Weise gemindert hat. Alle Versuche, die Drogenaffinität bei Jugendlichen durch Verknappung und Kriminalisierung zu senken, sind gescheitert. Das Gegenteil ist eingetreten: Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden ist immens, gleichzeitig verschärft sich die Drogensituation unter der Prohibition immer weiter.

Es fehlt im Stadtteil an einer offen und repressionsfrei zugänglichen Möglichkeit für erwachsene Konsumenten, Eltern und Jugendliche, sich umfassend, vertrauensvoll und lokal beraten zu lassen. Um eine zukunftsorientierte Jugendarbeit zu gewährleisten, ist eine zeitgemäße Interventionsform unerlässlich. Weiterhin wird der Jugend- und Verbraucherschutz gefördert, da dort illegal erworbenes Marihuana und Cannabis vom Besitzer anonym auf Streckmittel untersucht werden kann welche, anstatt der gewünschten Wirkung, erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen (z.B. Blei, Quarz, Pflanzenschutzmittel).

Dadurch erschließt sich die Möglichkeit, anonymisierte Fakten und Daten erheben zu können, um auf dieser Grundlage den Erfolg der Maßnahme zu bewerten und weitere oder modifizierte Präventions- und Interventionsangebote einzuleiten.

Die Cannabis- Präventions- und Informationsstelle
- leistet Aufklärung über die körperliche und seelische Wirkung von Cannabisprodukten
- klärt auf über Risiken und Nebenwirkungen von Cannabiskonsum
- bietet Hilfe für abhängige und abhängigkeitsgefährdete Jugendliche und vermittelt an die geeigneten Hilfseinrichtungen
- unterstützt die Gründung von Selbsthilfegruppen und betreut sie
- erreicht die Jugendlichen und sucht das offene Gespräch anstatt durch ein unglaubwürdiges Verbot und die Androhung von Strafe Distanz zu staatlichen Angeboten zu schaffen
- Klärt über die Gefahren durch sog. „legal Highs“ auf Trägt zur Deeskalierung und Versachlichung der Diskriminierungs- und Affinitätsproblematik bei
Der Cannabis Socialclub setzt sich für eine liberale, wissenschaftlich fundierte Drogenpolitik ein. Die Legalisierung von Cannabis in Sinne von Deeskalation, Entkriminalisierung, Jugend- und Verbraucherschutz, freier Wahl des Heil- und Genussmittels sowie der damit verbundenen Bürgerrechte mündiger Menschen für moderaten und verträglichen Konsum von Cannabis ist Ziel und Zweck des Vereins. Aus diesem Grund ist es plausibel, die Trägerschaft der Einrichtung an eine vernetzte, kompetente und transparente Organisation zu übergeben.