Antrag Nr. 15-0536/2023:
Gedenktafel für Sigi Rapaport

Inhalt der Drucksache:

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Gedenktafel für Sigi Rapaport

Antrag

Der Bezirksrat möge beschließen:
Die Verwaltung wird beauftragt, eine Gedenktafel für Sigi Rapaport am Gebäude der Escherstraße 23 oder in unmittelbarer Nähe anzubringen bzw. aufzustellen, um an das Schicksal des Jungen zu erinnern.

Begründung

Vom 25. Januar bis 17. Februar 2023 fand im Deutschen Bundestag die Ausstellung „Sechzehn Objekte – siebzig Jahre Yad Vashem“, präsentiert durch den Freundeskreis Yad Vashem e. V. und die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem, statt.
In dieser Ausstellung werden sechzehn Objekte, je eines aus den heutigen sechzehn Bundesländern Deutschlands, präsentiert. Die Objekte eint, dass sie einer Familie oder einer Person gehörten, die einst in Deutschland lebte und selbstverständlicher Teil der Gesellschaft war. Sie wären unscheinbare Alltagsgegenstände geblieben, wenn sie nicht für unzählige Leben und Gemeinschaften stünden, die zerstört wurden. All diese Objekte befinden sich heute in der Sammlung von Yad Vashem.
Für diese Ausstellung kehren diese Gegenstände zum ersten Mal nach Deutschland zurück.
Für Niedersachsen ist der Brief von Sigi Rapaport an seine Mutter Miriam Teil der Ausstellung. Sigi Rapaport wurde 1933 geboren und lebte mit seiner Familie in der Escherstraße 23, bis sie 1938 nach Polen deportiert wurden. Polen weigerte sich jedoch, die Familie aufzunehmen; sie wurde umgehend nach Deutschland zurückgeschickt. Der Vater, Moritz-Moses, wurde eingesperrt, die Mutter, Miriam, erkrankte und wurde in ein Krankenhaus eingewiesen. Die vier Kinder der Familie gingen Tag für Tag vom Krankenhaus zum Gefängnis, um ihre Eltern zu besuchen. Schließlich wurde der Vater nach Polen deportiert, wo sich seine Spuren verlieren. Die Tochter Resi (heute Varda) wurde nach England geschickt, in der Erwartung, ihre Geschwister würden sich ihr anschließen, doch die in Deutschland verbliebenen Familienangehörigen wurden nach Riga deportiert. 1944 wurde Paul, der jüngste Sohn, nach Auschwitz, Miriam und ihre Kinder Paula und Sigi nach Stutthof deportiert.
In Stutthof wurde Sigi von Schwester und Mutter getrennt, doch es gelang ihnen mittels Briefen, die sie im Lager hin- und hergehen ließen, Kontakt zu halten. Einer dieser Briefe blieb erhalten und wird im Archiv von Yad Vashem aufbewahrt. Den Brief hat Sigi als 11-jähriger an seine Mutter geschrieben. Sigi starb 1945 auf einem der Todesmärsche der Männer, die Stutthof verlassen mussten. Seine Mutter starb etwa zwei Wochen nach ihrer Befreiung an Typhus. Paula überlebte und gab den Brief ihrer Schwester Varda Cohen, die ihn dem Yad Vashem Archiv übergab.

Mit der Errichtung einer Gedenktafel soll an das Schicksal des Jungen erinnert werden. Die Ausstellung wird nach der Zeit im Deutschen Bundestag als Wanderausstellung durch Deutschland ziehen.
Eine Präsentation der Ausstellung in Hannover wäre wünschenswert und ein guter Zeitpunkt zur Enthüllung der Gedenktafel.

Textquelle: https://www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/our_collections/bread.asp