Antrag Nr. 15-0139/2020:
Verkehrsberuhigung Lindener Markt - testweise Entlastung vom motorisierten Individualverkehr

Inhalt der Drucksache:

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Verkehrsberuhigung Lindener Markt - testweise Entlastung vom motorisierten Individualverkehr

Antrag

Der Bezirksrat möge beschließen:


1. Die Verwaltung wird gebeten, die Straßen Lindener Marktplatz, das Teilstück Stephanusstraße zwischen Lindener Marktplatz und Gartenallee sowie das Teilstück der Davenstedter Straße auf der Höhe des Lindener Marktes testweise für drei Monate vom motorisierten Individualverkehr zu entlasten. Für die Umsetzung ist externer Sachverstand einzubeziehen, wie bspw. das Mobilitätsnetzwerk der Region Hannover. Für die ansässigen Geschäfte werden für den Zeitraum der Sperrung Lieferzonen eingerichtet und Lieferzeiten ausgewiesen. Der Linienbus kann weiterhin die Durchwegung nutzen oder über die Blumenauer Straße ausweichen. Es wird angeregt, auch den Parkplatz auf dem Lindener Markt in die Testphase einzubeziehen.

2. Während der Testphase werden im Rahmen einer Bürger*innen-Beteiligung, in die Anwohnende und Gewerbetreibende mit einbezogen werden, ein Ideenwettbewerb initiiert und die Erfahrungen evaluiert.



3. Im Nachgang zur testweisen Verkehrsberuhigung des Lindener Marktplatzes erarbeitet die Verwaltung für den Lindener Markt ein Entwicklungskonzept, das als eine Variante auch die Schließung der Straße Lindener Markt für den motorisierten Individualverkehr und eine Erweiterung der Marktfläche für die Markttage im Straßenbereich der Straße Lindener Markt einbezieht. Das Konzept soll als Zielstellung den Lindener Markt zu einem zentralen Stadt- und Marktplatz mit hoher Aufenthaltsqualität entwickeln und für zukünftige Nutzungsanforderungen ertüchtigen. Dazu sind Aufpflasterungen, Begrünungen, Sitzgelegenheiten, nachhaltige Mobilitätsangebote, Angebote für Kinder und Jugendliche etc. mit einzubeziehen. Das Konzept ist dem Stadtbezirksrat vorzulegen. Dem Aspekt der Verkehrssicherheit ist ein hoher Stellenwert einzuräumen.

Begründung

Der Lindener Markt ist ein über die Grenzen des Stadtbezirks hinaus beliebter Marktplatz. Nicht nur an Markttagen lädt er mit seinen Einkaufsmöglichkeiten und Cafés Menschen ein, zu bummeln, zu verweilen und das Leben in Linden zu genießen. In den letzten Jahren hat sich auch die angrenzende Stephanusstraße zu einer beliebten Einkaufsstraße entwickelt.

Die Verkehrsverbindung zwischen Falkenstraße und Küchengarten wird allerdings auch als Durchfahrtsstraße und Abkürzung für den Durchgangsverkehr genutzt. An den beiden Markttagen, aber immer wieder auch an normalen Werktagen, kommt es zu gefährlichen Verkehrssituationen. Insbesondere Kinder sind vor allem in den Kreuzungsbereichen und an Engstellen gefährdet oder werden nicht mehr alleine zum Marktplatz oder zu den Geschäften in der Stephanusstraße gelassen. Auch ältere Menschen und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen fühlen sich durch die Zunahme des motorisierten Individualverkehrs verunsichert.

Bei der testweisen Verkehrsberuhigung sollen Aufenthaltsqualität und Verkehrssicherheit im Vordergrund stehen, Bürger*innen sollen alternative Konzepte der städtischen Raumnutzung und Mobilität ausprobieren und gestalten können. Dabei soll herausgefunden werden, wie man den Lindener Marktplatz und die Stephanusstraße nachhaltig sicherer und lebenswerter gestalten kann.

In eine parallel zur Testphase durchgeführte Beteiligung können verschiedene Aktionstage mit Rundgängen und Workshops eingebunden werden. Auch die Planung für die Neugestaltung der angrenzenden Falkenstraße kann von dem Testprojekt profitieren. Der Busverkehr kann in der Achse Stephanusstraße/Lindener Markt belassen werden. Im Zuge des bevorstehenden Ausbaus der Falkenstraße sollte jedoch eine Führung der Buslinie über die Blumenauer Straße und Falkenstraße in Erwägung gezogen werden.

Der nördliche Bereich des Lindener Marktplatzes könnte durch die Sperrung für Kraftfahrzeuge wieder seinen Platzcharakter zurückerhalten. Die Fläche kann für Cafés, Gaststätten, Anwohner/innen und Gäste entwickelt werden. Dazu gehört die Überlegung, im Platzbereich Sitzgelegenheiten zu schaffen und die Fläche für Kinder und Erwachsene nutzbar zu machen, bspw. mit der Einrichtung einer Boulebahn.

Der Auftrag an die Verwaltung, eine Erweiterung der Marktfläche am Lindener Markt und die Schließung der Straße Lindener Markt für den motorisierten Individualverkehr zu prüfen, soll die Voraussetzungen schaffen, dem Stadt- und Marktplatz mehr Fläche und mehr Aufenthaltsqualität zu geben und das Marktgeschehen für Händler und Kunden zu entzerren.

Gerade in Linden-Mitte besteht eine große Bereitschaft, bei guten Angeboten des ÖPNV und der Einkaufgelegenheiten, auf den motorisierten Individualverkehr zu verzichten. Eine 2017 erstellte Umweltbewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums kommt zu ähnlichen Ergebnissen. In Großstädten wollen sich die Menschen unabhängiger vom Auto machen. Es gäbe einen signifikanten Bewusstseinswandel.