Antrag Nr. 15-0564/2020:
Unangemessene Würdigung: Pontenhof soll umbenannt werden

Informationen:

Beratungsverlauf:

Antragsteller(in):

Gemeinsamer Antrag von Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Bezirksratsherrn Milkereit und Bezirksratsherrn Weinmann

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".

Unangemessene Würdigung: Pontenhof soll umbenannt werden

Antrag

Die Verwaltung wird aufgefordert, ein Verfahren zur Umbenennung des Pontenhofs im Stadtteil Seelhorst einzuleiten und dem Bezirksrat Döhren-Wülfel neue Namensvorschläge vorzulegen. Die Anwohner*innen sind bei der Suche nach einem neuen Namen aktiv einzubeziehen (in gleicher Weise wie bei zuletzt durchgeführten Verfahren zur Umbenennung) und sollen Vorschläge einbringen können. Gleichzeitig soll (möglichst im Zusammenwirken mit dem Büro „Städtische Erinnerungskultur“) ein Legendenschild in Auftrag gegeben werden, dass auf die frühere Bezeichnung „Pontenhof“ und die wenig rühmliche Rolle des Namensgebers in der Zeit der NS-Diktatur verweist, die schließlich zur Umbenennung geführt hat.

Begründung

Der Pontenhof wurde 1974 nach dem Schriftsteller Josef Ponten benannt. Nach der Installierung des NS-Machtapparats suchte er die Nähe zum NS-Staat und ließ sich und sein Werk durch die Nationalsozialisten protegieren (z.B. Vortragsreisen, Literaturpreise). Er unterstützte die NS-Propaganda und unterzeichnete schon 1933 einen Treueeid auf Adolf Hitler.
Ein vom Rat der LHH eingesetzter wissenschaftlicher Beirat hat nach eingehender Prüfung im September 2018 empfohlen, die Straße umzubenennen und dies u.a. damit begründet, dass Ponten aktiv an der Propagandaarbeit des „Dritten Reiches“ mitgewirkt habe. Im Rahmen einer Anhörung auf der Sitzung des Bezirksrats am 7.11.2019 haben Vertreter des wissenschaftlichen Beirats diese Haltung bekräftigt und die Empfehlung zur Umbenennung wiederholt.
Den Antragsteller*innen ist zugleich bewusst, dass sich in Pontens Leben und Wirken auch Ambivalenzen sowie der Versuch einer Distanznahme zum NS-Staat nachzeichnen lassen. Dennoch sind wir der Überzeugung, dass seine Haltung und seine Taten zwischen 1933 und seinem Tod 1940 keineswegs dafür geeignet sind, ihn mit der Benennung einer Straße in Hannover zu würdigen.
Den Antragsteller*innen geht es ausdrücklich nicht darum, Hannovers Geschichte vor und während der NS-Diktatur aus dem Stadtbild zu verdrängen. Im Gegenteil: Ein ergänzendes Legendenschild böte die Möglichkeit, auf den früheren Namensgeber der Straße hinzuweisen und kurz zu erläutern, warum man sich zu einer Umbenennung entschlossen hat. Das wäre ein starkes Zeichen einer aufgeklärten, erinnerungs- und geschichtsbewussten Stadtgesellschaft.